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Pirnstng. de« V. Januar ISIS
Tie aus der Krisis in neuer einheitlicher Zusannnen- setzung hervorgegangene Reichsregierung der Mehrhcils- sozialisten hat durch große Straßenknndgebungeii in Berlin am Sonntag, den 29. Dezember, ihre Daseinsberechtigung gegenüber den im Kampfe unterlegenen Unabhängigen beglaubigen lassen. Die Gelegenheit war günstig. An dein Sonntag fand die Beerdigung der in der Matroscnrevolte getöteten Personen statt. Der tragische Ausgang des PutscheS war aber von den Unabhängigen den Vertretern der Mehrheitssozialisten zur Last gelegt worden. Sie behaupteten, wenn die Volksbeanw tragten Ebert, Scheidemann und Landsberg den Putsch richtig behandelt hätten, so untre das Blutvergießen vermieden worden. Und um über das vermeintliche Unrecht das Volksverdikt zu fällen, sollte der Leichenzug zu einer gewaltigen Massenkundgebung werde»!. Bei der noch, unter dem frischen Eindnick der bedauerlichen Ereignisse stehenden Berliner Bevölkerung konnte erwartet werden, daß eine derartige Kundgebung die Beteiligung bis znm lebten Parteirekruten finden werde. Es war auch ein gewaltiger Leichenzug: etwa 20 090 Personen, darunter natürlich, wie bei einem solchen Schauspiel in Berlin es sich von selbst versteht, viele, die die bloße Neugier getrieben hatte. Ans der andern Seite hatten aber die Mehrheitssozialisten Gegenknndgebnngen veranstaltet. Vierhundertlnusend Menschen waren ini Tiergarten versammelt, um der Regierung Ebert-Scheide- mann das Vertrauen zu bestätigen. Und zu gleicher Zeit hatte die Demokratische Partei eine Kundgebung in Szene gesetzt — die erste Slraßcnknndgebnng einer bürgerlichen Partei —, die gegen die Unabhängigen .und die Spartaknsgruppe, gerichtet war und an der nach der „B. Morgenpost" etwa 50 000 Personen sich beteiligten. Zahlenmäßig war also die Kraftprobe durchaus zugunsten des neuen Rats der Volksbeauftragten ausgefallen. Aber der Rat sagte es selbst: Straßenkundgebungen allein tunS nicht! Tie drei neu bestätigten Volksbeauftragten Ebert, Scheidemann und Lands- berg und die zwei neugewählten Noske und Wiessel — das sechste. Mitglied, Löbe-Breslau, hat seine Wahl ab- gelehnt — erklärten, indem sie sich zum ersten Mal in einer Ansprache „an das Volk" wandten — übrigens auch eine Folge der endlich bewirkten Einheitlichkeit der Re gierung —, vor allem müsse für Ordnung und Einheit gesorgt werden. Vermag die Negierung sie zu schaffen und zu erhalten, so wird sie dadurch auch sich selbst erhalten. Zu ihrer eigenen Stärkung und zur biweiskrästigen Darstellung der Einheitlichkeit des Reichs würde es aber gewiß dienen, wenn die nach der Ablehnung Löbes erledigt gebliebene sechste Ratsstelle mit einen, wirklichen Süddeutschen besetzt würde. Inzwischen hat der Zentralrat beschlossen, daß es bei dem Füns- mäimerkollegium sein Bewenden haben solle.
Auch die Spartakusleute haben ihren Reich.< kongreß unter der Leitung Liebknechts und Rosa Luxemburg in Berlin abgehalten. Sie wollen Kampf und nichts als Kampf. Zunächst gegen die Regierung der Mehrheitssozialisten, die ihnen besonders verhaßt ist. Tann gegen alles, was der Menschheit an „Kapitalismus" noch anhaftet. Sie wollen das Privateigentum in jeder Form abgeschasft wissen, alles soll allen gehören Daher nannten sie ihre neu gebildete Partei „Kommunistische Partei Deutschlands Spartakusbund". Die Reformen sollen sogleich, wo nötig, im Wege der Gewalt dnrcbgesührt werden. Vergebens wurden die Eiferer zur Besonnenheit gemahnt. Ter Sozialist Calw er führte in einem gediegenen Aussatz aus, wie gefährlich es wäre, jew die Betriebe zu „sozialisieren" d. h. zu enteignen und als Staatseigentum zu erklären. Die Feinde würden sie dann.nämlich sofort, eben tveil sie Staatseigentum sind, beschlagnahmen und zur Bezahlung ihrer Kriegs- sorderunqen vSrwenden, wie sie das andere Staatsgut, z. B, Kriegsgerät, Lokomotiven, Eisenbahnwagen, Kriegsschiffe, ja das Gold in den Staatskassen als ihnen verfallen reklamieren. Ter Staat, d. h. wir alle hätten kommun das Nachsehen. Bei dem Kongreß tauchte am einmal der Vertreter der russischen Bolschewiks-Regierung,
' -rr Radek, aus Moskau auf. Er soll mit Hilfe eures falschen Passes durch die deutsche Vorpostenkette im'Osten hindnrchgekommen sein, denn die Rcichsregierung half- jede LeMetppg .her Bolschewik«, die schon für den Reichstonareß der Arve-mw- und Soldnlenrüw anaesam
war, schon mit Rücksicht auf die feindlichen Mächte ver- boten. Radekt wäre besser fern geblieben; er stellte die Waffenhilfe der bolschewistischen Truppen gegen die Engländer und Franzosen in Aussicht, was die Lage der deutschen Regierung dem Verband gegenüber nur erschweren kann. Bolschewistische Truppen aus Rußland am Rhein — lieber nicht!
Gegen die maßlosen Forderungen der radikales Ne- volutionäre wandte sich auch der Staatssekretär des Reichs- wsxtschaftsamts, August Müller. Er warnte vor den Hoffnungen, die man auf den Achtstnndcnarbeitstag oder gar Sechsstundentag setze. Wenn das Ausland diese Reform nicht mitmache, wozu keine Aussicht sei, würden wir wirtschaftlich nicht mehr mitkommen. Noch mehr gelte dies von den übertriebenen Löhnen. Deutschland werde künftig in weitem Maße auf nationale Eigenwirtschaft, in der man nach Möglichkeit selbst erzeugt, was man verbraucht, angewiesen sein, — ein Ziel, das bekanntlich schon vor mehr als 100 Jahren der Philosoph Fichte als Ideal aufgestellt hat und zu dem uns jetzt der Zwang der Verhältnisse führen wird. Ta gelte es zu arbeiten und hauszuhalten. Vernünftige Worte, die gegenüber ' n utopischen Redereien des Bolschewismus wohltuen^ cwstechen. In Rußland hat man ja versucht, durch weitestgehende Einschränkung der Arbeitszeit neben höchsten Löhnen das Paradies der Arbeit zu schaiftn. Und der.
Erfolg: allgemeiner Bankrott, unerhörte Preise und — Hunger. Tank der bolschewistischen Betriebsweise brin- ) gen z. B. die russischen Eisenbahnen, die unter dem Mrenregiment immer noch eine Milliarde Rubel Ucber- ichuß ergeben hatten, jetzt eine Milliarde Verlust. D größten Industrieanlagen Rußlands, die Putilow-Werke, verschlangen in den ersten 11 Monaten 1918 nach dem amtlichen Geschäftsbericht rund 100 Millionen Rnbe! und haben demgegenüber ein Jahreserzeugnis von 1 — drei — Lokomotiven aufzuweisen. Wenn wir den Spuren des russischen Bolschewismus folgen wollten, würde eS bei uns bald ebenso schlimm, stehen. In den großen elektrotechnischen Werken von Siemens und Halske haben vor kurzem Arbeiter und Angestellte Lohnforderungen aufgestellt, die einen jährlichen Mehraufwand von 124 Millionen Mark ausmachen würden. Die Ak lionäre der Werke haben aber im letzten Jahre insgesamt 13 r/g Millionen Mark an Dividende bezogen; selbst wenn also das Jahr 1919 denselben außerordentlichen Geruch ästs gewinn brächte, wie das vorige, so würde bei diesen Löhnen das Unternehmen 'mit einem Fehlbetrag von 110 «F Millionen Mk. abschliehen. Auch das größte Betriebskapital würde auf diese Weise, rasch aufgezehrt sein uii? — dann stünden alle Näder von selbst still. Aehnlich liegt die Sache bei Krupp, der in diese!» Jahr keine Dividende, verteilen kann.—Man sieht, die Warnnw gen Müllers, wie MrigenS auch Scheidemanns und Eberts vor den bolschewistischen Theorien sind nur zu wohl begründet. Sie wollen, daß der Arbeit die verdiente Entlohnung wird, ist doch die Arbeit bei aller Güter- Erzengung der wichtigste und edelste Faktor, aber sie sind einsichtig genug, daneben nicht das schaffende K ipi- tat zu erdrosseln, denn mit ihm würde schließlich mich die Arbeit erwürgt werden. ...
Im Osten des Reichs wirb der Kampf zwischen Deutsch und Polnisch mit großer Erbitterung geführt. Obgleich weder in Posen, noch in Westpreußcn oder Oberschlesien von überwiegender polnischer Bevölkerung gesprochen werden kann, betrachten es die Polen schon als selbstverständlich, daß die Provinzen ihnen gehören. Tie grvßpolnische Hetze hat den Siedepunkt erreicht. Der Bevölkerung wird versprochen, sie werden unter der polnischen Herrschaft Land und Vieh erhalten und werden
weniger Steuern zu bezahlen haben. Das zieht bei vielen.
ische Diktator und Teutschensresser Pil--
Aber der polnische sudski mußte dieser Tage den Polnischen Bankvertrelern eeltöee». dtp siiiMirwlw PnwnA sei «eentckos. Die
erklären, die finanzielle Lage Polens sei trostlos. Tie ^taatsgelder seien erschöpft, Stenern gehen ungenügend . .n und eine innere Anleihe habe keinerlei Aussicht a. . Erfolg. Die einzige Hoffnung sei die Entente. Und diese scheint Helsen zu wollen, aber mit Wucherzinsen, wie früher in Rußland. Französische und amerikanische Ka- pitalistengruppen sollen sich nämlich bereit erklärt haben, Polen 600 Millionen Franken zu leihen, wenn dagegen, die Polnischen Bergwerke und bestimmle Zolleinnahmen Verpfänder werden. Mit solchen Hypotheken von Anfang an belastet, würbe dem neuen «olii'''chen St?'':-' '-m lein in"'»ii>»nswetle» Latein bciöffeLen rein. Darum i'-ckie.«
36 Jahrgang.
die Polen sich möglichst an den'deutschen Provinzen, ws die geordnete deutsche Verwaltung Wohlstand geschaffen hat, schadlos zu halten und diese wirtschaftliche Begehrlichkeit ist mehr noch als der nationale SelbständigkeitL- drang die Triebfeder zu dem unerhörten Wühlen in deutschem Gebiet. Wie bald aber wäre unser Osten unter polnischer Wirtschaft ruiniert und die deutsche Arbeit von anderthalb Jahrhunderten vernichtet! Darum ist es Zeit, daß die Reichsregierung der polnischen Anmaßung jetzt endlich den Ernst zeigt.
In Großbritannien haben die Wahlen zum Unterhaus die Negierung Lloyd Georges und seine,« . Imperialismus neu gefestigt, doch scheint der Sieg picht
ganz so groß gewesen zu sein, wie Reuter ^anfänglich e. Be" " .. ' "
meldete. Bestimmte Zahlen sind immer noch nicht bekannt. In Irland ist aber mit der englischen Politik gründlich abgerechnet worden. Die Sinn Feiner, die eingeschworenen Feinde Englands, haben von etwa 80 Unterhaussitzungen im Wahlgang mindestens 60 erobert, während vor dem Krieg kein einziges Mitglied oieser Partei im Unterhaus sag. Die sogenannten irischen Nationalisten haben, soviel bis jetzt bekannt ist, nur 10 Ab- geoxdnete durchgebracht; sie haben den Kredit in Irland durch die Gefolgschaft, die sie Lloyd George im Kriege leisteten, verloren. Statt der verlangten Selbstverwaltung hat man ja dem irischen Volk die allgemeine Wehrpflicht ausgezwungen, — es hat die Antwort daraus gegeben und die Ermordung seines Führers Roger Case- lent gerächt. Die irische Frage wird in England noA viel Kopfzerbrechen machen.
Die Umwälzung im Reich
Die Nationalversammlung in Erfurt?
Berlin, 5. Jan. Als Ort der Nationalversammlung soll nach dem „Acht-Uhr-Abendblatt" Erfurt in Aussicht genommen sein. (Vom 27. September bis 14. Oktober 1808 fand in Erfurt unter dem Vorsitz Napoleons der Erfurter Fürstenkongreß statt, an dem Kaiser Alexander I. von Rußland, die Könige von Bayern, Württemberg, Sachsen und Westfalen, der Fürst-Primas Frhr. v. Talberg, der einzige geistliche Fürst des Reichs, und viele andere Fürsten teilnahmen. D. Schr.)
Die indirekten Stenern.
Berlin, 5. Jan. Wie verlautet, handelt eS sich bei den neuen indirekten Reichssteuern vor allen« um eine schärfere Besteuerung des Tabaks und der Zigaretten, auch der billigeren Sorten. Ferner ist eine Erhöhung der Zuckersteuer ins Äuge gefaßt. Die Umsatzsteuer soll weiter ausgedehnt und besonders der Lüxus (Wohnungen) Möbel, Dienerschaft, Lustbarkeiten, Mitgliedschaft zu Ver- gnügnngsvereinen, Reisen ins Ausland usw.) herangezogen werden. Auch die Stempelsteuer für Grundstücks- Umsätze soll erhöht werden. - Endlich wird an die Einführung von Reichsmonopolen gedacht, wofür der Handel mit Getreide und Futtermitteln, die Elektrizität, der Tabak und der Verkehr mit gewissen Rohstoffen in Betracht kämen.
Die Versorgung Deutschlands mit Lebeusmittcl r.
Paris, 5. Jan. (Reuter.) Ter Vorsitzende dek amerikanischen Lcbensmittelkommissioii, Hoover, sagt in seineni Bericht: Tie Untersuchungen in Deutschland haben ergeben, daß die Bevölkerung genug Vorräte hat, um noch einige Zeit ausznhalten; sehr knapp ist dagegen öas Fett. Deutschland muß, wenn es Lebensmittel haben will, sie mit eigenen Schiffen holen, außerdem muß cs Schisse zur Rückbeförderung der amerikanischen Truppen stellen. Amerika hat bis jetzt 130 000 Tonnen Nahrungsmittel nach verschiedenen europäischen Häsen ge sandt, daneben wurden monatlich 150000 Tonnen nach Belgien und Nordfrnnkceich abgegeben.
Sie gönnen uns kein Brot.
London, 5. Jan. (Reuter.) Die „Times" per öffentlicht einen Artikel über die Lebensinittelperhältnissest in Norddeutschland, der von einem Mitglied der aliiftch ten Marinekommission in den deutschen Gewässern ver faßt wurde und in dem eS u. a. heißt: Wenn -die Lebensmittelverhältnisse im übrigen Deutschland nich: viel schlechter sind als in Oldenburg, Mecklenburg und SvNei wig.Holstein, io brauchen sich die Altii«-««
Hilft gan-; gewiß inchi Ln i-esil«i.
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