Bethmann Hollweg über die 1 Münchener Enthüllungen.

: v^-Der frühere Reichskanzler v. Bethmann tzollweg jänpsiny einen Vertreter derDeutschen Allg. i)tg.", dem er über die Veröffentlichung der Münchner dipioma Aschen Schriftstücke durch Eisner n. a. erklärte:

^ Mir scheint, daß, wenn man der Wahrheit.dienen will, marr^nicht Bruchstücke herausgreifen und daraus Gesamtsolgernngen ziehen darf. Die bisherigen Veröffent­lichungen der bayerischen Regierung beziehen sich ledig Ach auf den österreichisch-serbischen Konflikt und ans unsere Wellung dazu, berücksichtigen also weder die Gesamtlage noch die Vorgänge, die sich an den Konflikt mit Serbien angeschlossen haben. Es ist vollkommen richtig, daß wir Oesterreich zugestimmt haben, als es nach dem Attentat von Serajewo ein Vorgehen gegen Serbien für notwendig hielt und daß wir uns zur Erfüllung unserer Bündnis- pflichten ausdrücklich bereit erklärten, falls sich aas dem Vorgehen gegen Serbien weitere kriegerische Vrbinduugen ergeben sollten. Wir haben deshalb nie, also anch nicht durch den Hinweis auf die Rordlandreise des Kaisers und auf den Urlaub des Gencralstabschefs und des Kriegs- niinisters behauptet, daß nur durch die Handlung Oester­reichs überrascht wurden. Allerdings haben wir den Wortlaut des Ultimatums vor seiner Absendung nicht gekannt. Ich habe das Ultimatum, nachdem es dar­nach zu meiner Kenntnis gekommen war, für zu scharf gehalten.

Wie war die politische Gcsanitlagc? Heute lvird Wohl niemand mehr bestreiten wollen, daß die ganze Politik Frankreichs seit 1871 unverrückbar aus die Wiedergewinnung Elsaß Lothringens, die­jenige Rußlands mit besonderer Schürfe seit dem japanischen Kriege ans die Beherr s ch u ng Ko n st an- tinopels gerichtet war. Rußland betrieb zugleich in Verbindung dieser seiner. Pläne durch Vermittlung Ser­biens eine planmäßige Aushöhlung der Stellung Oester .reich-Ungarns auf dem Balkan. Beide Mächte verfolgten damit Ziele, die nur durch kriegerische Lösung verwirklicht werden konnten. Beide Mächte erfreuten sich in ihrer gesamten Politik der ausgesprochenen Unterstützung E n g l a n d s.

Daß diese Lage für Deutschland lebensgefährlich war und immer gefährlicher wurde, je mehr die Stellung feines österreichischen Bundesgenossen durch die mit russi­scher Beihilfe erfolgenden serbischen Umtriebe, geschwächt wurde, liegt auf der Hand. Wie wenig es in unserer Absicht lag, den allgemeinen Krieg zu entfesseln, ergibt sich aus unserer gesamten weiteren Haltung. Unser Be­streben, den österreichisch-serbischen Konflikt zu lokalisieren, hat Sir Eduard Grey unterstützt.

Gescheitert ist unsere Absicht lediglich an Ruß­land, das sich für berechtigt hielt, den Konflikt vor fein Forum zu ziehen. Nunmehr setzten unsere Vermitt­lungsversuche zwischen Wien und Petersburg ein, worüber im deutschen Weißbuch ausführlich berichtet worden ist. Ferner beruft sich Bethmann Hollweg auf die Enthül­lungen des Suchomlinow-Prozesses. Uns die Schuld am Kriege aufzubürden, heißt Gegner für schuldlos erklären, die jahrzehntelang vereinigte Pläne schmiedeten^ die sie nur durch kriegerische Explosion verwirklichen konnten, es uns aber verwehren, uns dagegen aufzulehnen. Das ist unrecht. Tragisch ist, daß trotz dieser Tatsache die , Schuld Deutschlands zur lleberzeugung fast der ganzen Blelt geworden ist. . (

Ich sehne den Tag herbei, wo ich dazu beitragen kann, vor einem unparteiischen Staatsgerichtshof, dein aller­dings von beiden Seiten alles Material zur Verfügung gestellt werden sollte, der Wahrheit zum Siege zu ver-> helfen. Ob die bayerische Regierung den jetzigen Augen­blick zu ihrer Veröffentlichung richtig gewählt hat, kann ich nicht beurteilen, weil mir die Beweggründe unbekannt sind. Ich fürchte, ans einseitigen bruchstückweisen Ver­öffentlichungen kann eine Verwirrung entstehen, und ich zweifle, ob es richtig ist, in diesem Augenblick, wo wir dem Frieden entgegen gehen sollen, die Leidenschaft ner aufzupeitschen. __

Brotkarten.

Die Abgabe der Brotkarten usw. erfolgt am SamStaa den 30. Nov.

vormittags 812 Uhr für 1500. nachmittags 26 Uhr 501Schluß

Auf Marke D wird bei den Mehlhändler Kochmehl ab­gegeben.

Städt. Lebensmittekamt WiLdbad.

WekclnnLrncrchung.

Die vom Felde zurückgekehrten Arbeiter werden gebeten zwecks Eintragung ihrer Militärdienstzeit in die Quittunas- karten, ihre Militärpässe und die letzte Aufrechnungsbeschei. mgung bei der Unterzeichneten'Behörde vorzuzeigen.

Wildbad, den 29. Nov. 1918.

Grtodehörde f- d. Arbeiterverstcherung in Wildbod. Edelmann.

Topspssanzeu

Zimmerfarne, junge Palmen und Araukarien verkauft

G. Frans» Gärtnerin

Höfen Telf. Nr. 28.

Klavierstimmer

kommt in den nächsten Tagen nach Wildbad und Umgegend. Aufträge erbeten an

Mnstichan» Katier, Pforzheim Westliche 30.

Bezüglich Elsaß!-Lothringens sagte Herr v. Bethmann Hollweg: Unsere Schuld erblicke ich darin, daß wir es nicht verstanden haben, Elsaß-Lothringen eine Behandlung angedeihen zu lassen, die feine Bewohner den Wechsel ihrer staatlichen Zugehörigkeit allmählich v gessen ließ. Vor allem aber müssen wir zugestehen, daß wir durch Mängel unseres N a ti o n a l ch a ra k ters und Sünden unseres allgemeinen Gebahrens zu .r kriegerischen Hochspannung beig'etragen haben, die die politische Atmosphäre nicht nur im letzten Jahrzehnt erfüllte. Worte, die als Herausforderung gedeutet werden konnten, find wiederholt gefallen, alldeutsche Treibereien haben uns im Ausland und Inland den größten Schaden zugefügt, und vor allem war es die sogenannte Flot­tenpolitik, die uns in die verhängnisvollste Lage gestürzt hat, dazu mannigfache Mängel in unserer innere" Politik.

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Vermischtes.

Zur Verhaltung des Generals Krafft von Dellr-mr- singen wird berichtet: Als am 8. November in München die Revolution ausgebrochen war, telegraphierte der baye­rische General Krafft von Dellmensingen von Ulm aus an das Große Hauptquartier, man möge ihm zwei zuver? lässige Divisionen überlassen, um die Revolution in Bagern zu unterdrücken. Aber in Württemberg wurde der Telegraph bereits von dem Arbeiter- und Svckaten- rat kontrolliert. Der Rat veranlaßt? daher die Ver­haftung des Generals und seiner Gemahlin und ließ.siel nach München verbringen. Nach neuester Meldung ist der General nach seiner Vernehmung wieder auf freien Fuß gesetzt worden. General Krafft von Dellmensin­gen, aus einer Ulmer Familie stammend, ist der sieg­reiche Führer der bayerischen Truppen in Siebenbürgen und in den Karpathen. Er hat in schwierigen Kämpfen den Noten Turmpaß erobert.

Stiftung der Kronprinzessin. Die Kronprinzessin Läeilie hat vor ihrer Abreise nach Kopenhagen von ihrem Landgut Cäcilicnhof bei Potsdam mehrere Zentner Wei­zenmehl und einige hundert Glas Honig dem Arbeiter- nnd Soldatenrat zur Verfügung gestellt, um den Kindern von Potsdamer Kriegern auf Weihnachten Honigkuchen backen zu lassen. '

Auf der Heimfahrt verunglückt. Als ein Militär­zug auf der Strecke Duisburg-Oberhausen durch ein Tunnel fuhr, wurden fünf auf den Wagendächern lie­gende Soldaten herabgeschleudert und getötet.

Veruntreuung. Der vom Arbeiter- und Soldaten­rat in Kassel eingesetzte Bahnhofskommandant Möh­ler wurde wegen des Verdachts der Veruntreuung seines Postens enthoben. Der Verhaftung entzog er sich durch die Flucht und nahm wichtige Papiere mit.

Die amerikanische Ernte soll nach einem Bericht ans Minnesota in diesem Jahre die größte sein, die je ein­geheimst wurde. (?) Die Qualität sei ungewöhnlich gut.

Westen dev Kohlennot hat das Württ. Ar-,, beitsministerinm die Arbeitszeit für Betriebe, die Elektri­zität oder Kohlen brauchen, für Schulen, Kanzleien usw? auf 9 kblis 2 Uhr festgesetzt. Läden dürfen bis 4 Uhr offen gehalten werden. Die Polizeistunde ist im ganzen Land auf 9 Uhr abends angesetzt, die Straßenbeleuchtung und der Straßenbahnverkehr sind um 10 Uhr einzustellen. Anpassung des Eisenbahnverkehrs ist Vorbehalten.

Verkauf von Pferden, Fuhrwerken usw. Am Donnerstag, den 28. Nov. werden in Hcilbronn a. N. im Schlachtviehhvf, in Neckarsulm, in Gnndelsheim, in Jagstfeld und in Willsbach, Oberamts Weinsberg, ain Freitag, den 29. Nov. und am Samstag, den 30. Nov. in Oehringen, in Eindringen und Neuenstein Oberamts Oehringen, sowie in Halt und Künzelsan mehrere tausend Pferdes sowie auch Maultiere und Esel/ weiter Wagen, Gerätschaften (insbesondere Mähmaschinen und Häcksel- -aschinen), Sattelzeug von einer österreichischen Jnfan- .mie-Division gegen Barzahlung verkauft werde». Kriegs­anleihe wird von den Oesterreichern nicht angenommen.

Tenkm«lfchäudung. Ans Strahlung tomint die Nachricht, daß. dort in einer der letzten Nächle von einer größeren Menschenmenge die das Denkmal Kaiser Wil­li» I. umgebende Schntzumhüllung erbrochen und d"' Denkmal mittelst eines Seiles vom Sockel gezogen wnrw.. Die gewaltige Figur fiel mit ungeheurer Wucht ans die Qundr.n des Fundaments. Mit Hammer und Meißel wurde dann Stück um Stück von dem viele Zentner schweren Pferdekörper abgeschlagen und die Figur zer­stört. Die Schar schleppte dann an einem langen Seil den Brvneekops vom Kaiserdenkmal über das Pflaster und legte ihn unter dem Jubel der Zeugen dieses nächtlichen Vorfalls zu Füßen des Kleberdenkmals. Später zog dir Menge vor das Hauptpostgebäude, um dort den Kaiser­standbildern der Hauptfassade das gleiche Schicksal zu bereiten. Die Standbilder waren aber zu hoch und für die Menge nicht zu erreichen.

Weltluftverkehr. Einem Amsterdamer Blatt zu­folge hat der Vorsitzende der Flugzeug-Reise-und Trans­port-Gesellschaft erllärt, die Gesellschaft sei im Begriff, eine Kette von Zwischenstationen über die ganze Welt für ix. Post- und Reisenden-Verkehr zu errichten.

Verhafteter Millionendieb. In Königsberg (Ost Preußen) wurde in der Revolntionsnacht auch der wegen großer Morphiumschwindeleicn im Gefängnis fitzend« Vizefeldwebel Knorr, der frühere Kellner und Vorläufer im Rollschuhpalast war, versehentlich befreit. Knorr be­nutzte seine Freiheit dazu, um sich unter dem Namen eines mit ihm befreundeten, auf dem Königsberger Gouverne­ment eitle Vertrauensstellung innehabenden Soldaten eines Transportes von 51/2 Millionen Mk. in Oberost- nvten und Silbergeld, der von Gvodnv über Goldap nach Anaustowo geleitet werden sollte, unter dem Vorgeben, er sei Mitglied des Goldaper Soldatenrats, zu bemäch- .gen. Es gelang, den Miliionendieb zu fassen und ihm ferne Beute, an der jedoch bereits 40000 Mk. hehlten, abzunehmen und das Geld für den Staat zu retten.

Unrnhen in Chile? -

^ ^dma, 26. Nov. (Havas.) Sehr ernste llnrnben ftnd rn den Häfen von Jquigne und Prsagua in der ausgebrochcn. Tas Eigentum zahl­reicher Peruaner wurde geplündert. Auch in Antofagasta haben Kundgebungen stattgefundcn. Peru hat seine Kon- luln aus Chile abberufen. Nach derTimes" ist in Valparaiso am Samstag ein allgemeiner Ausstand ausgebrochcn. In Santjago de Chile forderte eine Mas­senversammlung Maßregeln zur Ermäßigung der Le- bensmrttelpreise. " "

E «Streitfall zwrfchen Chile und Peru ist beigeleg. worden. . ? . ", ^ . ff ^

Gvang. Innglingsvereln. Freitag, 29. November abends 8 '/» Uhr Spiel und Bibelstunde.

Sonntag, den 1. Dezember nachm. 4Nhr Vereinsslunde.

Druck und Verlagder B. Hofmann'schen Buchdruckeaei in Wildbad. Verantwortlich: E. Reinhardt daselbst

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