Neueste Nachrichten.

Versailles, 3. Tez. Vom Kongreß wurde Sadi Carnot mit 616 Stimmen znm Präsiden­ten der Republik gewählt.

Rundschau.

Cannstatt, 1. Dez. Vor einigen Tagen verletzte sich, wie der N.-B- berichtet, der Metzgermeister Wilhelm Krauter an der Hand; er beachtete seine Wunde nicht und arbeitete ruhig weiter. Es trat Blutvergiftung ein und der Bedauernswerte mußte in das Katharincnhospital nach Stuttgart verbracht werden, wo er so schwer daruiederliegt, daß an seinem Auskommen gezweiselt wird.

Reutlingen, 1. Dez. In der oberen Wohnung von Wirt Hummel zur Buudeshalle wurden vorgestern abend mittels Ein­bruchs 1800 ^ gestohlen. Ein Verdächtiger wurde laut Kreis- Zeitung noch gestern verhaftet.

Aalen, 1. Dez. Heute früh vor 7 Uhr entstand hier Feuer­lärm. Es brannte eine dem Oekonomen Otto Anderwert ge­hörige Scheune in dem Weiler Erlau, eine Viertelstunde von hier entfernt. Das massiv gebaute Haus brannte vollständig aus. Es liegt höchst wahrscheinlich Brandstiftung vor.

Ravensburg, 30. Nov. Der frühere Laudsäger Pfeiffer, der in der Nacht vom 20. auf 21. Oktober sein Wohnhaus in Weingarten auzündete, hat sich, heute nachmittag im Gefängnis erhängt.

Von der hohenzollernschen Grenze, 1. Dez. Vorgestern entstand in einer Wirtschaft in Burladingen zwischen zwei erst jüngst vom Militär heimgekehrten Kameraden Streit, wobei der eine, Schuhmacher Hauser, seinem Gegner Dehner ein Bierglas mit solcher Gewalt auf den Kopf schlug, daß derselbe an den er­haltenen Verwundungen gestern früh starb. Der Thäter wurde sofort verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis nach Hechingen verbracht.

Calw, 30. Nov. An der neuerbauten Stadtkirche wird gegenwärtig der Turm mit Schiefer gedeckt. Nun widerfuhr dem Meister, einem Ulmer, im Innern des Turmes das Mißgeschick, mehrere Meter tief abzustürzen, doch kam er mit einer stark ver­stauchten Schulter davon. Ein zweiter Unglücksfall trug sich zu an dem Neubau eines Eiskellers des Bierbrauers D. Ein erst eine Woche verheirateter Flaschnermeister wollte bei Eintritt der Dunkelheit vom Dache steigen, siel aber infolge eines Fehl­tritts durch den Schacht in den Keller hinab. Da kein Arbeiter mehr da war, so blieb der Verunglückte l'/s Stunden bewußtlos unten liege»; nachdem er alsdann wieder zu sich gekommen war, konnte er sich, obwohl mühsam, auf der Leiter retten, liegt aber nun schwer verletzt und mit einigen gebrochenen Rippen, durch welche die Lunge verletzt zu sein scheint, darnieder.

Slllz a. N , 28. Nov. Erst sind 8 Tage verflossen, seitdem mit der Korrektion der Straße, die von hier nach Oberndorf führt, begonnen wurde und schon hat sich dabei ein Unglücksfall ereignet. Am letzten Samstag geriet nämlich der Taglöhner Andreas Schnell von hier zwischen 2 Rollwagen, wodurch ihm ein Bein so zer­quetscht wurde, daß er für längere Zeit arbeitsunfähig sein wird. An demselben Tage stürzte ein 5jähriges Mädchen von der ziem­lich hohen Brücke, die vor dem Tunueleingang über die Eisenbahn führt, auf den Bahnkörper, merkwürdigerweise ohne Schaden zu nehmen.

Mllnderkillgen, 29. Nov. Das etwa drei Jahre alte Söhn- leiu des Bürstenfabrikanlen I. Menne warf in der Küche, während die Großmutter mit anderem beschäftigt war, eine Schüssel mit siedeudheißer Fleischbrühe vom Herd herab und verbrannte sich dabei Hals und Brust derart, daß cs gestern mittag unter großen Schmerzen starb.

Von der badischen Grenze, 28. Nov. Am Samstag morgen wurde laut Tuttl. Grb. der Mörder Greiner von Jmmendingen mit der Bahn nach Engen überführt, wo er bis auf weiteres im Spital untergebracht wird. Das Befinden der Verletzten ist den Umständen entsprechend ordentlich, jedoch ist die Lebensgefahr bei dreien nicht ausgeschlossen.

San Nemo, 28. Nov. Eine Anschwellung unter den Kiefer- drüseu, welche sich kurz vor dem Auftreten des Oedems gebildet hatte, hat sich während der letzten Tage sehr bedeutend vermindert. Da solche Drüsenanschwellungen bei Krebsfällen als ungünstige Symptome angesehen werden, betrachten die Aerzte jetzt bei deren schwinden ein günstiges Symptom.

Wien, 30. Nov. Nachrichten der Neuen Presse aus Teplitz zufolge steht auch der Nelsonschacht unter Wasser; im Fortschritts- schachte wird der Eintritt von Wasser heute erwartet; der Quellen­spiegel des Teplitzer Stadtbades ist um 4 vm gefunken.

Ncw-Aork, 30. Nov. Johann Most ist des Vergehens, in einer öffentlichen Versammlung zu Gewallthaten aufgereizt zu haben, schuldig befunden worden. Das Urteil wird am Montag verkündigt,

Ein Frankfurter Rentier ließ sein wertvolles Reitpferd weil cs nach ihm gebissen hatte, im Stall erschießen.

Dienstag morgen entstand in der Eisengießerei und Metall­warenfabrik von PH. König in Wiesbaden Feuer. Das einstöckig aus einfachem Holzfachwerk gebaute, freistehende Gebäude ist voll­ständig nicdergebrannt.

Die Allgemeine Zeitung meldet, der Leipziger Bank­direktor Jerusalem habe sich selbst erschossen. Er wurde in einem Münchener Hotel aufgefunden.

Auf dem DampferSchölten" befanden sich ganz be­trächtliche nach Amerika bestimmte Weinsendungen Bingener, Rüdes- heimer und Kreuznacher Firmen im ungefähren Werte von ca. 120000 ^ Die Weine sind selbstverständlich versichert.

Die Witwe des Anarchisten. Die dem Anarchisten Spies vor seiner Hinrichtung angetraute Mina van Zandt hat gedroht, daß sie sich das Leben nehmen würde. Sie ist jetzt im Begriff, diese Drohung zu erfüllen und will Hungers sterben. Vorletzten Montag begab sie sich während des furchtbaren Sturmes zu Pferde auf den Friedhof, auf dem die Leichen der Hingerichteten beerdigt wurden, ließ den Sarg des Spies öffnen und überzeugte sich, daß er wirklich tot sei. Als sie in ihre Wohnung zurückge­kehrt war, weigerte sie sich entschieden, Nahrung zu sich zu neh­men. Vergebens dringen ihre Verwandten und Freunde in sie sie scheint ihrem Entschlüsse treu bleiben zu wollen.

Vorbereitung. Landpfarrer (zu einem Brautpaare, das am nächsten Tage getraut werden soll):Es ist ein bedeutsamer, für das ganze Leben entscheidender Schritt, den ihr unternehmen wollt. Seid ihr auch würdig vorbereitet?" Bräutigam:Freili' san mer's, Hochwürden. A Kalbl, a Sau und a vierzig GänS und Ant'n san fcho ag'stocha i"

Ein deutscher Ingenieur. Der Erbauer der Drachcnfels- Zahnradbahn in Königswinter nnd der ähnlichen Bahn auf den Malberg bei Ems, Ingenieur Kuntze, ist in den Dienst der hol­ländischen Regierung getreten und vor vier Wochen nach Ostindien abgereist. Am 22. November kam er mit seiner Familie auf dem DampferPrinses Wilhelmina" in Padang auf Sumatra an, um dort sofort den Bau von Hafen- und Bergbahnen in Angriff zu nehmen.

Am 23. dS. wurde bei Sunthausen (bad. Baar) ein Schwager des Dichters Max Schneckenburger tot mit abgeschnit­tenem Halse ausgefunden. Ob hier ein Verbrechen oder Selbst­mord vorliegt, wird die Untersuchung wohl ergeben; doch vermutet man das letztere.

In der Strafanstalt zu Kassel ist Freitag mittag der An­staltsdirektor Koldawey, sowie ein Aufseher von einem Sträfling lebensgefährlich in die Brust gestochen worden.

Bei der Fabrikation von Salpetersäure entstand in der Schwefelsäurefabrik in Heiligenstadt (Oesterreich) durch Entzün­dung eines Kastens Feuer. Obwohl der Brand im Entstehen bemerkt wurde und von den Fabrikarbeitern selbst augenblicklich Löschversuche gemacht worden sind, griffen die Flammen dennoch ungemein rasch um sich. Der 35jährige Schmiedgehilfe Franz ! Janek wurde, als er die emporschlageuden Flammen erblickte, un­wohl ungemein aufgeregt. Man transportierte den Arbeiter sofort in die Wohnung seiner Dienstgcberin, und kaum dort angelangt, starb Janek infolge eines Schlaganfalls. Beim Bergen der Säuren aus dem brennenden Trakte erlitten drei Feuerwehrmänner leichte Brandwunden an den Händen.

(Ein Versehen.) In einen Karlsruher Handschuhladen trat ein junger, woHlgeschniegelter Studiosus, die Schreibmappe unterm Arm; er bot dem Ladenpersoual einen freundlichen Gruß, aber Nieniand antwortete, Niemand beachtete ihn auch nur. Kaum aber hatte er den Wunsch, ein Paar Handschuhe zu kaufen, aus­gesprochen, als ihm Höflichkeit entgegengebracht wurden. Der Ladenbesitzer entschuldigre sich verlegen, man habe ihn wegen des Päckchens unter dem Arm für einen Geschäftsreisenden gehalten. Die arme Reisenden!