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Kr. 188
MMmoch, -err 14. August 1918
Vereinigung der Kräfte und ihre Grenzen.
Von Gen. d. Inf. Frhr. v. Fr e y t a g - Lo r i n g ho v e n, Chef des Stellvertretenden Generalstabes der Armee.
In seinen „Generalprinzipien vom Kriege" sagt Friedrich der Große: „Wenn ihr eine Bataille liefern wollet, so ziehet so viele Truppen zusammen als ihr nur immer könnt, denn man kann solche niemahlen nützlicher employieren." Tie Epigonen des Königs sind vielfach nicht nach dieser Regel verfahren und haben es zu büßen gehabt. Die preußischen Feldherrn der Befreiungskriege aber brachten diesen Grundsatz wieder zur Geltung, dem Clausewitz mit den Worten Ausdruck verleiht: „Wenn einmal gehandelt werden soll, so ist das erste Bedürfnis, daß alle Teile handeln. . . Tie Verwendung aller Kräfte muß sich innerhalb der Hauptentscheidung befinden." In diesem Sinne hat Moltke gehandelt wie auch wir im Weltkriege, und dem danken wir zum großen Teil unsere Erfolge.
Da ist es begreiflich, daß gelegentlich in der Heimat die Frage laut wird, warum denn jetzt, wo der Krieg an der Ostfront beendet ist, die Oberste Heeresleitung die dort noch befindlichen Kräfte nicht auch in die Dauerschlacht im Westen wirft, da doch in dieser die Entscheidung des Krieges gesucht wird. Dieser Gedanke konnte namentlich bei denjenigen Boden fassen, die auf Grund der Verstärkung unserer Westfront durch Divisionen aus dem Osten, wie sie di» Einstellung der Feindseligkeiten gegen Rußland und Rumänien ermöglichte, eine baldige Beendigung des Krieges auch im Westen erwarteten. Tie so dachten, beachteten nicht, daß bei der sehr bedeutenden Stärke unserer westlichen Gegner, ihrer bekannten Zähigkeit, dem Kräftezuwachs, den ihnen Amerika lieferte, vor allem aber bei der Fülle der technischen Kampfmittel, über die die Feinde verfügten, ein reißend schneller Fortgang der Operationen nicht erwartet werden konnte. Auch die Heranziehung einiger Divisionen mehr - aus dem Osten hätte daran nichts geändert, wenn diese auch an sich wertvoll gewesen wären. Vor allem aber waren diese Divisionen im Osten nicht zu entbehren. Sie sind es auch heute noch nicht.
^ . Wer das nicht glaubt, übersieht, daß dieser Krieg ein Wirtschaftlicher ist, in dem die Entscheidungen Lwari
zu Lande und zur See durch die Baffen/fallen, sich aber in der Wirkung auf die feindlichen Streitkräste nicht erschöpfen. Der Reichstagsabgeordncte Haußmann äußert in einem dem Wirken und Scheiden des Staatssekretärs, v. Kühlmann gewidmeten Artikel („Frankfurter Ztg. , "0. Juli ds. Js. 1. Morgenblatt), der Staatssekretär habe den Einmarsch unserer Truppen in verschiedene Teile Rußlands, der Mitte Februar befohlen wurde, nicht be- ürwortet, und fährt fort: „Es Ivird dereinst an der Hand der geschichtlichen Akten abzuwägen sein, welche Vorteile und welche Nachteile realer und politischer Art diese Politik gezeitigt hat. Es ist zu errechnen, wieviel deutsche Divisionen in Rußland zurückgehalten werden mußten; zu errechnen auch, ob ans der Ukraine nicht durch polnische und jüdische landeskundige Händler ebensoviel Getreide abgehoben werden konnte wie durch die deutschen Truppei^die dort festgelegt und für das durch Waffen unlösbare ukrainische Staatsprobtcm eingesetzt wurden." Man sollte denken, das, was sich jetzt in Moskowien zuträgt, die immer noch unsicheren Zustände in der Ukraine, did Mordtaten von Moskau und Kiew gegen , die ersten politischen und militärischen Vertreter Deutschlands, das alles müßte uns der Notwendigkeit ilberheben, auf das spätere Ergebnis de» „geschichtlichen Akten" zu warten. Auch hat die Oberste Heeresleitung sicherlich schon jetzt „errechnet", wie viele Divisionen im Osten unumgänglich nötig sind, um das Errungene zu sichern. Gewiß ist es unerwünscht, daß sie zur Zeit als kämpfende Truppen im Westen ausfallen, was sie aber inr Osten zu leisten haben, lehrt ein Blick auf die Karte. Die räumlichen Verhältnisse des Ostens in ihrer Ausdehnung sind zu berücksichtigen, die Länge der Bahn-' strecken, deren Betrieb und Schutz zahlreiche Kräfte brauchen. Wenn bis jetzt wirtschaftliche Vorteile aus der Ukraine uns nicht irr dem erhofften Maße zuteil geworden sind, so ist doch ganz gewiß, daß alle polnischen und jüdischen Händler des Ostens nicht imstande gewesen wären, auch nur das Geringste zu erreichen, wenn sie Ukraine sich selbst, d. h. der Anarchie überlassen geblieben wäre, ganz abgesehen davon, daß wir reiche Zu- kunftsmöglichkeitcn aus der Hand gegeben hätten.
Sollten wir eßva freiwillig daraus verzichten, den Geivinn unserer Erfolge im Osten zu sichern, etwa auch )ie Ostseestellung, die uns geworden ist, ohne weiteres mfgeben, damit England sie mühelos einnehme? Sollten
3S. Jahrgang.
icpon gesprengte wirtschaftliche Einkreisung im Osten uni. Südosten Wiedererstehen ließen? Tenn, daß sie Wiedererstehen würde, lehren die energischen, vor keinem Mit" urückschreckenden Versuche der Entente, noch jetzt eine neue Gefahr für uns im Osten durch ein wieder erstarkendes, uns feindliches Rußland heraufzubeschwören. Oder glaubt jemand im Ernst, daß die Russen, wenn wir im Osten keinen, oder nur einen unzureichenden militärischen Schutz zurückgelassen hätten, sich solchen Versuchen der Entente widersetzt haben würden, aus lauter Liebe und Hochachtung für uns? Nur unsere sichtbar vorhandene Macht gibt uns dort Sicherheit.
Ter Herr Abgeordnete Haußmann rühmt dem bisherigen Staatssekretär v. Kühlmann nach, daß er „die staatsmännische Befähigung eines Europäers"' besessen habe. In Europa aber wie in der ganzen Welt vermag, wie die Geschichte lehrt, eine Politik, die nicht auf Mar fußt, niemals dauernde Ergebnisse zu erzielen. Daß hierbei oft der Schein der Macht für wirkliche Macht ge; X
halten worden ist, ändert an der Sache nichts. Ter Krieg sollte uns eigentlich darüber gründlich belehrt haben. Tie Betätigung der Macht wird bei uns fälschlicherweise immer der Aeuherung brutaler Gewalt gleichgestellt. Deren Anbeter und die Vertreter einer uferlosen E /erungspolitik stehen allerdings ebensowenig auf dem Boden der Wirklichkeit mit ihren gegebenen Möglichkeiten wie diejenigen, die immer noch glauben, mit Worten und schönen Gesten auf unsere Feinde einwirken zu können. Mit Gewaltpolitik aber hat das Belassen deutscher Truppen im Osten nichts gemein, es dient lediglich dem Festhalten des Errungenen. Für solches sind die Truppen dort erforderlich und können nicht vermindert werden. Sie bieten einen notwendigen und wirksamen Schutz gegen unberechenbare Möglichkeiten, dw das östliche "" Zem jeden Tag zeitigen kann.
Die Kehrseite des Krieges W Amerika. M
Soeben veröffentlichen die amerikanischen Behörden' die Ziffern für den Außenhandel des am 30. Juni ab- gelaufeuen Rechnungsjahres 1917/18. Die Ziffern sind' recht l-chrrrich, wie schon ein Blick auf nachfolgende Tabelle zeigt. S ..
Vas tteiäeprinxeÜeken
Von E. Marlitt
Ich vergaß alles, was zwischen uns'lag, und ga mich der Macht des Augenblickes widerstandslos hin.
,/Ach, Fräulein Fliedner verstand mich nicht so/ wie, ich es gerne gehabt hätte," sagte ich rasch und un-. bedenklich. „Ich habe sehnlich gewünscht, sie möchte mich nur ein einziges Mal zu Ihnen führen. Ich wäre ruhiger geworden, hätte ich in Ihre armen Augen sehen dürfen/ und Sie hätten mir gesagt: „Ich sehe Sie!"... Bitte, nur einmal heben Sir den Schirm!"
t Drang aus, nahm den Schirm ab und warf ihn auf den Tisch. D c
„Nun denn, ich sehe Sie!" versetzte er lächelnd. „Ich iE hie kleine Lenore in den fünf langen Wochen Nicht um -eine Linie gewachsen ist und mir noch immer Mit dem lockigen Scheitel genau bis an das Herz reicht. -Ich sehe, daß der Kopf noch immer so troüiq zurück
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»rworftu wird, wie -hrd-m. Ich sche s-rn-r/d-Ii das
braune Gestchtchen blaß geworden ist, blaß vor Schrecken, Kummer und Nachtwachen.... Arme Lenore, wir haben viel gut zu machen — Ihr Vater und ich!"
Er ergriff meine Hand ikud wollte mich sauft an sich ziehen; das brachte mich zur Besinnung und überflutete mein Herz mit der ganzen Qual des bösen Bewußtseins.
^ Ich riß mich kos. „Nein," rief ich, „seien Sie nicht
gut gegen mich — ich habe es nicht um Sie verdient!.. Wenn Sie wüßten, was für ein abscheuliches
— .—„es Geschöpf ich
bjn, wie falsch und grausam ich sein kann. Sie stießen Wich aus Ihrem Hause „Lenore —"
Ich floh vor ihn: nach der Tür. „Neunen Sie mich flicht Lenore... Ich will tausendmal lieber hören, daß ^ie mich trotzig und ungebärdig schelten, daß Sie mich ns unweiblich verurteilen! Ich dabe ilbuen bü>M zu-
gesügt, wo sch immer konnte.' Ich habe mit'Ihren Gegnern Gemeinschaft gemacht — Sie werden mir nie verziehen, nie! Ich weiß das so genau, daß ich nicht einmal zu bitten wage!" —
Tastend erfaßte ich das Türschloß. Er stand sofort neben mir.
„Meinen Sie, ich ließe Sie in diesem Zustand der heftigsten Aufregung von mir gehen? Mit diesen bebenden Lippen, die mir Augst machen?" sagte er und schob sanft meine Hand vom Schloß nieder. „Bemühen Sie sich, ruhiger zu werden, und hören Sie mich an.... Sie kamen als völlig unberührte Natur ^hierher und sahen mit den unschuldigsten Kindcraugen in die Welt. Ich klage mich schwer an, daß ich damals nicht sofort mein Haus von den bösen Elementen säuberte, obwohl ich in der ersten Stunde wußte, daß ein Wendepunkt in meinem Leben eintrete und alles anders werden müsse. — Ich zögerte zu lange, das zu tun, was unbarmherzig aussah und doch das Richtige war — für Sie und Charlotte zusammen war kein Raum in meinem Hause — sie mußte weichen!... Was nun auch geschehen sein mag, was Sie mir auch angetan haben mögen in Verkennung der Verhältnisse, es bedarf nicht einmal des verzeihenden Wortes — ich trage so viel Schuld wie Sie.... Sie können mir überhaupt nur wirklichen Schmerz zufügeu, wenn Sie sich — wie schon so oft geschehen — -kalt und abweisend von mir wenden — nein, »nein, da? kann ich nicht sehen!" unterbrach er sich selbst tief erregt, als ich in heftiges Weinen ausbrach. — „Wenn Sie denn durchaus weinen müssen, dann darf es fortan nur hier geschehen." Er zog mich an sich heran und legte meinen Kopf an seine Brust. „So — und nun beichten Sie getrost." —
„Ich darf ja nicht sprechen," sagte ich leise. „Wie froh wäre ich, wenn ich Ihnen alles sagen dürfte! Aber die Zeit Miß ja einmal kommen, und dann... Eines aber sollen Sie jetzt schon wissen, denn das habe ich allein verübt — icb trabe Sie bei Dose verlagert, ich
habe gesagt, Sie seien ein eiskalter Zählenmensch, ein Besserwisser—" '
Ich bemerkte, wie er in sich hineinlachte. „Ach, solch eine bitterböse Zunge ist die kleine Lenore?" sagte er.
Aengstlich hob ich den Kopf und schob den Arm zurück, "der mich umfaßt hielt. „Denken Sie ja nicht, daß alles, was ich Ihnen angetan, aus kindisches Geschwätz hinausläuft!" ries ich.
„Das denke ich ja auch gar nicht," beschwichtigte er, während noch immer ein köstliches Lächeln um seine Lippen huschte. „Ich will alle die schlimmen Entdeckungen an mich herankommen lassen und geduldig abwarten — dann werde ich Ihr Richter sein; beruhigt Sie das?"
Ich bejahte.
„Dann aber müssen Sie sich auch bedingungslos dem Spruch unterwerfen, den ich fälle."
Tief aufatmend sagte ich: „Das will ich gern."
Und nun trocknete ich meine Tränen und begann von meiner Tante zu sprechen.
„Ich habe schon von' Fräulein Fliedner von dem seltsamen Gast gehört," fiel er mir nach einer Weile in das Wort. „Ist sie die Frau, der Sie das Geld geschickt haben?"
„Ja-"
„Hm — das ist mir nicht lieb. Ich vertraue -vran Ilse unbedingt, und sie war sehr schlimm auf diese Tante zu sprechen. Wie kommt die Dame auf die seltsame Idee, gerade mich sprechen zu vollen — was null
sie von mir?" ..
, Ihren Rat. O bitte, Herr Claudius, seien Sic gütig! Mein Vater hat sie verstoßen —"
', Und trotzdem will sie mit ihm an demselben Orte leben'und sich der steten Gefahr aussetzen, ihm zu begegnen. der sie verleugnet? — Das gefällt mir nicht!... Aber ich muß sie empfangen, da ich durchaus nicht mehr gestatte, daß .Heideprinzeveben Benelninaen hat. ,„l die'lch nicht genau weiß- Feau wie heißt sie?"
„Christine PuMa'
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