Prinzetz Marie von Württemberg
Seine Majestät der König und mit ihm das Königliche Haus, aber auch das ganze Land Württemberg ist von einem schweren Verlust betroffen worden. Nach jahrelangen Leiden ist in vergangener Nacht die Frau Prinzessin Marie Friederike Charlotte von Württemberg, die Schwester Sr. M, des Königs, nn Alter von 70 Jahren und 3 Monaten vcrscki-den. Mit dem Tode dieser hohen Frau ist eine Hand erlahmt, die nie müde wurde im Wohlthun, in der Hilfe für Arme und Notleidende, in der Linderung des Elends ganzer Familien, in der Fürsorge für verlassene Witwen und Waisen. Marth heiße Thrine wird bei der Kunde ihres Todes von Tausenden und Abertans« nden fließen, die sich ihrer Mildthätigkcit und ihres Wohlwollend zu erfreuen hatten; war doch im ganzen Lande kaum ein auf Wohlthätigkeit gegründeter Verein, kaum ein derartiges Institut, dem die edle Dahingeschiedene nicht durch eine hochherzige, reichlich spendende Freigebigkeit ihre Unterstützung und Fürsorge zugewendtt hätte; namentlich aber gilt dieses der Stadt Stuttgart, deren öffentliche Wohlthätigkeitsanstalten und Vereine hre besondere Zuneigung dauerd genossen. Außerdem n nßte d c Verstorbene in zartester und schoncndster Weise auf dem Wege der privaten Wohlrhätig- kcit bis ans Krankenbett und in die Hütte der Armen ihre Gaben teilweise persönlich zu spenden und der Segen und Dank Tausender wird ihr dafür übers Grab nachfo gen.
Prinzessin Marie Frieden!« Charlotte wurde am 30. Oktober 1816 als älteste Tochter des verstorbenen Königs Wilhelm auö erster Ehe mit der edlen Königin Katharina gevoren.
Hiesiges.
j—s Am 1. Januar hielt auch dr Bürger-Verein bei gutem Besuch seiner Mitglieder seine Weihnachts-Produktion im Hotel Frey ab. Das Programm von 10 Nummern wobei ernstes mit heiterem abwechselte, unter welchen namentlich hervorzuheben sind, die Mäuncrchöre: „Schäfers SonntagSlicd," „RöSlein im Walde," „Trinklchrc", „zwei Kärnthncr Quartette," „Chor der Priester" aus „Die Zanlerflöte" mit Klavierbegleitung; sämtliche Piecen bekundeten großen Fleiß und Tüchtigkeit sowohl von Seite dcö Direktors als auch der Sänger. Von den humoristischen NumcroS seien namentlich noch erwähnt: „Die zwei Kameruner," welche die Lachmuskeln aller sehr in Anspruch nahm und deshalb noch einmal wiederholt werden mußte. Es war ein schöner Abend, der den Mitgliedern des Bürger-Vereins noch lange in Erinnerung bleiben und sie ohne Zweifel zu neuer Thätigkcit in der Pflege des edlen VolkögesangS anspornen wird. Ein frohes Liedchen nach des Tages Last und Arbeit ist geistige Nahrung und erzeugt Eintracht und Frieden.
Ja, das, was uns zusammenhält,
Es ist der Töne Macht.
Der Verein veranstaltete Tags darauf noch eine Schlittenfahrt nach Neuenbürg, welche ebenfalls in heiterster Stimmung verlief.
Wundschcru.
— Seine Königliche Majestät haben durch Höchste Entschließung vom 26. Dez. den Freiherrn Wilhelm König von Königshofen, Badkommissär in Wildbad, zum Kammerherrn gnädigst ernannt,
— Der erste Gewinn der Wasseralfmgcr Kircheiiliaulotterie mit 10,000 ./A ist nach Frcudcnstadt gekommen, der zweite mit 2000 c/A ist von Herrn Friseur I. Schweikert in Stuttgart verkauft worden.
Eßlingen, 31. Dez. Nach einer Notiz in der „Neck. Ztg." sind mit der hiesigen Maschinenfabrik über den Bau von 30' Lokomotiven und 100 Eisenbahnwagen Verhandlungen angeknüpft, welche einen baldigen befriedigenden Abschluß erwarten lasten. Eine Anzahl von Personeuwagm für die w lrttembcrgische ( iseubahn- Verwalning bestimmt, steht am Bahnhof zur Ablieferung parat, wovon hauptsächlich die I und ist. Kll sse-Wagcn ins Auge fallen. Dieselben sind nach neuem System gebutt, an beiden Enden für II. Klasse und in der Mitte süe I. K'-asse eingerichtet. Auch ein neuer KönigSwagen ist gegenwärtig in Arbeit.
Horb, 1. Januar. In de r jung ten Tagen haben sich in unseren Oberamtsbezirk verschüdene Unglücksfälle ereignet. In Rexingcu stürzte ein Mai n, welcher m.t Tannenzapicnbrechen beschäftigt war, indem er von einer Tan re zur andern ich schwingen wollte, so unglücklich zur Erde, daß er sofort todt war. Dieses Wagnis hat schon mancher, der die Mühe scheute, von einer Tanne herab und auf die andere zu steigen, mit dem Leben bezahlt.
— Am Tage vor dein Christfest machte ein Wirt von Dettingen (HohenzvUern) eine Schlittenfahrt nach Horb, um verschiedene Einkänse zu besorge». Als er abends nach Hanse fuhr, scheine das Pferd außerhalb der Stadt, verließ die Straße und rannte die Neckarwiesen entlang. Es war ei» Glück, daß die Insassen des Schlittens hiebei herauSgeschlendert wurden, denn das Tier geriet in den Neckar und ertrank. Am andern Morgen wurde Pferd und Schlitten am oberen Mühiwchr hängend ansg.fnnden. Ter Eigentümer hat einen Schaden von ca. 500 zu beklage».
Von der Jaxt, l. Januar. Am Sylvester-Abend siel der Bauer Sprigel, ein noch junger Mann, vom Heuboden herab, brach das Genick und war sofort eine Leiche. Er hinterläßt Frau und ein Kind.
Von der Tauber, 2. Januar. Der um 12 Uhr 45 Min. mittags fällige Zug traf am vergangenen Donnerstag erst abends 4 Uhr 30 Min. in Werlheim ein. Derselbe erlitt zwilchen Brombach und Reicholzheim eine Entgleisung, die indeß kein weiteres Unglück im Gefolge halte.—In Brendlorenzcn ist am veigangencn Mittwoch abend 8 Uhr eine mit Heu und Stroh und landwirth- schafttichcn Geröchen wohlgefüllte Scheuer abgebrannt. Dem energischen Eingreifen der herziigeciltcn Feuerwehren ist es zu verdanken, daß daö Feuer nicht weiter um sich griff.
Lauslheim, 2. Januar. Durch einen Brand am 31. Dez. wurde ein Wohnhaus und eine Scheune total cingeäschert, zwei Besitzer und drei Familien sind vom Feuerschaden betroffen. Eine Familie rettete nur das nackte Leben.
— In der vergangenen Woche wurde in einem Dorfe au der unteren RemS eine etwa 88jährige Frau in die Sekte der Wiedertäufer ausgenommen. Zu diesem Zwecke erhielt sie die Wiedertaufe. In später Abendstunde begab sich die kleine Gesellschaft an die RemS. Die Neuangeworbenc und der Prediger traten in die kalten eisigen F-tuten und dreimal wurde der Täufling völlig untergctaucht.
— In Lfscilburg (Baden) brannte ein großer Teil der Aktien-Spinnerei ab.
Berlin, 1. Jan. In der Stadt, die anläßlich des Dienstjubiläums deS Kaisers bereits am Morgen reichen Flaggeuschmuck angelegt hatte, fand abendö eine festliche Illumination statt, die namentlich „Unter den Linden", sowie in den Hauptstraßen sehr glänzend war. Unter den Linden bewegten sich den ganzen Tag über dichte Volksmassen: der Kaiser wurde bei der Fahrt nach dem Dom, sowie bei der Rückfahrt von stürmisch-n Jubelrufen begrüßt.
— Der Köln. Ztg. zufolge sprach der Kaiser heute den Minister und ander» Abordnungen gegenüber seine volle Zuversicht in Erhaltung des Friedens aus.
— Wie die Schles. Ztg. mitteilt, hat der Papst an den Kaiser Wilhelm einen eigenhändigen Neujahrsgralulationsbrief gerichtet und demselben eine Abschrift der Nede beifügen lassen, mit welcher er die Glückwünsche des Kardinal-Kollegiums beantwortete.
München, 2. Jan. Die sämtlichen Erzbischöfe und Bischöfe Bayerns h«beu au den Prinz-Regenten anläßlich des Neujahr- Wechsels Grattilalionsschreibcn gerichtet, welche sehr loyal und patriotisch gehalten sind.
— Am 1. Mai l. Js. soll in der bayrischen Armee allgemein der preußische Militärhelm eingcführt werden.
— Die Nachricht, daß Fürst Alexander von Battenberg nach Bulgarien gereist sei, ist falsch.
Lauterecken, 1. Jan. Am Mittwoch Abend 6 Uhr wurde der Metzgermeister Mattet von hier beim Wiesweilcr Steinbruche von einem Strolche auf sein Geld angehalten und zur Herausgabe desselbcv energisch aufgcfordcrt. Der starke Metzger hatte sich tüchtig zu wehren und es wurden ihm beim Kampfe die Kleider zerrissen, bis er den unbekannten Wegelagerer in die Flucht schlug und nach Hause gehen konnte. Er hatte viel Geld bei sich, was wahrscheinlich der Taugenichts wußte.
Vom Glanthal, 2. Jan. Der Schlossermeister Hoffmann von Medard bei Meisenheim, welcher am 19. v. Mts. Geschäfte wegen nach Hundsbach ging, und von dort Abends nach seiner Heimat kehrte, ist bis jetzt trotz aller Bemühungen noch nicht aufgefunden worden. Man vermutet daß wenn er beim Abgang des Schnees nicht gefunden wird, ein Verbrechen vorlicgt.
— Aus Philadelphia wird der „Times" gemeldet, daß die dortigen Lagerbier-Brauereien die Löhne verringert haben, in Folge Dessen 2500 Brauer die Arbeit einstellten.