Pr. i>1
-WWW M-MMN
-WH?
limisaer «Ljeiger unu LMvilM
Mi! !1ÜM schmarsilmM krste Lggesjkkiung öes iüdersmls llleuenbmg
Erscheint Werktage
mit smtilcher fremdenliük
lekphon -!r. 41
: BezugSvrei? monaclicd 90 Pig k im Nachbaroris^erkekr 2 05 Mk..
Drrb die Post- in Württemberg
Vlnzeifiev 12 Mg., von aufwärts 15 Pfg. die :
, Petitzeile oder deren Raum. :
1 . «m. . , ^ i Reklame 25 Pfg. die PMzeile »
t 2 5' Mk. merielmkirlicd.' hier:: Beneügeld M V'g. D - T ^ i
s _ r Be: cnieraien, wo Anskuntt m der Grveditwn r
r« in wird -Lr ;edetz -Zierat 10 Vig.
r ->-» -.'-.v.... r beumderö berechnen. Bn O^erren 20 Psg. »
Verantwortlich: E. Neinhardt in Wildbad.
.i
Dienstag, den 22 April 1 l 0 i 6
66. Aahryang.
Die deutsche Bevölkerung.
Im neutralen Ausland hat mau sich iu letzter Zeil viel mit dem Bevölkerungsftand, im Deutschen Reich beschäftigt und allerlei Behauptungen und Vermutungen über die Zukunft des deutschen Volks ausgestellt. Von Interesse ist eine umfangreiche Arbeit von Aarl Döring 0 den „Studien der Äopenhagener Gesellschaft für softalt Folgen des Kriegs", worin die Bevölkerungsbewegung iu Deutschland während des Kriegs abschließend dargestelli wird. Döring schreibt u. a.: Während ohne den Krieg die Bevölkerung des Deutschen Reiches jetzt zweifellos schon 70 Millionen überschritten Hütte, ist die Einwtchnerzahl jetzt, nachdem sie bei Kriegsbegimi 67,8 Millionen betrug, aus 65 Millionen gesu -ftm Davon sind 08,0 Millionen weiblichen und nur Ol,2 Millionen männlichen Geschlechts. Von dem Gesam erlust entfallen rund Och Millionen auf die verminderte Zahl der Geburten und rund 2,1 Millionen auf die Znnalnne der Sterblichkeit. Die erhöhte Sterblichkeit ist einerseits aus die Verletzung irn Kampf, andererseits auf die mangelhafte Ernährung zurückzuführen. Altersaufbau und Geschlechtsverhältnis der deutschen Bevölkerung hat sich vollkommen verändert.. Bor dem Kriege kamen ans 1000 Personen männlichen Geschlechts 1024 Frauen, jetzt ans 1000 Männer 1086 Frauen. I» den Altersklassen von 20 bi? 50 Jahren beträgt das Berchältnis statt 1000 zu 1005, wie früher, setzt 1000 zu 1155, und in den Jahresklassen von 20 bis 00 Jahren, dft für Eheschließungen besonders in Bel rach! kommen, ist es noch'ungünstiger. Die Zahl der Neuste- borenen ist in den letzten Kriegsjahren unter die Hälfte der Friedenszahl gesunken. Soweit die Sterblichkeil durch die Kämpfe unmittelbar vermehrt worden ist. hat sie mit rund 1,8 Millionen blutiger Verluste die kräftigsten und leistungsfähigsten Jahrgänge betroffen. Die Anzahl de" Männer im militärpflichtigen Alter ist von rund 14 au, .va 12,2 Millionen gesunken. An eine Wiedererholnng ist in absehbarer Zeit nicht zu deiiken. Der Gesundheitszustand der Bevölkerung hat sich infolge von Oeberarbei- tung und Unterernährung außerordentlich w ,chlechtert.
.ur
Die Berattkcrnnft.
lchwäb. Meiknr":
lesen im
Der Krieg und die Revolution haben eine ganze Anzahl neuer Werte und Begrifft in die Sera,he geworfen. Das ist an sich ganz gut und schön. Weniger schön ist aber die Verallgemeinerung dieser Begrüfje, die. allzu häufige Anwendung der neuen Worte an jeder passenden und — unpassenden.Stelle. Sie werden dadurch abgenutzt und wirken vielfach geradezu erheiternd, dort, wo sie nach Ansicht des Redenden oder Schreibenoen, tiefernst gemeint sind. Das gilt namentlich von den drei Lchlagworten von der Psychose, dem Gebot der Stunde und dem heillosen Begriff verankert!^ Wer und was wird nicht alles verankert! Man mutz sich wirklich wundern, daß sich zum Verankern immer noch der — Grund findet. Aber er findet sich und wenn r:s — in den Wolken wäre. Das ist buchstäblich zu nehmen, wenn wir lesen, wie gewisse handgreifliche Erscheinungen der materiellen Welt,'schlankweg in metaphysischen Wvl- kengebilden — verankert werden. Vom „monarchischen Prinzip, das im Bewusttscin des. Volkes verankert war", schreiten wie furchtlos zur „Verankerung der Räte". Dieser und jener Staat-„verankert seine Sonderrechte". Wir verankern auch den Reichspräsidenten. Jeden, der uns in den Weg läuft. Wir werten daS greuliche Ankeibild ielbst bis zum gestirnten Himmel hinaus, in dessen Un- eudlft! keit „das Gesetz der Gerechtigkeit dauernd verankert bleibt". .. 1 Alles macht heute Revolution — wahrhastig, es wäre angebracht, die famose Verankerung.ebenfalls an revolutionieren, denn sie ist zur Psnchose geworden, deren Heilung ein Gebot der Stundeftnli. et.
ff) Mannheim, 2l. April. Ti? erste Sendung Speck ist vom Ausland hier eingetrossen: ein Teil davon ist für Stuttgart und Darmstadt bestimmt. Nach Bayern darf nichts abgegeben werden.
ffl Stuttgart, '21. April. (Neuer Kampf?) Ter „Akrionsausschus'. des geeinigten Proletariats" verbreitet'Massen von Flugblättern, in denen die Arbeiterschaft zu neuem Kampf ansgerufen wird. Tie Sache
der Räterepublik in Minuhen sei auch Sache der Proletariats in Württemberg, das nicht tatenlos „dem Abschlachten der bäuerischen Genossen" znsehen könne. T^r Kampf in Bayern sei das Signal zum Kampf s den Sozialismus. — Tie Regierung erklärt in Flug- .öttern, schwäbische^ Soldaten marschieren in Bayern
ein, iveil dort eine Handvoll zugereister Fanatiker durch ihre Näteregiernng den Bürgerkrieg entfesselt habe und das ganze Wirtschaftsleben von Anarchisten und Bolschewisten erdrosselt werde. Diese Gefahr bedrohe auch Württemberg. - Der Bürge rrat erläßt einen Ausruf in den Blättern: Spartakus .rüste von neuem zum Kamps gegen die Regien,»,;, gegen Ruhe „nd Sicherheit im Staat. Täglich müsse man aus einen Anschlag gefaßt 'ein. Das Vaterland, dürfe nicht an einer Minder!),-' gründe gehen. In Württemberg dürfe es nicht zu Münchner Zuständen kommen. Alle Bün,er-sollen sicb daher ungesäumt zu der von der Regierung ausgestellten Sicherheitswehr melden.
N^ues vom Tage.
Einladung zur Friederrstonferen,.
Berlin, 10. "April. Der Oberste Rat' der Verbündeten hat velegraphisch die denk scheu Bevvll-- m a ch t i g t e n sür den 2 5. A p- ril ir a cy V e r s a i l- lcs eingeladen, um voir den alliierten und assoziierten Mächten den fertig-gestelsten Wortlaut des Vor- sriedens in Empfang zu nehmen. Dabei wurde bemerkt, daß die Deutschen st rengstenS die i,h neu z n g e - wiese'ne .Haltung zu beobachten haben und daß nur solche Personen kommen dürfen, die für den besonderen Zweck bestimmt sind. Minister Bruckdorfs- Rantzau antwortete, die dentscye Regierung wert»- den Gesandten Ha niel, den Geheimen ' Rat Keller niid den ftOesandschaftsrat Schmitt zur Abholung d>- R-ertragsbestimmiingen absenden. Tie deutsche Regie- .nng hat eine Frist von 8 Tagen zur Unterzeichnung des Vertrags, der l 200 000 Worte enthält. Gleich,zeitst- wird den deutschen Boten der ans 75 000 Worten bestellende Entwurf der Liga der Nationen ein-Windig!.
^ Der karkoffelkrebs.^
Im Jahre 1908 wurde der Kartoffelkrebs ln Deutsch» »and zum ersten Male nachgewiesen und bis jetzt ist-»sein Vorkommen noch auf wenige kleine Gebiete beschränkt. Wenn er somit auch noch keine allgemein fühlbaren Schäden verursacht, so ist es doch dringend notwendig, ihn nach Möglichkeit zu bekämpfen. Denn die WrfahruisgW in anderen Ländern, besonders in Großbniannien, lehren, daß er unter Umständen dem Kartoffelbau gefährlich werden kann, und außerdem beeinträchtigt fern Vorkommen in Deutschland den Knrtoffelhandek. §
Als Kartoffelkrebs — im Ausland auch rvart ckiseas« (Warzenkrankheit) oder bleck scab, gzie uvirs (schwarzer Schoil) genannt — bezeichnet man eine Krankheit der Kartoffelpflanze, die hauptsächlich die Knollen schädigt.' An ihnen findet man Wucherungen von verschiedener Größe und Form, deren Oberfläche warzig und später oft zerklüftet ist, so daß sie oft an manche Sorten von Badeschwämmen erinnern. Manchmal erscheinen sie nur wie kleine Warzen, oft sind es große Auswüchse, nicht selten endlich ist von der eigentlichen Knolle nichts mehr zu erkennen und an ihrer Stelle finden sich schwammartige Mißbildungen, die nur durch den Ort ihres Vorkommens erkennen lassen, daß sie ursprünglich aus jungen Kartoffeln entstanden sind. , z
Ansänglich sind alle diese Mißbildungen hellbraun und fest, später werden sie dunkelbraun bis schwarzbraun und zerfallen allmählich, indem sie bei trockenem Wetter verschrammen und Zerkrümeln, bei »allem vertäuten.
—»
Da die Krankheit alle jungen Gewebe ergreifen kann, so findet man Krebswucherungen außer an den Knollen auch an anderen Teilen der Pflanze. Meist werden die Knollen, die Stolonen und die unterirdischen Stengeltette ergriffen; wenn die jungen Triebe aber längere Zeit brauchen, um aus dem Boden herauszukommen, oder wenn längere Zeit feuchtes Wetter herrscht, bilden sich auch ay den Blattknospen der oberirdischen Stengel Geschwülste, an denen man nicht selten noch erkennen kann, daß sie aus Mattanlagen hervorgegangen find. Die ober- irdischen kranken Teile sind ebenso wir die am Licht liegenden Knollenauswüchse grün, oft mit einem weißlichen oder rötlichen Ton. Da die oberirdischen Teile nicht regelmäßig befallen werden, und die Krantheitserscheinuiigen an ihnen nur selten so auffällig sind, daß sie bei Begehungen des Feldes ohne weiteres erkannt werden, so wird die Krankheit meist erst bei der Ernte bemerkt.
Die Ursache der Krankheit ist ein Pilz, Shiysvpkl/cti, encwwmica Schilp., dessen Dauerformen (spoikm-iev) man
in den Wucherungen zahlreich cus mehr oder weniger runde, dickwandige, goldgelbe Kugeln findet. Durch den Zerfall des Gewebes kommen sie in den Boden, und hier schlüpfen im Frühjahr und Sommer, wenn genügend Feuchtigkeit vorhanden ist, aus ihnen zahlreiche bewegliche Schwärmsporen aus, die in das junge Gewebe der Kar-- tosfclpflanze einzudringen vermögen. Da dies besonders an den Knospen, -bei den Knollen also an den Augen, eintritt, findet man die ersten Anfänge der Erkrankung meist an diesen.
In ganz jungen Geschwülsten sieht man manchmal neben den dickwandigen Daue.sporangien auch ähnliche, -aber dünnwandige Gebilde, aus denen schon innerhalb des Gewebes Schwärmer austreten und in die benachbarten Zellen eindringen können.
Da zur Zeit der Ernte bereits ein großer Teil der Wucherungen zerfallen ist, so bleiben massenhaft .Auster! angskeime im Boden zurück. Dadurch wird ciu Feld,
! cntt dem die Kartoffeln krebskrank waren, auf Jahre hln- l aus verseucht. Bei häufiger Wiederholung des Anbaues s von Kartoffeln wird im Laufe einiger Jahre der Boden ) so sehr mit Pilzkeinien angereichert, daß eine Ernte nicht mehr erzielt wird. Die ganzen Kartoffelansätze werden so frühzeitig und so stark befallen, daß überhaupt keine oder doch nur noch eiliZelire Knollen aebildet werden.
Die Ueberlragung des Pilzes aut »och unbefallene Flächen er'olgt hauptsächlich durch kranke Pflanzkartoffeln. Nicht alle Wucherungen vermorschen hon vor der Ernte, vtNinehr bleiben viele, besonders kleinere, oder auch Teile ' von ihnen an den geerntxten Kartoffeln erhalten und überwintern mit diesen. Es ist festgestellt, daß aus solchem ' Kartoffeln fast immer kranke Pflanzen entstehen. Aber , selbst wenn die Krankheit von solchen Mutterknollen nicht . sasort auf die Pflanzen übergeht, gelangen dort Dauer- fterangien in den Boden, wo sie sich jahrelang lebens- si.hlg halten und bei Wiederanbau vonKartoffeln zu Er- kiankunge» führen können. Natürlich kann die Krankheil auch durch Erde, die Krankheitskeime enthält, von ve. feuchten Feldern übertragen werden. Für die Verhütung der Krankheit ist das Hauptaugenmerk auf die Wanztartoffel' zu richten. Es dürfen daher keinesfalls Karlofseln von Feldern, auf denen die Krankheit ausgetreten ist, zum Auspflanzeii benutzt werden. Eine Vietze Auslese der sichtbar kranken Knollen genügt nicht, . da zu leicht schwach erkrankte übersehen werden, die die v Krankheit dann übertragen.
Soweit irgend möglich, sollte» Kartoffeln von kranken Feldern nicht einmal z» Speise- und Futterzwecken verwendet werden, da die Krankheit auch mit den Schalen und Abfällen verichlevvl werde» kann. Wo eine derartiue
Verwendung lucht zu vermeiden ist, muß dafür Sorge getragen werden, daß alle Abfälle, durch die eine Ansteckung möglich ist, unschädlich gemacht werden. Am sichersten geschieht dies durch Verbrennen. Die Kartoffeln sind außerdem vor dem Verfüttern zu dämpfen, da es sonst nicht ausgeschlossen ist, daß- die sehr widerstandsfähigen Dauerformen des Pilzes den Magen und Darm der Tiere durchwandern, ohne ihre Keimfähigkeit einzubüßen.
Am sicherstenführt man alle Kartoffeln von kranken Feldern der Brennerei zu, oder dämpft und säuert sie als Viehfutter ein. Jedenfalls aber müssen sie gänzlich vom Handel ausgeschlossen werden. Diese Maßnahmen gegen die Weiterverbreitung der Krankheit müssen ergänzt werben durch Maßnahmen zu ihrer Unterdrückung auf bereits verseuchten Feldern.
Als erste Regel hat hierfür zu gelten, daß man bei der Ernte alle Abfälle, also alle stark kranken Knollen- alle Geschwülste und alles Kraut sorgfältig sammelt und verbrennt. Es wird dadurch sehr viel Aiisteckungsstofi beseitigt. -
Außerdem muß auf Feldern, auf denen sich Kartoffel- krebs gezeigt hat, für eine Reihe von Jahren der Kartone!» bau ausgesetzt werden. Wieviel Jahre genügen, um jede Möglichkeit einer Erkrankung auszuschließen, ist noch nicht mit Sicherheit feslgestellt; soweit bis setzt bekannt ist, genügt ein vierjähriges Aussehen des Kartoffelbaues noch nicht.
Es liegt nahe, daran zu denken, durch eine Entseuchung oes Bodens diesen wieder gesund zu machen oder wenigstens die Zeit für die Verwendung des Kartoffelbaues zu verkürz.». ^Von den bis jetzt versuchten Mitteln sind jedoch nur mit Schwefel Ergebnisse erzielt worden, die zu weiteren Versuchen ermutigen. Ein sicher wirkendes Verfahren ist zurzeit noch nicht bekannt. Ebenso haben Versuche, durch die Anwendung bestimmter Düngemittel auf verseuchtem Voden gesunde Ernte» zu erzielen, keine befriedigenden Ergebnisse gehabt, auch ist die Aussicht, der Krankheit'auf diesem Wege beizukommen, nach den Lebensverhältnissen des Pilzes nur gering. Dagegen ist auf gute Bodenbearbeitung und Anwendung eines Fruchtwechsels, in dem die Kartoffel nicht übermäßig oft wiederkehrt, Gewicht zu '"gen. Auch über das Verhalten der Kartoffelsorten ist >. .s jetzt nur wenig bekannt. Zwar sind die Frühsorten lm allgemeinen weniger anfällig als die späten, aber eingehende Untersuchungen über diese Fragen liegen noch nicht vor. _ . .