Sonntagsgedanken.

Dein Licht kommt. ^

Herr des Fliedens, gib uns deinen Frieden, der wie Sternenglanz die Nacht erhellt. ^ ,

Bangen Herzeil, den zerkämpsten, müden,' > > ^

laß ihn leuchten, Licht der andern Welt!

Kampf und Rot halt hier den Geist gebundenF Menschenwert und Vorsatz wankt und fällt laß an deinen! Frieden uns gesunden. » ^

Herr des Friedens, sprich das Lösewort » L. - allen Seelen, die in Weh und Wunden - , ,

sehnend lauschen auf den Klang von dort.

Marie Sauer.

Advent 1918.

' Advent heißt Ankunft. Der Adventsgedanke er­zeugt Stimmungen, die weit über das eigentliche christ­liche Glaubensleben hinansgehen. Je nach der Feit und Lebenslage, in der wir unsXbefinden, fällt der Ton auf etwas Besondere?. Ter Znkunstsblick ist in solchen grundstürzenden Feiten, wie der unfern das erste am Advent. Hieran knüpfen sich auch alle die Stimmungs- gestalte, die jetzt Volk und Leit durchfluten:Friede", Völkergemeinschaft",Freiheit",Erneuerung", «Er­hebung und Veredlung aller Kräfte" ans dem Grausen des furchtbaren Mutbads und all seiner entsetzlichen folgen.

Aber stier nun eben liegt die Frage, worauf sich im tiefsten Elend die Hoffnung auf irgend eine gute Zukunft gründet. Wäre es nur so, daß eben nach einem gewissen Gesetz über den Vorstellnngs- und Gs" fühlsverlauf aus einem schwer zu ertragenden Zustand sich die lebendige Vorstellung des entgegengesetzten, be­glückenden ergäbe, wie der Verdurstende meint Quellen rauschen zu stören, so wäre das doch höchstens eine an­genehme Selbsttäuschung. Der bloße allgemeine Glaube, daß doch schließlich einmal alles wieder recht werden müsse, ist willkürlich. Ob die Hoffnung auf ein künf­tiges Glück 'im Einzelleben und im Menschsteitslebeir sichern Grund hat, wird sich immer danach bemessen, wie stark das Gefühl der Verantwortung ist, das sich mit solcher Hoffnung verbindet. Alle Adventsstim­mung unserer Zeit, welche Gestalt sie auch annehme, ohne dies Verantwortungsgefühl, ist hohst Mer es zeigt sich auch, warum im christlichen Adventsgedanken Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft so unzertrennlich zusammengeschlossen sind: wollen wir eine glückliche Zu­kunft erhoffen, so müssen wir etwas empfangen haben. Ohne einen inneren Besitz, der von höchster Macht uns geschenkt ist, und der um feiner selbst willen zur Ausge­staltung und Vollendung drängt, bleiben alle Zukunftsbil­der eben Träume. Und ohne ein Gegenwartserleben heiliger Gewalt über uns werden Zukunftsverheißungen zur Spielerei.

Unter furchtbarstem Zusammenbruch suchen wir uns jetzt zu neuer Hoffnung zu erheben. Eine Umgestaltung, alter Verhältnisse des öffentlichen Lebens soll die Zu ­kunft heraufführen. Ter Treue und Feinfühlige muß dabei oft unsagbare innere Opfer bringen. Wer, wie auch der einzelne dazu stehen mag, nur dann haben wir' das innere Recht zu solcher Hoffnung, wenn wir uns aus dem Trümmerfeld der zusammengestürzten Ver­gangenheit ein uns gegebenes Glanbensgut gerettet staben und wenn wir in der Gegenwart solches Gut tiefer und tiefer erleben und in Gegenwartskraft umsetzen.

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Wochenrundschau.

Das Deutsche Reich will aus den Fugen gehen. Wie ist das möglich? Ist der Reichsgedanke in den 47 Jahren seit der Gründung des neuen Reichs nicht so fest und so tief ini Bolksganzen verankert worden, daß er wie ein Fels von Erz gegen alle Schicksalsfälle gesichert schien? Die Unsicherheit und Unentschlossenheit der Reichsregierung während des Kriegs hat den totgeglaubten Partikularismus wieder aufleben lassen in einem Maße, wie man es vordem nie für möglich gehalten hätte. Und das haben die Männer der neuen Regierung zu wenig beachtet, sonst hätten sie nicht durch die Ausschaltung des Reichstags als des stärksten Bandes der. Reichseinheit dem Partikularismus geradezu neue Nahrung zugeführt. Es war eben doch kein vollwertiger Ersatz, wenn die pro­visorische Regierung der Volksbeaustragten am 25. No­vember eine Konferenz von Vertretern der Einzelregie­rungen gewissermaßen an Stelle des alten nunmehr ausjchließlich auf die Verwaltungstätigkeit beschränkten Bundesrats berief. Die Reichskonferenz hat dem Vor­schlag Eberts zugestimmt: .1. Die Aufrechterhaltung der Einheit Deutschlands ist ein dringendes Gebot. 2. Eine verfassunggebende Nationalversammlung ist so bald als möglich zu wählen. 3. Bis zum Zusammentritt der Nationalversammlung verkörpern die Arbeiter- und Sol- datenräte den Volkswillen. 4. Die Reichsleitung wird beauftragt, auf die schleunige Herbeiführung eines Vor- sriedens hinzuwirken. Der Beschluß hat aber nicht hin dern können, daß der Ruf:Los vou Berlin!" lauter ertönte als zuvor. In der Rheiuprovinz, der Schatz­kammer Preußens und des Reichs sind ernstliche Be­strebungen ini Gauge, eine eigene Republik zu bilden, die sich vom Reich loslöseu will. Daß in Hessen, Bade» Württemberg und Bayern «ine starke Strömung gegen die Diktaturgelüste einer Minderheit in Groß-Berlin vor­handen ist, liegt klar zutage und ist von Männern der men Regierungen wie von führenden Politikern der ver yiedeiicn Parteien offen ausgesprochen worden. Vo.» einer großen Zahl von Arbeiter- und Soldatenräten sind Proteste gegen den Berliner Vollzugsrat erhoben worden. Ter innere Zerfall des Reichs, das ist kein Zweifel, droht

näher zu kommen und mit ihm würden wir an namen^ses ^lend versinken. Der Waffenstillstand nimmt um 'k>a-' ^ohlengebiet der Saar. Die Polen drohen die Ausfuhr aus dem schlesischen Kohlenbecken zu sperren; die pol­nischen Arbeiter streiken. Schon stehen in.einigen größeren

Ltavten Mitteldeutschlands die Gaswerke still. Die un­menschlichen Waffenstillstandsbedingungen verschärfen dev bedenklichen Mangel an Lebensmitteln. Stockt auch noch die Zufuhr aus dem Osten, so wäre an die Bewältigung der Abrüstung und die Versorgung der Bevölkerung übe Haupt nicht mehr zu denken. In dieser Not hat noch ein­mal der getreue Ekkehard des Reichs, Hindcnburg, seine timme rn einen: Telegramm an die Reichsleitung er­hoben, um zn zeigen, welch namenlose Katastrophe uns droht, wenn nicht schleunigst der Vorfriede abgeschlossen wird. Die Franzosen suchen jede Gelegenheit, in Deutsch­land einznfallen und den Kampf wieder anfzunehmen. Ihre Wünsche auf das ganze linke Rheinufer sind heute stärker als je. Sie begünstigen alles, was den inneren Zerfall Deutschlands herbei führen kann. Die Rheinrepu­blik wäre ihnen dabei besonders willkommen, aber auch die Lostrenming der süddeutschen Staaten würde ihre wohlwollendste Unterstützung finden.Ich muß ausdrück lich betonen," warnt Hindenbnrg,daß das deutsche Heer infolge der Härte der Waffeiistillstandsbedingnngen und nuler dem Einfluß der Ereignisse ill der Heimat nicht in der Lage ist, den Kampf wieder ausznnehmen." Woll­ten die Feinde unter irgend einem Vorwand die Feind­seligkeiten wieder ausin-imien, so gäbe es keine Vertei­digung mehr und Land und Volk wären schutzlos dem feindlichen Einbruch preisgegeben. Ein schneller Friede allein kann uns davor bewahren. Aber die feindlichen Regierungen werden mir mit einer deutschen Regierung Frieden schließen, die sich ans die Mehrheit'des Volkes stützt. Die ganze feindliche Presse hat das iininer wieder­holt und es wäre töricht und gefährlich, zu glauben, daß das nur ein Zeiningsgerede sei, um Deutschland kinzinchiichteril.

So ergibt sich in jedem» Betracht die zwingende Not­wendigkeit, den Beschluß der Reichskonferciiz, der sich mit dem Willen der erdrückenden Mehrheit des deutschen Volkes deckt, unverzüglich ausmsühren und zur Wahl der verfassunggebenden Bersamm'niig zu schrecken.' Einer tatkräftigen Regierung gegenüber, die vom Mehrheirs- willeii des Volks getragen ist, können die Trennnngs- bestrebiiiigen einzelner-Reichsteile nicht mehr anfkommen, es würde auch jeder Grund und infolgedessen auch' die Lust dazu in Fortfall kommen. Den feindlichen Mäch­ten aber wäre jeder Vorwand genommen, uns den so dringend nötigen Frieden vorzuenthalten, und mit dem Frieden bekämen wir Brot, das ersehnte Brot. Ten Männern der neuen Regierung ist das Schicksal des deutschen Volks in seinen schwersten Stunden in die .Hand gegeben. Mögen sie nicht mehr zaudern, uns durch freie Wahlen die Nationalversammlung und durch die National­versammlung den freien Vmksstam zu geben.

Der Präsident des bayrischen Volksstaats, Eisner, hat einige diplomatische Schriftstücke, die teils von dein früheren Staatssekretär in Elsaß-Lothringen und nach­maligen deutschen Botschafter in Paris, Herrn v. Schön, teils von dem früheren bayrischen Gesandten in Berlin, Grafen Lerchenfeld, herstaiiimen, veröffentlicht, um zu beweisen, daß die Reichsregiernng im Jahr 1914 Oester- reich-llngarn zu einem möglichst schroffen Vorgehen gegen Serbien ermuulert mid somit zum Krieg beigetragen zu habe. Die Regierung der Volksbeaustragten war von der Veröffentlichung in dem Augenblick, wo mit den Feinden über den Borsrieden verhandelt wird, wenig erbaut. Ihre Arbeit wird durch solche Dinge nicht gerade gefördert. Sie ließ sofort die Berliner Archive des Aus­wärtigen Amts einer Prüfung unterziehe», »m den Be­fund später veröffentlichen zu lassen. Das wird Wohl heißen, daß sie die Urkunden vor unbefugten Eingriffen und mißbräuchlicher Ausnützung sicherzustelien bemüht war. Der frühere Reichskanzler v. Bethmann Hottweg legte gegen das Vorgehen Eisners Verwahrung ein. Die Veröffentlichung solcher aus dein Zusammenhang ge­rissenen Bruchstücke habe keinerlei Beweiskraft und lönne nur Verwirrung und Schaden stiften. Er, Bethmann Hollweg, werde zu gegebener Zeit den Beweis führen, daß die Schuld am Kriege nicht auf deutscher.Seile liege. Wie es scheint, kommt den telefonischen Mittei­lungen des .Herrn v. Schön an den damaligen bayeri­schen Ministerpräsidenten Grafen Hcrtling überhaupt kein amtlicher Charakter zn. Schön wurde erst nach Ausbruch des Kriegs, nachdem er von Paris zurückgekehrt war, der preußischen Gesandtschaft in München zugeteilt. Auch das, was er telefoniert hat, ist wohl nicht im Sinne der Reichsleitung gelegen und mit den Tatsachen ganz übereinstimmend gewesen. Das Verhalten des.Herrn o. Schön war offenbar nicht ganz korrekt. So wird denn auch heute gemeldet, daß er sein Abschiedsgesuch einge reicht habe. Die feindliche Presse nimmt von dem Vor fall gebührend Kenntnis.

Gegen die Vertreter des Auswärtigen Amts, Sols, Krzberger, Scheidemann und David, machte Eisner einen ungewöhnlich heftigen Vorstoß? Die Berichte der Staats- >ekretäre Sols und Erzberger ans der Reichskonfcrenz, die oon den beiden andern Kollegen gebilligt waren, hatten oei Eisner solchen Anstoß erregt, daß er die Staats­sekretäre für gefährliche Gegenrevolutionäre erklärte und chre sofortige Entfernung verlangte. Sein Vorgehen fand lue Billigung des Arbeiter- und Soldatenrats in München, md Eisner sandte nun. ein Ultimatum nach Berlin, ,u werde jeden Verkehr mit dein Auswärtigen Amt ab ' -chen, wenn die vier Männer nicht aus dem Amt ein . - nt werden. Sols war geneigt, zu gehe», aber die ander l>rei ^erklärten sich mit ih,n solidarisch und so schein! sie Stellung Solss wieder gefestigt zn sein. Auch ämttiche Beamten des Auswärtigen Amts haben erklär!, ie können »ich! wsii - arsi si.m, wenn unverantivortlicke Krepe länger die deutsche auswärtige Politik stören. Sil wlrd denn beruhter, in Berlin wolle man von dem Ulti- kL""'? überhaupt keine Notiz nehmen. Da aber Hmisisiund Sols ein Gegensatz sich zu en^' - dlirjten Veränderungen in den leitende.« , ^ unmöglich zu sein. Die Presse.

' l' nicht zu Überspannen; ein

^ sich zuerst über sein, ukuffche Otaatszilgehongkeit answeisen. Solche Ge­gensätze, Stlmmunaen und Svannunaen tollten Letzt'ver­

mieden werden, damit die Neuordnung der Dinge srH möglichst ungestört vollziehen kann. Auch die bürgen lichen Parteien haben nunmehr fast durchweg in bös jahendem Sinne zur Revolution Stellung genommen und stellen sich ans den Boden der neu geschaffenen Lage. Un­beschadet der nötigen und nützlichen Programmvariationen können imo wollen jetzt alle an dem Wiederaufbau teil- nehmen.^ Darum fort mir dein fruchtlosen Hader!

Unsere Truppen langen täglich in größerer Zahl in der Heimat an. Wer unsere Tapferen van der Front siehl, muß seine Freude an ihnen haben. Das sind keine Trümmer einer geschlagenen Armee, keine zerlumpten Marodeure, wie sie einmal ein seindliches Blatt in ge­hässiger Weise- geschildert hat. Stramm und festen Schritts, in tadellosem Auszug und musterhafter Ordnung marschieren sie daher, gesunde kräftige Gestalten, denen man die ungeheuren Strapazen der letzten Zeit nicht aniiehl, ein Bild der unverwüstlichen deutschen Volks- krafl. Und wie sie sich freuen, wieder in der Heimat, bei den Ellern, bei Weib und Kind zn sein! Die Heimat, die ihnen in den Jahren des Kampfes in Feindesland die Lehusiicyr, das Ziel aller Gedanken war, ist freilich eine andere geworden. Es in nicht mehr das reiche, blühende Deutschland, das die Ausniarscksierenden in den prahlenden Augnsttngen 1914 mit Blume», Gaben und Erfrischungen üderjchnllen louiue. Muiche rasige Wange ist bleich geworden, münch einst buchendes Gesicht blickt verhärmt aus umschatteten Augen. Auch wir haben die er­barmungslose Würgerhand verspürt. Kisten und Kasten sind leer, und nut leeren Händen müssen wir die emp­fangen, die auch die siebzehnfache Nebermacht der Feinde nicht zn besiegen vermach!«. Aber unvermindert ist der Heimat stolze Freude an ihren, unbesiegten Heer und »der herzliche Tank für die treue, opfervolle Wacht.

Die Amwälzung im Reich.

Hittvensiurg an das Feldheer.

Berlin, 27. Nov. General'cldmarschall von Hin- denburg hat folgenden Ausruf an das Feldheer gerichtet

Soldaten! Tie Ihr mehr al.- vier Jahre lang treu in Feindesland ansgehalten habt, denkt daran, wie über-- aus wichtig es für Heer und Heimat ist, daß die Rück­führung der Armeen und Entlassung ihrer Verbände in voller Ruhe und Ordnung sich vollziehe. Nur wenn jeder Einzelne von Euch treu aus seinem Posten bleibt, bis die Stunde der Entlassung aus den Reihen des Hee­res für ihn gekommen ist, wird es gelingen, die man- nigiachen Reibungen zn überwinden, welche die Rück- sührung solch gewaltiger Heeresmassen mit sich bringt.

Tie Ihr so oft in Zeiten des Kampfes selbstlos Euer eigenes Ich denn Wähle des Ganzen untergeordnet habt, vergesst auch heute nicht, daß die Heimat in letzter Stunde von Euch Opfer fordert. Sie sind gering gegen­über all dem, was Ihr in den vier lange» Jahren des Krieges geleistet habt.

Alle, außer den Jahrgängen 1896/99, die zunächst bei den Fahnen bleiben, sollen so schnell wie möglich' en,locken werden. Laßt Euch nicht verführen, vorzeitig! aus eigener Macht Eurem. Truppenteil zu verlassen. Ver­gegenwärtigt Euch stets, zu welchien Schwierigkeiten bei Unterbringung und Verpflegung, sowie im Abtransport e? kommen muß, wenn jeder Einzelne von Euch regel­los nach Hause strebt. Ordnung und Zusammenhalten! ist siwt wichtiger denn je! Nur so wird glatte Zurückfüh­rung des Feldheeres nach östlich, des Rheins zunächst! vorgesehenen Uiiterbliilgnngsrätimen möglich sein. Vom dort ist Leitung der Verbände mit Eisenbahn oder durch Fußmarsch zn den Ersatztruppenteilen vorgesehen. Mit Rücksicht auf die große Anhäufung von Truppen und die beschränkten Transportmöglichkeiten kann dies nur allmählich erfolgen. Längeres oder kürzeres Warten bei ofl beschränkter Unterkunft wird sich für manche Fvt> mation nicht vermeiden lassen. Auch hier habt Geduld und Vertrauen! Es wird jeder von Euch so srühzeitiK zu seinem Ersatztruppenteil biefölrdert werden, als die. Umstände es gestatten. Keiner von Euch wird vergessen1 Seid versichert, daß die Oberste Heeresleitung in Veva bindung mit den Heimatstellen alles aufbietet, um Euch io bald als möglich Euren Angehörigen zuzuführen. Nur eins tut not hierbei, Ruhe und Ordnung! Gez. von Hindeilbnrg. -

Lrklärttttg der sozialdemokratischen Partei.

Berlin, 29. Nov. Ter Parteiausschnjß der Sozial­demokratie, der gestern hier znsanunentrch, faßte ein-- stimmig folgende» Beschluß: Für die politische Gleichbe-, rechngiiiig aller Volksgenossen hat die deutsche Sozial­demokratie seit einein halben Jahrhundert gekämpft. Sie erblickt in dem gleichen Wahlrecht aller Männer u. Frauen, getreu der seither vertrietenen Auffassung, die wichtigste politische Errungenschaft der Revolution und zugleich das, Mittel, die kapitalistische Gesellschaftsordnung nach dem Willen des Volkes in planmäßiger Arbeit zur sozialisti­schen umznwmidelii. Indem die Partei ihre Entschlos­senheit ausspeicht, die Errungenschaften der Revolution gegen alle gegenrevvlutionchren Bestrebungen bis aussi tzte zn verteidigen, wendet sie sich zugleich mit aller- Eiüschiedenheit gegen alle, die dem deutschen Volke da» Selbslbestimmiingsrecht vorenthalten wollen, sei es auch unter dem Vorwände, es durch die Diktatur gegen seinen, eigenen Willen beglücken zn wollen. l

Pie Sozialdemokratische Partei fordert die sch n igjte Einberufung der N a ti o n a l v e rs a m m-i l u n g. Lie i>l jeden Tag bereit, dem Volke über ihr« bisherige Tätigkeit Rechenschaft zn geben und erwartet! mu Zuversicht sein Urteil.

Kann man sich etwas Komischeres vorstellen als einen Revolutionär, der Furcht vor dem Volke hat? Un­sere Berliner Bolsstewisten sind noch lange nicht die H erren von T ein ts ch Ia n d, aber sie haben jetzt schon vor dem Volke gräßliche Angst: die Tap­feren fürchten sich vor den Wahlen, wie die Katze vor dem Wasser.

Die Nationalversammlungen dürfen keinen Tag län­ger hinausgeschoben werden als zur Ueberwindung de«