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Freitag, re» 2Ü. Juni IfttÄ
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Rücktritt -es Gesamtka-inetts !
Weinrar, 20. Juni. Niinisterpräsident Scheideinann i
hat heute Nacht '/»2 Uhr die Demission der Gesamtkubineits dem Reichspräsidenten Gbert überreicht, der sie angenommen hat. Die Neubildung des Kabinetts ist im Gange. Ueber die Vorgänge, die zu dem Rücktritt führten, wird bekannt, daß die Mehrheilsparteien, Zenlrum, Demokraten und Sozialdemokraten zu einem Knmprvnüß bereit gewesen wären, wonach der Friedensverlrag angenommen werden sollie, mit Ausnahme der Punkte, welche die Schuld am Kriege und die C-Hre der Nation (Auslieferung des Kaisers und der Heerführer) berührt.
Weimar, 20, Juni. Die Zeulrumsfraktio» hat sich mit großer Mehrheit für die Annahme der Friebensbediuk, ungen ausgesprochen, unter der Voraussetzung, daß die Enten:«' die Schuidsrage und die Auslieserungsbedingungen falle» läßt und in die Rückgabe der Kolonien willigt.
Weimar, 20. Juni. Aie Fraktion der Mehrhcitssozia listen hat sich mit 75 gegen 39 Stimmen für die Annahme des Vertrags entschieden.
Weimar, 19. Juni. Der Friedensaüsschutz der Na
tionalversammlung ist für Freitag nachmittag 4 Uhr zusam- menberufen worden.
Weimar» 19. Juni. Die Deutsche Nationale Fraktion der Natisnalversammlung hat einstimmig beschlossen, den Friedensverlrag abzulehnen.
Weimar. Die Württ. Regierung und die hessische Regierung haben sich für Unterzeichnung des Friedensvertrags ausgesprochen, während die Bad. Regierung dagegen war. ''
Weimar, 19. Juni. Die Fraktion der Deutsch-De motratischen Partei nahm heute abend eine Probeabstimmung vor. Von 63 anwesenden Mitgliedern stimmten 8 be dingt, einer unbedingt für die Unterzeichnung des Vertrags, die anderen dagegen.
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Die Antwort der Entente. ^
Die nene Fassung. -? ^
lieber die Grundlinien der gegnerischen Antwort keilt WTB. folgendes mit: Der Text umfaßt 66 Seiten in französischer und englischer Sprache und ist in >4 Abschnitte eingekeilt, die die Antwort ans. die verschiedenen deutschen Gegenvorschläge enthalten.
Am ersten Abschnitt „Bölkerbunvssatzung" ist nichts geändert. Deutschland soll vor seiner Aufnahme in den Völkerbund erst eine Probezeit durchmachen nnU trenn es seine Vertragstreue bewährt und so Beweise für sein Wohlverhalten gegeben hat, soll nichts mehr im Wege stehen, daß es in nicht allzuferner Zeit in den Völkerbund ausgenommen wird.
In Bezug aus die Gebietsfragen ivftd nichts verändert. In den Bestimmungen für Belgien, Luxemburg, das Saargebiek, Elsaß-Lothringen und Dentsch--Oester-- reich, bezüglich Westprenßms, Danzigs und Ostpreußens wird nichts geändert) nur die Sicherheiten für den Ei- senbahudurchgangsverkehr durch Westpreußen nach Ostpreußen sind verstärkt und genauer gefaßt. Eine Greuzkorrektnr zugunsten Deutschlands ist insofern zugestanden. als nicht mehr gewisse Teile P o m m e r n s in das Polnische Gebiet fallen sollen. Mr Oberschlesien soll eine Volksabstimmung in einer später festzusetzenden Zeit erfolgen. Bis dahin wird das Land von verbündeten Truppen besetzt werden. Falls die Abstimmung zu uugnnsten Deutschlands ausjäut, sollen gewisse Sicherheiten chr den Bezug der vbe^chlessichen Kohle geschaffen werden. In Schleswig wird auf Antrag von Dänemark die dritte südliche Abstiminungszone fallen gelassen. In der Kolonial frage wird jedes Entgegenkommen bestimmt abgelehnt.
In bezug auf den Außenhandel und ' die Schiffa h r t sind keinerlei Zugest ä n dnisse gemacht. Das Gleiche gilt für die Grundlage der Schadenersatzpflicht. Nur wird in der Denkschrift zugesagt, daß Deutschland innerhalb vier Mvnare nach Friedensschluss das Recht haben svll, feste Vorschläge zu machen; aber die verbündeten Bi ächte können diese? aimehmen, ablehnen oder abändern. Eine deutsckw Kognmijsion neben der Wiedergulnunkmngskvmmisnon wird zugelassen behufs Verhandlungen mit der gegnerisckxm Kiommission; aber bindende Entschlüsse hat allein die-Vepbandskom-
mifsion zn fassen. Die gegnerische Kommission kann unseren Haushaltsplan prüfen und Reich saus gaben streichen. Eine unmittelbare Einmischung ü die Verhältnisse der einzelnen Fabriken soll nicht statt finden.
Unser ga'-z's Heeresgerät und Flottenm a te rial und unsere ganze HandelSflolle wird nich angerechnet. An den allgemeinen handelspolitischer Bestimmungen wird gleichfalls nichts geändert.
Deutschland wird auch für den Falt seiner Aufnahm' in den Völkerbund die allgemeine Gleichbcrechtignnt nicht gugeftanden.
Men ist ein besonderer Vertragsentwurf über dv Besitzung ver rheinische« Gebiete. Die Frist de Besetzung wird nichr geändert. Im übrigen liegt di- Zivilverwalkimg bei den deutschen Behörden. Es blei den auch die deutschen Gerichte.
In den Rechtsfragen sind Zugeständnisse gemacht .Die Liquidation des deutschen Privateigentum« im feindlichen Ausland soll mir soweit- Platz greifen als sich dieses Eigentum bei Friedensschluff bereits in feindlichen Anstand befindet. Auch ist das Liqnidalions- rersahien in den an Polen und Dänemark abzutrerender Gebieten zugunsten der deutschen Berechtigten geänderk Auch in der Behandlung des gewerblichen Schn r rechts sind Zugeständnisse ähnlicher Art gemacht worden.
In den Berkehrssragc» beschränken sich die Zugeständnisse daraus, daß Deutschland in der Oberkommission statt eines VerrreterS deren drei erhalten soll. Bei dem Ban des Rhein Donau-Tchisjahcts- wegs soll uns seiner nicht mehr einseitig vorgeschriebe» werden, was wir bauen sollen. Auch ist die früher vorgesehene Möglichkeit, den Kieler Kanal einer internationalen Kommission zu unierstellen, fallen gelassen worden. Aehnlich ist die Verpflichtung Deutschlands zum Bau ii euerEisenb a h u e n eingeschränkt worden.
Die sofortige Freilassung der deutschen
Kriegsgefangene» war schon zugestanden: aber un
ser Verlangen, auch die wegen gewisser Straftaten in
Haft befindlichen Gefangenen sreiznlassen, wird abgelehnt.
In den militärifchc« Fragen wird das Zugeständnis gemacht, daß wir zunächst drei Monate lang 200000 Mann behalten dürfen. Dann solle eine ver- bändlerische Kommission prüfen, N>aS wir für die nächsten drei Monate nötig haben, und das w!l bis nun End
Imncftic: liier Iwnge.
Nnmm vs» Maria Lenzen, kpb, di Scbregondi.
„Erlauben Sie mir, mich Ihnen vorzustellen, Herr Freiherr," nahm Franz das Wort. „Ich bi» der Ns- serendar Lange, der Sohn des Landrichters Lange auc Dietendrück."
„O, seid» Sie still, seien Sie still," wehrte der Baron, halb verdrießlich, halb bänglich. „Gerichtsherren, lauter GerichtSherren. Wir wollen nichts mit ihnen z» tun haben, sagt Papa nnd Mama selig. Was brauchen Sie da zu lachen? Sie hat es dock) wohl gesagt."
„Ich bezweifle das nicht, Herr Baron; und es ist ja zu loben, daß Sie Ihrer verstorbenen Mutter ein so lebhaftes Andenken bewähren. 'Aber erlauben Sie mir, zu versichern, daß ich nicht bier in meiner Eigenschaft als Jurist, sondern daß '.ch in Kraienfang mich nur mit der Absicyt vvrstellen werde —"
„Ah, Sie wollen nach Kraienfang? Wann wollen Sie denn dahin? Heute noch? Es wird ja bald Abend. Denken Sie denn, wir hätten Stuben und Betten übrig für einen wildfremden Menschen?"
„Nein, Herr von Bonndorf, und es ist auch nicht meine Absicht, die Gastfreundschaft Ihres Hauses in Anspruch zu nehmen," versetzte Franz in so stolzem und strengem Tone, daß Mamas Sohn ihn erschrocken anstarrte, „Hütte ich nicht einem Freunde das Versprechen gegeben, dem Herrn zu Kraienfang eine erfreuliche Mitteilung zu überbringen, ich würde nach der unbegründeten Höflichkeit, mit der Sie mich zu behandeln wagen, Ihres Vaters .Haus gewiß nicht betreten. Wie die Sache aber liegt, muß ich mein gegebenes Wort lösen. Sie dürfen aber versichert sein, daß ich mich meines Auftrages mit möglichster Schnelligkeit entledigen werde."
Er grüßte kurz und verliest die Gaststube. Baron Bonndors sah ihm einen Augenblick erschrocken nach, dann aber sagt«: er mit einer Art Freude an seiner Macht zu kranken: „Den habe ich einmal döse gemacht! Haben Tie, gesehen, wse puterrot er wurde, Herr PiHk» meister?"
Dieser fragte, statt zn antworrem: ,Haben Sie Vielleicht eine» Auftrag von Sr Gnadeiff. Hevr Baoon?"
„Ja, ja: Sic können gut raten. Papa ILtzt fragen, ob Eie noch einige Fuhren Tors buancherr kSnrrten. Die gnädigen Schwestern wollen neue Kleider haben und lassen uns keine Ruhe, bis sie ihren Willen bekommen."
Dar Geschäft zwischen dem Freiherr« nnd dem Gastwirt kam nach einigem Hin- und Herreden zum Mschlust Dann rief erste rer: „Wissen Sie was? Ich kann raten, ivaS der fremde Mensch in Kraienfang null."
„Ich nicht im entferntesten!"
„O, aber ich, aber ich! Er will den Hof n«chen bei einem der gnädigen Fräulein!"
Diese Behauptung kam dem Wirte so kühn vor. daß er seinen Gesellschafter völlig verblüfft <rnstarrte. Die- sehr fuhr triumphierend fort: ,,O, wuivdern Sie sich nur, daß ich so klug bin. es ist ganz gewiß richtig. Er' ist stolz, das sieht man schon, nnd will gerne eine vornehme Frau haben, und da hat ibm einer gesagt, daß die Freisränlein Minette und Flvrentiwe kein großes Nadelgeld bekommen, und nun bildet er sich ein, eine meiner gnädigen Schwestern nähme ihn. Die Narrheit geht doch zu weit. Aber sie sollen ihn abblitzen lassen!"
Der Wirt hatte sich, wie viele seinesgleichen, eine gewisse Menschenkenntnis erworben und vermöge derselben die Ueberzeugung gewonnen, daß der Referendar Lange nicht bloß gescheit, wohlerzogen und hübsch, sondern vermutlich auch sehr wohlhabend sei. .Ter Gedanke, daß ein junger Mann, der sich ferner Vorzüge wahrscheinlich wohl bewußt war, danach streben sollte, eines der Kraienfanger Fräulein zu heiraten, kam ihm so drollig vor, daß er herzlich lachte.
„Ja, ja, es wird lustig sein, wenn er mit langer Nase abzieht " rief Barön Bonndors. „Ich erZähle Ihnen nachher alles haactlein, wenn ich mit den gnädigen Schwester» in die Stadt komme, um die Kleider zn kaufen," , :
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Frühzeitig am folgenden Morgen schlug Franz den Weg nach Kraisnfa'ng ein, den «c sich von dem
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dem zwar geräumigen, aber ganz gewöhnlichen Bauernhause in Kraienfang näherte, verglich er unwillkürlich im Geiste das stattliche Kellinghorst, umgeben von Lustgärten und Parkähnlichen Anlagen, mit dem armseligen, verwahrlosten Kraienfang. Ter junge Bonndors kam in den Hof hinaus und begrüßte den Fremden mit etwas größerer Höflichkeit, als er ihm gestern erzeigt hatte.
„Morgen, morgen! Sind also gekommen, richtig nach Kraienfang gekommen. Bin. neugierig, was Sie hier nnfangen wollen."
Während dieser Anrede hatte der junge Baron sich möglichst breit in der Haustür aufgcpflanzt.
Franz versetzte ernsten Blickes: „Sie empfangen mich in so unhöflicher Weise, daß ich es säst bereue, aus Gefälligkeit für den Freiherrn Clemens von Bonn- Dorf einen 'Auftrag an seinen Vetter, den Barvir Erhard, übernommen zn haben. Ich ersuche Sie also, mich Ihrem Herrn Vater zu melden, da kein Diener in der Nähe zu sein scheint."
Levin war, gleich vielen vernachlässigten Menschen, durch ein ernstes Wort leicht einzuschüchtern. Auch jetzt wurde er ängstlich und würde gern das Geheiß des Fremden erfüllt haben, wenn nicht ein spöttisches Lachen in seinem Rücken seinen Verdruß erregt Hütte. „Schwester Florentine!" ries er zornig: weiter aber kam er nicht. Ein aus der Tiefe des Hauses hervorschallender Befehl, daß er augenblicklich kommen solle, um zn berichten, was es gebe, ließ ihn mit Blitzesschnelle durch die Tür verschwinden.
Kopsschüttelnd blickte Franz auf das ungastliche Hans und in dem schmutzigen, unordentlichen Hofe umher. Er sah nichts Einladendes. Als er sich um- wcnidte, stand Levin hinter ihm. mit womöglich noch mürrischerer und verlegenerer Miene als vorher. „Gna- ven Papa sagte, Sie sollten nur hereinkommen: er will Sie sprechen," brummte er.
Franz folgte seinem unfreundlichen Führer in das so schwer zugängliche Haus. Pom Hofe aus betrat man sogleich die Küche, die auch als Wohnrcmm zu dienen schien. Wenigstens saß ein hochgewachsener alter Herr in leidlich ordentlicher ländlicher Tracht in einem großen Oinsensessel neb«i Sem mächtigen Lvrffsuer, da»
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