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«Ir. 367
Mittwoch, den 14. November 1917.
34. Jahrgang
Der Friedensvorschlag der Bolschewik!.
Cer vom Wi:.„Fremdenblatt" angekündizte Friei Sensvorschlag der neuen Machthaber in Petersburg isj gestern abend durch W. T. B. bekannt gegeben Warden. Ter Vorschlag fußt auf dem Entwurf für Friedens- Unterhandlungen, den der Arbeiter-- und Soldateurat in letzter Zeit aufgestellt hat. Wesentlich neues enthalt der jetzige Vorschlag in den Grundgedanken nicht; jede „Annexion", in welcher Form es auch sei, wird abge- lehnt, Kriegsentschädigungen und Kostenbeiträge (Kontributionen) sollen unstatthaft sein. Tie von der Regierung Kerenskis, die als eine Regierung der Großgrundbesitzer und Kapitalisten bezeichnet wird, abgeschlossenen Geheimverträge sollen rücksichtslos veröffentlicht werden, zugleich werden sie für null und nichtig erklärt. Tie Friedensverhandlungen sollen offen vor aller Welt geführt und zunächst ein Waffenstillstand von drei Monaten vereinbart werden. In diesem Sinne will die derzeitige Regierung in Rußland auf die anderen Ententemächte einzuwirken 'ncherr. '
Das dürfte wohl'ein vergebliches Beginnen sein. Die Regierung der Bolschewiki wird von den übrigen Verbandsmächten als solche ja gar nicht anerkannt, ja es ist nicht unwahrscheinlich, daß sie ihre Beseitigung, wenn nötig mit Waffengewalt, durchsetzen werden. So wird gemeldet —- die Nachricht ist allerdings noch nicht bestätigt —, daß eine englische Flottenabteilung den russischen Kriegshafen am Eismeer, Archangelsk, besetzt und dis Stadt unter englische Verwaltung genommen haben, um jede Zufuhr von Munition und Lebensmitteln auf diesem Wege unmöglich zu machen. Auch über Schweden sollen keine Lebensmittel mehr nach Rußland gelangen. So wird also durch Hunger der nötige Truck auf die russische Bevölkerung ausgeübt, der nicht zu unterschätzen ist. Petersburg soll mit Vorräten nur schwach versehen sein, was bei den andauernden Unruhen der letzten Wochen glaubhaft erscheint. Andererseits kommen jetzt die überall an der russischen Front verteilten französischen und vcw -»klein die zahlreichen englischen Kommandos zur Gel- -rung, deren Aufgabe nur zum geringsten Teil in militärischer Unterstützung im Frontenkrieg bestand. Tiefe KvmrnandoS unter zielbewußter, energischer Führung hal
ten einen großen Teil der russischen Truppen und Führ ei davon ab, mit den Bolschewiki gemeinsame Sache zu machen. Bei dem russischen Volkscharakter, den der Mangel an tatkräftiger Initiative kennzeichnet, ist das auch kein allzu schweres Stück. Man ersieht aber daraus wieder, mit wie klarem Blick für die Tatsachen di« englische Diplomatie wieder ihre Vorbereitungen für all« Fälle getroffen hat.
In Wien scheint man dem Friedensvorschlag der Bolschewiki größeres Vertrauen entgegenzubringen, als anderwärts; das geht aus dem halbamtlichen Artikel des „Fremdenblatt" hervor. Tie deutsche Presse ist weit überwiegend der Meinung, daß der Aeußerung aus Petersburg gegenüber Vorsicht zu beobachten sei. Und diese Auffassung scheint nur zu berechtigt zu sein. Man traut der „Regierung" der Bolschewiki keine lange Lebensdauer zu. So schreibt das „Berl. Tageblatt": Man muß hoffen, daß die russische Revolutionsregierung in der Lage sein wird, ihren Friedenswillen durchzusetzen, aber niemand kann sich darüber täuschen, daß diese Hoffnung auf sehr unsicherem Boden steht. — Tie „National-Zeitung" sagt: In ihren Noten an den Papst und auch bereits vorher haben die Regierungen der Mittelmächte so klar wie nur denkbar ihre Bereitschaft zum Frieden kundgegeben. Bon den Regierungeil der Entente hat man Gleiches bisher nicht vernommen. Ob nun eine Aenderung eintritt. dies müßte sich erst zeigen, viel Aussicht darauf besteht jedenfalls nicht. In London und in Paris haben die Blätter die neue russische Regierung mit einer Flut von Schmähungen begrüßt, und es ist mehr als fraglich, ob sie deren Einladung Folge leisten werden. Wenn aber die Entente keinen Anlaß sieht, den Frieden in absehbarer Zeit herbeiznführen, die Mittelmächte können einen solchen Anlaß noch viel weniger als notwendig erachten. — Aehnlich heißt es im „Berl. Lokalanzeiger": Tie Entente hat jetzt das Wort. Wir wollen also den Me- ziernngen in London und Paris den geziemenden Vortritt lassen, um sehen zu können,.ob darnach mit der Frie- )ensatmosphäre gerechnet werden kann, die Staatssekre- .-Rr von Kühlmann schon vor Wochen im Reichstag als notwendige Voraussetzung für die Einleitung von Frie- )ensverhandlungen bezeichnet hat. — Endlich meint die ,T8gl.. Rundschau", kein Mensch könne wissen, ob die Bolschewiki nicht schon in kurzer Frist wieder dem bür- wrlichen, mit der Entente Verbündeten Ruspaud Ke-
Irrlicht.
Roman von Leonore Pany.
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Ein leises Pochen an der Tür riß ihn empor. Hastig fuhr er mit dem Taschentuchs über das Gesicht und brachte seinen Anzug in Ordnung. Es konnte jemand sein, der eine Bestellung machen wollte, solchen Leuten darf man keine trübe Miene zeigen, das wirst ein schlechtes Licht aus den Ruhm des Künstlers und entmutigt die Käufer. Also Kops hoch!
Als Redwitz auf ein zweites Pochen „Herein I* ries, hatte seine Stimme den gewohnten metallenen Klang wieder, und nichts in seinem Aeußeren ließ die Aufregung erraten, der er vor wenigen Minuten vorher unterlegen war. Nicht ohne Verwunderung blickte er aus die hohe Männergestalt, die alsbald im Türrahmen erschien und mit einem höflichen „Ich bitte um Entschuldigung, aber ich bin doch hoffentlich hier recht bei Herrn Redwitz?" über die Schwelle trat. „Der bin ich allerdings." entgeg- neie der Maler, indem er seinem Besucher einen Sessel hinschob, woraus sich dieser ohne Umschweife niederließ. „Darf ich fragen, was mir die Ehre verschafft?"
„Gleich, gleich, mein Bester!" lautete die keuchend hervorgestoßene Antwort. „Drei Treppen hoch, in meinem Alter, Sie begreifen . . Und er wischte sich mit dem seidenen Taschentuch wieder und wieder die glühend« Stirn
„Ja. cs ist ein mühsamer Weg zu mir," bemerkte Redwitz, bloß um die Pause auszufüllen, welche der fremde Herr zur Wiedererlangung des Atems nötig zu haben schien. „Und ich fühle mich stets geschmeichelt, wenn sich jemand die Mühe nimmt, bis in meine Dachstube vorzudringen.'
„Sie haben natürlich keine Ahnung, wer ich bin?" versetzte der Herr, dem eS endlich möglich war, zusam- , menhängend zu sprechen, „mein Name ist von Steinfeld, 1 Baukier Steinseld, hier meine Karle. Und jetzt gestalten Sie mir, vorerst Ihre Bilder anzusehen, wir können nebenbei ganz gut unsere Angelegenheit be.spre.chev-" .
Damit sprang er aus und begann die teils ausgeyang- ten, teils an den Wänden lehnenden Bilder einer et" gehenden Prüfung zu unterziehen. Von Zeit zu Zeit lstp er ein beifälliges „sehr hübsch" oder „prächtiger Farben- ^n" usw. vernehmen, was dem jungen Maler die Röte ,.e«digeu Stolzes in die Wangen trieb.
„Ihre Bilder gefallen mir ausnehmend gut," sagt«
der Bankier, nachdem er seinen Run-gang -um zweil. male beendel und nun vor bei Staffelei stehen blie' „Besonders die Landschaft finde ich gelungen. Alles s frisch und natürlich, das Laub so grün, wie es Gott gc macht hat, keinen blauen Mond und keinen violetten Hirn mel. Mit einem Wori, man weiß doch, was das BiN vorstelli. Dieses Lamm zum Beispiel hört man förmlich blöken und das Fell sieht sich so weich und wollig an, das man sich versucht fühlt, es zu streicheln. Das Bild ist wob schon verkauft?"
„Vorläufig nicht," entgegnete Redwitz, und mit neu erwachtem Stolz fügte er hinzu: „Aber in einigen Tagen dürfte es verkauft sein. Es haben sich schon einige Bewunderer gefunden, bloß über den Preis konnten wir uns noch nicht einigen."
„Ei, ei," lachte der Bankier, „Sie verlangen Wohl sehr viel dafür?"
Der junge Mann naunte einen ziemlich hohen Preis.
„Hm, übertrieben finde ich's eigentlich nicht," meinte er lächelnd, „würden Sie mir das Bild in meine Wohnung schicken?"
„Sofort, wenn Sie es wünschen."
„Dann wäre der Handel also abgemacht. Wenn ich nicht irre, haben Sie dem Konsul Sackendorf vor kurzem mehrere Bilder gemalt; waren es nicht die vier Jahreszeiten?"
„Ganz richtig; es dürfte ungefähr vier Wochen her sein Haben Sie dieselben gesehen?"
„Rein, doch einer seiner Freunde hat mir davon erzählt und sich sehr lobend darüber ausgesprochen. Sie sind wohl sehr beschäftigt?"
Redwitz nickte wie jemand, der sich der vielen Austräge nicht mehr erwehren kann und vergaß vollständig, daß die ganze dürftige Einrichtung seines Ateliers in unbarm-
renskis unterliegen. Wir können selbstverüändlich nur mit einer russischen Negierung verhandeln, die oas Land als nationale Einheit hinter sich hat.
Die verpaßte Gelegenheit.
Paris, 13. N-ov. (Havas.) Lloyd George hielt bei einem Essen, das zu seinen Ehren vom Präsidenten der Kammer gegeben wurde, in Paris eine Rede, in der er die Schaffung eines Rates der Alliierten an der Westfront begrüßte. Lloyd George bedauerte, daß „aus Zeitmangel" Amerika und Rußland nicht um ihren Rat hätten befragt werden können. Tie gemeinsame Ueberlegenheit der Alliierten bestehe schon längst, die den Sieg sichern oder den Alliierten wenigstens hätte gestatten sollen, viel weiter auf dem Wege des Sieges ch-rtzuschreiten. Wenn das nicht geschehen, ,o liege der Mrund nur in dem Mangel einer wirklichen Eintracht .n der Leitung des Krieges. Tie belgische Tragödie, die rumänische Katastrophe, der Zusammenbruch der Militärmacht bewiesen, daß Frankreich, England, Rußlend und Italien vier Kriege anstatt eines einzigen geführt haben. Im Jahre 1917 finde dasselbe Unglück statt und aus demselben Grunde, während doch die italienische Fron/ so wichtig für Frankreich und England wie für Deutschland sei. Es würde zu nichts führen, die ganze Tragweite des Unglücks nicht zu erkennen. Wenn wir einen Kilometer in die feindlichen Linien Vordringen, wenn wir ein Dorf nehmen und einige Hundert Gefangene machen, ergehen wir uns in Bewunderungsrufen und das mit Recht, denn dieses sind Wahrzeichen unserer Ueberlegenheit und die Gewähr für den Sieg. (!) Aber was würden wir sagen, wenn wir 50 Kilometer über die feindlichen Linien hinaus vorgedrungen wären, wenn wir 200000 Gefangene gemacht und dem Feinde 2500 feiner besten Geschütze abgenommen Hütten mit riesigen Mengen von Kriegsbedarf und Proviant? Das Maß, in dem wir verhindern können, daß aus diesem Unglück eine Katastrophe wird, häna< von der mehr oder weniger schnellen und vollkommenere Weise ab, mit der wir durch Handeln die notwendige Einheit aller Fronten der Alliierten zur Taffache machen. Ter höhere Rat. den wir soeben geschaffen laben, wir d^die wirkliche Ma cht besitzen, die A nstrenaung-m Lu-
herziger Aufrichtigkeit seinem angenommenen .yocymm Hohn sprach.
Sein Besucher merkte es jedoch nicht, oder er tat wenigstens so, als ob er nichts merke. Er blickte ein paar Sekunden ernsthaft vor sich hin, wie jemand, der mit einem Entschluß ringt, dann sagte er plötzlich:^.„Wäre es Ihnen unmöglich, für einige Zeit Wien zu verlassen, um für mich einen Auftrag auszuführen?"
„Unmöglich gerade nicht. Wollen Sie die Güte haben, mir zu erklären, welcher Art dieser Auftrag ist?"
Der Bankier lächelte. Es ist vielleicht eine etwas sonderbare Idee von mir," bemerkte er, gleichsam sich selbst entschuldigend, „und ich fürchte, Sie werden nicht damit einverstanden sein. Sie sollen mir die Alhambra malen."
„Die Alhambra?" rief Redwitz im Tone höchster Verwunderung aus. indes sein Herz vor Entzücken still zu stehen drohte. Am liebsten wäre er dem Bankier um den Hals gefallen, doch er beherrschte sich. „Das ist allerdings - eine überraschende Idee," entgegnete er, ruhig wie ein gewiegter Schauspieler, dem der richtige Uebrgang vom höchsten Jubel bis zur tiefsten Verzweiflung eine Kleinigkeit ist. „Wann wünschen Sie, daß mit dem Bilde begonnen werden soll?"
„Sofort natürlich. Aber ich sehe, Sie haben keine - Lust, die weite Reise anzutreten, ist's nicht so?"
„Die Sache will überlegt sein. Ich habe allerdings gerade jetzt einige angefangene Arbeiten, die in Kürze vollendet werden müssen. Eventuell könnte ich ja die Bilder mitnehmen. Daß die Ausführung Ihres geschätzten Auftrages viel Zeit erfordert, brauche ich Ihnen wohl nicht erst zu sagen. Zwei Monate muß man zum mindesten rechnen, in Anbetracht dessen, daß das Wetter nicht immer . günstig ist und verschiedene Umstände das rasche Fort- schreiten der Arbeit beeinträchtigen können. Wenn Ihnen . . . ."
„Aber ich bitte Sie, mein Lieber," unterbrach Herr von Steinfeld, „malen Sie, so lange Sie wollen, wenn das Bild nur hübsch wird. Wegen der Kosten, welche der Aufenthalt im Süden verursachen wird, erlauben Sie mir wohl, Ihnen von vornherein einen kleinen Vorschuß zu geben." Gr zyg einige Banknoten aus seiner Brieftasche,
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