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N». 34

Dienstag, den 6 Mär; 1917.

34. Jahrgang

Kriegschromk 1816

6. März. B rösfentlichung des Gesetzentwurfs über Aendcruuu de« Reichsstempclgcsetzes tQn'tlungs-Stempelgcsetz).

Das wirkliche Ergebnis der 3. italienischen National-An- leihe beträgt 1780 Millionen Lire, wovon 1208 Millionen Baretnzahlungen sind.

Aussprache !m Schweizerischen Nationalem über die Neu­tralitätspolitik der Schweiz.

Die Flamen beim Reichskanzler.

Der Reichskanzler hat am Samstag eine Abord­nung des Rats für Flandern, der in Stärke von 200 Mitgliedern im Februar 1917 in einer Versammlung aller aktiven flämischen Gruppen gewählt worden war, empfangen. Die Abordnung überbrachte die Beschlüsse und die Wünsche des Rats für Flandern, die dieser allen kriegführenden und neutralen Staaten durch seinen Aufruf vom 4. Februar 1917 zur Kenntnis gebracht hatte. Der Sprecher der Abordnung trug das flämische aktivistische Programm einer innern Autonomie Flan­derns auf der Grundlage der niederländischen Sprache und Kultur vor. Er erinnerte an die Rede des Reichs­kanzlers vom 5. April 1916 und an die bisherigen dankenswerten Maßnahmen des Generalgouverneurs und bat um weitere Durchführung dieser auf der Grundlage der internationalen Rechtsbestimmungen getroffenen Maß­nahmen.

Der Reichskanzler erwiderte: Der Generalgouverneur von Belgien hat in Nebereinstimmung mit dem Reichs­kanzler vorbereitende Maßnahmen erwogen und einge- leitet, dem flämischen Volke die ihm bisher versagte Möglichkeit einer freien kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung zu geben und damit den Grundstein zu legen für diejenige Selbständigkeit, die es zu erringen hoffe, aber aus eigener Kraft kaum werde erreichen können. Diese Politik, die mit den Grundsätzen des internationalen Rechts in Einklang stehe, werde mit "em Nachdruck fortgesetzt und noch während der Okb ion mit dem Ziele der völligen Verwaltun^strennung durchgeführt werden, wie sie in beiden Dellen Belgiens schon seit langem gefordert wird. Die S Pr ach e kl­aren ze müsse sobald wie möglich zur Grenzt (beide

zweier unter dem Befehl des Generalgouverneurs gel­einter, aber sonst getrennter Verwaltungsgebiete werden. Der gemeinsamen Arbeit der deutschen Behörden mit den Vertretern des flämischen Volkes werde es gelingen, dieses Ziel zu erreichen. Das Deutsche Reich werde bei den Friedensverhandlungen und über den Frieden hinaus alles tun, die freien Entwicklungen des flämischen Stam­mes zu fördern und sicherzustellen.

Abends war die flämische Abordnung beim Reichs­kanzler zu Gaste. Der zwanglosen Vereinigung wohnten auch einige sonstige Gäste bei.

In Belgien stehen sich 41/2 Millionen Flamen und 3 Millionen Wallonen gegenüber. Den Flamen war es unmittelbar, wie dieKöln. Ztg." schreibt, vor dem Kriege gelungen, in einem neuen Volksschulgesetz das Recht zu erwirken, daß die Kinder in derjenigen Sprache unterrichtet werden sollten, die vom Familienoberhaupt gewünscht wird. Dieses Gesetz war noch nicht ausgeführt, als der Krieg ausbrach, die deutsche Verwaltung hat es sofort, entsprechend der Bestimmung der Haager Kon­vention, in Kraft gesetzt. Auch auf andern Gebieten wurde durch Verwaltuugsmaßnahmeu der flämischen Sprache zur gebührenden Achtung verholfeu. Die Wünsche der Flamen gingen ferner seit Jahren darauf hinaus, daß innerhalb der Zentral-Regierung eine Trennung nach flämischen und vallonischen Gesichtspunkten einträte. Auch darin hat die deutsche Verwaltung wichtige Vorarbeit geleistet. Seit kurzem ist das Ministerium für Wissen schaft und Kunst entsprechend geteilt worden. Jetzt soll auf diesem Wege ein Schritt weiter gegangen werden. Es ist die Absicht, ein" Trennung der gesamten Ver­waltung herbeizuführen, so, daß die einheitliche Spitze anter dem Generalgouverneur gewahrt bleibt, daß aber )ie unter ihm stehende Zivilverwaltung geteilt wird in nne Verwaltung für Flamland und eine für Wallonien. Die für Flamland behält ihren Sitz in Brüssel, die mr .Wallonien wird nach Namur verlegt. Eine Reihe von Verwaltungsfunktionen bleibt natürlich unter der wlitischen Abteilung nach wie vor einheitlich, so z. B. Ke grenznachbarlicheu Beziehungen zu Holland, die Le­bensmittelversorgung, die Kirchen. Auf allen andern Ge­rieten, wie Finanz, Landwirtschaft, Unterricht, soll eine nnere Scheidung herbeigeführt werden. Das »wird da- uirch erleichtert, daß sich die Sprachgrenze seit ungefähr !00 Jahren nicht verschoben hat. Nur einü Provinz, llrabaitt. enthält flämische und wallonische Bestandteile.

Im Brüssel, das von den Wallonen in Anspruch gv» nommen wird, haben alle Gemeinden, mit Ausnahme von Jxelles, eine überwiegend flämische Bevölkerung.

Es ist zu betonen, daß es sich nicht etwa um die Proklamation eines selbständigen flämischen Staates han­delt, sondern um eine Verwaltungsautonomie, wie sie der flämische Stamm, der die überwiegende Mehrheit hat, seit Jahrzehnten anstrebt. Diese Verwaltungstren- aung greift nicht dem vor, was später einmal kommen mag. Sie bewegt sich auf dem Boden, auf dem die deutsche Regierung vorgegangen ist, und liegt in der Richtung der Verflamschung der Genter Universität, die heute 50 Professoren und Dozenten hat, überwiegend Belgier, nur ein kleiner Teil Holländer. Die Studenten­zahl ist in Anbetracht der Kriegsverhältnisse durchaus befriedigend. 100 Studenten sind eingeschrieben, weitere Anmeldungen stehen bevor. Der Universität sollen noch eine landwirtschaftliche und eine Handels-Hochschule au- aealiedert werden.

Der mexikanische Zwischenfall.

. Präsident Wilson hat in dem Streit mit Deutsch­land seinen Haupttrumpf ausgespielt: er hat entdecken lassen, daß Deutschland eineVerschwörung" gegen die Vereinigten Staaten ausgeheckt hat. Die deutsche Regierung hat ja, wie berichtet, Verhandlungen mit Mexiko anknüpfen wollen, um Mit ihm für den Fall, daß die Vereinigten Staaten an Deutschland den Krieg erklären würden, in ein Bundesverhältnis zu treten. Die Weisung an den deutschen Botschafter in Washington, Grafen Bernstorff, die unterm 19. Januar 1917 (nach holländischen Blättern unterm 10. Januar) erging, wurde von diesem durch einen besonderen Kurier an den deutschen Konsul in Mexiko, Eckart, der auf Grund seiner Leistungen am Balkan als einer unserer besten diplomatischen Köpfe gilt, geschickt- Dieser Kurier wurde nun unterwegs von Wilsons Geheimbeamten festgenom­men und die Vorgefundenen Papiere sind Wilson über­geben worden.

Wie kam Wilson dazu, den Kurier einer befreun­deten Botschaft während Ausübung einer amtlichen Dienst­leistung verhaften zu lassen? Seit Jahr und Tag stand der amtliche Verkehr des Grafen Bernstorff unter der Kontrolle der amerikanischen Negierung, ein unerhörter Zustand, wäbrend die Vertreter der feindlicken Staaten

1)

Zwei Verner Patrizier.

Histrische Erzählung von E. Senaro?

(Nachdruck verboten.)

Es war in der ersten'fle d s 1?. Iah. Hunderts; Bern, siegreich aus langem Kriege mit dem mächtigen Hause Savoyen hervorgegangen, erfreute sich des errun­genen Friedens und blühte unter dem Schutze einer kräftigen, von echt republikanischem Geist beseelten Re­gierung, mächtig auf. An der Spitze derselben stan­den der Schultheiß Hans Franz Nägeli, der Eroberer der Waadt, dessen glänzende Waffentat Franz Bonivart, dem Gefangenen von Chillon", den Kerker geöffnet, und sein jüngerer Amtsgenosse Johannes Steiger. Bei­des Männer von bewährter Tugend und Vaterlands liebe, einig im Rat, im Privatleben jedoch erbitterte Gegner, die sich gegenseitig überall auswichen, und jedenVersuch zur Aussöhnung, dm etwa Freunde machten, entschieden zurückwiesen. Ja, die Abneigung Steiger's gegen eine auch nur zufällige Begegnung war so groß, daf er nur, wenn er genötigt war, die Straße be­trat. an welcher Nägeli's Stadtwohnung lag. Ein sol­cher Fall mochte eingetreten sein, denn wir sehen ihn an einem schönen, aber noch kalten Februartag langsam durch die breite Straßse wandeln; die Blicke aller Vorübergehenden folgten dem stattlichen Mann, dessen hoher, kräftiger Wuchs durch das braune Sam­metwams mit dem breiten Pelzbesatz auf's Vorteilhaf­teste hervorgehoben wurde, während das Barett mit der schwankenden Feder das männlich schöne Antlitz mit den lebhaften Augen nur wmig beschattete. Vor e'nem Haus, gegenüber demjenigen des alten Schult­heißen hielt er inne; als sich die schwere Tür auf sein Klopfen öffnet, eilte er rasch die schmale Wen­deltreppe hinan, blieb aber oben überrascht stehen, denn voch sich, im Vorsaal, sab er die Frau dos Hauscs und

eine iunge, rh!m unbekannte Dame von vollendete Schönheit. Der Schultheiß beugte sein stolzes Haux tief zum Gruße für die edlen Frauen, und die Fede seines Baretts, das er in der Hand hielt, berührte bel. nahe den Boden. *

Ihr seid ein seltener East in diesem Haust Herr Schultheiß Steiger " redete ihn die ältere Dam an.wahrscheinlich wollt Ihr in Geschäftslagen mi meinem Ehe-Herrn sprechen, ohne dies un: schwerlich die Ehre Eures Besuches zu Teil' . is augenblicklich nicht zu Hause, doch komm w bal digst zurück ; dürste ich Euch bitten, ihn ei>, m hie zu erwarten, indessen ich, mit Eurer Erlaubnis, mein junge Freundin yinuntergeleiten will."

Ich bitte sehr, laßt Euch durch mich nicht in ^Geringsten stören, edle Frau." entgegnete Steiger, in dem er mit tiefer Verbeugung in den geöffneten Saa trat, doch ohne vorher noch einen D ;en bewundern den Blick auf das Fräulein zu wer' ihre Augen be gegneten sich dabei, denn auch st "alte es wohl bemerkt statt- Namens rcllch und verwundert ber heimlich, wie mit Furcht und Was aber lag in dem Blick, der üen Ihrigen traf? war wirklich etwas Furchterweck K> s darin, daß, sich ihr schmes Auge plötzlich st" a senkte und ein glü­hendes Rot die zarte Wange höher färbte? oder bildete er vielleicht das erste Glied einer sympathischen Kettez, die sich stier zwischen zwei Herzen spann, daß auch er mit einein unterdrückten Seufzer und nur zögernd die trennende Schwelle überschritt.

Er ging an's Fenster, um vielleicht noch den Anblick ihrer Gestalt zu erhaschen, und zu sehen, wel­chen Weg sie einschlage; aber bevor ihm dies möglich war, kam auch schon die Gattin seines Freundes zurü and 'lud ihn ein. auf einem der mit prächtig gewirkten

der Schultheiß Nennung seinc« hen und ihn seit ugier betrachtet.

Decken belegten Lehnstühle Platz zu nehmen, währen! sie sei: sich auf der Bank niederließ, die sich am Fenster uzo-z.

So, Herr Schultheiß, das ist schön, wie Ihr Eure Freunde vernachlässigt!" begann sie.Eure Feindschaft gegen Euren Amtsgenossen muß entweder sehr groß oder Eure Freundschaft für Eure Freunde sehr kleir sein, daß Ihr sie so wenig heimsucht, nur weil sic dasselbe Ouartier bewohnen."

Weder das Eine noch^drs Andere, edle Frau/ entgegnete Steuer,ich möchte nur" dem alten Schult­heiß und mir ein unangenehmes Gefühl ersparen, aber um von etwas Anderem zu reden, wer, wenn man fra­gen darf, war Euer schöner Besuch?"

Ihr kanntet sie also nicht?" fragte die Dam- zurück,dachte ich doch, es wäre die Pflicht jede- Schultheißen, alle Frauen seiner Vaterstadt zu kennen, mindestens alle schönen!"

Es wäre dies unstreitig die angenehmste Pflicht unseres Amtes," erwiderte Steiger lächelnd,aber wie Ihr seht, haben wir deren so viele ernsthafte, daß uns keine Zeit mehr für jene bleibt. Ihr müßt.Euch also schon meiner Neuai-rde erbarmen und mir sagen, wer das Fräulein ist?"

Ratet!" verletzte die Dame lächelnd,dem klugen Schultheiß Steirer kann das Erraten unmöglich schwer fallen."

Ihr irrt; von allen glänzenden Eigenschaften, die Schnllh.'ll- Steiaer lein eigen nennt, dürfte das Raten leicht die schwächst" lein-; ich bitte Euch recht sehr, gestrenge Dame, «'eine« Witz nicht auf eine Probe zu stellen, die er nicht besteh m kann."

g'l,c wir wieder nut einen: wönercn Nonian deniwien, drinnen wir diese Erz-d'unn, nn^ in lebhaslen Farben ein Bild von der grötzte» Zeit Bcrno zeigt. - Tie Ned. , _ , .