Amtsblatt für wildbad Anzeiger und Tagblatt für das obere Enztal.
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Nr. 288
Text der deutschen Antwortnote.
Di:: französische. Havas-Agentnr veröffentlicht eine ilebersetznng der deutschen dliiüvort auf die beiden Noten -es Verbands. Tie Uebergabe in Paris erföchte erst am Nontag vormittag: dir Verspätung soll du - gewifse Schwierigkeiten bei der Uebertraguug verursaa. orden sin. Ob der durch die Havas-Uebersetzung de ''.ge- zebene Inhalt dnrchatis zutreffend ist, niuß dahingegeUt -leiben, solange der amtliche Tech von der deutschen Negierung nicht veröffentlicht ist.
Die Deutsche Regierung legt Wert darauf, das Miß- oerstüiidilis zu beseitigen, wonach Deutschland znm Ausgleich für das augenblickliche Fehlen der amerikanischen Bevollmächtigten i i den vom Friedensvertrag vorgesehenen Kommissionen das Recht beansprucht, die Vertragsbestimmungen bezüglich der Auslieferungen von Personen, welche kriefS rechts miöriger Handlungen beschuldigt sind, und bezug ich der H e i m s ch a s s n ng de r K riegsges a n gene n abgeändert zu sehen. Die Heim- schafsimg der Kriegsgefangenen wurde gelegentlich der Ansliesernugssragc nicht envähnt.
Die deutsche Regierung hat schon vor dem Empfang der Note der Alliierten vom lt. November die Gründe geltend gemacht, welche eine Milderung der Aus- f ü h r ungsbe st i m in n n g e n des Friedensvertrags notwendig erfcheinen lassen. Diese Gründe verdienen nach wie vor ernsthafte Berücksichtigung seitens der Ententemächte. Die .deutsche Regierung hat nie ihre Zw stiiilmung betreffend die Inkraftsetzung des Vertrags von der Regelung dieser Frage abhängig gemacht.
Dann behandelt die deutsche Note die Schlußbestim- mung des Protokolls vom t. November, die von den Alliierten vorgeschlagen wurde, und nimmt Kenntnis von dem Willen des Obersten Rats, zu keinen anderen militärischen Z w a n g s m a st n a h m e n zu greifen, bis zu dem Augenblick, da der Friedensznstand durch die Inkraftsetzung des Vertrags wiederhergestel'.t sein wird, von wo an die Erfüllung der im Protokoll vorgesehenen Verpflichtungen nunmehr durch die allgemeinen Bestimmungen des Friedensvertrags, sowie durch die von Frank reich allgemein anerkannten Methoden des Völkerrechts garantiert sein wird. Unter diesen Umständen hält die deutsche Regierung die früheren Eiiimändc nicht aufrecht.
Die deutsche Regierung nimmt Kenntnis von der Absicht der französischen Regierung, die Gefangenen hefm- zuschafsen, sobald die Ratifikationen niedergelegt sind. Tie deutsche Regierung erhebt keinen Einwand gegen den Inhalt des Protokolls vom November hinsichtlich der verspät e t e n M e t a l l a b l i e s e r n n g e n und der Uebe r-- tretnng des Waffenstillstands, wobei sic immerhin erklärt, daß diese ihr nicht zur Last gelegt werden können.
Bezüglich der Versenkung der deutschen Flotte in Sea- pa Flow beschränkt sich die dentsche Regierung auf fol- gende Bemerkungen:
Der angebliche Widerspruch zwischen dem Memorandum vom 27. November und den Noten vom 28. Juni und 3. September besteht in Wirklichkeit nicht. Das Memorandum Prüft die juristische Seche der Angelegenheit und faßt die Argumente zusammen, die ein Schiedsgericht zu berücksichtigen hätte. Infolge eines Ucbers etzungs - sehlers ist der Sinn eines Teils des Brieses vom 9. INai des Admirals v. Trotha ganz verändert wiedergegeben worden. Aus dem Originaltext, sowie aus dem vorangehenden und nachfolgenden Text geht hervor, daß es sich um Anweisungen handelt, die den Marine- bevollmächtigten für die Unterhandlungen in Versailles gegeben wurden, und nicht um einen Befehl an Admiral v. Reuter, lote es die Note der Alliierten vermutet. In dem Befehl, der von Admiral v. Reuter am 17. Juni den Kommandanten der Kriegsschiffe übermittelt wurde und der von der britischen Admiralität veröffentlicht worden ist, wird gesagt, dast der Admiral erst dann zur Vernichtung der Schisse schreiten würde, wenn der Feind versuchen wollte, sich ihrer ohne die Einwilligung der deutschen Negierung zu bemächtigen, daß hingegen die Schiffe'dem Gegner zu übergeben seien, wenn die deutsche Regierung die Frjcdensbe- dingungen a n n i m m t.
Dieser Befehl beweist neuerdings, daß die irrige Auffassung, daß der Zustand des Waffenstillstands ausgehörl Wd der Kriegszustand von neuem eingetreren sei, den Ad
vonnersleig, 18. Dezember 1914
«chriftl.: Th. »>«, d«id« i« «Uld»-».
Mrgemg 83
miral v. Reuter vewog, feine Tat zu begeh, u Unter diesen Umstünden hielt er es für seine Psli ch r, nach den allgemeinen, für den Krieg gültigen Regeln zu handeln, die jedem Seeoffizier die Pflicht anserlegen, sein Schiff nicht in Feindeshand fallen zu lassen.
Neberdies existiert der nämliche Befehl in den Flotten G r oßbritanni e n s und F r antcei ch s.
Die d'eutsche Regierung hält die Auffassung, daß das beste Mittel, zu einer gerechten Lösung des Konflikts zu gelangen, sei, ihn dem internationale n S chiedsge- riehtshvf zu unterbreiten, ansrecht. Diese Maßnahme hätte in keiner Weise eine Verzögerung der Inkraftsetzung des Friedensvertrags zur Folge gehabt. Die deutsche Regierung kann es nur bedauern, daß die Alliierten sich auf einen entgegensetzten Standpunkt gestellt haben, nämlich, daß es sich uni einen Kriegsakt handle, dessen Erledigung den Siegern zukomme Die deutsche Regierung erklärt sich bereit, den deir a. und a. Negierungen durch die Zerstörung der Kriegsschiffe verursachten .Schaden wieder gut zu mache m
- Immerhin ist sie gegenwärtig nicht in der Lage, die Wiedergutmachung in der Weise, wie sie im Protokoll vom >. November vorgesehen ist, zu verwirklichen, denn aus der gewissenhaften Prüfung dieser Frage geht hervor, daß die Ausführung der in dem Protokoll niedergelegten Forde--nnM^dasZ-ezxtsche,WirZchastsleben unfehlbar aufs I ch werste gef nh'r den Tu P." DP Alliiert-n werR.n
nicht verlangen mucken, da,: p.e vc uw,-.' derartige neue Verpflichtung übernimmt.
Die deutsche Regierung hat eine Kommission von Sachverständigen beauftragt, den Vertretern der a. und a. Mächte diese Nachweistmgen vorzniegen.und zu . Häutern. Sie wird gleichzeitig bestimmte G e-g envo c s ch t ä g e über eine Art des Schadenersatzes machen, die, wenn sauch bei der gegenwärtigen Lage Deutschlands eine neue drük - cende Last bedeuten würde, doch nicht als mit seinen Lebensinteressen unvereinbar angesehen werden müßte.
Nachdem sich die deutsche Regierung grundsätzlich zu einer Entschädigung bereit erklärt hat. glaubt sie erwarten zu dürfen, daß die noch immer zurnckgehaltene Besatzung unverzüglich freigeiassen wird. Die deut- >che Regierung gibt sich der Lwssnuug hin, daß es aus dein angegebenen Weg gelingen wird, sofort die Unterzeichnung des Protokolls und die Inkraftsetzung des Vertrags zu ermöglichen.
Paris, 16. Dez. Tie Blätter schreiben, der Oberste Rat werde sich auf keine weiter, n Verhandlungen mit Deutschland einlnssen, vielmehr werde Deutschland aus gefordert werden, das Zusapprotokol! zu unterzeichnen. Die Aufforderung werde den Eharakler eines Ultimatums haben.
Die ValutakaLastrope —
eine WeltkaLaftrsyhe,
Ans Zürich wird den „L. dl. N." geschrieben:
Das Valutabarometer ist auf 10 gesunken. In Zahlen ausgedrückt, beträgt der Kredit, den das Deutsche Reich heute im Ausland genießt, 10 Rappen für die Mari, das heißt weniger als ein Zwölftel der normalen Wertung. Die volkswirtschaftliche Theorie, wonach die Valuta neben anderem den Stand der Handelsbilanz zwilchen zwei Ländern anzeige, mag für geregelte Zeiten zntresftn: wie aber mm einmal die Verhältnisse liegen, ist dieser Standpunkt Praktisch unhaltbar geworden, blicht mehi- volkswirtschaftliche, sondert! politische Faktoren geben den Ausschlag. -
So leuchtet es auch ohne weiteres ein, iv:e,o es mag lich wurde, daß auch die söge n a nute n S i e g e r st a a -- ten von der Valutakrankheir befallen werden konnten. Ter iüursschwnnd ist ansteckend, ein Opfer reißt das andere mit ins Eiend. Auch die Valuta Frankreichs und vor allem Italiens - von Rumänie» oder Griechenland ganz zu schweigen ja sogar die Lteriuigkurse sinken. Tie rückläufige Bewegung steht in prozentualem VcrhäUius zu der Abhängigkeit eines Enteutepaal.' von. Deutschland-Oesterreich, genauer gesagt, zu dem Grade von S i ch erheit, mit' der die' zngesprochene Beute aus dem Friedcnsvertrag erwartet werden kann. Amerika am wenigsten betroffen'von der Blüte oder Verfall der deutschen Volkswirtschaft, keincSftckl auqewi sen ans Kriegsentschädigung, steht weit über pari. ' Ter angeschwollene Dollar überstand alle europäischen Krisen bei guter Ge
sundheit. England, schon mehr gebunden au dre deutsche Konkursmasse, notiert bereits unter pari. Belgien steht folgerichtig noch über Paris, denn nachdem seine, angeblich verwüsteten Zechen in der „Grenel"propa- ganda ihre Schuldigkeit getan hatten, schlugen bet 90 Prozent Friedenssördernng die Kohlenexpvrlzisfern sofort nach Abzug der deutschen Armee, alle Konkurrenten aus dem Feld, machten die Volkswirtschaft unabhängig von deutscher Mutaussrischung. Frankreich hingegen. ist- mit Deutschland verbunden wie die Tschechoslowakei mit Deutschösterreich, die Mark zieht den Frank mit herunter, die Wiener Krone die Prager. Rührend wäre es freilich, zu glauben, Frankreich „müßte doch einsehen", es werde die Henne nicht schlachten wollen, die ihn: goldene Eier legt. Dem Frankreich Clemenceaus liegt ungleich mehr 'am Einzug durch das Brandenburger Tor, als an einer finanziellen Sanierung Deutschlands.
Es ist klar: aus der Valutakatastrophe wächst je länger je schneller eine Weltkatastrophe herauf. Zugrunde gehen Sieger und Besiegte, die Länder mit.hoher, wie die mit niedriger Valuta, also auch die Neutralen. Die einen werden ausgeplündert durch die ungesund hohen Kurse, die anderen'ruiniert durch die ungesund niedrigen Kurse. Deutschland und Oesterreich verlieren nicht nur Waren ans neutrale und feindliche Ausland, Kunstgegenstände und andere unersetzliche Güter, sondern auch Grund und Boden. Die amerikanische TiPPmamsel in Wien hat bei ihren 300 Dollars monatlich ein Jahresgehalt von gerade einer ViertelmMon Kronen, im Munde des Amerikaners gewinnt die protzige Frage: Was kostet die Welt? einen unheimlichen Beigeschmack. Ein zweihundertlausend Krone» oder Mark wertes Bauerngut kostet in Schweizerfranken eine Lächerlichkeit. Wenn die Schweizer Regierung nicht, wie man ihr geflissentlich nahelegt, das Vorarlberg als 23. Kantonen die Eidgenossenschaft aufnimmt, so kaust vielleicht. — und zum Teil ist es tatsächlich bereits geschehen! — 'ein Kaufmann das ganze Ländchen irr Bausch und Bogen.
Aber schon wankt den neuen Besitzern der Boden unter den Füßen, der prunkende Franken trägt den Todeskeim in sich. Es sängt an zu kriseln in der Schweiz, der übertürmte Bau wankt auf der viel zu kleinen Basis. Bereits sind drei kleinere Bankett durch Valutaverbindlichkeiten znsammengebrochen, die Entwertung der Aktien der großen Geldinstitute anfznhalten,. wird es schmerzlicher Eingriffe bedürfen. Mit tausend Armen greift das nie gesehene Gespenst nur sich. Was ist gegen die Valutaseuche zu tun?. Mit Redesalben, Bcschwichtigunaspillen und Kapitalfluchtspslästerchen wird keiner der Siechen dieses Krieges wieder aus die Beine gebracht. /Und wenn man einfach „den Friedensvertrag lpyat durchführen"'würde? Dieser Wunderbalsam hat an der Börse keinen Kurswert. Bleibt die Erkenntnis und die bittere Notwendigkeit, ans dieser Diagnose zu lernen: Die Weit krankt an Versailles!
Meues vom Lage.
Berlin, 16. Dez. Wie verlautet, soll Senator Dr. Sta h wer in Hamburg znm deutschen Vertreter in London ausersehen sein.
Einstellung der Zahlungen an Arbeiter- und Soldatenräte.
Berlin, 16. Dez. Tie Oberpostdirektion, die Reichs- dcuckerei, das Telegraphenversuchsamt, das Te.egraphem arbeitsamt und das Funkenbetriebs amt sind von der Regierung benachrichtigt worden, daß die Zahlungen an die Arbeiter- und Soldatenräte einzustellen sind.
K hlennot.
Hamburg, 16. Dez. Der Kohleninangel in Hamburg ist so groß, daß die Theater und öffentlichen Betriebe von halb 10 Uhr abends keine Beleuchtung mehr erhalten. Tie Straßenbahnen und die ganze Lichtversor- guiig sind wiederholt ohne Strom gewesen. Das Koh- leiiamt teilte mit, daß man ans eine'noch stärkere Einschränkung gefaßt sei» müsse. — In Kiel wird nur auf drei Stunden täglich Strom abgegeben. v
Die Rückkehr der Baltentä-nhfer.
Königsberg, 16. Dez. Die Eisenbahn bis zur deutschen Grenze wurde an die Litauer übergeben. ' Die dentsche Legion ist vollzählig diesseits der Grenze. Ter Bahntransport in das Innere Deritschlands beginnt heute. Von der Eisernen Division find nur noch schwache Abteilungen jenseits der Grenze, die voraussichtlich heute die Grenze überschreiten.