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Mr. S
Feettag, de« 3. Januar ISIS.
36. Jahrgang.
Ebert zur Lage.
Volksbeauftragier Ebert äußerte sich einem Vertreter des WTB. gegenüber folgendermaßen: Mir dem tzinzutritt meiner beiden Freunde Noske und Messet hat Deutschland zum ersten Mal eine reine Partei regier ung. Wir sind uns bewußt, was das bedeute!, sowohl nach der Seite der anderen Parteien als ancy nach der Verantwortung unserer eigenen Partei gegen- über. Aber Sie werden aus fast allen Blättern gesehen haben, wie sympatWck^die Kabinettbildung begrüßt wurde. Das bedeutet nnkWMH keine Zustimmung zu unserem Parteiprogramm. Wohl aber zu unserem Regie cnngspro- gramm, weil die Einheitlichkeit des Wolleus und Handelns an die erste Stelle gesetzt ist. Damit wollen ivir bis zur Nationalversammlung das gleich vor Erschütterungen bewahren. Dann wird die Abstimmung zeigen, ob die Mehrheit des. Volks eine andere Regierung wünscht oder ob sie hinter uns steht. Wir sind der Neberzengnng, daß nur. eine Regierüng, die in sich keinerlei Reibungen zu überwinden hat, jetzt dnrchhelsen kann. Diese Regierung glauben wir zu sein. Dabei fühlen wir uns durchaus nicht als Ausschuß unserer Partei, sondern als Beauftragte des ganzen Volks, ebenso wie wir keine Berliner Regie ruug sein wollen und können, sondern eine deutsche. Es ist viel darüber geschrieben worden, ob und welcher Sü d .den j s ch >: noch ins- -.Kabine«; -s-r ü-.u Gen bei sP'.s. erL,-. was ich noch ui der Nach.' tat, nachdem die llnaü hängigen aus der Regierung ausgetreten waren, war, daß ich an verschiedene Parteifreunde in Süddentschland leie graphierte, um ihre etwaige Bereitwilligkeit zum Ein tritt in die Regierung festzustellen. Aber eine Erscheinung, unter der unsere ganze Parteiorganisation leidet, zeigte sich auch hier: Fast alle führenden Männer sind schon in irgend einer Weise an den Regierungsgcschäften beteiligt, so daß wir mit unseren Bemühungen bis jetzt no,' keinen Erfolg hatten. Ich hoffe aber, dass es uns doch gelingen wird, wie auch überhaupt unser ganzes Bestreben sein wird, in engster Fühlung mit den deutschen Freistaaten die Reichsgeschäfte zu führen, um auch durch . .eses ständige Zusammenarbeiten die Reichseinheit klar zum Ausdruck kommen zu lasse!:. Darin stimmen wir mit den Regierungen Süddeutschlands vollständig überein. Unsere nächste und dringendste Aufgabe wird sein, der Regierung einen Rückhalt in der neu zu schaffenden Volks-
Lin Oeuiseksr
H»n Ott» Ruppiur.
Ein Gewühl von Lohnkntschern und Lastträgern, zu« dringlich ihre Dienste anbietend, empfing die Aussteigenden. Reichardt wies alles, was Kutsche und Wagen hieß, von sich und wählte einen Neger zur Fortschaffung, seines Koffers.
„Wohin, Sir?" fragte dieser, als die Last ans seiner Schulter ruhte.
„Fa, wohin jetzt?" fragte sich Reichardt selbst. Ersah in das Treiben um sich und fast wollte ihn das Gefühl des Verloreuseins in einer so großen Stadt überkommen. „Wißt Ihr nicht ein anständiges Bvardüig- haus, Onkel, in dem man ein paar Wochen bleiben kann, ohne daß einem die Haut über die Ohren gezogen wird?" sagte er nach kurzem Besinnen.
„Mehr als eins, Sir," grinste der Schwarze, „wir sind nicht so schlimm in unserm St. Louis, kommen Sie nur mit mir!"
„In Gottes Namen denn, mag jetzt Schicksal uns mir machen, was es Lust hat!" binmmte Reichardt und folgte dem Schwarzen; kaum aber hatte er ein paar lmndert Schritte zurückgelegt, als sein Gesicht sich plötzlich aufhellte und er dem vorausschreilensten Neger nächst? rang. Sein Auge war auf einen großen, frischen Zettel mrt den riesigen Anfangszeilen: „Variolen I'doaire — Usrlonr Opera.! — kirsl Mglrl!" gefallen, und alles, WLS von BesoraiüL-Zn ihm gelebt, war wie dünner Nebel von den Sonnenstrahlen gewichen.
„Ist nicht irgend ein billiges Hotel in der Nähe des „Varietes?" fragte er den Lastträger, „es wäre mir meiner Geschäfte wegen lieb!"
Der Schwarze setzte seine Last nieder und kratzte seine» Wollkopf. „Ach bin wenig dort hinaus bekannt/^ er, FN? nicht gerade in WanterA-
l wcz-r zu geben. Das wird sich hauptsächlich Staats- ! sekretär Noske angelegen sein lassen. Scheidemanns Auf- I gäbe wird fein, sich der Friedenskonferenz zu widmen, > die diplomatisch und politisch vorzubereiten ist und der -ne so vorzügliche Kraft wie der neue Staarsse trete, voraf Rantzau zur Verfügung steht. Messel hat dafür zu sorgen, daß das Schlagwort von der sozialistischen Republik Deutschlands zur Tatsache wird, das heißt, daß neben den politischen Rechten auch die wirtschaftlichen und sozialen Anforderungen des arbeitenden Volks erfüllt werden. Ich selbst sehe meine vornehmste Arbeit in der Vorbereitnng der Nationalversammlung, von der für uns die drei wichtigsten Errungenschaften abhängen: Frieden, 'j Freiheit, Brot! Es muß mit allen Mitteln durchgesetzt werden, daß sowohl die Wahlen, wie nachher die Nationalversammlung selbst absolut ungestört und unbeein- 'Bßt verlaufen können.
Wahlrecht nnd Wahlpflicht her Frau.
Von Emma Schill.
Das Wahlrecht, das uns Frauen durch die neue Staatsform geschenkt wurde, legt uns auch eine Pflicht auf, so wie jedes Recht eine Pflicht voraussetzt. Welche 'Art von Pflicht fordert nun das Wahlrecht' von uns Frauen? Es kann hier nicht die Rede sein von äußere m Pslichtzwang, sondern weit über ihm steht die moralisch^ Verpflichtung, die feste Frau als Bürgerin.aus sich nMistsF jckst öärch Len sitt
lichen Willen und das „soziale Verantwortungsbewußt sein" hervorgerufen ist.
Es bedarf daher eines Grundes zum Aufbau eines Hauses, es bedarf der verschiedensten Arbeiter nnd Arbeiterinnen^ bis das Haus ausgebaut und wohnhaft ist, aber, so verschieden ihre Arbeiten auch sein mögen, in einem Punkt stehen sie doch alle gleich: Me, alle, nagen die Verantwortung für das, was sie geleistet haben, vom größten bis zum kleinsten. So verhält es sich auch mit dem großen Hous im Volksstaat, den ivir anfrichten wollen. Alle sind mit verantwortlich für seinen Wiederaufbau.
Verantwortungsbewnßtsein aber ist nichts anderes als Pflichtbewußtsein. Pflichtbewußtsein aber bedingt Pflichterfüllung. Diese Pflichterfüllung liegt in dem ausgiebigen Gebrauch des Wahlrechts. Jede Frau muß wählen, wenn sie ihre Pflicht erfüllen will.
Di« Amwiilzung im Reich.
Rücktritt.
Berlin, 2. Jan. Das Abschiedsgesuch des Admirals Sche er, des Siegers von Skagerrak, ist bewilligt worden. Ter Oberpräfident von Westpreußen, v. Jagow, hat-sein Amt niedergelegt. — Eduard Bernstein, der dieser Tage von der unabhängigen zur Mehrheitssoziat- demokratie übergetreten war, ist trotzdem vom Amt des Unterstaatsselretärs im Reichsschatzamt zurückgelroten. Genosse Kautsky im Auswärtigen Amt (Une.bh ) har fein Nücktrittsgesuch eingereicht.
Unterstaatssekretär Frhr. von dein Bussche-Hab- denhansen hat einen mehrmonatigen Urlaub erhalcen. Sein Nachfolger ist der bisherige Leiter der politinhen Abteilung des Auswärtigen Amts, Freiherr Lang- Werth von Sim meran. Weitere Veränderungen in der handelspolitischen Abteilung und in der Presse* 'nbreilung der Auswärtigen Amts stechen bevor.
Berlin, 2. Jan. Ter Zentralrat hat beschlv'Mi. die Zahl der Volksbeauftragten, nachdem der Genaue Lob- Breslau, abgelehnt hat, bei 5 zu belassen.
Me die „Schw. Tagwacht" mitteilt, ist Abg. KM als Süddeutscher zum Eintritt in den Rat der Vol-.s beauftragten aufgefordert worden, er hat aber abgeleyui.l .Kongreß der SparlakuHleutc
Berlin, 1. Jan. In der gestrigen Sitzung dG Spartakusbunds sagte Rosa Luxemburg: Wir m.M> uns auf eine Periode sehr starker Zulcimmenstöye gefaßt machen. Als erste Richtlinie ergibt sich der Sturz der Regierung Ebert-Scheidemann und die Ersetzung derselben durch eine proletarische Regierung. Wir muneu die Regierung unterminieren durch-einen revolutionären Massenkanipf des Proletariats auF Schritt und Lrut. Liebknecht forderte den Bürgerkrieg in allen Ländern.
Gegen A. Hoffmann.
Berlin, 2. Jan. Tie Christliche Volksparte! veranstaltete gestern im Zirkus Busch und im Lustgarten Massenversammlungen gegen die kirchenfeindlichen Maßnahmen des derzeitigen preuß. Kultusministers A. Horf- mann. In dem Zug, an dem 60000 Personen teil- nahmen, wurden schwarz - weiß-rote und schwarz- rot-goldene Fahnen getragen.
honse, wv es aber starke Rechnungen geben soll, bleiben wollen —"
„Um Gotteswillen nicht!" unterbrach ihn Reichardt, „führt mich nur hin, wohin Ihr denkt, ich kann ja spärer noch meine eigene Wahl treffen!"
Und er sah sich bald in einer der engen Straßen nahe dein Flusse untergebracht. Ls waren noch zwei Stunden bis Mittag, und er hatt^Zeit, um Mathildens Wohnung zu erfragen; gelang es ihm aber nicht, diese zu erkunden, so mußte er abends das Eintrittsgeld zur Vorstellung daran wenden, und es hier versuchen, zu ihr zu gelangen.
Er ließ sich den Weg nach dein Theater beschreiben, steckte zu gleich den Brief an Harriet zur Absendnng zu sich und wanderte in das Gewirr der Straßen hinein. Das Postgebäude war schnell gesunden, ebenso ohne große Schwierigkeiten das Theater; an den geschlossenen Türen des letzteren aber endete Reichardts Weisheit, und nach einigem Besinnen wandte er sich einem nahegelegenen Trinklokale zu, um sich hier Auskunft zu holen. Aber auch hier nur bedauerndes Achselzucken, und er bereute schon die zehn Cents, die er unnütz für einen Schluck Brandy ausgcgeben, als ein junger Mann mit weißem Castorhut und schwarzein Schnurrbart sich vom Schenktische nach ihm drehte, erst einen Blick über seine Erscheinung laufen ließ und dann fragte, wen von der Gesellschaft er zu sprechen wünsche. Reichardt, in dem neue Hoffnung erwachte, beeilte sich, Mathildens Namen zu nennen. Dieser überflog noch einmal das ganze Aeu- ßere des Deutschen. „Miß Hetzer nimmt, soviel ich weiß, niemals einen Privatbesnch in ihrer Wohnung an —" erwiderte er-
„O, sie wird mich empfangen und Ihnen sogar noch dankbar sein," versetzte Reichardt eifrig, sie ist meine Schwester, Sir, wenn ivir auch nickst gleiche Namen führen!" fügte er ngch einem WgerchkMWen KtzMn hinLu.
Zn dem Gesichte des andern stieg ein feines Lächeln ^ aus. „Geben Sie mir Ihren Namen, Sir, wenn Sie Z Ihrer Sache so sicher sind, — ich bin der Agent der H Gesellschaft," sagte er, „und dann warten Sie hier einenW Augenblick." st
Reichardt beeilte sich, ein Blatt Papier aus seinem !< Notizbuche zu reißen, froh, so schnell den rechten Mann ^ getroffen zu haben, und mit einem eigentümlichen Blicke aus die rasch hingeworfenen Worte entfernte sich der An- st dere. Jetzt zum ersten Male stieg in Reichardt der st Gedanke aus, ob es vielleicht möglich sein könnte, daß- st Mathilde ihn nicht sehen wolle. Er hatte nur eine un- , bestimmte Vermutung über die Ursache, die das Mädchen Ä in Neuyork von seiner Seite getrieben, und sie hatte ihn H damals gebeten, sie nicht aulzusuchen. Reichardt wurde, Z je mehr er sich abquälte, Möglichkeiten zu ersinnen, je un ruhiger; seine Herreise war in einer so bestimmten Erwartung, mit dem Mädchen znsammenzntresfen, erfolgt, st daß er sich wie in die Wildnis hinausgeworfen Vorkommen L würde, wenn er das Wiedersehen mit ihr aus seinen ^ Hoffnungen streichen müßte. Z
Die Rückkehr des Agenten setzte allen Befürchtungen indessen ein vorläufiges Ziel. „Tie Lady ist in der Probe, , Sir, und Sie sprechen Sie am besten dort," sagte jener; 4 „wenn Sie mir folgen wollen, zeige ich Ihnen sogleich '.4 den Weg." 4
Rerchardt sah sich nach dem hintern Teile des Thea- s tergebäudes geführt, wo eine niedrige Tür den Eingang., zu dem Allerheiligsten der Bretterwelt bildete. Sein ' Begleiter faßte ihn bei der Hand und führte ihn über dunkle Treppen einem matten Lichtpunkte zu, der sickH^ bald als ein halberblindetes Fenster erwies, und ReM chardt sah sich zum ersten Male in seinem Leben Hinte' den Kulissen einer Bühne.
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