Blockes im Angriff der Gruppe Berrer zusammen. Unablässig drückt der Südflügel der Armee (Gruppe Scotti) über den Hrad Vrh gegen die Kette des Globocak vor. Eiserne Meißel hat General von Below angesetzt gegen die Felsblöckc der Jütischen Alpen. Tentonenkräfte bohren und schlagen, Löcher werden zu klaffenden Lücken. Wie eine eherne Maschine arbeitet die Armee an den Granitwällen der Berge, frißt sich tief hinein durch Hindernis und Beton. Sie arbeitet genau nach Ueberlegung und Plan.
„Der Angriff findet arm 24. Oktober statt." So lautet der Armeebefehl vom Tage zuvor. Der Abend des 24. Oktober ist angebrochen. Das Mischer Becken bis dicht östlich Saga ist geöffnet. Die Südhänge des Krn sind gestürmt. Karfreit im Jsonzotal, die Höhenstellungen westlich und südwestlich von Tolmein sind genominen. Kein Zusatz, keine Aenderung zum Armeebefehl wird gegeben. — Der Angriff geht weiter! Tag und Nacht!
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Lbsriklisi, bkruebtscli
Der Weltkrieg.
WTB. Großes Hauptquartier, 20. Nov. (Amtlich.)
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Der Artilleriekamps in Flandern nahm gestern nachmittag vom Houth-oulstcrwalde bis Zandvoorde bv deutend zu und hielt auch die Nacht über mit unvermin derter Heftigkeit an. Starkes Zcrstvrungsfeuer lag auf dem Kampfgebiet bei Poelcapelle und Pasfchen- daele.
Auch im Artois, beiderseits der Scarpe, bei Vul- lecourt und Queant lebte die Gefcchtstütigkeit auf- Feindliche Aufklärungsabteilungen wurden im Nahkampf zurück g e w o r f e n.
Heeresgruppe deutscher Kronprinz:
Nördlich von Soissons und auf dem östlichen Maasuser war das Feuer gegen die Vortage erheblich gesteigert. Ihm folgte gegen den Chaumewald der Angriff eines französischen Bataillons; er wurde mit. schweren Verlusten und unter Einbuße von Gefangenen ab gewiesen. Unser Vernichtungsfeuer zerschlug den noch mehrfach am Abend zur Wiederholung seiner Angriffe sich rüstenden Feind in seiner Bereitstellung.
Unternehmungen eigener Abteilungen nördlich uni östlich von Verdun hatten Erfolg.
- Oestlicher Kriegsschauplatz:
Keine größeren Kampfhandlungen. , WßMAstst
Mazedonische Front.
Auf dem westlichen Wardarufer drangen bulgarisch! Stoßtrupps in die französischen Gräben ein und machten Gefangene. p
( Italienischer Kriegsschauplatz:
Wh Starke Gegenangriffe der Italiener gegen die von un- stoberten Stellungen am Nordhang des MonteTo m ba führten gestern zu erbitterten Kämpfen. Das Feuer unserer Artillerie und Maschinengewehre lichtete die Reihen des in dichten Hausen ansinrmenden Feindes. Die Infanterie warf ihn in seine Ausgangsstellungen zurück. Starkes Feuer hält in diesem Kampfabschnitt an.
An der unteren Piave nichts Neues. W
Der Erste Gencralqüartiermeister: Ludendorff. c' * -
Die Engländer scheinen sich zur 45. Flandernschlacht zu rüsten. Vom Houthoulsterwald bis Zandvoorde, südlich von Gheluvelt und der Straße Menin—Wern, ist der Geschützkampf zu außerordentlicher Stärke angewachsen und im Artois sind verschiedene Vorstöße des Feindes erfolgt. Die Angriffe von der Basis Arras aus sind allmählich eingeschlafen, seit England das Ziel verfolgte, die deutscheil Tauchbootstützpunkte an der flandrischen Küste in die Gewalt zu bekommen. Die jetzigen Fühler haben vielleicht den Zweck, die deutsche Front im Artois zu beschäftigen und von der Unterstützung der Kampfesfront in Flancktrn abzuhalten. — Nördlich Soissons waren die Franzosen ziemlich unruhig; der Vorstoß gegen Laon schwebt ihnen immer noch wie ein Traumbild vor, er wird aber seine Schwierigkeiten haben, namentlich wenn größere Bestände nach Italien abgegeben werden müssen. Von der „Einheitlichkeit" in der Kriegführung ist noch aichts bekannt oder bemerkbar geworden. Zunächst müssen 'ich die einschlägigeil Herren Ministerpräsidenten selbst :rst einigen. — Bei Schlegen (Asiagv) wehren sich die Italiener noch verzweifelt; sie möchten den Verkehrs- onnkt Bassano unter allen Umständen retten. Aber Schritt -/m Schritt gehen die Verbündeten vor und die Schleif«- son der Piave zur Brenta wird täglich enger. An der rnteren Piave sind die taktischen Bewegungen im Fort- chreiten. Sehr erfreulich ist es, daß unsere siegreichen Lruppen nach den Anstrengungen und Entbehrungen der Nbimskämpfe nun sich der besten Verpfleauna erfreuen.
nachdem die EtapPenverhältnisse während des Halts an der Piave geordnet werden konnten.
Die Ereignisse im Westen.
Der französische Tagesbericht.
WTB. Paris, 20. Nov. Amtlicher Bericht von gestern nachmittag: Ein feindlicher Handstreich gegen eines unserer Werbe nordöstlich der Höhe 34-i war erfolglos. Ein anderer Angriffsversuch gegen kleine Posten südöstlich Malancourt scheiterte ebenfalls in unserem Feuer.
Abends: In der Champagne machten wir bei einem Einbruch in die deutschen Linie» südöstlich Butte du Mesnil Gefangene. Auf dem rechten Maasufer führten wir heute früh eine Unternehmung in der Gegend des Chaum.'waldes aus. Wir erreichten einen merkbaren Fortschritt und fügteil dem Feind Verluste zu. . ^
Der englische Tagesbericht.
WTB. London, 20. Nov. Amtlicher Bericht von gestern morgen: Die feindliche Artillerie war mährend der'Nacht .mf dem Schlachtgebiet tätig. Schottische und Warwickshire- Truppen führte» 'gestern nacht erfolgreiche Streifen in der Nachbarschaft von' Monchg-le-Preux und am Gronlandhiigel nördlich Roeux aus.
Abends: An der Ppernfront verbesserten wir unsere Stellungen »o.dw.stlich Passchendaelc nachts ein wenig. Dis seind'iche Artillerie war während des Tages östlich und nocd- östlich Wer» tätig. Wir machten einige Gefangene bei einem Patrvuittengefecht östlich Armeutieres. '-c
Der Krieg zur See.
Berlin, 19. Nov. Im Sperrgebiet um England wurden 14 WO BRT. vernichtet.
Dis Versorgung Belgiens.
Berlin, 20. Nov. Der amerikanische Kommissar Hoovers berichtete der Regierung in Washington, daß in Belgien infolge des Tmrchbootkriegs Hungersnot herrsche. Vom i. Februar bis 1. Oktober seien 400 000 Tonnen Lebensmittel in Rotterdam für Belgien angeliefert worden, weitere 350 000 Tonnen hätten den Bestimmungsort wegen Versenkungen u?w. nicht erreichen können. Der VerPslegungsansschuß der Entente sei außerstande, die Verluste zu verhüten. — Dazu wird von zuständiger Seite mügcteilt: Tie Verpflichtungen des belgischen ünterstützungsausschnsfes in dem Abkommen mit der deutschen Regierung sehen ausdrücklich vor, daß die im Dienst des Ausschusses fahrenden Schiffe das Sperrgebiet meiden, sonst laufen st' Gefahr, versenkt zu werden, was in den ersten Monaten des uneingeschränkten Tanchbootkriegs einige Male der Fall war. Darauf hielten sich die Schiffe dem Sperrgebiet eine Zeitlang fern. Neuerdings beginnen sie, anscheinend wieder unter dem Druck dm F-einde, besonders Englands, Fahrten ins Sperrgebiet zu unternehmen. Wenn also Nahrungsmit- Mnappheit in Belgien eintreten sollte, so ist daran England schuld, das' die Schiffe zwingt, in seinem Anter- csse Fahrten ins Sperrgebiet auszusühren, mdem es, nie üblich, die Interessen der belgischen Zivilbevölkerung N'N eigenen opfert.
Der Krieg mit Italien. ^
WTB. Wren, 20. Nov. Amtlich wird verlautbart: In dem Gebirge zwischen der Brenta und der Piave wird an dem Nordhang des Monte Tomba erbittert gekämpft. Alle Versuche der Italiener, verloren gegangene Stellungen durch opfere ciche Gegenstöße znrückzugewinnen, blieben erfolglos. Der Feind erlitt schwere Verluste.
(p H.i Z.Z ' a-k Der Chef des Generalstabs.
UM ' - - Der italienische Tagesbericht.
WTB. Rom, 20. Noo. Amtlicher Bericht von gestern: In der vergangenen Nacht lebhafte Artilleriekäinpfe zwischen Gardasee und Ast ach. Auf der Hochfläche von Schlegen legte der Feind heftiges zusammengesetztes Feuer auf unstie Stellungen am Monte Tinda.eu und Monte Badeneiche, ohne indessen einen Infanterieangrift zu mache». Unsere Abteilungen ergriffen teilweise die Offensive, und eroberten vor»
Oie Herrin von Erbost.
Roman von Levin Schücking.
Wir dürfen uns nicht dauernd durch diesen Jammer i die frohe und frische Lebenslust verkümmern lassen, nicht , das Dankbarkeitsgefühl gegen die guten Götter, die uns so viel Schönes, Großes und Beglückendes gaben, — Ihnen, Fräulein von Tholenstein, zum Beispiel da^ ' Talent, die Krone von Allem!"
„Angenommen, ich hätte ein solches," versetzte Marie f sanft, „kann es nicht auch eine Versuchung sein, uns von höheren Pflichten fortzulocken?"
„Gewiß, sehr möglich — aber diese Pflichten müssen doch erst als vom Sittengesetz fest bestimmte vor uns Eintreten und uns rufen. So lange dies nicht der Fall, s müssen wir unserem Talente gehorchen. Das Talent kann nicht entwickelt werden, ohne unser Wesen immer i mehr zu idealisieren, und gibt es eine schönere Pflicht, als solch einer Erlösung und Veredlung, einer Jdeali- , sierung unseres Seins zu leben, sich von der Hand der Kunst eine bleibende Wohnung in den Gefilden hoher , Ahnen bereiten zu lassen?"
„Sie betrachten es mit einem jugendlichen Enthusias- l mus," versetzte Marie. „Wenn Sie so viele unserer " Künstler mit sehr ausgebildetem Talent und sehr, sehr , geringer Idealisierung ihres Wesens kennten, würden Sie ' anders denken über die Macht des Talents zur Veredlung der Menschen."
' Marie sagte das mit einem Seufzer, als ob. eine i persönliche Erfahrung ihr diese Worte auf die Lippen lege. Dachte sie an ihren jungen Lehrer Wolfgang Melber? Raban sagte sich, daß er allerdings im Stande sein durfte, seine Theorie bedenklich zu erschüttern, wenn der Eindruck ihn nicht täuschte, den ihm bis jetzt der junge Bildhauer gemacht.
Tie Stiftsdame unterbrach das Gespräch über die Kunst, das ihr kein bebaaliches schien, als ob lie von
den Modellierversuchen ihrer Nichte nicht gerade erbaut sei. Sie fragte Raban nach seinen Beziehungen und Bekanntschaften in Wien. Sie selbst sei von allen Beziehungen durch ihre Krankheit so ausgeschlossen, daß sie ans den allerkleinsten Kreis beschränkt sei. Ten Eibenheimjchen Kreis kannte sie nur vom Hören-Sagen. Raban umging ihn zu schildern und verabschiedete sich in dem Gefühl, nicht länger die Kräfte der alten Dame in Anspruch nehmen zu dürfen. Tie Stiftsdame forderte ihn lebhaft auf, seinen Besuch bald zu wiederholen.
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Raban sah Rcfem Tuge an Marie Tholenstein sehr oft. l ....ie sich nicht schmeicheln, daß seine Aeußerungen, d.e sie mahnen sollten, nicht zu selbst- verleugnend von ihren: künstlerischen Talente zu denken, einen großen Eindruck aus sie gemacht. Aber er fand sie ziemlich regelmäßig an ihrem Modellicrstuhl in dem Atelier Melbers, wenn er in dieses kam, um nach dem Fortschreiten der für ihn bestimmten Arbeit zu schauen. Immer lebhafter und immer mehr von einem wachsenden wcchfelseitigen Vertrauen belebt wurden dann ihre Unter-^ redungen; Marie vertrante bald sogar einige ihrer Pfleglinge Raban an und sandte ihn oft in weit entlegene Stadtteile, wohin er mit dem frohen Gefühl, ihr solche Last abnehmen zu können, hinanseilte. In dem Salon der Tante Stiftsdame erschien Raban jetzt ein paarmal in der Woche und begegnete stets herzlicher Ausnahme. Dem Wolfgang Melber schien die Tante nicht sehr geneigt; nicht allein erschien er niemals bei ihr, es glitt vielmehr über das blasse Gesicht der alten Dame jedesmal ein Schatten, wenn seiner erwähnt wurde. Auch stimmte sie -nie Raban bei, wenn dieser seine lebhaften Reden hieltt welche Marie mahnen st Uten, über ihrem barmherzigen- Schwesterdienst ihre Kunst nicht zu vernachlässigen. Sie schwieg dazu. Sie fragte auch niemals nach dem, was Marie in Melbers Atelier arbeite — diese ganze Seite von Mariens Existenz schien ihr etwas zu sem, was ihr unangenehm, bedrückend war, und das. weil sie es nicht j
verhindern konnte, von ihr mit Schwelgen bedeckt wurde.
Aber sehr gern hörte sie zu, wenn Raban und Marie sich mancherlei zu erzählen hatten von den Gängen, welche sie zu armen Leuten gemacht. Da kam des Tragischen freilich genug zu Tage, Raban aber wußte manchen komischen Zug ans den: Volksleben, den er dabei belauschst niit einem gewissen Humor vorzutragen, an dem die Stiftsdame ihre Freude hatte, der ihr von Zeit zu Zeit ein Lachen entlockte.
„Wie jung Sie noch sind, wie jung!" sagte die Stiftsdame dann oft lächelnd, wenn er mit einem hübschen Vorstadtabcnteuer kam, „wie jung, die Dinge so heiter fassen zu können! Ich glaube, ich bin nie so jung gewesen; ich war immer so ernst, wie heute Marie es ist, die es ja schon zu einer philosophischen Ketzerin gebracht hat. Wenn man Sie beide über solche Dinge reden hört, Ihre weltverbessernden Ideen anstauschen, staunt man ja förmlich, womit sich ein junges Mädchen von heute beschäftigen kann! . . ."
„Ich bin doch keine philosophische Ketzerin, liebe Tante," siel Marie ein, „weit entfernt davon! Für Philosophie habe ich nicht das geringste Verständnis — dafür fehlt mir jedes Begriffsvermögen."
„Und unsere weltverbessernden Ideen sind sehr einfacher Art," fiel Raban ein.
„Sie bestehen in einem Kultus der Liebe und des Wohltuns. Dazu gehört doch weiter keine Philosophie," nicinle Marie.
Wenn Raban nach solchen Marie gegenüber Angebrachten Stunden beimging, fühlte er sich unendlich b>ücklich. Das leidenschaftliche Gefühl, das ihn mit wachsender Stärke für sie erfaßt und sein ganzes Wesen ihr zu eigen gemacht hatte — es schien ja unmöglich ihr verborgen geblieben zu sein, und dennoch begegnete es nur ihrem immer unbefangener und rückhaltloser sich ergebenden Vertrauen. Er durfte sich sagen, daß er, ohne ein Tor zu sein, den Glauben an eine' Begegnung ihrer Gefühle hegen dürfe, welche ihn das schönste Lebensglück hoffen ließ.