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Ur. 5.^
Mittmoch sr« März
36. Jahrgang.
In Nebereinstinimung urit der Kundgebung der Reichsregierung vom 1. Vtärz betr. Beschlennigung der .Sozialisierung, die der spartakistischen Beivegung den Wind I aus hen Segeln nehinen soll, hat die Reichsregierung die Gesetzentivürse über die Sozialisierung und die Bewirtschaftung der Kohlenlager dem Stnatenansscmiß bzw. der Nationalversammlung bereits zugehen lassen. Der weitere Entwurf über die gemeinivirtschastliche Aus- beutung dpr Kali sch ätze ivird demnächst folgen; 'die ( Umarbeitung des bestehenden Kaligesetzes erforderte weit läufige Vorbereitungen, was die Vorlegung'des Ennvnrss noch einige Zeit verzögern wird.
Das.Sozialisierungsgesetz besteht aus vier Paragraphen, die lauten:
1. Jeder Deutsche hat seine geistigen und körperlichen Kräfte so zu betätigen, wie es das Wohl der Gesamltzeii von ihm fordert. Die Arbeitskraft ist das höchste wirtschaftliche Gut der Nation und steht unter dem Schutze des Reiches. Das Reich, gewährleistet jedem Deutschen die Möglichkeit, durch eine seiner Fähigkeiten entsprechende Arbeit sein Leben zu unterhalten, soweit er Arbeitsgelegenheit nicht zu finden vermag, wird ihm nach Maßgabe eines- besonderen Neichsgesetzes der notwendige Unterhalt aus öffentlichen Mitteln gewährt.
2. Wirtschaftliche UnternelMnngeiß und Werte, besonders Bodenschätze und NatnrkGfte in die deutsche Ge-. meinwirtschaft zitt überführen, sowie die Herstellung und Verteilung der wirtschaftlichen Güter süp die deutsche Ge- meinwirtschaft zugunsten des Reichs, der Gliedstaaten, der Gemeinden oder Gemeindeoerbände zu regeln, ist Sache des
3. Die Gemeiuwirrschaft wird von wirtschaftlichen Selbstverwaltungskörpern geleitet. Die Se'lbstverwa'.rungs- körper werden vom Reich beaufsichtigt. Das Reich handelt bei der Durchführung der Aussicht der Behörden der Gliedstaaten mit diesen.
^ 4. In Ausführung der in Paragraph 2>vorgesehenen
Befugnisse wird ungesäumt durch besonderes Reichsgesetz die Ausnützung der Brandstvffe, Wasserkräfte und sonstigen natürlichen Energiequellen und der aus ihnen stammenden Energien (Energiewirtschaft) durch gemeinwirtschaftlsche Gesichtspunkte geregelt. Zunächst tritt für das Teilgebiet der Kohlenwirtschaft ein Gesetz zur Regelung der Kohlen-
Wirtschaft gleichzeitig mit diesem Gesetz in Kraft. Das der Nationalversammlung zugehende Gesetz wird heute veröffentlicht.
Generalstreik in Berlin.
Berlin,'4. März. Die Vollversammlung der Groß- Berliner Arbeiterräte har mit etwa Zweidrittelmehrheit gestern nachmittag den Generalstreik beschlossen. Ter Ansstand hat abends' ec Uhr begonnen.
Tie Versammlung setzte zunächst fest, däß- das Lebensmittelgewerbe, die Feuerwehr, das gesamte Saniräts- wesen, das 'Gaswerk, Beerdigungsanstalten, sowie Krankenkassen and iA'werkschaftsorgani ationea an, Streik nicht teilnehmen sollen. Dagegen haben sich vollzählig zu beteiligen Elektrifttärswesen, Post und Telegraph, Gast wirtschaften und .Hotels, Dienstboten and die Zeitungen. Den VerkehtVau statten werden gewisse Einschränkungen z»gestanden. Sodann wurde 'über die Sl reikforde- rungen beraten. In polirischer Beziehung wurde grnnd sätzlich die Anerkennung der A. und S.-R ä l e gefordert. Ferner wird verlangt die Freilassung aller o c litt s ch e n G e s a n g e n e n , insbesondere von Lee > - u r and Nadel, sofortige Auslösung der Frei willig.nl. crus, UnuvayWuiig-der Amtsgerichte in Volks- gerichte und Auslösung der Standgerichte, Wiederaufnahme der polnischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Rußland. Sodann wurden die Einzelsordernngen, die die „Rote Fahne" erhoben hat, „eine Anzahl politischer Männer des alten und jetzigen Systems vor einem Revolntions- gericht abzunrteilen," nach längerer Debatte in mehrere Teile gegliedert, und über diese abgestimmt. Der erste Teil, wonach die beiden H o.he n z v l lern, Hindenburg und Luden dorfs abzunrieilen sind, wurde angenommen. Der zweite Teil, nach welchem Ebert, Sch ei dem an u und Noske abzuurteilen sind, wurde abgelehnt. Die Kommunisten erhoben Einspruch hiergegen. In nochmaliger Abstimmung wurde das erste Ergebnis bestätigt. Drittens wurde beschlossen, die Mörder von Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und anderer nicht radikaler Revolntionsopfer in der gleichen Weise vor ein Revolntivnsgericht zu stellen.
Als Streikleitung wurde der Vollzugs rat bestätigt. Tie Kommunisten scheiden ans der Streikleitung aus" und erklären eine eigene Streiklei-
kin Deutscher
Von Otto Rüpnius.
„Sie nberirafen die Erwartungen, die wir von Ihren Leistungen gehegt hatten, Mr. Reichardt," begann Frost aufs neue, .sich langsam über die Stirn streichend; „aber erst nach dein Spielabend im Astorhause, der mir ein vollendetes Bild von Ihnen gab, stieg der Wunsch sin mir auf, Sie für läiigere Zeit an uns zu fesseln. Gestern aber trafen zwei Dinge zusammen, die meinen Entschluß Znr Reife brachten: Bells schvn' eine zeillang vorausgesehene, jetzt erfolgt? Ernennung zürn Kassierer der Marine-Bank, und die entschlossene Weise, Tn-der Sie von dem Geschäfte einen schweren Verlust fern- hieltcn. .Ich beabsichtige, Sie heute mit der Führung des Kassiereramtes zu betrauen." , ' '
Er hielt von neuem inne, vor sich auf den Boden blickend, während Reichardt, bleich, die Lippen wie in einein schmerzlichen, aber festen Entschlüsse anfcinander- gepreßt, das Auge ans seinemMPesichle haften ließ.
„Well, Sir," begann der alte Herr aufsehend wieder, und schien mit seinem Blicke jeden Zng in lNeichardts Gesicht studieren zu wollen, „ich habe Ihnen das alles gesagt, um Ihnen das Verhältnis, in dem Sie tzn uieinen- Hanse stehen, klar zu machen. Sie wollen weg von uns. Sie haben d,rs als Ihren unwiderruflichen Entschluß angckündigt, und bestehen Sie nach dem soeben Ge
rung auffordernd an. > -T ;
Als es Zeit zum Gehen war, steckte er die Kassen- schlüssel zu such, sagte dein Aeltesteu im vorderen Zimmer, daß er binnen zwei Stunden wieder zurück sein werde, mm l'ald hatte ihn ein Wagen nach Frvst's Hanse gebrach., ^.ort wies ihn der öffnende Tiener nach dem vorbersten Zimmer, und von einem Sessel am Fenster sab er Margret
sicy erl/eben und ihm langsam rntgegcntrelen. Ein Blick durch den Raum hatte ihn überzeugt, daß er-allein mit ihr war, und sich fassend, sagte er die gewöhnlichen Worte »er Begrüßung. Er hatte kaum dabei ansgesehen, aber ..er leise Klang ihrer Antwort ließ ihn den Mick hebe» Das Mädchen stand seltsam bleich vor ihm, während doch ihr großes Auge still and dunkel ans ihm ruhte: nur zwei Sekunden lang hingen Beider Blicke ineinande., Reichardt aber meinte darin eine halbe Welt voll Empfindungen in sich aufsteigen zu fühlen; ein Gedanke, keck und vermessen, durchfuhr sein Gehirn: ihre .Hände zu fassen, ihr mit aller Glut seines Herzens zu sagen, was in ihm lebte, was er für sie fühlte; er ging ja doch, was konnte ihm noch Schlimmeres werden? Und dann hatte er doch einmal sein Herz erleichtert — aber der Klang der ersten Morte, mit welchen sie ihn anrcdew, ließ ihn alle kühnen Entschlüsse vergessen.
„Sie wollen uns verlassen,. Mr. Reichardt?" begann» sie, „John sagt, er könne nicht mit Ihnen fertig werden, und hat einen Verdacht, daß Harriets Ankunft Sie zu Ihrem Entschlüsse gebracht — Niemand weiß doch aber besser als ich, daß sie keinen Einfluß ans Sie übt, und so habe ich, da wir heute eine halbe Stunde svärer essen werden, auf Sie gewartet —" sie stockte vor dem Ausdruck, der in des jungen Mannes Augen lebendig wurde, und ein leichtes Rot stieg in ihren bleichen Wangen ans.
„Miß Frost, ich weiß nicht, wie ich zu der Güte komme, mit der Sie mir begegnen," erwiderte er, ohne ein Beben d^r Erregung in seiner Stimme unterdrücken zu können, „ich bin der jüngste Angestellte in dem Geschäfte Ihres Vaters — was liegt daran, wenn ich gehe?"
Ihr Gesicht nahm einen Ausdruck von Ernst und ^ Trauer an. „Und haben wir Ihnen denn nicht gezeigt, baß wir Sie mehr achten, als es Ihre Stellung er- , forberte?" erwiderte sie mit einem eigentümlichen Klang i ihrer .Stimme, „was ist es denn, was Sie von uns
treibt? Ich Weiß, daß Vater gern das Mögliche sü
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Zufriedenstellung tun würde.
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„Aber es gibt eben Unmöglichkeiten, Miß," sagst er, seinen Blick mit einer Art Trunkenheit, die ihn über- kam, in ihr Auge versenkend: „seien Sie doch barmherzig und fragen Sie nicht länger," setzte er in zitternde!» Tone hinzu, „ich miss; ja gehen, Margaret. — ick muß - ich muß!"
Wie ein Blitz leuchtete es bei seinen letzten Wvrtei plötzlich in ihren Augen ans, ein tiefes Not. schoß i, ihr Gesicht, dann aber wandte sie sich ab, und Reichard wußte, daß er sich verraten hatte, daß er. sich zu wer hatte hinreiße» lassen und nun wohl völlig mißver- standen wurde — er hätte kaum gewußt, was im Augenblicke sagen, wenn nicht das' Oeffnen der Türe ihn am seiner Verlegenheit befreit hätte. Beider Augen Wandler sich nach dem Geräusch, und den beiden Frost's voran trat Harriet Burton Tns Zimmer. Ihr Gesicht war bleicher und magerer geworden, seit Reichardt sie zuletzt Wucht», aber das ruhige, Helle,Lächeln, das bei des jungen Mannes Erblicken, von einem leichten Rot begleite,, dar,» anfstieg, verlieh ihr einen .wunderbare!, Reiz. „Ta ist er jap' sagte sie ohne alle Besangentzeit ruf iim zutretend und ihm die Hand reichend;.zugleich aber flog che Blick auch nach Margaret hinüber, dann ans Rei- chnrdt zurück, und ein Ausdruck von Verständnis begann sich in ibren Zügen geltend zu machen, der Reichard! in neue Verlegenheit zu stürzen drohte.
„Sie bereiten mir durch Ihr Erscheinen eine ileber- raschiiiig. Miß Burton, die ich kaum für möglich gchai en hätte," sagte er, nur um einige Worte zu sprechen.
„lind Sie haben, wie ich höre, eine desto nimn- genelmiere sä, uns im Sinne!" siel sie lebhaft ein, ,icb babe aber behauptet, daß hier jedenfalls nur ein , Nißvelstänbnis zu Grunde liegen könne, und habe michi »ermessen, diesem auf die Spur zu kommen —"
>tnn g. Da hierdurch das Gleichgewicht innerhalb des Bollzngsrats gestört war, erhoben die Unabhängigen gegen die im Streikausschuß vertretenen Demokraten Einspruch und verlangten deren Aüstritl. Schließlich^traten die Demokraten freiwillig zurück. Am Schlüsse der Sitzung wurde beschlossen, daß die Streikleitung in Uebereinstim- mung mit den Fraktionen den Vollzngsrat zum Zwecke der Streikleitung um je zehn Vertreter der Sozialdemokratischen Partei und der U.S.P. verstärken soll.
Das preußische Ministerium hat für den ganzen Polizeibezirk Berlin, für Spandau, Teltow und N ie'der - Bcirni m den Belcigerungszuftanb erklärt. Dt« vollziehende Gewalt geht damit auf den Oberbefehlshaber in den Marken, Reichswehrminister Noske über.
Die Fraktion der U.S.P., hat bei der preußischen Landesversammlung gegen die Anwendung des verschärften Belagerungszustands Einspruch erhoben, sie verlangt Niederschlagung der politischen Prozesse und sofortige Fre-- laisung der politischen Gefangenen. Die Fraktion will vie verantwortlichen Minister zur Rechenschaft ziepen.
In der nennten Abendstunde beschloß der Spartakus band, den Generalstreik für das gesamte Reich zu erklären
Die schweren Ausschreitungen des Pöbels habe-^ auch in der vergangenen Nacht ihren Fortgang genom. men. Bis Dienstag früh waren Meldungen von 32 Polizeibureaus eingelanfen, die von oer Menge gestürmt worden waren. Ans jedem befanden sich nur 2 -4 Beamte. In einem Hause der Münzstraße plünderte man einen Waffenladen. Besonders Halle man es ans Gold- und Sei:mnckwarengeschähe abgesehen, wo große Mengen
schwere Ausschreitungen werden aus Lichlenberg gemeldet- Trei Wachtmeister wurden getötet. Von den Angreifern sollen 7 bis 8 getötet, bzw. verletz! worden sein. Am Abend drangen drei Soldaten in die Räume des Neichs- oerbands gegen die Sozialdemokratie, Dessauerstraße 30 Berlin, ein, bedrohten den Kassierer mil einem Revolver, banden ihn zwischen Stuhl und TWl wst und raubten 30 893 Mark. . " . —_
. Neues vsm Tage.
. Weimar, 4. März. Den Mitgliedern der Na-
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