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Der Aufruhr» .
Die Lage in Berlin. B - Berlin, 8. Jan. Das „Achtuhr-AbendLlatt"sMeW: Mn lebhaftes Treiben herrschte gestern in der Wilhelm- straßetn dem Prinz Louis Ferdinand-Palais. Dort haben srch die aktiven Unteroffiziere einquartiert und haben das Palais stark verrammelt. Aus allen Fel! stern lugen Maschinengewehre. Zahlreiche Studenten habe» sich emgefnnden, die sich den Unteroffizieren zur Verfügung stellten und dort bewaffnet wurden. Vorgestern abend kam es zu einem Gefecht, wobei es auf der Seuc der Aufruhrer Verluste gab. Gegen 7 Uhr abends näherte Uch ein mit Maschinengewehren bewaffnetes Auro dem Wilhelmsplatz, um die^ dortige Sperrkette zu durchbrechet!. Dre Unteroffiziere eröffneten mit Maschinengewehren da? Feuer. Dabei gab es sehr viele Verletzte und Tom. Das Auto machte schließlich Kehrt. In der "Charite wurden 14 und in einer Unfallstelle 7 Verletzte abgeliefen, während im Abgeordnetenhaus mehrere Tote auiaebabn wurden.
Nach einer Meldung der „Berliner Abevdzeiuiug" ist eine vollständige Division mit Artillerie und Maschinengewehren aus der Richtung Potsdam im Anmarsch.
Als die von auswärts herbeigerufenen Truppen, darunter Artillerie, in Berlin eintrafen, entwickelien sich an mehreren Punkten neue Kämpfe, da die Bahnhöfe, von den Spartakisten belagert waren. Das Schießen dauerte in großer Stärke von Mitternacht bis zum Morgen au. Der Schlesische Bahnhof ist im Besitz der Spartakisten. Das Haupttelegraphen- und das Fernsprechamt ist noch in den Händen der Regierung, deren Truppen auch das Gebäude der Eisenbahndirektion wieder genommen haben. Der Eisenbahnfernbetrieb ist großenteils wieder ausgenommen. ' »
Die Kaserne des Z. Garderegiments in der Wrangelstraße wird in weiten: Umkreis voll den Truppen der Spartakusleute belagert, die sämtliche anliegenden Straßen besetzt Haberl. Auch Geschütze sind anfgesahreu, so daß auch anzunehmen ist, daß die Kaserne'nicht zu halten sein wird.
Die Reichs druck er ei ist von Angehörigen der Spartaknsgruppe besetzt. Einem Beamten dieses wich tigen Betriebs ist eZ gelungen, den HauPtschlüswl zu den Schatzkästen zu retteil und in Sicherheit zu bringen. ^ Tpnrtaknslente halten das Resichstagsgebäude be seut.
Der Stadt- und Fernverkehr auf der Berliner Sladl bahn ist vollkommen eingestellt, da mau Schüsse ans die Züge befürchtet. Auf den anderen Bahnhöfen wird der Verkehr anscheinend noch aufrecht erhalten. Dir wes! sichen Vorortbahnen verkehren vorläufig. De.r Potsdamer Bahnhof wurde, gestern in den Abendstunden von regie rnugstreuen Truppen besetzt. Die Aufrührer suchen den singsverkeyr ganz zu unterdrücke», um die Heranziehung der regierungstreuen Truppen zu erschweren.
Die Regierung hat bis jetzt noch die Oberhand. Schei bemann erklärte einem Parteifreund, die Regierung werde nicht nachgeben. Die Verantwortung für alles, was komme, tragen die bewaffneten Terroristen. -- Der Via trosenrat und die Garnison in Kiel haben sich ans die Seite der Regierung gestellt.
Die Ma'trosendivlsion verhält sich in den Kämpfen neutral. Ihr bisheriger Führer Dörmbach (Spartakist) soll flüchtig seiu. Die Matrosen haben die Bewachung der ReickMank übernommen.
Nach der „Germania" sollen 1000 russische Bolschewisten in Berlin eingetroffen sein und deutsche Uniformen tragen.
In Spandau, Potsdam und Rathenow versuchlen die Spartakisten sich der Kasernen zu bemächtigen, sie wurden aber znrnckgetrieben. In allen größeren Städten sollen vor den Natioucilwahlen ähnliche Putsche ansge führt werden.
Die Zeitungen stehen nunmehr sämtlich unter der Kontrolle der Spartakusleute. Während die Zeitungs betriebe Scherl, Mosse und Ullstein ihre Blätter immer noch nicht herausbringcn konnten, sind andere Blätter bisher nicht am Erscheinen gehindert worden. „Germania" und „Tägliche Rundschau" können wie bisher ihre Meinung zum Ausdruck bringen, die „Berliner Volkszeitung", die „Berliner Neueste Nachrichten" und andere stehen dagegen unter Vorzensur und müssen sich jeder Amßenmg gegen die reyMitionäre A^bsiterschaft^ mthal^eu._^
Inrmerstag, de« A. Jarmar ISIS
Offener Brief - an eine Landfrau
Liebe Freundin!
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L.
Ich habe gehört, daß du nicht gesonnen bist, dein Wahlrecht auszuüben. „Mich bringen keine sechs Gaul' zum Wählen aufs Nathans" sollst du gesagt haben.
Das mag wohl sein; zwingen läßr sich ein rechter Mensch überhaupt nicht. Aber vielleicht gehst du freiwillig, wenn ich dir die Sache auseinandersetze. Bilds dir ja nicht ein, das; du jemand anderem einen Gefallen tust, wenn du wählst; du tust es ganz in deinem eigenen Jntresse.
1. Wenn dir daran liegt, daß dein Haus und Hof in der Familie bleibt und deiner Hände Arbeit dich und die veinigen nährt, io mußt du wählen. Denn es gibt Leute, die mchts lieber wollen als austeilen, was du erspart und er Hasst hast.
2. Wenn du willst, daß deine Kinder zu allem Guten erzogen werden, wie es von jeher in deiner Gemeinde der Brauch gewesen ist, w mußt du wählen. Denn es gibt Leute, die im Sinn haben, alle Religion aus der Schule hin- auszuwerfen.
3. Wenn du willst, daß es noch eine Kirche gibt und einen Pfarrer, der deine Kinder tauft, die Brautpaare traut und die Toten sinssgnet, so mußt du wählen. Denn es gibt Leute, die allen Pfaffen, wie sie sie heiße», den Untergang geschworen haben.
4. Wenn du willst, daß auch der kleine Handwerker noch sein Brot finden und gute Ware liefern tann, statt daß alles in Fabriken gemacht wird, so mußt du wählen. Denn es gibt Leute, dis am liebsten nur noch ganz große Betriebe bestehen lassen wollen.
ü. Wenn du willst, daß im deutschen Vaterlands nach der schweren Kriegszeit wieder bessere Zustände kommen und jeder Mensch im F.uSeu seiner Arbeit nachgehen kann, so mußt du wählen. Denn es gibt Leute, die daran sind, alle Ordnung umzustürzen, wenn sie nämlich die Macht dazu bekommen.
6. Ueberyaupt wenn du willst, daß jeder im Lande seines Fleißes froh, werden kann, so mußt du wählen und zwar die Partei, die für das alles mit tüchtigen Männern und Frauen Antritt uns das ist
die demokratische Partei.
7. Denke nun aber ja nicht: das wird auch alles ohne mich gemacht, es kommt auf meine Stimme nicht an. Die andern, die das wollen, was du nicht willst, stehen alle zusammen; da fehlt nicht eines. Wenn du gegen sie aufkommen willst, so mußt nicht nur du wählen, sondern auch deine Töchter und deine Mägde dazu anhalten.
8. Ta du nun alles das weißt, so wirst du kei. e Pferde brauchen, die dich zum Wühlen ziehen müssen, so wenig du sie brauchen würdest, wenn dein Hans in Brand stünde und du müßtest zum löschen kommen. Tenn ich weiß, daß du eine gescheite Frau bist, die bedenkt, was für sie und die ihrigen zum Besten dient.
Und somit aus Wiedersehen am Wahltag bei der demokratische« Partei.
36 Jatzrgavg.
Gestern nachmittag um 5 Uhr'fuhr ein Automobil, mit Matrosen besetzt, beim Sekretariat der Demokratischen Partei vor. Die Mannschaften drangen ein und zwangen das Sekretariat, aufzuräumen. Die Flugblätter und Wahlaufrufe wurden auf der Straße vernichtet.
Die Verhandlungen.
Wie das „Achtuhr-Abendblatt" meldet, haben die Verhandlungen, die zwischen der Regierung und der Abordnung Her Unabhängigen in der Reichskanzle! geführt wurden, noch kein Ergebnis gezeitigt. Es ist überhaupt zweifelhaft, ob sie zu einer Verständigung führen werden. Die erste Forderung der Regierung ist die Freigabe der besetzten Zeitungen durch die Spartakusleute, jedoch besteht wenig Aussicht, diese Forderung bei den Spartakusleuten, die sich an den Verhandlungen nicht beteiligen, durchzusetzen. Ebenso bietet der Fall Eichhorn große Schwierigkeiten. Die Volksbeauftragten sind zu verschiedenen Zugeständnissen bereit, doch bestehen sie auf dem Rücktritt Eichhorns. Volksbeauftragter Noske, der den Oberbefehl über die Regierungstruppen führt, hat von auswärts her Truppen, darunter die Lübbener Jäger, nach Berlin berufen.
Photographische Aufnahme« für das Ausland.
Aus dem Pariser Platz versuchten gestern Spartakus- leute in das Hotel „Adlon" einzudringen mit der Behauptung, daß auf dem Dach des .Hauses ein Maschinen igewehr ausgestellt sei. Daraufhin begaben sich einig: italienische Offiziere, die in dem Hotel wohnen, auf das Dach und überzeugten sich, daß sich dort kein Maschinengewehr befindet, das dagegen dort einige amerikanische Kinooperateure Aufstellung genommen hatten, um die Kämpfe der letzten Tage kinematographisch aufzunehmen.
Wien, 8. Jan. Nach dem „Fremdenblatt" haben die En entemäch e die Absicht, in Be.lin eivzumarschieren, ausgegeben. Man müsse den Berliner Brand in sich selbst zusammen s ll n lassen.
Genf, 8. Jan. (HavaS.) Clemenceaus Blatt „Homme Libre" meldet: Ter Oberbefehlshaber erhielt den Auftrag der französischen Regierung, ini Falle der Bildung einer bolschewistischen Regierung in Deutschland die weiteren Verhandlungen mit der deutschen Waffen- stillstandskornmission abzubrechen und die Kommission aus dem besetzten Gebiete zu entfernen.
Liebknecht der Märtyrer.
Als Liebknecht gestern in einem Wagen die Wil- helmstraße herunterfuhr, rief man ihm zu, dah er gelyncht zu werden verdiene. Diesen Vorgang benutzte er, um vom Kutscherbock herab Unter den Luiden folgende Ansprache zu halten: Ich war eben von einer riesigen Menge bedroh:, doch war es für eine kleine Schar von Euch ein Leichtes, über die Bielen zu siegen. Wie bier wird auch überall in Zukunft der Sieg auf unserer Seite sein. Nun ist der Anfang gemacht. Die revolutionäre Arbeiterschaft Groß-Berlins, die Kommunistische Partei, und die Unabhängigen haben einen Rcvolutionsausschus; gebildet. Ebert und Scheidemann sind abgesetzt. Noch ist nicht alles getan, noch drohen der Revolution große Gefahren. Darum alle heraus, zum Schutz der sozialistischen Revolution! Bewaffnet Euch und bleibt auf den Straßen!
Die Wirkung im Ausland.
Berlin, 8. Jan. Die „Deutsche Allgemeine Ztg." schreibt halbamtlich: Die bedauerlichen Vorgänge in Berlin am Sonntag und Montag haben nach bereits vorliegenden Depeschen der deutschen Vertreter eine geradezu verhängnisvolle Wirkung auf unsere außenpolitische Lage gehabt. Die Vertreter der Entente haben sich bereits erkundigt, ob Deutschland nach diesen Ereignissen in der Lage sei, seinen finanziellen Verpflichtungen zu entspre chen. Sie verlangt Sicherheiten für die Erfüllung ihrer Forderungen und droht, sich im Eventnellsall diese Sicherheiten aus eigene Faust zu verschaffen. — Wenn sich das deutsche Volk nicht im letzten Augenblick gegen Spartakus zur Wehr setzt, so droht dieser „Sklavenbefreier" uns in die ewige Schuldknechtschaft der siegreichen Entente zu stürzen.
Dortmund, 8. Jan. Anhänger des. Spartakusbundes hielten gestern im Gewerüeverein eine, Versammlung ab, nach der es in verschiedenen Stadtteilen zwischen den Spartakisten c^ld der Sichcrheitswehr zu Zusammenstößen kam. Am Keruerplatz, wo der Bezirkssoldatenrat sein Bureau hat, wurden mehrere Zivilpersonen durch Maschinengewehre verletz!. Am späte» Wend zog LS Kie