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Nr 3^
Donnevslag, de» 13. Frbruar ISIS
38. Hadraa««.
Deutsche Nationalversammlung.
Die Botschaft des Reichspräsidenten.
Weimar» 11. Febr.
Ebert wird (wie bereits gemeldet) mit 277 von 679 abgegebenen Stimmen zum Reichspräsidenten gewählt.
Dr. David: Das Reich hat zum ersten Mal ein Oberhaupt, das nach der Art seiner Berufung berechtigt ist, im Namen des deutschen Volks zu sprechen und zu handeln. Verschwunden ist der Vormund aus ererbtenr Recht. Daß die deutsche Revolution nicht dem Beispiel der russischen gefolgt ist, daß sie nicht wie dort zu einen, ewigen Vorort der völligen Auflösung von Recht und Ordnung geführt hat, daß sie nicht zur Zerrüttung unseres politischen und wirtschaftlichen Lebens geführt hat, das ist zum größten Teil das Verdienst des Mannes, den wir heute an die Spitze des Reichs berufen haben. So möge denn die Botschaft hinausdringen in die deutschen Lande: ein volksgewählter Führer ist an der Spitze des Reichs getreten, ein Mann durchglüht von der Liebe zum deutschen Volke, ein Mann voll tiefen Verständnisses für seine Mühen und Sorgen, für seine Wünsche und Hoffnungen, ein Mann erfüllt von starkem Willen, seiner Mission gerecht zu werden, die Freiheit zu hüten und den Frieden zu schassen im Innern und nach außen.
Reichspräsident Ebert: Mit allen meinen Kräften und mit voller Hingabe werde ich mich bemühen, mein Amt gerecht und unparteiisch zu erfüllen, niemand zu Liebe und niemand zu Leide. Ich gelobe, daß ich die Verfassung per deutschen Republik getreulich achten und schützen werde. Ich will und werde als Beauftragter des ganzen deutschen Volks handeln, nichtalsVor- mann einer einzelnen Partei. Ich bekenne abo- auch, daß ich ein Sohn des Arbeiterstands bin, aufaewachr sen in der Gedankenwelt des Sozialismus und daß ich weder meine Herkunft noch meine Ueberzeugung jemals zu verleugnen gesonnen bin. Durch meine Wahl haben Sic die gewaltige Bedeutung der Arbeiterklasse für die Aufgaben der Zukunft Deutschlands anerkannt. Jetzt hat das deutsche Volk das Vorrecht der Geburt auf dem Gebiete der Politik restlos beseitigt, und auf sozialem Gebiet voll zieht sich diese Wandlung. Auch hier werden wir bestrebl sein müssen, allen im Rahmen des Menschenmöglichen den
gleichen Ausgangspunkt zu geben und das gleiche Gepäck aufzuladen. Die Freiheit kann sich nur in fester staatlicher Ordnung gestalten. Sie zu schützen und wieder herzustellen, wo sie immer angetastet werden sollte, as isi das erste Gebot derer, die die Freiheit lieben. Jedc Gewaltherrschaft, von wem sie auch komme, werden wir bekämpfen bis zum Aeußersten. Nur auf das freie SelbL Bestimmungsrecht wollen wir unseren Staat gründen, narr' innen und außen. Wir können über um des Rechtes willen nicht dulden, daß man unsere Brüder der Freiheit beraubt. Die Freiheit aller Deutschen zu schützen mit dem äußersten Aufgebot von Kraft und Hingabe, dessen ich fähig bin, das ist der Schwur, den ich in dieser Stunde in die Hände der Nationalversammlung hege. Ein so hartes Geschick unser Volk auch betroffen hat, an seinen lebendigen Kräften verzweifeln wir nicht. Alle diese Forderungen stellen an mich schwörst! Aufgaben und Pflichten. Mein Bestes will ich dafür ein setzen, ihnen zu genügen. Gleichzeitig aber wollen wii unermüdlich arbeiten für das Glück und Wohlergehen des freien deutschen Volkes. Und so lassen sie uns rufen: Das deutsche Vaterland, das deutsche Volk, sie leben hoch (Das Haus, mit Ausnahme der Unabhängigen, hat sich erhoben und stimmt dreimal in den Hochruf ein.)
Nächste Sitzung Donnerstag 3 Uhr.
Berlin, 12. Febr. Die höchste Würde, die das deutsche Volk zu vergeben hat, ist, wie die „Verl. Morgenpost" schreibt, mit der Wahl Eberts zum Präsidenten des Reichs auf einen Mann übergegangen, der sich au den einfachsten Verhältnissen zu dieser Höhe cmporg arbeitet hat.
Der „Berl. Lokalanz." sagt: Mit der Wahl Ebert- zum Reichspräsidenten erlebt die Sozialdemokratie der höchsten Triumph, der ihr bisher in Deutschland beschieder war. Wir wollen nicht verkennen, daß die Sozialdemokratie kaum in der Lage war, aus ihren Reihen einer geeigneteren Bewerber für diese Würde 'zu stellen. Wu glauben auch, daß Herr Ebert das Amt wirklich aus- füllen wird.
Der „Vorwärts" erinnert daran, daß sich bei Bebel- Tod, als die Stelle des Parteivorsitzenden erledigt wurde, die Blicke der Parteigenossen auf Ebert lenkten. Für die Zusammenhaltung derPartei habe Ebert mit eigener Kraft und nie versagender Aufopferung gewirkt. Es
ein großer Schmerz für ihn gewesen, daß er die Absplitterung .der Unabhängigen nicht habe verhindern kön uen. Wenn trotz der Spaltung die Partei heute größer and stärker dastehe als vor dem Krieg, so sei das nicht ;um geringen Teil ein Werk Eberts.
Neues vom Tage.
Rene Gesetzesvorlagen.
Berlin, 12. Febr. Ter Entwurf für ein neue- Wehrgesetz wird binnen kurzem der Nationalversammlung zur Beratung vorgelegt werden. Ter Entwurf sieht oie Einführung der allgemeinen Dienstpflicht für das zu bildende Volksheer nach dem Muster »er Schweiz vor. Tie Dienstzeit soll sehr kurz be- nessen sein. Weiter soll der Entwurf eines Gesetzes »orgelegt werden, das sich mit der Regelung der Ar- »eiterfragen befassen und u. a. die Einführung deS A r- »eitszwangs vorsehen soll
Berlin, 12. Febr. Mit der Frage der Lwzrarrire- ruilg der Landwirtschaft hat sich nach Bläl
rung oer rranowrriicpasr yar nacy «rättermeldunge» )ie Sozialisierungskommission überhaupt noch nicht beschäftigt. Von irgendwelchen Plänen über Zerschlagung Ses Großgrundbesitzes und irgend einer Politik gegenüber dem bäuerlichen Grundeigentum könne, soweit die Kommission in Betracht komme, bisher keine Rede ein.
Berlin, 12. Febr. Wie verschiedenen Morgeit- ölättern aus Weimar gemeldet wird, hat das Zentrum rn Stelle Gresberts, der Staatssekretär des Reichspost- rmts wird, den Abg. Becker-Arnsberg als UnterstaatS- 'ekretär im Reichswirtschaftsamt vorgeschlagen.
In Zentrumskreisen wird, wie die „Voss. Ztg." hört, ser Plan erwogen, ein selbständiges Reichskolonialamt berzubehalten. In diesem Fall würde an die Spitze deS Rerchskolonialamts Erzberger treten.
Berlin, 12, Febr. Mehrere Abgeordnete der Na- äonalversammlung hatten darüber Klage geführt, üsher noch keine Briefe aus dem linksrheinischen Gebiet in sie nach Weimar gesaugt sind. Die deutsche Waffen- 'tillstandskommission hat darauf eine entsprechende Anfrage an General Nudant gerichtet. Nudant teilte mit, :in freier Postverkehr zwischen den Mitgliedern der liationalveri'ammluna und dem besetzten Gebiet könne
Lin Oeutsctter
Von Ott« Ruppin».
^ Erft als gegen Abend der alte Frost durch daß Wmmer schritt, bei Reichardt stehen blieb und i ^ cheld sagte, er habe gehört, daß Reichardt zu der morgenden Abendgesellschaft eiugeladen sei, und es werde ihn freuen, seinen Mitarbeiter einmal in seinem Hanse zu sehen, ward es wieder völlig hell in seinem Innern. Er warf einen Seitenblick nach dem Kassierer hinüber, der mit dicht zusammengezogenen Brauen in seinen Papieren kramte. Tann aber ließ er den bunten Bildern, wie sie bei dem Gedanken an Margaret und den bevorstehenden Festabend in ihm austauchten, freien Lauf, und' Bell schien jetzt am wenigsten in der Stimmung zu sein, ihn darüber zu stören. ' . -
Eine volle Stunde hatte Reichardt am andern Abend fertig für die Gesellschaft in seiner Wohnung dagesssen, ehe es Zeit zum Gehen war. Er hatte auf das sorgsälugste Toilette gemacht, und dennoch war er viel zu früh damit fertig geworden. Er hatte die Zeit damit verbracht, sich zu stählen gegen den Eindruck, den er sich jetzt schon überkommen fühlte, wenn er sich dem Mädchen gegen- überstehend dachte, das, seit sie ihm zuerst entgegen getreten, wie ein süßes, stilles Bild in seinem Herzen gelebt Hatte, und das er jetzt in dem ganzen Nimbus von Reichtum und Stellung Wiedersehen sollte. Er machte sich endlich mit dem festen Vorsatze zum Gehen fertig, sich mit allen Kräften zu beherrschen, um sich nach keiner Seite hin eine Blöße zu geben, oder auch nur ahnen zu lassen, was in seinem Innern vorgehe — stand ihm doch wie ein Gespenst die Lächerlichkeit vor der Seele: der jüngste Beamte nach der Tochter des Hauses schmachtend! Dennoch, als er den W>-g nach Frost's Hause zu cückgelegt hatte und die Türklingel zog, war es ihm als gehe.er der Entscheidung seines ganzen Schicksals entgegen.- ^ --
Gtne hohe, erleuchtete Halle empfing ihn, als fick) der Eingang auftat, von deren Ende ihm Halles Mädchengelächter entgegentönte. Ter öffnende Diener nahm ihm, kaum daß er seinen Namen genannt, seine Umhüllung ab und führte ihn nach einer der Hinteren Türen, die er vor dem Angekommencn aufriß.
„Halloh, da ist Reichardt!" llang diesem die Stimme Jöhn's entgegen, der in der Mitte des großen Zimmers stand und soeben in irgend einer lustigen Erzählung unterbrochen zu sein schien; „nur herein und ganz ungeniert sind wir unter uns, wie Sie wissen!" und Reichardt fühlte unter der Zwanglosigkeit der Aufforderung seine Selbständigkeit, dre ihn einen Augenblick fast hatte verlassen wollen, zurückkehren. Er sah, als er eintrat und einen raschen Blick um sich warf, eure kleine, aus jungen Tarnen und Herren bestehende Gesellschaft, deren Augen sich sämtlich nach ihm gewandt hatten. John ließ ihm indessen zu keiner längeren Betrachtung Zeit. „Ladies und Gentlemen," ries er Rcichardts Hand ergreifend, mein Freund Reichardt, den ich Ihrem besonderen Wohlwollen empfehle — und nun hier," fuhr er, sich gegen den Vorgestellten wendend, fort, „meine Schwester Margaret, die Sie ja wohl schon kennen —" Reichardt sah eine leichte Gestalt sich erheben und stand mit zwei Schritten vor ihr. Er wußte, daß er sich jetzt zusammenzurafsen hatte, und doch, als er in dieses liebe, milde Gesicht blickte, das bei keinem Näherkommen wie in Heller, lächelnder Befriedigung aufleuchtete, als er ihre kleine, weiche Hand fahle, die sie ihm nach amerikanischer Sitte entgegenstreckte, meinte er dem Gefühle- des Glücks, das in chm aufwallte, kaum gebieten z.-, ckünnen. Er hörte ihre Bewillkommnunasworte, die so herzlich klangen, als stände er mit ihr auf gleicher Stufe, und unwilliü lich bog er sich nieder, um ihre Hand zu küssen. Aber mit einem leichten Lachen entzog sie ihm ihre Finger. „Das ist europäische Sitte, die wir nicht verstehen, Sir!" rief sie, und als Reichardt auf
vllctte, jah er ein hohes Rot über ihre Wangen g»- gossen, während ihre Augen nur unsicher die seinigen 'iisznhalteil schienen — er fühlte das Blut in sein eigenes Gesich: fegen, und nur eine kräftige innere An strengung, hervorgerusen durch ein Gefühl von Gefahr, in der er schwebte, befreite ihn von der ihn überkonr- menden Befangenheit. „Es ist der Ausdruck hoher f Achtung gegen eine Tarne," sagte er, ^ich leicht verbeugend, „und so mag ich nicht um Entschuldigung bitten, Mry Frost, selbst wenn ich angestoßen Hölle!" Er bemerkte noch, wie das frühere klare Lächeln auf ihr Gesicht zurückkehrte, dann sah er sich vor die übrigen LadieS geführt, er hörte Namen, um sie im nächsten Augeil- : blicke wieder zu vergessen, und erst als ihm der alte Frost mit seinem tvohlwollcnden Lächeln die Hand drückte, erlangte er seine völlige Sicherheit wieder.
Mit einiger Verwunderung sah Reichardt jetzt Wil lranr Johnson's Gesicht unter den jungen Männern; aber kaum verriet eine leise Gezwungenheit, mit der. dieser ihm die Hand bot, das eigentümliche Verhältnis, in dem beide zu einander standen, und als Reichardt Platz . genommen, begann jener nrit einer Sicherheit das Gc- jpräch aufzunehmen, die dem elfteren schnell zeigte, ' daß Frost's Haus ein gervohnter Boden für den jungen Handelsherrn sein müsse. Schweizend begann Reichardt, eine Musterung der Geßllschast, aber erst nach längerer Zeit wagte er es, sein Äuge über Margaret streifen zu lassen — er begegnete ihrem Blicke, der, von einem eigentümlichen Lächeln begleitet, auf ihm ruhte, sich aber, so- - bald sich ihre Augen getroffen, leicht wegwandte, und, der junge Mann fühlte aufs neue, wie sehr er sich selbp >n Acht zu nehmen habe, wollte er nicht eine Neigung n einer unbesieglichen Macht in sich wachsen lassen die ihn wohl unglücklich machen, aber ihn nie zu ein - ' - Heck; führen konnte. ' ' ' ./
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