Berlin, 1. Okt' Die deutsche Rcichsregierung wird die T.ohnvte Fachs noch in dieser Woche beantworten und die Bedingungen annehnren. Wahrscheinlich wird der Friedensansschuß der Natioualversaminlung einbe-

ruseu. -

Tschechiens Berhältnis zn Deutschland,

Prag, 1. Okt. In der Nationalversammlung sagte der Minister des Auswärtigen Tr. Bene sch: Neben dem großen Block der Verbündeten besteht der germanische und der russische Block. Die Verhältnisse der beiden letzteren sind noch unfertig- Unsere Rechtsgrundlage zu Deutsch­land, die im Friedensvertrag festgelegt ist, genügt nicht. Deutschland wird noch viele Jahre mit. seiner großen in­neren Krise beschäftigt sein. Unsere Politik darf niemals Anlassen, daß. die tschechisch-slowakische Republik ein Spiel­zeug in den Händen eines Nachbarn wird. Jedem Ver­such einer Wiederholung der allgermanischen Politik (!) werden wir mit größter Energie entgegentreten.

Zu Vertretern der Presse äußerte sich Benesch: Un­seren Verbündeten sind wir moralisch und militärisch ver­bunden. Ten Deutschen gegenüber nehmen wir die gleiche Stellung ein wie unsere Verbündeten. In Paris waren unsere Bevollmächtigten nicht gegen einen Anschluß Sester­reichs an Deutschland. Ein demokratisches Deutschland werden wir unterstützen. Tie Westmächte begünstigen den Plan eines Bundes der Donaustaaten, der aber die Gefahr einer monarchischen Reaktion in sich birgt. Tie Reaktion wird bestimmt bei manchen unserer Nachbarn kommen; darnach müssen wir unsere innere Politik, unser Verhältnis zu Deutschland und andere Reformen ein­richten.

Bon der Friedenskonferenz.

Paris, 1. Okt. Tie Bevollmächtigten der Ver­

bündeten haben beschlossen, die Einladung Deutsch nids und Oesterreichs zur A rbei tsko nferenz in Wa­shington am 29. Oktober der Konferenz selbst zu

überlassen.

Eiscnbahnerstreik in England.

London, l. Okt. In Süd-Wales sind 330 000 und in Rhonda. 30000 Bergarbeiter erwerbslos. Die

gesamte Webeindnstrie in Lancashire ist bedroht. In Leeds wurden zwei große Stahlfabriken geschlossen. Tie Berg­werke werden in kurzem zur Untätigkeit verurteilt sein. Tie Streikleitung der Eisenbahner rechnet mit einer sechs­wöchigen Dauer des Ausstands.

Amsterdam, 1. Okt.Telegraaf" meldet aus Lon­don vom 20. Sept.: In Glasgow wurde versucht, ein Gütermagazin und einen Bahnhof zu plündern. Tie Po lizei vertrieb die Plünderer. Zwischen Birmingham und Hendon bei London soll ein regelrechter Luftdienst mit Flugzerigen, die je 4 Reisende aufnehmen können, ein­gerichtet werden.

Kopenhagen, 1. Okt. Die englische Gesandtschaft teilte der dänischen Regierung mit, daß es unmöglich sei, in England Schiffe mit Kohlen zu versehen.

Der Krieg im Osten.

Berlin, 1. Okt. LautBerl. Lokalanzeiger" mel­den Kopenhagener Zeitungen aus Helsingfors, daß zwi­schen Petljnra und Denikin ein Abkommen abge­schlossen wurde, wonach die Ukraine auf die Un­abhängigkeit verzichtet, im zukünftigen Groß- Rnßland aber eine bevorzugte Stellung erhalten soll. Das Abkommen wurde durch die Galizier erzwungen, die die Mehrzahl der Truppen Petljuras ausmachen.

Friedensangebot der Bolschewisten?

Amsterdam, 1. Okt. Pressebureau Radio meldet, in Washington seien amtliche Nachrichten eingetrosfen, nach denen die russische Sovjetregierupg bereit ist, ^Frie- vensverhandlungen unter folgenden einzuleiten: Sturz des Rätesystems, Einstellung der Hinrichtungen, Abschaf­fung des Terrors und Erteilung eines Freigeleits für 12 Bolschewistenführer, darunter Lenin, Trotzki und Sinow- jew, die sich nach Südamerika begeben wollen. Man glaubt, daß Wilson eine neue Regierung nicht vor dem Zusammentritt einer Verfassunggebenden Versammlung r» Rußland anerkennen werde.

Amerika stundet die Zinsen.

Neuhork, 1. Okt.Wallstreet Journal" meldet, der Schatzkanzler l)abe mitgeteilt, daß die Vereinigten Staaten den Verbündeten die Zinszahlung für die amerikanischen Anleihen gestundet haben und die Zinsen zum Kapital schreiben. (Tie gestundeten Zinsen machen für Frankreich allein 120 Millionen Dollar jährlich aus.)

Baden.

" (-) Karlsruhe, 1. Okt. Tie Fraktionen des Ba­dischen Landtags werden sich in ihren Sitzungen am Ton­nerstag mit der Frage der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln befassen.

- (-) Karlsruhe, 1. Okt. Von den Wahlen zur außer­ordentliche,. Evangelischen Generalsynode liegen bisher folgende Ergebnisse vor: Weinheim kirchlich-positive 489, kirchlich-liberale 282, landeskirchliche Vereinigung 47 St.; Mannheim-Altstadt kirchlich-positive 2161, kirchlich-libe­rale 1117, landeskirchliche Vereinigung 1417 Stimmen, Mannheimer Vororte kirchlich-positive 733, liberale 805, landeskirchliche 798; Heidelberg kirchlich-positive 1211, liberale 2729, landeskirchliche 1204; Mosbach positive ^746. liberale 534; Eberbach positive 130, liberale 620; Pforzheim Positive 3151, liberale 2718; in den Land­orten um Pforzheim herum und in dessen Vororten er­hielten die Positiven ebenfalls, zum Teil große Mehr­heiten: in Lahr entfielen auf die positive Liste 533, auf die liberale 237 und auf die landeskirchliche Liste 82 St.; in Offenburg auf die positive 191, auf die liberale und ans die landeskirchliche Liste 11 Stimmen. An den meiste:. Plänen war die Wahlbeteiligung schwach, sie erreichte meistens wenig mehr als 50 Prozent.

Schweuingen 170 Positive, 135 Liberale, in Os­telsheim ('Amt Schwetzingen) erhielten die Positive.,: alle abgebeuen Stimmen (in Oftersheim wohnt Pfarrer Go­delmann, einer der Führer der Volkskirchlichen Vereini­gung,, Turlach 479 Positive, 244 Liberale, Breiten 583 Positive, 441 Liberale, Rastatt 47 Positive, 6 Liberale, 205 Landeskirchliche, Gernsbach 135 Positive, 0 Liberale, 163 Landeskirchliche. Wolfach 158 Positive, 15 Liberale,

lO Landeskirchliche, Schiltach 133 Positive, 55 Liberale, Dl Landeskirchliche, Freibnrg 807 Liberale, 1188 Po- silive, Müllheim 222 Positive, 171 Liberale, Singen a. H. 57 Positive, 247 Liberale, Schopfheim 96 Po­sitive, 179 Liberale (Kirchspiel Schopsheim 124 Posi­tive, 241 Liberale).

(-) Pforzheim, 1. Okt. Pforzheim ist die erste Stadt Badens, die eine kommunistische Rathausfraktion hat. In der gestrigen Sitzung des Bürgerausschusses erklärte der Führer der Unabhängigen, Stadtverordneter Nußbaum er, daß seine Partei nichts inehr mit dem Stadtv. Schmitt II bisher U.S.P. zu tun haben wolle wegen seiner Politischen .Haltung. Tarauf bemerkte Schmitt, er werde jn Gemeinschaft mit semun kommuni­stischen Parteifreund Barthels eine besondere Fraktion bilden.

(-) DlN'bach Amt Of'euburg, 30. Sept.^ An: Hel­len Tage drangen zwei Unbekannte in das Gasthaus zum Kranz" ein. Sie knebelten den Wirt Fies nnd brach­ten ihm mit Schlägen auf den Kopf zwei kläffende Wun- ven bei. Dann erbrachen sie den Schrank und raubten das vorhandene Bargeld, jedoch keine Lebensmittel. Jn einer der letzten 'Nächte wurde dem Hofbanern An­ton Brandstetter ein zwei Zentner schweres Schwein gestohlen.

(-) Heidelberg, 1. Okt. Ter Bezirksrat hat die Wahl des Landwirts Johann Georg Haas in Heddcs- bach zum Bürgermeister seiner Heimatgemeinde für un­gültig erklärt.

(--) Freiburg, 1. Okt. Bei dem Eisenbahnunglück benutzte allerhand Gesindel die Gelegenheit, nm Reise­gepäck, Kleidungsstücke nnd Geld im Werte von mehreren lausend Mark chi stehlen.

(-1 Breisach, 1. Okt. Im hiesigen Münster wurde über dem Grabe des Generalseldmarschall? Hannibal von Lcbauenburg, des Verteidigers der Beste Breisach im 30;äIngen Krieg, dessen Bildnis in Erz angebracht.

<D C'ttgett, 1. Okt. Jn der nächsten Zeit soll mit den Vorarbeiten zu der Verbindungsbahn Engen-Asch- Bvdensee-Gürtelbahn begonnen werden.

(-) WaldShUt, l. Okt. Das Schöffengericht hat wieder gegen eine Schieben», die sich längere Zeit hier ausgehalten hat, eine Geldstrafe in Oöhe von insgesamt 12000 Mark erkannt.

(-) Singen a. H. 1. Okt. Grenzaufseher von Büß lingen und Tengen haben im Wald bei Bästlingen unter Laub versteckt 1.5 Säcke Schweizer-Stumpen gefunden. Tie Zollverwaltung hat durch den Schmuggel einen Schaden voi: etwa l 00 000 Mark erlitten. Tie Stum­pen wurden dem Hauptsteueram Singen zugeführt.

Was boransznfel-cn war. Ein Freund des Mittelbadischeu Courier" war au: Donnerstag auf dem Rastatter Schweiuemarkt, den auch U.eberrheiner besuch­ten. An diese ehemaligen Volksgenossen wurde die sehr naheliegende Frage gerichtet: Wie gefällt es Euch un­ter französischer Herrschaft? Tarayf' sagje einer in gut elfäsfer Tentsch: Als die Franzosen kamen, haben wir in der Freud zwei Tage lang die BcgrüßnngSglocken geläutet. Heute, wenn sie gingen, würden wir acht Tage lang läuten!

Württemberg.

(-) Stuttgart, 1. Okt. (In den Ruhestand.) Ter Vorstand des Steuerkotleginms (Gesamtloltegiums) und der Abteilung für direkte Steuern, Präsident von Fischer, ist in den Ruhestand getreten.

(-) Stuttgart, 1 . Okt. (Verwaltungsdienst­prüfung.) Aus Grund der in den Monaten Juni, Juli und August vorgenommenen mittleren Verwaltungs- Tienstprüfung sind 331 Kandidaten zu Verwaltungs- Praktikanten bestellt worden.

(-) Stuttgart, 1. Oktober. (Straßenbahn.) Infolge der Vorrückung der Polizeistunde aus 10 Uhr abends stellt auch die Straßenbahn den Nachtdienst eine Stunde früher ein.

(-) Stuttgart, 30. Sept. (Notlage derMüh­lebesitzer.) Ter Abg. Hill er (B.P.) hat an den Ernährungsminister folgende Anfrage gerichtet: Aus Ver­anlassung des Ernührungsministeriums haben verschiedene Kommunnlverbände, die mit ihrem im Bezirk erzeugten Getreide nicht vollständig ansreichen, die Selbstbewirtschaf­tung ausgegeben und sich der Reichsgetreideste'le angeschlos­sen; dadurch sind eine Reihe von württ. Mühlen be­schäftigungslos geworden. Es handelt sich hierbei um. Mühlen mit Wasserbetrieb. Es besteht die Wahrschein­lichkeit, daß von der Reichsgetreidestelle die den genannten Mühlen entgegenden Mahlaufträge im wesentlichen au- ßelwürttembergischen Großmühlen mit Dampfbetrieb Ange­wiesen werden, was schon mit Rücksicht auf den Kohlen­mangel unzweckmäßig wäre. Ist das Ernährungs- Ministerium bereit, darauf hinzuwirken, daß die durch obengenannte Maßnahmen außer Beschäftigung gekom­mene Mühlen durch Zuweisung von Mahlausträgen sei­tens der Reichsgetreidestelle entschädigt werden?

(-) Sindelfingen, 1. Okt. (Besitzwechse l.) Te: Verlag derSindelfinger Zeitung" mit Buchdruckerei »nd Schreibwarengeschäft ist mit dem 1. Oktober vor dem jetzigen Besitzer Konrad Röhm auf seinen Sohr Adolf übergegangen.

(-) Backnang, 1. Okt. (Stecken geblieben.) Ter mittags fällige Personeuzug von Waiblingen erfuh: neulich eine erhebliche Verspätung. Mitten in: Tunnel zwischen Neustadt und Schwaikheim blieb er infolge von ileberlastung der Lokomotive stecken. Ter Zug fuhr nach 'Neustadt zurück nnd konnte dann mit einem neuen Anlauf Vie Durchfahrt überwinden.

(-) Tübingen, t. Okt. (Leichenfund.) Iw Anlagesee beim Gymnasium fanden Arbeiter die Leiche eines jüngeren Fräuleins.

(-) Hcitbronn, 1 . Okt. (Ein guter Fang.) Am Sonntag früh wurde an der Neckarbrücke ein Fuhr­werk aus Gronau augehalten, das sich durch seine häu- fiaen Fahrten durch die Stadt verdächtig gemacht hatte.

Ans den: Wagen befanden sich ein schwarzgeschlachtetes Rind nnd ep: Kalb.

() Trvssmgerr, 1. Okt. (Schwere Jungen.) Anschein Amtsgericht jn Vi.lingen brachen neu ich zwei Häftlinge aus, die alsbald ihre Einbruchstätigleit wie­der aufnahmeu. Ter eine wurde bei eine»: Einbruch in Schivenningen gefaßt, der andere, ein Schweizer,ar­beitete" in Hochemmingen (bei Villingcn) und Trossingen. Hier wurde er vonUnem Villinger Gendarmen und eine»: Trofsinger Schutzmann in einen: Kaffeehaus festgenom­men. Es kam zu einen: Kampf, bei den: der Verbrecher zum Revolver griff. Er hatte 60 Patrone» in der Tasche nnd erklärte den: Untersuchungsrichter, daß er Heide Be­amte kaltblütig erschossen hätte, wenn er nicht daran ge­hindert worden .wäre.

(-) Tcttnang, 1. Okt. (Ter Hopfen preis.) Ter größte Teil des hier gebauten Hopfens ist bereits in den Händen der Händler. Sprungweise fast stündlich schnelle!: die Preise in die Höhe. Zuerst wurden 750 bis 800 Mark gezahlt, jetzt schon bis zu 900 Mark, gleich­gültig, ob Früh- oder Späthopfen.

(-) Jsny, l. Okt. (Teure Fische.) Bei dem Achrühren in den fürstlichen Gewässern wurden über 4 Zentner Fische gefangen, wofür 850 Mk. aus den Zentusr gelöst wurden.

WürLtewbergischer Landtag, k

... <-) Stuttgart, 80. Sept. :

Präsident Keil eröffnt die 58. Sitzung um 4.15 Uhr. -

Liifolge des Ucbertl'iOs in einen anderen Beruf legt der s»z. Abg. Schieferdecker sei» Mandat nieder. Es liegt ein Korner-Hillcr (B.P.) var. betreffend Neugestaltung der Besitz- ttener,' ferner eine Anfrage Bogt (B.P.) an den. Ärbeitsminister wegen Preisbewegung bei den Tierhäuten. Nach einer Mit- keunng des cchngtspsästdonten bat dieser den Finanzminister L i e- > cg > » g vorläufig mit der Führung des Justizministeriums be- Ä' Au die Stelle des ausqeschiedenen Aba. Nill tritt PartenekrctäO Karl N u ck g'a b e r - Ulm.

Zunächst beschließt der Landtag die Genehmigung zur Gtras- mAbg. Ulri ch (S.) wegen eines beleidigeiäen Aitikctg ,,n ..Neckar-Echo" zu versagen.

Man fährt sodann mit der Beratung des Fugend für- !or gegcsetzes bei Art. 10 fort. Bei Art. 11 (Lundesbeirat >' ^Z'.dfürsorge) wird ein Antrag Zetkin (U.S.P.)z wonach

M,mneder von den Jugendämtern des ganzen Landes aus wn Fahr gewählt w.eden nnd der Landesbeira! iib»r grundsätzliche -nagen der Iiigendfiirsorqe zusammen mit dem Ministerium des -pcnern entscheid?» in», nbielebnt n>>d dem Ausschnhantrag gegen sssi der U.S.B nigcstimmt. (Wahl auf 3 Jahre und

-iNsfchaltnng des Miniilei'pnns des Innern.)

^ ^ ° ^ (S.) wünscht, daß alle Jugendlichen,

auch die Lehrlinge, durch das Gesetz geschützt werden sollen.

r, Artikel.. die van der Aufsicht über die Minderjährigen

andeln, findenn Wesentlichen nach den Ausschußantrügen An- nahine Nack Art. 1-1 h->b>> die Helmmmen die Geburt eines unehelichen Kindes dem Fimendnmt dcs Bezirks mitzuteilen. nr dem die Entbindung stait'iiidsO VUn Zentrumsantrag, der die Falle, in denen die Fürsorge von Mutier nnd Kind anderweitig ü- . davon ausnehmen will, wird abgelehnt. Auch

me Artikel über die Kostentra-inm werben ohne wesentliche AeM oernimen genehmigt, ebenso die Scblnßbestinnnnnaen. Das letz ist drum» 5 e-'N't den NamenFugendamtaesetz".

Nach Erledigung der 2. Beratung des Gesetzes geht man ilbtzr zur 1. Berninas des Gosek-"N>'üb--' die Zusammenfet- znng des Bezirksrats. Der Eiüwurf wird elnstlMMlH an den Ausschuß für das Gemeindewahlrecht verw'esen.

D» l- Lesung des Geükentivurfs über die Bcrufrosr- mundschaft wird das Wart nicht genommen. Bei der 8. Beratung erstattet M" Back (Z.) den Bericht.

, 5^/äes (BP.): Der Einzelvormund ist nach UM,

serer Ansicht besser in der Lage die Verhältnisse des Mundäs zu beurteilen, als der B-nissoarmund.

Abg. Schees (D.d.P.) beantragt die Streichung der Art. w. wonach die Amtmerichle für sämtliche Mündel, die un­ter einem Amtsvormund oder Anstaltsvormund stehen, alr Bor- nnindschastsgelichte zuständig s-w stiM,,. - Mit Annahme die- ses Artikels wurde der Grnndsak der Lokalisierung der freiwil­ligen Gerichtsbarkeit, einer schwäbischen Ei-enart durchbrochen.

Auch der Abg. Karle (B.P.) ist für Beibehaltung d« lokalen Bormundschastsgerichte.

Stellv. Iustiznnmstcr Liesch in g: Ich bin ein Freund

frenvistigen Gerichtsbarkeit ^ daß aber die örtlichen Bormüud- schastsbehörden immer eine bewäbrte würltemberqische Osgevant Herstellen, davon konnte ich mich in meiner langen Prari» nicht überzeugen.

Ministerialrat Letzgns verliest eine Erklärung des verU, Iustizministers v. Kiene, der den Standpunkt eimiahm, dK ?>e Ausdehnung der Zuständigkeit der Amisgerichte als Vormund» ichaftsgerichte ans al>e unehelichen Kinder keineswegs eine Durch« srechuna des Lvkalisierunasvrinzips in der Oraanisatiou Vtzk freiwilligen Gerichtsbarkeit bedeute, sondern lediglich eine Erwetz. terung der schon de» Amtsgerichten zugewiesenen PormunA schastsqeschafte.

Abg, Graf (ZY: Wenn ein dringender Grund für eine Aenderung auf diesem Gebiet nicht vorliegt, so sollte man am Lokallsierungsprinzip fest'-alten. Schon jetzt sei davon die RE daß auch die Justizverwaltung an das Reich übergehen soll.

Die Beratung wird nm 8.15 Uhr abgebrochen. - Nächst» Sitzung Mittwoch 9 Uhr. -

Neue Verfassung für die ev. Landeskirche in Württemberg. '

SP. Der Entwurf einer neuen Verfassung für die L>. Landeskirche ist den Mitgliedern der LandeslircheutzO» fmnmlung zngegangen. Genauer gesprochen handelt »S; sich dabei um die Neuordnung der K i r ch e n l e i l u u gp die Neuregelung der Gemeinde- und BezirkSvcrfassuuß'. wird in Bälde folgen. Wir heben kurz das Wichtigste hervor. Tie Trägerin der kirchlichen Gewalt soll di» Landessynode sein. Sie soll ans 54 im Wegs der allgemeinen, unmittelbaren nnd geheimen Wahl wählenden Abgeordneten (36 weltliche, 18 geistliche)

6 vom Kirchenpräsidenten zu berufenden (4 wellt., 8 geiDjt bestehen. 9 Zehntel der Abgeordneten sollen also «ust« Urwohlen hervorgehen; Wahldauec 6 Jahre. Die ZE- bessynode soll mindestens alle 3 Jahre zusammenst-io ken: wenn der dritte Teil Abgeordnete es verl«sßt Muß sie einberufen werden. Ter Landessynode steht Recht der kirchlichen Gesetzgebung zu, ferner die Fetz«; setzung des Hanshaltplans der Landeskirche nnd der Mvj die Landeskirche nötigen Steuer, außerdem macht sie Wj Ungelegenheiten der kirchlichen Verwaltung ihre Wünschst und Beschwerden bei der Kirchenleit,mg geltend und kaiiH von ihr Auskunft und Akteneinsicht verlangen. Sie HM ferner im Zusammentreten mit dem Landeskirchenrat dW.