Rundschau.
UllN, 2 l. August. (A u szeich » u « g.) Herr MechauikuS Sunderhaus hat in letzter Zeit verschiedene Kunstwerke, so kin kleines Dampfschiff und eine Eisenbahn, angeferligt, Wie IMS derselbe heute mitteilt, ist er für morgen an das kgl. Hof- leger »ach Friedrichshafen berufen worden, um dort seine Arbeiten dem Könige vorznzeigen. — Bekanntlich befindet sich während der Badesaison eine Niederlage des Herrn Emil Sünderhauf in Wildbad, Hauptstraße 99, im Hanse des Herrn Kaufmann Treiber.
Stuttgart, 19. August. Der hier bei Herrn Hofschieferdecker Schneider in Arbeit stehende 30 Jahre alte Nikolaus Enzen vom Kanton Bern stürzte gestern vom Bahnhofgebäude herunter und erlitt hiebei verschiedene Verletzungen an den Rippen und der Lunge, so daß er schwerkrank im Katharincnhospital darniederliegt.
In' Wiesenstetten, OA. Horb, hat der Sohn des dortigen Schultheißen Hank die Tochter des Hirschwirts Schäfer daselbst mittels eines Revolvers erschossen und dann sich selbst eine Kugel in den Kopf geschossen, so daß er schwer verwundet darniederliegt und an seinem Aufkommen gezweifelt wird. So viel man vernimmt, liegt ein von den beiden gemeinsam geplanter Selbstmord vor; über die Beweggründe zu solchem ist noch nichts Näheres bekannt.
Aus dem Schmiechathal, 16. August. Die vielen Schafherden, welche auf den ausgedehnten Grasflächen unserer Berge zu weiden pflegen, haben Heuer bereits angefangen infolge spärlichen Futters diese Gegend zu verlassen und ihre Winterweiden am Neckar, Rhein und Main aufzusuchen. Desgleichen sind viele auf den Höhen gelegene Dörfer seit einiger Zeit genötigt, ihren Wasserbedarf infolge anhaltender Trockenheit aus den Thälern in Fässern herbeizuführen. Dagegen trifft man, da rauhere Obstsorten hier gepflanzt werden, viele mit Obst beladene Bäume und schön stehende Kartoffelfelder, die, was Güte betrifft, treffliche Ware liefern.
Ein Schuhinachergksclle von Endersbach, OA. Waiblingen, ging mit seinem Meister aufs Feld, um Korn zu schneide». Derselbe gebärdete sich bald infolge der großen Hitze wie irrsinnig, so daß er ins Krankenhaus nach Waiblingen gebracht werden mußte. Möchte dieser Fall zur Warnung dienen, bei derartiger Hitze die Wohnung unbedeckten Hauptes nicht zu verlassen.
Aus Franken, 18. August. Vorgestern verunglückte der Sohn des Bahnwarts Gebhardt vom Posten Nr. 12 zwischen Röthenbach und Lauf auf schreckliche Weise. Derselbe benützte auf dem Heimwege von der Rückendorser Kirchweihe die Bahnstrecke, wurde aber daselbst von dem daherbransenden Zug ck09 überfahren und augenblicklich getötet. Der Kopf wurde buchstäblich vom Rumpfe getrennt.
Ravensburg, 18. August. Gestern nachmittag fand die gerichtliche Sektion des erstochenen Restaurateurs Nägele statt; der Mörder Ströhle wurde durch den Stationskommandanten geschlossen ins Haus seines Opfers gebracht. Heute früh fand unter allgemeinster Teilnahme die Beerdigung Nägelcs statt.
Friedrichshafen, 18. August. Gestern ist die Wirtschaft mit Oekonomiegcbäude zur Sonne in Untertheuringen, welches Anwesen einem vom württembergischen Unterlande hierher verzogenen Landwirte Namens Weiler gehört, total abgebrannt. Trotzdem, daß daö Feuer bei Tage auskam, konnte bei dem herrschenden Wassermangel an eine Rettung des umfangreichen Ge- bäudekomplexes nicht gedacht werden. Die nähere Ursache über das Entstehen des Brandes ist zurzeit unbekannt.
In Metzingen brannte das Maschinenhaus der Rvtgcrberei von Gebrüder Fischer nieder.
Vor acht Tagen wurde in Flacht bei Lconberg die 70jährige Ehefrau des Waldmeisters Eßig von einer Fliege in die Hand gestochen, was sie anfangs gar nicht beachtete; die Geschwulst »ahm aber überhand und die Unglückliche starb an Blutvergiftung.
In Heidelberg hatte ein Schneider einen Anfall von Epilepsie, fiel vom Tisch, und wurde nachher tot unter der Nähmaschine hkrvorgezogcn.
Das Feuer im Hertogenwalde brennt in der Unterschicht- >vrt, und zwar bis 1,50 Meter Tiefe. Der Verlust des belgischen Staates stellt sich bis jetzt folgendermaßen: Verbrannt und 500 Hektaren, und zwar 300 Hektaren Tannen, 100 Hetären Buschholz und 100 Hektaren Heidekraut. Die Tannen stnd mit 1000 Frcs., das Buschholz mit 500 Frcs. abgeschätzl, >° daß der Gesamtverlust 350 000 Frcs. beträgt. Nach Ansicht
der Fachmänner, die an Ort und Stelle thätig sind, muß man, wofern nicht starke Regengüsse eintreten, darauf rechnen, daß das Feuer noch 4 Wochen fortglühen kann.
Am 14. August brannten in Sklltarie 1200 meist hölzerne Häuser nieder, auch die griechische und armenische Kirche wurden ein Raub der Flammen. Ein Verlust an Menschenleben ist nicht zu beklagen.
Zürich. Der Fabrikbesitzer Sulzer-Ernst von hier, ein routinierter Berggängcr, 45 Jahre alt, stürzte am Samstag auf einer ungefährlichen Stelle des Sanetsch-Paß (Wallis) in Begleitung Professor Ritter am Polytechnikum in einen Abgrund. Er wurde tot aus der Schlucht geholt. Die Leiche wurde hierher gebracht. Wahrscheinlich ist er an einer Banmwurzel gestrauchelt.
— Nach den „Narodni Listy" stießen Bergleute im neu- angcbohrten Schachte in Kattenberg bei 27 Meter Tiefe auf reiche Silberadern. Die Auffindung der neuen Silberadern rief in der alten Bergstadt die freudigste Sensation hervor.
In Weißenburg a. E. trafen 800 Mitglieder der Krieger- Vereine des Königreichs Sachsen ein, besuchten den Geisberg und die übrigen Punkte, wo am 4. August 1870 um den Besitz von Weißenburg gekämpft wurde, und legten auf den dort befindlichen Massengrabstätten der Gefallenen Kränze nieder.
— Eine Dame, Frau von Bütten aus Rotterdam, hatte am Nationaldenkmal auf dem Niederwald das Unglück, daß ihre Kleider, wahrscheinlich durch eine weggcworfene brennende Zigarre, Feuer fingen und trotz sofortiger Hilfe ihr Körper solche Brandwunden davontrug, daß man an dem Aufkommen der Dame zweifelt.
Aus Frankenthal schreibt mau der Fr. Z.: Nachdem erst kürzlich in einer Menagerie in Pirmasens ein Tierbändiger bei Ausübung seines gefährliche» Berufs seinen Tod fand, hätte heute der Tierbändiger Muß in der Montenegroschen Menagerie, welche zur Zeit hier ausgestellt ist, fast das gleiche Schicksal gehabt. Als derselbe in einem Käfig sich mit verschiedenen Bestien produzierte, packte ihn eines der Tiere an und brachte ihm eine Anzahl glücklicherweise nicht lebensgefährlicher Wunden an Armen und Rücken bei. Der Mann hatte noch so viel Geistesgegenwart, sich der Bestie zu entledigen, einen Schreckschuß abznfeuern und den Zwinger rasch zu verlassen. Die Zuschauer waren begreiflicherweise in Schrecken und Angst geraten.
Folgendes merkwürdige Gaunerstückchen von unglaublicher Frechheit meldet man dem „Pestcr Lloyd" aus Neapel: Zwei elegante Damen waren auf der Tcrasse eines vielbesuchten Ver- gnügungsortcs damit beschäftigt, ihr Eis zu schlürfen, als plötzlich in ihrer Nähe eine Equipage hielt, welcher ein höchst elegant gekleideter junger Mann einstig. Hastig näherte er sich den Damen und begann die eine derselben mit einer Flut von Vorwürfen zu überschütten, von denen die an den^Ncbentifchen sitzenden die Phrasen wie; „Sie sind eine schlechte Gattin, Madame" und „Ehebrecherin" und „Ihre Freunde hier ist Ihre Helfers- Helferin" verstanden. Als die Dame zu entgegnen versuchte, trafen die schönen Wangen der Sünderin zwei kräftige Ohrfeigen, welche die arme einer Ohnmacht nahe brachten. Unterdessen hatte der betrogene Ehemann sich vor dem Unwillen der Zeugen dieser rohen Szene in seinen Wagen gerettet und fuhr mit Windeseile davon. Plötzlich schrie die angegriffene Dame laut auf: sie hatte auf einmal den Schlüssel zu der eben erlebten Szene gefunden. An ihrem Halse fehlte ein großes, kostbares Diamantenkreuz im Werte von 4000 Lire. Sie war einem unglaublich brutalen und verwegenen DiebeSstreiche zum Opfer gefallen. Vom „eifersüchtigen Ehemanne" hat man keine Spur.
Kurnoristifches.
— Herr (in Berlin auf der Straße): Sie, Männeken, wonach riecht es denn hier so stark? — Fremder: Ja, ich kann Ihnen das nicht sagen, ich bin aus Magdeburg.
(In der Badeanstalt.) „Was kostet ein Billet zum Schwimmbassin?"
»Fünfzig Pfennig."
„Aber es hat ja eben geregnet, da kann das Wasser doch nicht so teuer sein."
(Der Gesuchte.) „Wo ist denn mein Dummkopf?" fragte naserümpfend ein junger Geck, indem er in einer Gesellschaft sich nach seinem Diener umsah. „Auf Ihren Schultern," bemerkte kurzgefaßt einer seiner Bekannten,