Zindenburg "mit'dem Zweifel der Linkspresse, ob der 1 Kanzler ihren Wünschen nach dem Parlamentarismus ^ entgegeulommen werde. Im Zusammenhang damit empfahl er Wilhelm II. Fühlungnahme mit den politi­schen Führern des Volkes. Dadurch würde offenbar, daß der Kaiser dem Volke ein größeres Maß von Mitarbeit an den Volksgeschicken zugestehe, daß aber andererseits die Grenzen feststehen". Hindenburg versprach sich von dieser Fühlungnahme eine Bescheidung der Linken, ein größeres Zutrauen der rechten Parteien. (Bekanntlich hat der Kaiser dieser Anregung nach dem Rücktritt Bethmann Hollwegs Folge geleistet und die Sozialdemok.nten Ebert, Scheidemann und Dr. David beim Reichskanzler Michaelis beim Tee kennen gelernt.)

Bethmann Hollweg wird die Schuld an der Zerrissenheit der Parteien beigemessen, da es ihm nicht gegeben sei, klarumrissene Entschlüsse zu fassen und daran festzuhalten. Der. Schluß des Briefes lautet wörtlich:

Gestatten Ew. Majestät mir noch ein Wort über die Sozialdemokratie. Die sozialdemokratischen Tenden­zen sind in Wahrheit bei weitem nicht so verbreitet, als dies nach dem Auftreten ihrer Führer und der Rück­sicht, die sie genießen, angenommen werden kann. Zu Beginn des Kriegs sagte sich der größte Teil der arbei­tenden Bevölkerung von seinen Führern los, so daß diese einlenkcn mußten. Leider verstand es die Negierung nicht, ihrerseits nun die Führung zu übernehmen. Die führerlose Masse ist dann allmählich wieder in die Hand der sozialdemokratischen Hetzpresse gekommen. Aber es sind heute mehr denn jeMitläufer".

Die gefährlichen Anzeichen des Wachstums sind aber schon vorhanden. Die sozialdemokratische Ar­beitsgemeinschaft hetzt die niedrigsten Instinkte auf, und der sozialdemokratischen Mehrheit ist es gelungen, um nicht den Anschluß zu verlieren, ebenfalls alle Forde­rungen ihres Anhangs, mögen sie noch so verhängnisvoll und ungerecht sein, zu vertreten. Wenn somit eine so­zialdemokratische Gefahr zurzeit noch nicht besteht, so rst eS doch höchste Zeit, daß die Regierung die Zügel straffer nimmt.

Die schwerste Sorge ist außer dem Siege die Stimmung des Volkes. Sie muß gehoben werden, sonst verlieren wir den Krieg. Auch unsere Bundes­genossen bedürftenriuer starken Rückenstärkung, sonst ist die Gefahr vorhanden, daß sie abfal'en. Dazu gilt es, im Innern die schwersten wirlschastl'chen und für die Zukunft bedeutsamen Fragen zu lösen: die Ernährnngspolitik, Vorbereitungen für die Umstellung in die Friedenswirt­schaft usw. Es entsteht die F^age, ob der Kanzler zur Lösung dieser Fragen und sie müssen richtig gelöst werden, sonst sind wir verloren imstande ist."

^5-

E,

Deine Nacht...

Sehnsucht wandert durch die Winternacht. . aH, so dunkel waren nie die Pfade!

Niemals wurde sie so bang erwacht deine Nacht, du Kindlein voller Gnade.

Tand und Flitter siel vorn Erdentraum, seiner Kerzen Schimmer ist verglommen.

Kindlein, strahle durch den Weltenraum -- alle Klarheit kann von dir nur kommen! Himmelslicht birgt deiner Augen Schein,

Nacht und Wirrsal einer Welt zu wenden.

Was den Fluch löst und die Erdenpein: ch .:

alle Gnade ruht in deinen Händen. M

Kindlein, komm, so 'warst du nie erharrt; ^ Weltenheiland, schließ die Weltenwunden!

Löse, lindre, was in Gram erstarrt; führ' nach Hause, was nicht heim gesunder!. Laß die Klarheit deiner Heilgen Nacht eines neuen Welttags Frührot werden.

Friede sei der wunden W.lt gebracht:

wie du Frieden bringen willst auf Erden!

Marte Sauer.

H)Lksmnilr,

SAmeiMr

.... » ' "MMWWWWWWMWW»««!».

Das HaitdwerLerprngramm.

Eine gemeinsame Vollversammlung der 4 badische,! Mdwerkskammern, der auch Vertreter der Landesver< ände anwohnten, wurde ani Sonntag den l5. Dezbr. iOffen burg abgehalteu. Es wurde u. a. die Ein« ührung des allgemeinen, gleichen und direkten Wahl-« echts zur .Handwerkskammer und die Errichtung eurer jentral stell,- der Handwerkskammern gelordert. Als Ergebnis der ein ;eh irden Beratungen wurde ein Ha nd- > e r ker p r o g r a m m aufgestellt, das nachstehenden Lortlant Hut:

I. Wünsche. - ' "

Von den politischen Parteien wird' erwartet, daß sie an aussichtsreicher Stelle in ihre Wahlvorschläge für die Volksparlamente von Reich, Staat und Ge­meinde in der Handwerkerbewegung bewährte Vertre­ter des Gewerbe- und Handwerkerstands in- einer An­zahl aufnehmen, die der Bedeutung dieses Stands ent­spricht.

' II. Forderungen.

1. Abbau der Zwangswirtschaft und Rückkehr zur freien Wirtschaftsweise;

2. Wiederaufbau und tatkräftige Unterstützung deS an den Folgen des Krieges schwer leidenden Handwerks und Gewerbes, insbesondere Versorgung mit Rohstof­fen zu angemessenen Preisen. Förderung der ge­werblichen Produktion durch stärkere Heranziehung des Handwerks, daher Beseitigung der Regiearbeiten und der Äefängnisarbeit, soweit sie das Handwerk schädigen. Schaffung von Arbeitsgelegenheit. In­angriffnahme von Nütftalldsarbeiten. Versorgung mit billiger elektrischer Kraft, Uebernahme der elektri­schen Kra ck entr leu durch den Staat, b ldmögsichste Ausnützung der Wasserkräfte durch den Staat;

3. -Aufhebung des bisherigen Submissiensverfahrens bei öffentlichen Arbeiten, Vergebung an das Haudwe*''' unter Mitwirkung (der Verdingungsämter) der Hand­werkskammern und der Wirtschaftsstellen. Aner-

K^kennung von Sachverständigen. Weitgehende Un­terstützung der Gemeinschaftsarbeit durch Heranzie­hung der gewerblichen Organisationen und der G' nossenschasten. Aufstellung von Preistarifen für. alle Arbeiten. Enge Fühlungnahme zwischen Ar­beitgeber und Arbeitnehmer zur Erzielung geord­neter Vertrags- und Lohnverhältnisse. Vorbild­liche Zahlungsweise uurch Staat, Gemeinde und öf- sen liche Körperschaften;

4. Schaffung einer besonderen Abteilung für das Hand­werk in einem zu errichtenden Ministerium für Han­del, Industrie, Handwerk und Gewerbe. Mitwir­kung dieser Stände bei der Ausübung der Regie- rungstätigkeit. Weitgehende Heranziehung' der Handwerkskammern. Abänderung der Gewerbeord­nung nach neuzeitlichen Grundsätzen;

5. Gerechte Besteuerung, Abschaffung der Sch ldensteuer, dafür höhere Heranziehung des Kapitals und Aus­bau der progressiven Einkommensteuer. Wesent­liche Hinauftetzung der Freigrenze beim gewerblichen Betriebskapital und der Warennmsatzsteuer, Ab chaf- fung jeglicher auf^ Standesvorrechten beruhenden Steuerfreiheit, völlige Erfassung der Kriegsgewinne;

6. Zeitgemäße Regelung des Lehrlingswesens. Aus­bau des gewerblichen Schulwesens. Vermehrte Abhaltung von praktischen und theoretischen Be- lehrungsbnrsen. Hierbei besondere Berücksichtigung der Kriegsbeschädigten;

7. Mitwirkung der Interessenvertretungen des Hand­werks bei der Schaffung etwa notwendig werdender Monopole, die die Interessen des Handwerks be­rühren ;

8. Berücksichtigung der wirtschaftlichen Jnieressen von Handwerk und Gewerbe bei der Ausgestaltung der Handelsverträge;

9. Ausrech,erhalrung der Schntzbestirnmiingen für Ange­hörige mobilw Truppen au; ein weiteres Fohr: '

10. Ausbau der sozialen Fürsorge für das Handwerk.

Baden.

(-) Karlsruhe, 23. Dez. Finanzminister Tr. Wirth begrüßt in einem Erlaß die aus dem Heeresdienst zu­rückkehrenden Beamten und spricht den während des Kriegs in ih err Li nstsell n ve.biebenen Beamten volle Anerkennung aus. Ter Finanzminister erwartet, daß alle Vorgesetzten die Verhältnisse, unter denen die zu- rückgekehrten Beamten ihren Dienst wieder aufnehmen, und die Taheimgebliebenen, während, der letzten Jahre vielfach überanstrengten, ihre Arbeit fortführen, bei der Beurteilung der Leistungen ihrer Untergebenen be­rücksichtigen und daß im Verkehr dem Geist der neuen Zeit Rechnung getragen werde.

(-) Mannheim, 2". Dez. Tie Firma Benz u. Co. hat ihren Arbeitern und Nuges.ell en dadurch eine Weih­nachtsfreude bereitet, daß jeder ledige Arbeiter 150 Mk., jeder verheiratete Arbeiter 200 Mk. erhält und für jedes Kind unter l5 Jahr>r eine weitere einmalige Zulage von 50 Mk. gegeben wird. Tie Angestellten er­halten entsprechende Beträge.

(-) Mannheim, 23. Dez. Die lange vorbereitete AusstellungDas badische Land im Bilde" wird nunmehr am zweiten Weihnachtsfeiertag eröffnet werden. Tie Aus- stellung vereinigt weit über 1000 Kunstwerke, vorwiegend zraphischen Charakters, zu einer Gesamtschau. Gezeigt verden Ansichten aller Teile des badischeil Landes von Künstlern der Vergangenheit und Gegenwart.

(-) Freiburg, 23. Dez. Der Stadtrat hat das Ministerium des Innern ersucht, bei der Reichsregierung mhiil vorstellig zu werden, daß die Kriegsgesellschaften n ausreichendem Maße Material und Waren freigcben,

)a dann die kaufmännischen Arbeitgeber um so leichter :hr Personal wieder einstellen und weiteres beschäftigen wnnen.

(-) Douaueschingeu, 23. Dez. Seit Mitte letzter Woche ist im Schwarzwald starker Schneefall eingetreten. Viele Wege und Straßen sind vollständig verschneit.

Württemberg.

(-) Stuttgart, 23. Dez. (Aus dem Partei« lebe».: Tic Deutsche demokratische Partei veröffent­licht nunmehr das in seinen Ri ltl nini bereits bekannt "gebene WnZprogramm für die Landes- und Nation^ § ^rsammlung. Das Programm zerfällt in übersichr- licher Gliederung in vier Hauptabschnitte: Allgemeine Grundsätze für Reich und Staat, Württembergisches, Wirts,has.liche imd soziale Forderungen und E...;ernes.

Das Programm wurde in seinen 11 Unterabteckungeu-, von ebenso vielen Sonderausschüssen durchberaten und iw > einer Sitzung der vereinigten Ausschüsse endgültig zu-' mmmengcstellt. :

sp. Stuttgart, 23. Dez. (Versammlung ev// Pfarrer.) Am Freitag fand im Gemeindehaus in Bietigheim unter dem Vorsitz von Oberkirchenrat ^ I). T r a u b - Stuttgart eine gutbesnchte Versammlung ev. s Pfarrer statt, in der über den inneren und äußeren Auf- ^ bau der ev. Kirche beraten wurde. Pfarrer Gerok - , Lomersheim sprach gedankenreich über die Notwendig-! keit, mehr als bisher die in den Gemeinden zu sammeln, die mit Ernst Christen sein wollen. Gemeindevereine sollen gegründet werden, nicht bloß als Arbeitsgemein- l schäften, sondern auch als Gesinnungsgemeinscheften. Hier soll neben der Predigt die Bibelbesprechung ihre Stätte haben. In der Besprechung fand der Gemeinschaftsgedanke , Zustimmung; allerdings wurde auch die Sorge zum, Ausdruck gebracht, durch solche Vereinigungen innerhalb , der Gemeinde werde schließlich die Einheit der Gemeinde gesprengt. Dann wurden die schwebenden kirchenpolitischen Fragen besprochen. Eine ähnliche Versammlung fand, tags zuvor in Horb statt; dort sprach Prälat v. Dr. Schöll-Stuttgart.

(-) Stuttgart, 23. Dez. (Ausweise derSol- ! datenräte.) Ter Garnisonsrat Stuttgart gibt bekannt, . daß sich immer noch Soldaten widerrech.lich als Solda- ^ tenräte im Land Herumtreiben. Tie Soldatenräte der i Garnison Stuttgart mit Einschluß von Cannstatt und Vaihingen a. F. sind mit einer Ausweiskarte versehen,' die die Unterschrift des Vorsitzenden Banzhaf trägt. Au­ßerdem sind die Polizeibeamten des Sicherheitsdienstes mit Ausweisen versehen. Diese Ausweise haben einen , roten Querstrich und eine Photographie aus der Rückseite und sind von zwei Garnisonsräten unterschrieben. ' '

(-) Stuttgart, 23. Dez. (Kassenräuber.) Kurz ' j vor dem Geschäftsschluß versuchte ein junger Mann im s Warenhaus Tietz eine der Geschäftskassen zu rauben.

« Er entriß einer Kassiererin die Kassette und suchte mit ihr / durch das Gedränge zu entkommen. Er wurde aber er- . wischt und der Polizei übergeben. ck i

(-) Fencrbach, 23. Dez. (Krieger-Empfa ng.p Gestern fand auf dem Spitalplatz feierlicher Empfang der heimgekehrten Krieger von Fencrbach statt. Tie Ge­meindekollegien haben beschlossen, auf Weihnachten für jedes Kind der Gefallenen 30 M. auf der städtischen Sparkasse anzulegcn, außerdem wurden im Verein mit der Wohlfahrtspflege in Feuerbach 50000-Mk. zur Un­terstützung bedürftiger Kriegerfamilien bewilligt.

(-) Blaubeuren, 23. Dez. (Der Mühlenkon- Irolleur.) Der von der Reichsgetreidestelle für den, hiesigen Bezirk aufgestellte Mühlenkontrolleur Bräun- baur aus München wurde sestgehalten, als er mit 25 Pfund Mehl, 9 Pfund Fleisch und 3 Pfund Butter nach München abreisen wollte. Bräunbaur stand längst im Verdacht des Hamsterns. , j

- Die Heimkehr der württ. Truppen. Nach­dem die 26. und 27. Division in ihren Haiiptteilen in der Heimat emge,rossen sind oder wenigstens noch vor Weih« "achten diese erreichen werden, sind nach demStaa ...,znger" von den bei Eintritt des Waffenstillstandes im Felde gestandeneil 777 württembergischen Truppen- / , teilen und Stäben insgesamt gegen 400 in ihren Stand­orten eingelroffen und soweit es nicht Friedenstruppen- ( teile sind, zur Auslösung getommcn. Ta für ein Infan­terie-Bataillon bzw. eine Batterie fast ein Eisenbahnzug notwendig ist, läßt sich ermessen, in welchem Umfang Eisenbahntransportmaterial für die Truppcnbcförderung bereitgestellt werden muß, wenn man bedenkt, daß vor kurzem noch etwa 170 Divisionen aus dem Heimmarsch i aus de , zu räum n e r Geb ten sich befanden. Nunmehr sind noch von geschlossenen Divisionen unterwegs die 204. - Jnf.-Tiv. (Inf.-Regt. 413, 414, Re,'.-Jnf^-Regt. 120, Nes.-Feld-Art. 27, Pion. 204), von der jedoch bere, ' d r Züge (Jnf.-Regt. 414, Feldlaz. 252 Mun.-Kol. 388, ^ Pferdelaz. 249, San.-Komp. 563, F Hlächterei-Abt. 277 nebst 3. Komp. Landst.-Bat. Biberau us der Gegend > von FerndoZ, Kreis Siegen, irn Abroll.! nd. Tie 242. Jnf.-Tiv. (Jnf.-Regt. 127, 475, 476, ld-Art. 281. ' III Bat. Fuß-Art. 13, Pion. 242) beginnt voraus­sichtlich die Heimbeförderung mit der Bahn am 22. Dez. aus der Gegend von Grebenstein bei Kassel. Tie 243.

ft.-Tiv. (Füs.-Regt. 122, Jnf.-Regt. 478, 479, Feli Art. 238, Pion. 243) ist noch südößlich Fulda und wird den Fußmarsch rMH Hcilbronn fortsetzen, woselbst die Division um die Jahreswende einzutresfcu hofft. Von den genannten Divisionen sind teilweise die älteren Jahr­gänge bereits in der Heimat angekommen.

Stuf deutschem Boden. Das 2. Bataillon des württ. Landsturm-Jnfanterie-Regiments XIII'58 und die M.G.K., sowie zwei Drittel der 6. Konrpagnie sind aus deutschem Boden eingetroffen.

Postpakete und Päckchen Or die deutschen I Kriegs- und bürgerlichen Gefangenen in Italien, Frank- ! reich, England und anderen irn Westen gelegenen Län­dern werden wieder zur Beförderung angenommen.

Abgabe von Rohmaterial. Das württ. Ar- bcitsministerium fordert eile Betriebe, denen infolge der Kriegslies-rungen namhafte Mengen von Rohmaterial überwiesen wurden und die bei der jetzigen Umstellung irr den Fnedeilsbetrieb noch entsprechende Vorräte haben, diese, soweit entbehrlich, der Wirtsehaftstechnischen Mckei- lung des Ministeriums zum Zweck der anderweitigen V teilung zur Verfügung zu stellen und davon die Abteilung unverzüglich in Kenntnis zu setzen. Die Beschlag­nahme von Zink der Klassen 5966 ist ansgehoben.

Pferdekaufskarten. Das württ. Kriegsmi- nisterium macht darauf aufmerksam, daß die roten und Weißen Pferdekarten, die allein zur Teilnahme an Pserde- versteigerungen berechtigen, ausschließlich von den Obe» ämtern ausaest--sck werden.