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Die Regelung der Ein- und

Wie dieBerliner Politischen Nachrichten" erfahren, sind hinsichtlich der Regelnftg der Ein- und Ausfuhr in Weimar folgende Beschlüsse gefaßt worden:

Für. die Einfuhr soll ein allgemeines Einfuhrverbot grundsätzlich bestehen bleiben, jedoch sollen Freilisten aus­gestellt werden. Alle 'Rohstoffe, die für die Industrie dringend benötigt werden, sollen einfnhrsrei sein. Die Einfuhr von Halberzengnissen soll weiterhin beanssichligt werden. Fertigerzeugnisse sollen nach Maßgabe des Be­darfs von -Fall zu Fall zur Einfuhr zugelnssen werden. Die Ausfuhr soll grundsätzlich frei sein, aber für be­stimmte Gegenstände sollen, nach Gruppen geordnet, be­sondere Regelungen getroffen oder Verbote erlassen wer­den kennen. Fertigerzeugnisse sollen 'grundsätzlich aus­fuhrfrei werden, lieber die Ausfuhr von Halberzeng' nisfen, die von der Ferligindnftrie benötigt werden und von denen der Inlandsbedarf nicht voll gedeckt ist, sollen besondere Bestimmungen erlassen werden können, des­gleichen über Rohstoffe, die nur in Ansnabmesäiv n ans- gesührt werden sollen, lieber diese Halberzengniffe und Rohstoffe sollen vom Reichskommifsar für Ein- und Aus­fuhrbewilligung unter Mitwirkung der in Frage kom­menden Fachabteilnngen Listen ausgestellt werden. Aus­fuhrverbote sollen nicht mehr allein wegen bestehender Preismnsnng anfrechterhalten, vielmehr soll von Fall zu Fall entschieden werden. Die Vertreter des Reichs­kommissars für Ans- und Eiiisnhrbe.willigung sollen in in ihrem Bezirk im Namen des Reichskommissars entschei­den, wenn die beteiligten Privaikreise es übereinstimmend wünschen.

Zn dieser Regelung bemerkl die vorhin genannte Korrespondenz:

Ter BegriffHalberzengnisse" wird sicherlich von verschiedenen Industrien verschieden nmgesaßt werden. So sind z. .B. Garne für die Spinnereien Fertigerzeugnisse, für die Webereien Nohstvsse, Gewebe iür die Webereien Fertigerzeugnisse, für die Kleidennack ' ei Halberzeiiguisje. Es ist also nicht aus:p.'schlosien, daß über dreien Begriff innerhalb einzelner Indnstriegrnppen und zwischen ihnen und dem Handel Unstimmigkeiten in die Ericheinnng treten nweden. In bezug ans die Preispolitik ist daraus hinznwcisen, daß hierbei die Rücksicht ans den Inlands­bedarf nicbt ausgeschaltet werden darf. Wenn die Preis­steigerung für bestimmte Jnlandserzengnisse, beispielsweise Erzeugnisse für Haushalt und Landwirtschaft, im In­lande zu groß wird, muß im Interesse unserer Inlands- Versorgung zu aiim'huii.mren Preisen die Ausfuhr zeit­weilig beschränkt werden. Auch für die Anssnar fvielt l die Preispolitik eme große Rolle. Wir müssen zu mög­lichst guten Preisen anchnhren, um möglichst hohe Werte zur Bezahlung unserer Einfuhr an Lebensmitteln, Roh­stoffen und Hilfsstotfen zu bekommen. Wir können nn- sern Inlandsmarkt um so niedriger halten, je böher der Anslandsmarkt hinsichtlich der Preise stehr. Eine gänzliche Freigabe der Aiispchr erscheint daher sowohl ans geldlichen als auch ans versorgtingspolilischen Gründen nicht angebracht. Es ist ft'Nier der Einwand erhoben ( worden, daß eine Preiskontrolle Schwierigkeiten beim Ab­schluß von Handelsverträgen bereiten könnte. Dieser Ein­wand erscheint nicht stichhaltig. Auch ohne Preiskontrolle können Schwierigkeiten entstehen. In der optischen In dustrie war z. B. die Ausfuhr ohne Preiskontrolle größ- tenteilS sreigegeben worden. Die Folge war, daß die Franzosen ihre Einfuhrzölle sofort ans das Mehrfache erhöhten, um sich gegen die Ueberschwemnmng mit dem- Ichcn optischen Erzeugnissen zu schüttelt.

In bedauern ist ferner, daß die Außenhandelsstellen durch diese. Regelung zugunsten der Vertreter des Reichs- kommiisarS für Ein- und Ausfuhrbewilligung in ihrer Tätigkeit stark zurückgedrängt worden sind. Tie Regie­rung hatte erst vor kurzer Zeit die in Frage kommenden Wirtschastskrcise zur'Mitarbeit'herangezogen in dem Be­streben, die Außenhandelsstellen noch dem Grundsatz von Selbstverwaltnngs- und SelbstverantwortungSkörpcrn ans- ztigestalten. Jetzt werden dieselben Kreise durch die Ver­treter mehr oder weniger ausgeschaltet und fühlen sich naturgemäß vor den Kopf gestoßen. Tic Tätigkeit der Vertreter des Reichskommissars kann, ime schon wiederholt von der Industrie der Regierung gegenüber zn.ni Aus­druck m-brocht worden ist, sehr gefährlich für unserWnE

Montsg, äen 8. September 1S19

schaflslebcn werden. Es können Zustände entstehen ähnlick denen' in der Ernährungswirtschaft. Tort schlossen fick zuletzt selbst einzelne Kreise gegeneinander ab und trie­ben eine Sünderpolitik der Versorgung. Eine solche Po­litik der gegenseitigen Abschließung und der Verfolgung von Sonderinteressen innerhalb der einzelnen Länder und Bezirke kann unser Wirtschaftsleben in seiner Gesamtheit auf die Tauer nicht ertragen. Auflösungswirtschaft wäre die Folge. Es ist unbedingt zu fordern, daß die Regie­rung diese Einwünde bei der praktischen Durchführung ' der nengeschassenen Regelung beachtet.

Kohlennot und Waldwirtschaft.

Daß die Kohlennot uns dazu bringt, unsre Wäl­der in der bedenklichsten Weise auszunntzen, birgt eine zrohe Gefahr für unsere wirtschaftliche Zukunft. Die ge­setzlichen Maßnahmen zum Schutz des Waldes reichen nicht aus, um uns diese unentbehrliche Rohstoffquelle in ungeschmälerter Ertragfähigkeit zu erhallen. Sie reichen auch nicht dazu aus, vor allen Dingen die Besitzer von Privatforsten zu zwingen, die Wertminderung ihres Besitzes infolge der Abholzungen durch gleichmäßige Auf­wendungen für ihr Besitztum auszugleichen. So wirken denn volkswirtschaftliche und Privatwirtschaft iiche Fakto­ren zusammen, um das gegenwärtige Verfahren der Wald- utzuttg als eine bedenkliche Verarmung unsrer Volkswirt­schaft erscheinen zu lassen.

Wie bei so vielen Vorgängen in der Kriegswirtschaft ist auch in der Kriegsmaldwirtschaft nur an den Augen bück in der Gegenwart und nie an die weitere Zuümf gedacht worden. Der Wald, den wir wie kein andres Vol gehegt und gepflegt haben, wurde als willkommener Lük kenbüßer betrachtet. Heute kann man durch keinen FoD gehen, ohne sich schweren Herzens die Frage vorzulege.., woher sollen wir in naher Zukunft, wenn das so weite, geht, unfern normalen Holzbedarf decken? Woher wollen wir die Rohstoffe für die Hokz verarbeitenden Industrien nehmen? Wie wollen wir unfern Bedarf an Bauhölzern, Schiffbauholz und Eisenbahnschwellen decken, wenn wir weiter in diesem Tempo jenen Minimalbestän- den entgegeneilen, die wir nicht antasten dürfen, ohne die klimatischen Verhältnisse des Landes zu ge­fährden. Das Ausland kann uns und wird uns nicht helfen. Fast alle Länder der Welt leiden an der Welt­kohlennot, sie haben alle daher das dringende Bedürfnis, ihre verwertbaren Holzbestände in erster Linie für sich, und zwar in der Form der Grubenhölzer zur Förderung der Kohlenprodnktion zu verwenden. Sie werden also aus ncilionalwirtschaftljcheii Gründen da sie obendrein durchweg wcildwirtschaftlich schlechter ausgestnttet sind als wir eine weitgehende Holzausfuhr verhindern müssen. Länder, die wie Schweden und Finnland noch am ehe­sten in der Lage wären, größere Mengen Holz abzn- geben, werden dieses in erster Linie im Austausch gegen Lebensmittel tun. Lebensmittel können ihnen wohl von den Verbandslündern aber nicht von uns geliefert werden.

Diese weltwirtschaftlichen Verhältnisse auf dem Holz- markt zwingen uns dazu, mit einer schleunigen und gründ liehen Lösung der Köhler,frage baldigst ernst zu machen. Sie zwinget uns aber auch dazu, weitere Abgänge an Holzach Möglichkeit zin verhindern. Wo die Hokzfene- rnng durch Torf oder Braunkohlen ersetzt werde» kann, da müssen diese beiden Kraftquellen nach Möglich- keit ausgenntzt werden. Wenn wir wegen der Wohnnngs- venwitnisseich Mangsbs .an gelernten Arbeitern cu Memkohleusördeeung nicht so rasch heben können, wie H' notwendig ift, so finden düste Hindernisqründe ans eine intensivere Nutzung der: Braunkohlen und des Torfs keine Anwendung.

Mutschlaud verfügt über ca.-. Millionen Hektar Eorftager, die beinahe in allem Teilen des Reichs vee- leilt >ind. Meter Umstand soll' von vornherein für die T ransportverhä t.u se Hervorgehaben werden. Seine Ver­wendung kommt sowohl für die Heizung von Oefen, als auch zahlrctcher ^Kraftanlagen in Frage. Besonders er­möglicht das System Bergmanns euren hohen Wirkungs­grad ^des Torfs bei' der Dampskistsc'chciznng.

^ Me Hnnptmethvde!!, die sür seine Gewinnung in Mage kommen, sind das Slechß-n mit dem Spaten. Ei» Mann kann eine Tagesleistung bis 1.2 Kubikmeter Tors heraus,lechen, was enwni.Gewicht von. etwa 40 Zentner ent>pncht. Eine vvilendete Trocknung w-it-20 Pro

ersorver! je nach Fütterung 4 bis 6 Worben. .. "

Mi-gsnn K3

Sodann kommen die Torfpressen in Frage, di von großer Bedeutung für die Torfgewinnung sind, d, sich mittels dieser auch die Abfälle, die sonst beim Stechei unvermeidlich sind, verwerten lassen, und, was dann di Hauptsache ist, trocknet der Torf viel schneller und is nachher haltbarer und auch für die Transportverhältniss und die Heizung selbst handlicher. An Arbeitskräfte, dürfte es wohl bei richtiger Organisation nicht fehlen.

Nachdem der Krieg zu Ende gegangen ist, muß dv Kriegswaldwirtschaft einer gesunden Friedenswirtschaft weichen, die sich den Gesichtspunkt als Leitstern nimmt daß der deutsche Wald nicht nur dem jetzigen, sonder» auch kommenden Geschlechtern gehört.

Neues vom Tage.

Bund der evang. Landeskirchen. -

Dresden, 6. Sept. Ter erste deutsche evangelisch, Kirchentag beschloß- in seiner gestrigen siebenten Vollsitzung die Gründung eines Bundes der evangelischen Landeskirchen Deutschlands, der durch den Kir­chentag vorbereitet werden soll. Der Bund soll einen möglichst engen Zusammenschluß der deutschen evang. Landeskirchen und die Forderung des gesamten deutschen Protestantismus auf allen Gebieten seiner Lebenstätigkeit herbeisühren und die Vertretung seiner Interessen nach außen übernehmen. Im Anschluß hieran beschloß der Kirchentag noch eine Reihe weiterer Kundgebungen, so ii. a. eine Kundgebung an das deutsche evangelische Volk, in der dieses aufgefordert wird, mitzürvirken au der Aus­gabe, die sich der soeben gegründete Bund gestellt hat, die sittlichen und moralischen Kräf kein allen Krei­sen des Volks gelt'endzumachen. Ferner eine Kund­gebung gegen die Aburteilung des deutschen Kaisers durch die feindlichen Mächte, eine Kundgebung für die deutschen Kriegsgefangenen, eine Kund­gebung an die evang. Gemeinden in den abzu treten­den Gebieten und eine Kundgebung für die deutsch­evangelische. Heidenmission.

Das Einbürgerungsrecht im Baltenland.

Berlin, 6. Sept. ImVorwärts" veröffentlicht Rcichskommissar Winnig eine Darstellung der verwor­renen Verhältnisse im baltischen Osten seit dem 17. No­vember 1918. Darin heißt es u. a.: Tagen

der Höchsten Not, als ich der lettischen Regierung sagen mußte, daß alles verloren sei und Riga nicht mehr ge­halten werden könne, erklärte sich die lettische Regierung bereit, allen deutschen Soldaten, die noch tveiter für den Schutz des Landes kämpfen würden, das Einbürgernngs- recht zu verleihen. Die sofort ausgenommenen Verhand - 'niigen führten am 29. Dezember zu einem Vortrag, der ..nstes Zugeständnis der lettischen Regierung festhielt. Win- nig schildert sodann den Rückzug der deutschen Truppen anfangs Januar und schreibt: Jetzt war die lettis.be Ne­gierung sogar bereit, ernsthaft über die Ansiedelung deut­scher Soldaten mit wir zu verhandeln. Diese Verhand­lungen fanden in Milan statt, haben aber zu keinem Ergebnis geführt. (DasEiserne Korps", d. h. die noch im Baitenland stehenden deutschen Truppen sind nach neueren Nachrichten in zwei Lager gespalten; die eine Seite ist geneigt, mit General Goltz auf die Ansiedelung zu verzichten, während die andern auf der Erfüllung des Versprechens der baltischen Regierung bestehen.)

Aus dem besetzten Gebiet. DM A

Maunheim, 6. Sept. Zum ersten Mal seit der Besetzung fanden am Donnerstag in der Pfalz wieder freie Versammlungen statt. In vielen Städten wurde gegen die hochverräterischen Umtriebe des landfremden Agenten Haas und seiner Genossen, die zusammen kaum lÖOO Leute zählen, heftiger Widerspruch erhoben. Der Besuch der Versammlungen war durchweg außerordentlich stark.

Diirett (Rhcinpr.), 6. Sept. Das englische Mili­tärgericht hat an einem Tage 50 führende Bürger zu 3 bis 5 Monaten Gefängnis verurteilt, !>Ml sie eine eng­lische Regimentsfahne nicht gegrüßt haben. (Das sind Zustände, wie Schiller sie inWilhelm Teil" schildert, der bekanntlich auch den Geßlerhnt nicht grüßen wollte. D. Sehr.)

Bon der Leipziger Messe.

Berlin, 6. Sept. Nach derD. Allg. Ztg." sind die Ergebnisse der Leipziger Messe sehr günstig. Auch von den feindlichen Staaten sind die Beziehungen wieder nngeknüpst worden. Die Einkäufer aus Nordamerika und Enaland baden Auiträae erteilt, während die Fronen-

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