Rundschau.
Stuttgart, 2. Ja». Gestern vormittag 10 Uhr wurde der 42 Jahre alle Johann Michael Stnmpp, Tagiöhner von GaiSburg, verheiratet, Vater von 3 Kindern, am Engcnsplatz aufgesunden und ins Katharinenhospital verbracht, woselbst er nach kurzer Zeit starb. Nach dem ärztliche» Erfunv ist Sinmpp wahrscheinlich in betrunkenem Zustand an der betreffenden Stelle gefallen, eingc- schlasen und bei der herrschenden Kälte erstarrt. Aeußerliche Verletzungen hatte derselbe nicht.
Lllllffen, 2. Jan. Unser Stadtpfarrer Schmid, auch in Stuttgart, wo er früher ein Institut leitete, eine wohlbekannte Persönlichkeit, wurde heute mittag 2 Uhr bei einem Spaziergang auf offener Straße von einem Herzschlag betroffen und war sofort tot.
Schorndorf, 1. Jan. Ein nicht unvermöglicher Bauer und Weingärtner der Gemeinde Hebsack nahm sich vorgestern dadurch das Leben, daß er sich an der Ofenstange seines Wohn- und Schlafzimmers erhängte. Eine im Auslande lebende Tochter des Verstorbenen begehrte neuerdings die Ansbezahlnng ihres groß- elterlichen Vermögens und der Mangel an den nötigen Geldmitteln mag wohl die Ursache des Selbstmordes gewesen sein.
Niederstetten, 1. Jan. Vorgestern wurde von dem Fürste» Albert von Hohenlohe Jaxtberg die hiesige Gemcindejogd abge- halten: es wurden gegen 100 Hasen geschossen. — In der vergangenen Nacht fiel der Thermometer bis auf 22" unter Null.
Ulm, 1- Jan. Seit Freitag abend fehlt ein hiesiger, 30 Jahre alter, vcrheirater Metzgermeister. Die Angehörigen vermuten, daß demselben ein Unglück zugestoßen ist.
Ulm, 3. Jan. Bei der heute vormittag stattgefundenen Sprengung der in der Blau angestauten Eismassen durch Pioniere war der Krach ein so gewaltiger, daß er in der ganzen Stadt gehört wurde. Die Fensterscheiben in der dem Buchhändler Ebner gehörigen „Oberen Bleiche", zwischen hier und Söflingen gelegen, in deren Nähe die Sprengung vorgenommen wurde, wurden fast sämtlich eingedrückt und auch eine größere Anzahl Ziegel vernichtet; die Sprengung selbst war nicht von dem gehoffte» Erfolg begleitet,
Biberach, 3. Jan. In vergangener Nacht brach in der Ulmerstraße im Gasthaus zur Rose Feuer aus. Die Kälte erschwerte den Dienst unserer braven freiwilligen Feuerwehr bedeutend; die Maschinen waren auf der glatten Schlittenbahn kaum zu transportieren und die Spritzen mußten durch Eingießen von kochendem Wasser erst verwendbar gemacht werden. Trotz alledem gelang cs, den Brand auf seinen Herd zu beschränken. Durch die Nachbarn wurde das Vieh und vieles Inventar gerettet. Die Ursache des Brandes ist noch nicht aufgeklärt.
Vom Federsee, 1 . Jan. Seit mehreren Tagen hat der Federsee eine sehr starke Eisdecke, die zum großen Bedauern unserer Jugend nicht zum Schlittschuhlaufen benützt werden kann, da di- darautlagcrnde Schneemasse daran hindert. Dagegen benützen sie unsere Bierbrauer zur Eisgewinnnng, und Wagen an Wagen fährt in die Stadt, um die Eiskeller zu füllen.
Ans dem Oberamt Hall, 1. Jan. Bei den Bohrungen auf Sole in der Nähe von Tullau ist man nun, wie dem H. T. mitgcteilt wird, ans Salz gestoßen.
Jlshofen, 3. Jan. Nachdem schon vor mehreren Woche» einer der am 6. Dezember durch Brand Beschädigten, der Zim- mermaun Hafel, in Haft genommen worden, wurde nun auch noch die Verhaftung eines anderen hiesigen Zimmermanns, Müller, angeordnet; derselbe wurde nach Hall abgeliefert.
Gerabronn, 3. Jan. Eine aus Kirchberg gebürtige Magd, die hier im Dienst war, wurde wegen KindSmords verhaftet. Der Scktionscrfund an der Leiche des auigcfundenen Kindes ergab gewaltsame Tötung.
Ans dem Oberamt Gerabronn, 3. Jan. Ein schreckliches Unglück ereignete sich gestern in Spielbach. Beim Fällen von Eschen im Walde wurde der fleißige Holzhauer Bach von einem zu Fall kommcndtn Baume so unglücklich getroffen, daß er alsbald tot war. Der Bedauernswerte hintcrläßt eine Witwe mit 7 Kindern.
Saulgau, 3. Jan. Der 16jährige Brauerlehrling A. Kästle von Nonnenweiler verbrühte sich vor einigen Tagen an beiden Armen derart, daß er an den erlittenen Brandwunden starb. Heute fand seine Beerdigung statt.
Aus San Nemo, 3. Jan., wird der A. Ztg. telegraphiert: Der Zustand des Kronprinzen ist seit gestern unverändert; der Katarrh und dev Reiz im Kehlkopfe dauern fort, die Stimme
klingt ziemlich rauh. Die Nachrichten von einer besorgniserregenden Verschlimmerung des Befindens sind unrichtig. Ferner wird demselben Blatte von gutnnterrichteter Seite von der ligurischen Reviere, geschrieben, daß es dem hohen Patienten „gottlob viel besser geht und daß Aussicht auf völlige Genesung vorhanden ist".
Wien, 4. Jan. Die Lage wird als ausgehellt und weniger bedrohlich erachtet- Bei dem jüngsten Aufenthalt der ungarischen Minister wurde das Wehrgesetz geregelt, dessen Vorlage in den Parlamenten bevorsteht.
New-Aork, 3. Jan. Die Grubenarbeiter in der ganzen Anthracit-Region von Pennsylvanien, ausgenommen diejenigen im Wyoming-Thal, haben die angekündigte Lohnreduktiou zurückge- wicsen und drohe», die Arbeit für sechs Monate einzustellen.
Petersburg, 1. Jan. Der Czar hat dem Oberlieutenant Zoulew, Militär-Attachö in Wie», persönlich seine Zufriedenheit ausgesprochen über den Bericht betreffend die österreich-ungarrische Armee. Zoulew, welcher zum Hauptmann im Generalstabe ernannt wurde, hat vor einigen Tagen im Saale des Generalstabs- Gcbäudes vor einer großen Zahl von Offizieren einen Vortrag über die Militärverhältnisse Oesterreich-Ungarns gehalten.
Madrid, 30. Dez. Unweit Avilo fand gestern ein Eisenbahnunglück statt, wobei 20 Personen getötet und 38 schwer verletzt wurden.
Madrid, 1. Jan. Das Journal „El Correo" meldet aus Carthagena, daß gestern Abend im dortigen Theater ein Mackler, welcher einen Sperrsitz inne hatte, einen Selbstmord verübte, indem er eine angezündete Dynamitpatronc in seinem Mund explo- diren ließ. Stücke der Hülse wurden auf die Bühne geschleudert und eine Dame, welche auf einem benachbarten Sperrsitz saß, erlitt leichte Verletzungen im Gesicht. Das Gas im ganzen Gebäude erlosch durch die Kraft der Explosion und das Publikum geriet in große Unruhe, doch kam weiter kein Unfall vor.
— Auf der Heimkehr von Fürth wurde bei Hohenberg auf offener Landstraße eine bejahrte Viktualienhändlerin mit ihrem 13jährigen Sohn erschlagen und ihrer geringen Barschaft beraubt.
— Dienstag abend kam es in Saarbrücken zu einem Rencontre zwischen Burschen aus dem benachbarten Malstatt-Burbach und einer Patrouille des 70. Infanterie-Regiments. Bei den daraus sich entwickelnden Tätlichkeiten erhielt einer der jungen einen Stich in das Auge, der noch in derselben Nacht den Tod herbeiführte.
— Der Vanqnicr Falk von Northeim ist seit voriger Woche mit Hinterlassung bedeutender Schulden entflohen, nachdem ihm vor etwa 14 Tagen auf Antrag der Staatsanwaltschaft sämtliche Geschäftsbücher mit Beschlag belegt worden waren.
— (Zum Schutz gegen Typhus) kochen die Leute imOhio- Thale jetzt ihr Trinkwasser, wodurch die schädlichen Organismen darin getvdtet werden. Am Besten mundgerecht wird das abgekochte Wasser mit einem Zusatz von Malz und Hopfen.
— (Chicago macht sich.) Sein Umsatz beträgt jetzt im Durchschnitt wöchentlich 7 MM. Dollars mehr als in der entsprechenden Woche von 1886.
— (Wegen des durch die Dürre in Süd-Illinois) herbeigeführten Wassermangels lassen die Eisenbahnen dort Tag für Tag Wasserzüge laufen. Die Stadt Litchficld im County Montgomery ist in der angenehmen Lage, Wasser verkaufen zu können und erziehlt damit eine hübsche Einnahme. Sie versieht eine ganze Anzahl Ortschaften mit Wasser.
— (Seit die Stadt Atlanta, Ga.,) unter der Temperenz- fnchtel steht, wird dort „Reisbier" getrunken, nachdem entschieden worden, daß Bier, welches aus Reis gebraut ist, nicht berauschend ist. Der Verüber dieser wunderbaren Entscheidung sollte zu lebenslänglichem Reisbier verdammt werden. Sein Strafurteil würde nicht lange dauern.
— (In Oregon) scheint es riesenhaft starke Ureinwohner zu geben. Neulich wurde einer derselben bei Baker City getödtct. Er wog 1400 Pfund. Es war ein riesiger Bär anö der Familie derer von „Grizzly".
— (Der neue Expreßzug von Omaha) nach San Francisco wird in Zukunft die Strecke in 72 Stunden machen. Mau wird also in San Francisco am vierten Tag ankommen und der Ueber- gang vom Schnee zu blühenden Rosen wird desto überraschender wirken.
(Zerstreut.) Professor A.: „Sagen Sie, Herr Kollege, wenn stehen Sie denn Morgens eigentlich immer auf ? — Professor B.: „Sobald ich morgens erwache, stehe ich sofort auf. Manchmal erhebe ich mich allerdings auch schon bedeutend früher.