Vom Schwarzwald, 6. November. Ein Unteroffizier des s. würltembergischen Infanterieregiments Nr. 125, ein Norddeutscher, welcher in Spaichingen Rekruten abholen sollte, schimpfte iu einer dortigen Wirtschaft derart über die Schwaben, indem er mit „dumme Schwaben, Sau-Schwaben" u. s. w. um sich warf, daß ihm schließlich bedeutet wurde, er solle sein Quartier, das Gasthaus zur Krone aufsuchen, wobei ihn Landjäger Merz begleitete, um ihn vor angedrohteu Hieben zu schützen. Wenige Schritte vor der Krone stürzte der Unteroffizier auf den nichts ahnenden Landjäger los, riß ihm sein Seitengewehr heraus und versetzte ihm damit 5 wuchtige Hiebe auf den Kopf, so daß derselbe zwischen Leben und Tod schwebt. Der Unteroffizier ist jestgenommen.
Ulm, 5. November. Vom Münsterbau schreibt die U. S.: Die Achteckshöhe wird nunmehr rasch erreicht sein und kann sodann zur weiteren Erhöhung des Baugerüstes am Hauptturm geschritten werden. Die hiezu nötigen 150 Kubikmeter tannenes Bauholz sind bereits zur Lieferung vom Münsterbauamt ausgeschrieben.
— 6. November. Gestern nachmittag wurde ein bei einem Auszug beschäftigter verheirateter Taglöhner von einem Backstein, der sich infolge Herunterlassens eines Gegenstandes an dem im Hause befindlichen Aufzug aus der Giebelöffnung im 5. Stock (Dachstock loslöste, so unglücklich auf den Kopf getroffen, daß an seinem Aufkommen gezwcifclt wird.
In Ulm wurde einem Postunterbediensteten, während er sich zur Bestellung seiner Pakete i» die Häuser der Adressaten begab, kin größeres Paket von seinem Wagen gestohlen. Der Polizei gelang cs, die Diebin in der Person einer schon öfters bestraften Frauensperson in dem Augenblicke festzunehmen, als solche aus dem städtischen Leihhause in Neu-Ulm trat, woselbst sie die in dem fraglichen Paket enthaltene» Gegenstände versetzt halte. Nach langem und frechem Leugnen bequemte sie sich zu einem Geständnis.
Mettenlierg, OA. Leutkirch, 5. November. In der Scheuer des Sattlers Amon Bnchmanu brack heute vormittag Feuer aus, welches dieselbe mit dem größten Teil ihres Inhaltes zerstörte. Das angebaute Wohnhaus konnte durch rasches Eingreifen der Feuerwehr gerettet werden; doch wurde beim Flüchten des Mobiliars vieles verdorben-
Ravensburg, 5. November. Vor einigen Tagen wurde hier laut Ob. Anz. ein Fabrikarbeiter fcstgeuommeii, welcher dringend verdächtig erscheint, an seiner Ehefrau einen Vergiftungsversuch gemacht zu haben durch Beimischung einer noch nicht bekannten Substanz in den Morgenkaffee.
Von der hohenzollernschen Grenze, 6. November. Dieser Tage wurde in dem benachbarten Burladingen eine Kiste mit den Wcrtbeständen des Heiligen-, Kirchcnrcparatur- und Baufouds, in Summa 170 000 Mark, gestohlen. Gestern früh fand mau die We wieder auf freiem Felde in der Nähe der Wohnung des HeiligenpfiegerS Mayer anscheinend unversehrt. Die von der Staatsanwaltschaft Hechingen alsbald eingeleitete Untersuchung ergab jedoch, daß nur die amtlich außer Kurs gesetzten Effekten unberührt geblieben waren, welche den Sperrvermerk nicht trugen (3200 Gulden österr. Rente) fehlten. Es wurde ermittelt, daß gestern bei einem Banquier in Stuttgart ein Teil des Gestohlenen verkauft wurde. Die der That dringend Verdächtigen, nämlich her Heiligenpfleger Mayer und der Gemeindercchner Pfister, Werden vermißt.
In Cannstatt fütterte ein Weingärtver seine 3 Kühe mit gefrorenen Rüben, worauf alle drei krepierten.
Berlin, 6. Nov. Der Kaiser hatte eine gute Nacht, keine Schmerzen und zeigte sich bei dem Vorbeiziehen der Wache am Fenster. Vormittags empfing der Kaiser den Prinzen Heinrich und den General Albedhll und wird Nachmittags den Vortrag des Grafen Bismarck entgegennehmen.
Berlin, 6. Nov. Der russische Botschafter Graf Schuwalow hat nunmehr amtlich die bevorstehende Ankunft des Kaisers Alexander für Milte des Monats angekündigt. Der Zar weiß noch nicht, an welchem Tage er Hierselbst eintreffen wird; doch ist in Aussicht genommen, daß er vormittags gegen 10 Uhr hier ankommen und vor Mitternacht nach Petersburg weiter reisen wird.
— Der Verein der Spiritusfabrikanten Deutschlands setzte gestern eine Commission ein, um neue Versuche zur Bildung eines Spiriiusringes zu machen. Prof. Miaskowski ist aus dem Land- tvirthschaftörcith ausgetreten.
— Berliner Blätter, so die „Voss. Ztg." und die „Post ,
bringen au leitender Stelle Aitikel, in denen die baldige Einführung eines neuen Jnfanteriegewehres von kleinerem, und zwar acht Millimeter Kaliber als unbedingt notwendig hingcstellt wird, obgleich wir bekanntlich erst vor einem Jahre das neue Repetiergewehr cingeführt haben. Die Artikel verdienen Beachtung, weil sie dem Vernehmen »ach der Ansicht der maßgebenden Instanzen und gewisse», bereits eingeleiteten Vorbereitungen entsprechen. Es ist anzunehme», daß wir mit der Einführung eines Gewehrs von kleinerem Kaliber uns von anderen Staaten nicht werden znvor- kommen lassen.
— Der Ingenieur Julian Mohr und der Geschäftsführer Liepmann in der mechanischen Spinnerei und Weberei der Herren Gebr. Ginsberg in Berlin, welche sich in Zawicrcie (Polen) befindet, sind in der Nacht zum Donnerstag durch Kohlcn- dunst erstickt.
In Berlin kamen zwei Knaben, welche allein sich zu Hause befanden und mit Zündhölzchen Wäsche in Brand gesteckt hatten, durch Ersticken ums Leben.
München. (Schlechter Witz.) In einem Gasthanse an der Lilienstraße bezahlte am Samstag abend ein Soldat die Kellnerin mit einem Markstück, daß er vorher am Ofen heiß gemacht und dann ans den Tisch gelegt halte. Das Mädchen verbrannte sich hiebei die Hand und wurde vor Schrecken und Schmerz nahezu ohnmächtig, der Veranlasser dieses schlechten Scherzes wurde von den anwesenden Gästen nach Empfang von ein paar Ohrfeigen hinausgeworfen.
Das Jnbilämnsgeschenk des Prinzregenten für den Papst besteht aus einem gänzlich aus haarfeiner Seide gesticktem Bilde, Christus am Kreuze umgeben von Engeln darstellend. Dasselbe wurde im Marienstiste zu München unter Leitung von Fräulein Marie Görres von 6 Damen in 2'/2 Jahren nach der Kopie eines alten Kupferstiches, die von König Ludwig II. bestellt, vom Priuzregeuten erworben wurde, ausgeführt.
— Im Eiskeller der Hansa-Brauerei in Lübeck wurde ein 25jähriger Arbeiter durch eine ins Rutschen gekommene Eisscholle von circa 14 Zentner Schwere total zerquetscht. Die Leiche konnte erst, nachdem die Scholle gesprengt, unter derselben hervorgezogeu werden.
Wien, 5. Nov. Der Wiener Erfinder des Repetiergewehres Schulhof, strengt einen Patentprozeß gegen Lebel an. Derselbe habe mit ihm wegen Erwerbung des Gewehres unterhandelt, dann die Unterhandlungen abgebrochen, und Theile des Gewehres für sein Lebelgewehr benützt.
Wien, 6. Nov. Aus Sofia meldet man, daß One bewaffnete Bande in der Umgegend der bulgarischen Hanpstadt ansgetaucht sei. Die Gendarmerie griff die Insurgenten an, verhaftete 6 und zerstreute die klebrigen.
Bei der Aufführung der „Sieben Schwaben" in Wien war der Andrang ein so starker, daß die Abendkassen für Logen und Sitze geschlossen werden mußten und abermals viele Hunderte das Theater verließen, ohne Zutritt finden zu können.
Nom, 6. Nov. Die italienische Regierung ist entschlossen, ihre Truppen aus Masfauah zum Schutze des italienerfrenndlichcn Assaorti-Stammes ausrücken zu lassen, falls Ras Alula denselben angreift.
Petersburg, 5. Nov. Trotz aller Dementis ist die Nachricht von Truppenverstärkungen an der deutschen und österreichischen Grenze wahr. Gleich nach Manöverschlnß wurde die Kavallcrie- divison des Kasan'schen Gouvernements an die österreichische, die Moskauer Kavallerie-Division an die deutsche Grenze verlegt. Die Dislokation war bereits Anfangs dieses Jahres anbefohlcn gewesen. —
Sofia, 5. Nov. Die Herzogin Clementine übernahm die Garantie von fünf Millionen für Waffenlieferungen einer belgischen Waffenfabrik an Bulgarien.
Konstantinopel, 6. Nov. Die hiesige rumänische Gesandtschaft ist von ihrer Regierung ermächtigt worden, die Gerüchte über eine bevorstehende Zusammenkunft des Prinzen Ferdinand mit dem Könige von Rumänien, sowie die Abreise Bratianos nach Berlin und eine Reise Stambnlows nach Bukarest zu dementiren.
New-Aork, 6. Nov. Der „Atteutatsversnch" gegen den Präsidenten des Oberlandesgerichts in Washington, Mr. Walte, erweist sich als Schwindel. Ein Journalist, Namens Sheburne, Hopkins in Washington hat gestanden, daß er ein Paket mit völlig harmlosem Inhalt an den Präsidenten gesandt habe, um aus dem hierüber an die Blätter zu sendenden Berichte Geld zu machen!^