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Ur. »6

Dannerstag >e» 6 . Miir; 1918

36. Iahrga«S.

Dem Abgrund entgegen!

Von einem Arbeiter ivird uns geschrieben: >

Nach dem Kriege 1870 stiegen die Löhne derart rapid, daß die kapitalistische Presse in großer Verallge­meinerung von Einzelfällen ihre Glossen über diesekt­trinkenden" Maurergesellen zu machen Pflegte. DerSe­gen" der 5 Milliarden befruchtete die deutsche Volkswirt­schaft. Wie Pilze schossen die deutschen Unternehmungen in die Lust. Bis nach einigen Jahren der große Krach kam nnd die Gründnngszeit mit einer Fülle von Banke­rotten und schlimmer Arbeitslosigkeit ihr trübes Ende fand.

Wieder steigen die Löhne. Noch viel gewaltiger als 1870. Aber nicht etwa, weil wir in der Hochkonjunktur oder vor ihr stehen. Wir haben eine vernichtende Nieder­lage erlitten. Schwerste Friedensbedingungen stehen uns bevor. Unsere- Schuldenlast ist unermeßlich, unsere Geld­währung erschreckend entwertet, unser Kredit tief gesun­ken, unsere Rohstvfslager sind erschöpft, unsere Verkehrs­mittel verbraucht. Wir brauchen eine riesenhafte Ein­fuhr, iim unser unterernährtes Volk nnd unsere Pro­duktion wieder auf die Beine zu bringen. Wir brauchen eine riesenhafte Ausfuhr, um die einzuführenden Lebens­mittel und Rohstoffe bezahlen zu können.

Noch können wir nichts einführen, nichts ausführen. Der Tiefstand unserer Konjunktur ist derart, daß er kaum noch sinken zu können scheint.

Und dennoch steigen die Löhne rapide. Die Arbeits­losigkeit wächst unheimlich, die Kriegsindustrie ist längst mit ihrer Arbeit-zu-Ende inxd die Friedensindustrie kann zum Teil noch nicht so arbeiten, wie man es wünscht. Viele Fabriken möchten arbeiten sie haben keine Koh­len. Im Ruhrrevier wird knapp die Hälfte der nor­malen Kohlenleistung gefördert. ' .

Unser Land ist so ausgepumpt, unsere finanziellen Verpflichtungen fo riesenhaft, daß wir nur dann uns vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch retten können, wenn wir alle, Mann für Mann, Fran für Frau, die nächsten Jahre unsere ganze Kraft daran fetzen, unsere Produktion zu steigern.

Achtstundentag! Es ist wohl der sehnlichste Wunsch, daß derselbe den Arbeitern auch erhalten bleibt. Aber er muß insofern einem Bedenken begegnen, baß er gerade in einem Amgenblick eingeführt wurde, wo die Konkurrenz auf dem Weltmärkte für uns schwerer ist, als je.. Ja, als allgemeine, internationale Forderung auf dem Frie­denskongreß durchgeführt, alte Hochachtung! aber ein­seitig bei uns heute. es ist zu zweifeln, ob die Arbeiter dm ersehnten Nutzen davon haben werden.

Steigerung der Löhne. Sie waren in der Kriegs­industrie hoch, sonst vielfach ungenügend. Die Lebens­haltung hat sich wahnsinnig verteuert. Kommt der Soldat nach Hause, um wieder in die Fabrik zu gehen, fo hal er irstder ordentliche Kleider, noch ordentliche Wüsche, so findet er auch den Hausrat und die Kleidung seiner Familie ziemlich verbraucht und ernenerungsbedürflig Bei den Riesenpreisen war jede Neuanschaffung vermieden worden. Selbstredend kann eine Reduzierung der Löhnc nur dann eintreten, wenn auch alle zum Leben notwendigen Dinge billiger geworden sind. Subjektiv kann man selbst sehr hohe Lohnforderungen verstehen. Objektiv sind sie das größte wirtschaftliche Unheih das uns begegnen kann.

Fast jeder einzelnen Kategorie gönnt der sozial empfindende Mensch eine Besserung ihrer Lage. Und doch bedeutet der ganze Komplex dieser Lohnforderungen ein­fach den Ruin unseres Wirtschaftslebens.

Manche Kriegsgewinnler stellen sich ans den Stand­punkt, daß cs ganz egal sei, ob der Staat unseren Gewinn konfisziert oder nur ihn als Lohn ansbezahlen! Los haben wir unser Geld auf alle Fälle. Die Sache geh­oben so lange, bis das Geld zu Ende'ist.

Privatkapitalistisch läßt , sich ein solcher Standpunkt verstehen. Für die Allgemeinheit aber ist es geradezu -ein Verhängnis, wenn in dem Augenblick, wo das Reick fv ungezählte Milliarden braucht, die besten Stenerobjektc in alle Winde zerschellen. Und was wird aus den Fa­briken, wenn erst'die Fonds erschöpft find? .Wer finan­ziert sie? Wer betreibt sie weiter? Wer macht sie ex­portfähig ?

Export! Das ist der wundeste Punkt. Im Inland

kann man abwülzen. Da kann eine Preiserhöhung durch die andere ausgeglichen werden. Aber für die Ausfuhr heißt es, sich den Weltmarktpreisen anzupassen.

Wir hatten vor dem Kriege einen jährlichen 10 Mil Ijardm-Export. Wir Laben durch den Krieg fast alle

Handelsbeziehungen eingebüßt. Ob wir sie nun wieder gewinnen, wenn wir konkurenzsähig sind, das wird bei den heurigen Verhältnissen wohl kaum möglich sein. Aber ohne Export, ohne riesigen -Export können wir

einfach nicht lebexr! Denn den Miliardenimport, ohne

den nur verkommen' müßten, können wir nicht gut mit unseren Kriegsschulden bezahlen. Das letztere ist aber zurzeit das einzige, was wir besitzen.

Gibt es keine Rettung mehr! Wirklich nicht! In den Massen unserer Betriebe steckt doch ein prachtvoller Kern vvn Vernunft. So verzweifelt es im Augenblick aussieht, so kann man immer noch^hoffen, daß der regl- polüische Sinn der Arbeiter dis Oberhand gewinnen wird über die Revolurionsromantik, ehe es zu spät ist. / Ä""

Die deutsche Fronr hat besser gehallen, als rch rwr zwei

Wochen gedacht habe. Wenn man ihm mehr Men- schenersatz in Aussicht stelle,' glaube er den Krieg sort- sühren zu können. Er vertraue dabei freilich mehr aus

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leitung sah nach eingehenden Beratungen in einer sol­chen Fortsetzung des Krieges ein Hasardspiel. Ter Men- schenersatz, der in Aussicht gestellt werden konnte, war quantitativ und qualitativ nnzureich«ist Trotz einzelner

Deutsche Nationalversammlung.

? - > , ' ^ , , > Weimar 4. März.

Die Sitzung wird nach 3>? ilhr eröffnet.

Mg Dr. Kahl (D.B.P.j fragt nach de» Schritten der Rrichsregiernng, um die fofortige Befreiung der vom Feinde zur Verantwortung gezogenen deutschen Werkleiter zu bewirken, die während des Kriegs von der deutschen Verwaltung in den

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Mtiger Bescheid sei bisher nicht erfolgt.

Mg. Arnstadt' (D.N.B.P.1 u. Ken. fragen, was Negierung zur Beseitigung des Pavie r m n n g e I s für deutsche Presse tun wolle.

Reichs,virtschastsininister Wissel: Eine beffrieöigeiide Pa- picrversorgung der Presse wird erst dann möglich sei», wenn das deutsche Wirtschaftsleben wieder tu einigermaßen geordnete Bahne» zurückkehit.

Mg. Ohler (D.N.V.P) fragt an .wegen unzureichender Belieferung der Landwirtschaft mit kiiasttichen Düngemitteln.

Reichsmiiiister Schmidt: Die Reichsregierung ist bemüht, oon den Alliierten die Freigabe der Produkte aus de» besetztem Gebieten zu erlange». - ' , . .

Freisetzung der Brrsafsuttgsberaluiig.' ..

Mg. HeiBke (il.S.): Der kapitalistische Charakter der Verfassung zeigt sich darin, daß Enteignungen nur gegen Ent- ichadigungen zugeiassen sein werden. Die Arbeiter sehen m dem allgemeinen Wahlrecht nicht ein Mittel, das sie von allem Elend befreien könnte. Sie wissen ein besseres, ihre Interessen wahr-. ?,»nehme»: die A.- und S.-Rätc. Das Rätepistem bedeutet das Eiide des Parlamentarismus.

Mg. Stresemauu cD.V.l: Was Är Vorredner erstrebt

, . . süddeutschen Staaten ist man weit zurück

haltender. Da die Einheit mit Provinzen nnmöglich ist, jo bleibt nur 'die Aufrechterhaltung der BunDesstauteu übrig, denen man dann aber auch die Möglichkeit der Entfaltung ihrer Eigenart geben muß. Mau lasse Preußen wie es ist. Seine Hegemonie ist nicht mehr vorhanden. Ich vermisse ui der Ver­fassung eine Bestimmung zum Schuhe der Deutschen nn Ans- lande, da in den nächsten Jahren viele Deutschland verlaßen müssen. Ein bernssftändisch.'s Parlament soll keine vollziehende Gemalt haben, sondern hätte nur vorbereitende Arbeit zu leisten. Die Vorstufe dazu Hann man vielleicht in der Arbeitsgemeinschaft zwischen Großinülistrielleir und Gewerkschaften erblicken.

Neichsinlnister Dr. David: Wir haben die demölimtiscye Republik, in der die höchste Gewalt beim Volk liegt, und unser Wahlrecht ist demvkratischer als in traenü einem anderen Lande.

ratische

irgend einem anderen Lande.

Jetzt erst hat die Regierung volle Verantwortung vor dein Volke jetzt erst hoben wir eine ivirklicke Renieruna. Aut d-

jetzt erst haben wir eine wirkliche Regierung. Aus der Arbeiter- oemvkratic beruht der starke Zusammenhalt des Reichs, und ne ivird ihn auch in Zukunft tragen.

Die Versassungsvorlage wird an einen Ausschuß von 28 Mit- piedern verwiesen.

Nächste Sitzung Mittwoch 3>,n Uhr nachmittags: Polen- »terpellnlion. Schluß 6.10 ilhr.

Neues vom Tage.

Unstimmigkeiten. ,

Berlin, 5. März.: Meinmigsverschiedelihessoi' die zwischen dem Reichsmiiiister Goppeln und an­deren Mitgliedern des Kabinetts in der Sozialisiernngs- frage bestanden, sollen beigelegt sein.

Ltt-cndorff nnd der Waffenstillstand. Berlin, 5. März. Das Wolfs'sche Tel.-Bureau meldet gegenüber der Aenßcrung des Generals, Luden--. dorff über die Entstehung Hes Wasfenstillstanüsirngebots, nach einer demnächst erscheinenden amtlichen Denk schrift lassen sich drei EntivMungsstnsen in dein Wer­den des Waffenstillstands unterscheiden:

1. Ende September nnd in den ersten Tagen des Oktober drang General Lndendorff auf sofortige Heraus­gabe des Friedensangebots.

. 2. Am 17, Oktober kam Geiieral Lndcmdorss in ein er K abine ttssitzüng i n B erliii zu folgendem ^Beschluß:

ischen Ueberlegenhe sicher war nur, daß der Krieg nnd die Zerstörungen nicht nur über weitere Teile Belgiens und Nordfranr- reichs, sondern später auch in das eigene Land hgrein- getragen werden würden. Daher brach die Polnische Reichsleitung das Gespräch in Washington nicht ab, sondern verhandelte weiter auf der Grundlage der W'l- sonschcn Bedingungen. Bei diesem Stadium der Ent­wickelung hat' General Lndendorff niemals klipp lind klar den Abbruch der Verhandlungen verlangt.

Das 31 Stadium trat ein, als Mac schall Fach seine Bedingungen f«r den Waffenstillstand überreichte. Diese überschritten das erwartete Maß um ein vielfaches. Trotz­dem gab im Einverständnis mir der politischen Rcichslei- tung Generalfeldmarschall von Hindenburg feine Wei­sungen dahin, daß zu unterzeichnen sei, wenn Abände­rungen nicht erreicht würden.. -

»Aus der Waffenstillstandskommiffiori.

Berlin, 4. März. Das deutsche Ersuchen um Ge­stattung der Viehausfuhr aus Elsaß-Lothringen zur Ver­sorgung des Saargebiets wurde von Marschall Fach abgelehnt. Der deutsche Vorsitzende protestierte in Svaa gegen die Aufbringung des deutschen Dampfers Pluto" durch einen französischen Zerstörer in der Ostsee..

- ^ Generalstreik. ^^

Die Lage in Berlin. .......

Berlin, 5. März.-Bei dem Einzug der Truppen zum Schutz des Polizeipräsidiums gestern versuchte eine tausendköpjige Menge auf dem Alexanderplatz, die Truppen Pen zurückzuhalten. Diese mußten schließlich von der Schiißwaffe Gebrauch machen. 3 Personen wursten ge­lötet. Das Polizeipräsidium erhielt abends weiteren Schutz durch Regierungslrnppen und eine Feldartillerieabtcilnng. Ein Versuch, in die Alexanderkaserne einzudringen, konn­te unter schweren Verlusten der Angreifer abgeschlagen werden. In der Kaiser-Wilhelm? und Münzstraße nnd axn Bülöwplatz waren zahlreiche Barrikaden errichtet ivcm' ^,-n. Spartakisten versuchM unler allen erdenklichen Ver­kleidungen in das Polizeipräsidium einzudringen und die Besatzung zur Uebergabe des Gebäudes zu veranlassen. Heute morgen sind weitere zahlreiche Truppen eingctroffev und halten den ganzen inneren Stadtteil besetzt. Trotz allcr Warüungen'der Kommandantur sammeln sich immer wieder große Mengen von verbrecherischen Elementen aus dem Alexanderplatz an. Unter der Masse befinden sich zahlreiche Frauen nnd Kinder. 7

Berlin, 5. März. DieDeutsche Tageszeitung" meldet: In Tempelhof kam es gestern nachmittag zwischen einem Bataillon der Division Gerstenberg und der auf dem Güterbahuhof stationierten Wache der repu­blikanischen Svldatenivehr zu einem Zwischenfall. Ei». Posten der Soldatenwehr wurde von den -RegiernngS- trnppen entwaffnet. Als der Sprecher der Soldatenwehl daraufhin von dem Kommandeur der Negierungstrup- pen in ziemlich 'grober Weise Rechenschaft für den ent- chs>'fileien Posten' forderte, ließ der Major die Leute der Soldatenwehr umstellen und zur Niederlegung der Waf­fen auffordern. Ein Teil kam dem Beseht nach. Weiter entfernt stehende Leute erösfneten plötzlich mit einem Ma­schinengewehr das Feuer gegen die Regierungstruppen. Nach einem Fenergefecht voll etwa lO Minuten war es den Recsierumpstrnppen gelungen, die Soldaten zu ent­

waffnen.

Berlin,, -T März. Eine Reihe von Berliner Zei-

Nachdem am

tnngen sind auch Leute nicht erschienen. Nachdem am Dienstag starke mililärische Kräfte in der Reichshaupt- stadt angekommei» waren, sind wichtige öster liche Ge­

bäude, darunter die Reichsbaiik, der Reichstag, die Fern- spreckiämter, das Hanpttelegraphenamt, die LebenSmit- teldepvts und der Sckstacbthos mit Truppen belegt wcw-