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Ur. 140

Millm-ch. re» 18 . Juni 1919

30 . Fahrgamg

Der Begleitbrief.

Pari-, 17. Juni. (Havas. i In den«' Begleit brief zu der Note der Verbündeten auf die deutschen Gegenvorschläge wird zuerst festgestelir, daß die ver­bündeten und vereinigten Mächte die von der beul scheu Vertretung über die Friedensbedingungen ge­machten Bemerkungen der ernsthaftesten Erwägung unter­zogen haben. Der deutsche Vorschlag erhebe Einspruch gegen den Friedensvertrag vor allem, weil ec in Wider­spruch stehe mit den Bedingungen, unter denen der Waffenstillstand abgeschlossen wurde. Der Einspruch der deutschen Vertretung beweise, daß sie die Lage ver­kennt, in der sich Deutschland heute befin­det. Darum halten es die alliierten und assoziierten Regierungen für notwendig, ihre Antwort mit einer genauen Darlegung des Kriegs, wie sie ihn beurteilen, zu beginnen. Dieses Urteil sei zugleich dasjenige der Ge­samtheit der zivilisierten Welt.

Nach der Ansicht der verbündeten und vereinigten Mächte-ist der Krieg, der im Jahre 1914 ausbrach, das größte Verbrechen gegendieHumanität und gegen die Freiheit der Völker, das je mit Vorbedacht von einer Nation, die sich für zivilisiert hielt, begangen wurde. Wäh­rend vieler Jahre vervielfältigten die deutschen Re-, gierrmgen getreu der preußischen Ueberlieserung ihre Anstrengungen, uin sich in Europa die Vorherrschaft zu sicheln. Sie wollten sich die Fähigkeit erwerben, ein unterjochtes Europazu beherrschen und zu n ^ "tual t« gen gleichwie Oe ein . imtelffniWes. Deutschland unterjochten und beherrschte». Um dieses Ziel zu erreichen, haben sie den Geist ihrer Untertanen mit allen ihnen zu Gebot stehenden Mitteln zu der Lehre bekehrt, daß in den internationalen Angelegenheiten die Gewalt das Recht sei. Sie haben nie anfgehört, die Rüstungen Deutschlands zu Lande und zu Wasser zu entfalten und die lügenhafte Behauptung zu verbreiten eine solche Politik sei notwendig, weil die Nachbarn Deutschlands ans seine Macht und sein Gedeihen eifer ,..chtig seien. Sic haben versucht, Feindschaft und Arg­wohn statt Freundschaft, zwischen den Nationen zn säen. Sie haben ein ganzes Spionagesystem und ein Ney von Intrigen eingerichtet. Durch diese Drohungen mil Gewalttaten hielte:, sie ganz Europa in einem Zustand

von Erregung, Sobald ihre Vorbrreiliingc» vollitäudig waren, ermuligten sie einen u n t e r j v ch , e n V e r b ü n r "de len, binnen 48 Stunden Serbien den Krieg zu erklären. Um für diesen Krieg doppelte Sicherheit zu haben, entzogen iie sich alten Verwhnnngsversnchen

Deutschland ist ebenfalls verantwortlich für Siegrausame u n d u m e nschlicheArr, i n d e r der Krieg geführt wurde. Seine Regierungen haben die Neutralität eines durchaus friedlichen Volks verletzt, nachdem sie feierlich versprochen Hallen, s,e zn achten. Nicht zufrieden damit, haben sie ungescheul eine Reihe.von Hinrichtung en und Einü sche rungen vorgenommen in der Absicht, die Bevölkerung zu verge­waltigen und sie durch das Schreckliche ihrer Handlungen gefügig zu machen. Die Deutschen gebrauchten als erste die giftigen Gase trotz der entsetzlichen Leiden, die sie verursachen. Sie haben mit den Beschießun­gen durch Flugzeuge und weittragende Ä a- no nen aus Städte begonnen, ohne militärische Gründe, einzig in der Absicht, die Moral ihrer Gegner zu schwä­chen, indem sie Frauen nud Kinder trafen. Sie haben, den T a u ch b o o t s f e l d z u g begonnen, diese Heraus­forderung von Seeräubern gegen das Völkerrecht. Sie sind es, die mit brutaler Gewaltsamkeit Tausende von F r a u e n und K i n d e r n in fremde Länder in die Skla­verei geführt haben. Sie haben sich hinsichtlich ihrer Kriegsgefangenen eine so bcnchnrische Handluugs weise erlaubt, vor der selbst du «»zivilisierteste« Volke, zn> intgeschreckt wären. DR Handlungsweise Deutschlands ist sozr: sn g ' n beispiellos i n -0 e r - ^ er ch i-ch l>-. de ^ - T . D'.?

deren und vereinigten Mächte glauben .daß sic sich den­jenigen gegenüber schuldig machen würden, die zur Er- Haltung der Freiheit der Welt alles gegeben haben, wenn sie ihre Zustimmung dazu gäben, in diesen, Krieg nicht ein Verbrechen gegen die Menschheit und gegen da- Rechl zu sehen.

Die Haltung der verbündeten und vereinigten Mächte wurde Deutschlandoch während des Kriegs durch ihre hauptsächlichsten Staatsmänner klar dargelegl. Sie wurde vom Präsidenten Wilson iw üiiicr Rede vom !6. Apxil U1I8 umschrieben und ist vom deutschen Volk ausdrück ^ lich und bestimmt als leiieiches Friedensoriuzip ange­nommen worden. ^

Deutschland hat noch ernIial gesagt, dag die Gemalt und nur die Gewalt entscheiden luerde. Es ist »ho für mich nur eine Antwort möglich: Gewalt, Gewalt dis »um äußersten."

Diese Haltung wurde in der Rede des englischen Er­ste» Ministers vom l4. Dezember 1917 klar bezeichnet: Es gibt in keinem Lande Sicherheit, wenn die Auch.

, igung nicht eine gewissenhaste ist. Es gibt keinen Schuh für das Leben, für die Güter, für. das Geld in dem Staat, wenn das Verbrechen mäagiger ist, als das Recht. 2n Ser Weltgeschichte hat es oft verbrecherische Staaten gegeben. Wir haben es in diesem Augenblick mi, einem solchen Staat zu ,un. Es wird immer verbrecherisel-e Slawen geben bis zu einem «Zeitpunkt, wo wir durch eine inleriiarionaie Ueber- emkunf« befähigt sein werden, internationale Verbrechen durch gemeinsame Züchtigung zu sühnen ..."

Der gleiche Punkt wurde dargelegl in der Rede Elemenceaus vom 17. September 1918:

Was wolle» sie. die französischen Soldaten? Was wol­len wir selbst? Kämpfen und unaufhörlich siegreich Kämpfen bis zu der Stunde, wo der Feind begreife» wird, bah kein , Kompromiß möglich ist zwiskiK", einein solchen Verbrechen und : der Gerechtigkeit. Wir woben nur den Frieden und wir wollen eine Gerechtigkeit, die dauerhaft gestaltet ist, damit de» kommenden Generationen die Greuel der Vergangenheit «Apart bleiben . . ,

Orlando hat ebenfalls am :>. Oktober erklärt Wir werden den Frieden er!iull>o. men» unsere Fen». erkennen werden, daß die Menschheit das Recht und die Pfiich hat. sich gegen die Fortdauer der Ursachen zu schützen, du dieses schreckliche Gemetzel bewirkt haben. Die Welt wut anerkennen, daß es zur Wiederherstellung der sittlichen Ord nung nicht genügt, wenn derjenige, beifeii wider rechtliches Un iernehmen scheiterte, erklärt, er habe aus ieme 'Absicht ver­zichtet. Die Fragen, die das friedliche Leben der Rationen ir seinem Wesen berühren, müssen, wenn sie einmal gestellt sind Sie Lösung erhalten, welche die Gerechtigkeit erforde-t.

Ger echt'akeil verlangt die deutsche Delegation. Gerechtigkeit, erklärt oie deutsche Delegation, hat man Dentschland versprochen. D e u l s ch l a u d w i r d G e - rechligkeil zulei! werden, aber es muß eine Gerechtigkeit für alle ieiu, für die Toten, iür die Ver­wundeten, für die Waisen, für alle Trauernden, damit Europa von dem preußischen Despotismus be­freit wird: damit den Völkern Gerechtigkeit zuteil wird, die heute unter der Last einer Kriegsschuld wanken, die 30 Milliarde» Pfund Verrägl und die sie aui sich lad>'

' üssen, um die Freilseit zu erhalten: damit Gerechtig­keit geschehe, den Millionen von menschlichen Wesen, deren Heim, Boden und Habe die deutsche Grausamkeit geplündert und zeruön hat.

I-sntlrichler I^snge.

N»ul«n »sn Mari« Lenzen, g b. d-i Sebregondi.

Gleich einem Gruß aus glücklichen Tagen heimelte es die Richterin an, als sie das Wohnzimmer des Blandschen Hauses betrat. Div beiden alten Leute schie­nen Ernstes miteinander besprochen zu haben: denn d>. Mchterin glaubte bei ihrem Eintritt einen Schatten auf den sonst so heiteren Gesichtern ihrer alten Ver­wandten zu bemerken. Aber nein, sie mutzte sich ge­täuscht haben: denn man empfing sie so Herz Och und fröhlich wie immer, so oft Therese die Schwelle dieses Hauses, das ihr das Haus ihrer früh verstor­bnen Eltern ersetzte, überschritten hatte.

Schön, Theresken, daß du kommst," plauderte Tante Agnes, die Nichte neben sich niederziehend.Tu hast dein Haus immer voll Fremde und die Hände Poll zu tun und vergißt dabei doch die "alten Leute nicht."

Tante, wie wäre möglich; Vater und Mutter habe ich ja leider nicht, ich habe ja nur euch." i

Tas hast du liebes Kind stets bewiesen. Aber sag« einmal, hat der Landrichter es noch immer so mit dem Kellinghorster Baron?"

Leider Gottes, Tante. Wir haben sie heute wie­der alle bei uns zu Gaste gehabt, und übermorgen kommen die beiden Bürone, um mit Lange und Franz nach Böckenhoff zu reiten, wo sie fischen wollen. Näch­sten Sonntag essen wir alle in Kellinghorst."

Tante Agnes seufzte, und der Doktor schüttelte den Kopf.

Die Richterin nahm das Gespräch wieder ans:Ja, Onkel Adolph, es ist betrübend. Ich tfabe mein Leb­tag alles gespart und beieinander gehalten. Wahr­haftig nicht ans Geiz, aber um den Kindern ein be­scheidenes Leben, das sie glücklich macht, zu gewähren."

Du tatest recht. Therese," sagte Doktor Bland mit freundlichein Ernst,und die Treue, mit der du deine Pflicht erfüllt hast, wird nicht unbelohnt blei­ben. Ich bin ein alter Mann und habe bis vor weni- a»n Fahren »in tätige» Leben geführt. E» kann als»

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nicht fehlen, daß ich vleifatnge Vrsayrungen gesam­melt habe. Niemals aber sah ich ein Kind verloren gehen, das die Mutter in treuer Sorge und echter Frömmigkeit erzog. Darum vertraue du auf Gott Er wird die Zukunft deiner Kinder so lenken, das du einst dein Auge voll Tank für seine weisen Fügun­gen schließen kannst."

Sie geben mir großen Trost, Onkel. Dennoch kann ich mich der Sorge nicht entschlagen. Mein schlich­tes Beispiel und meine mütterlichen Lehren werden von den vielfältigen Einflüssen überwuchert, die in un­serem Hause so mächtig sind."

Ach, Kindi" sagte die Tante,du willst es nicht recht aüssprechen, aber das ist ja klar, du bist be­kümmert über das wunderliche Leben, welches dein Mann selbst führt und euch führen läßt. Ich kann dir das nicht verdenken. Tenn so klug Vetter Lange ist, sein Benehmen in der letzten Zeit steht nicht im Eingang mit der gesunden Vernunft. Einen Trost kann ich dir geben: alle eure Feierlichkeiten haben den Kindern noch keinen Schaden getan. Sie kommen so oft und gern, wie sie von Kindheit an es getan, zu uns. Und Onkel Adolph kann es bezeugen, sie sind so herzlich und offen, so einfach und vergnügt, wenn sie mit Onkel und mir am Kaffeetisch sitzen, als habe niemals ein Baron oder eine Freiin von Bonndorf eure Schwelle überschritten."

O. Tante, Sie haben mir durch diese Versiche­rung einen Stein vom Herzen genommen."

Das freut mich zu hören. Therese." sprach der Doktor,denn nun dürfen wir hoffen, daß deine Hauptsorge behoben ist. Und was die anderen Sor­gen betrifft, so nimm es nicht zu schwer. Es ist ja klar, daß jetzt viel bei euch durch den Schornstein geht und mancher teuer» Flasche der Hals gebrochen wird. Aber das lasse dich nicht zu sehr angreifen. Der Landrichter Lange hat es ja. und wenn er ein wenig zu stark aufräumen sollte, so soll es den Kindern nicht schaden für die sind Onkel und Tante Blan^ immer noch da."

Die Richterin ging getröstet nach Hause, hütete sich tber wonl. ihrem Manne die wohlwollenden Versiche- mngen ihrer alten Verwandten zu hinterdringen. Sie wfürchtete,' ihm dadurch nur Aul«» zu grötzsr« U«s- chwsndunI M ^ _

An demselben Abend empfing der Schneider Weber einen Brief von dem Pfarrer von Slobivec, der die Anfrage erhielt, ob er den ihm anvertrauten Brief einer amtlichen Person in Tietenbrück übergeben habe, und den Auftrag, Namen und Amt des Herrn dem Pfarrer mitzuteiken, damit Vieser sich mit demselben in Verbindung setzen könne. Seine, des Karl Weber, Mutter werde immer schlechter, schrieb der Pfarrer, und wünsche dringlichst, die in dem ersten Briese besprochene Angelegenheit vor ihrem Ende geschlich­tet zu sehe».

Dieses Schreiben wurde, wie das frühere, dem Landrichter durch den Gerichtsschreiber übermittelt, und diesmal trug Lange Sorge, dem Schneider ein reich­liches Botengeld zukommen zu lassen. Darauf schrieb er mit Zustimmung des Freiherrn von Bonndorf dem böhmischen Pfarrherrn, Haß ihm dessen erster Brief durch die Nachlässigkeit Karl Webers erst vor eini­gen Wochen zugekommen sei, und daß er, nachdem er sich mit dem Inhalte des hochwichtigen Schreibens vertraut gemacht, keine Zeit verloren habe, sich mit den Herren von Bonndorf in Verbindung zu setze».

Auf nähere Bezeichnung derjenigen Barone von Bonn­dorf, mit denen er unterhandelt hatte, ließ er sich > nicht ein, sondern fuhr mit der Versicherung, daß er ' vie Hoffnung hege, es werde ihm gelingen, die ver­miedenen Zweige der freiherrlichen Familie zu einen. Uebereinkommen zu bewegen, durch das Recht und Billigkeit gewahrt und gleichzeitig die Ehre des hoch- angesehenen und bis jetzt unbescholtenen Hauses Bonn Dorf nach Möglichkeit vor Unglimpf geschützt werde. Sobald er zu einem nennenswerten Ergebnis betreff» dieser wichtigen Angelegenheit gelange, versprach er am Schlüsse, werde er nicht verfehlen, dem Herrn Pfnr- > er die bezüglichen Mitteilungen zu machen.

So," sprach der Landrichter, sein Schreiben an den böhmischen Geistlichen in Gegenwart des Frei­herrn siegelnd,dadurch sichern wir uns die erfor­derliche Zeit zu den uns obliegenden Verhandlungen

Aber welchen Verhandlungen!" ries der Baron. Sie werden doch nicht wirklich mit meinem Vetter M Verbindung treten wollen?" _^

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