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Freitag, den SS Dezemder 1916
33. Jahrgang
K KriegschromL 1915
2 2 Dezmeber: Der Kaiser ist an einer leichten Zellen- gemebeentznndnng erkrankt- — General v- Ennnirh in Hannover gestorben.
— Die Franzosen erobern Sie Kuppe des Hartmanns- weilerkopfes.
— Die Tätigkeit der italienischen Artillerie gegen die Tiroler Südsront hält an.
— Bei Ipek wurde« noch 6S serbische Geschütze, di« vergraben waren, erbeutet-
— An der Irakfron: versenkten die Türken bei Kut-el-Amara zwei feindliche Monitore.
— Die zweite amerikanisch« Note in der „Ancona-Frage" ist in Wien eingetrofsen.
Die Entstehung des Weltkriegs.
(Schluß.) >
D 'se Entwicklung, deren Krisen in den Jahren 1905 bis 1911 immer sriedensgefährlicher annicaen, nahm sm Jahre 1912 eine Wendung, die unmittelbar den Weltkrieg vorbereitete. Die russische Regierung, der französischen Bnndeshilse so sicher wie der moralischen Unter- stüp»mg Englands, begann die Führung der Einkrei- suugSpolitik an sich zu reißen, um ihre Früchte für sich 'Uber zu ernten. In der Stunde des Ausbruchs des von den Russen augezettelten Balkaulrieges hat ein geheimem russisches Aktenstück, das der Reichskanzler jüngst einhällte, die Anordnungen getroffen, um einen Kon- slikr auf dem Balkan blitzschnell zu einem Kriege gegen Deutschland zu steigern. Die russischen Erobcrungspläne (hinter denen nicht nur die Machthaber, sondern auch die Duma, die Liberalen, die breiteren Schichten der öffentlichen Meinung standen), setzten sich offen zum Ziele, den europäischen Lwtrm guo von Grund aus umzuivälzen, die Türkei zu zerstören und Oesterreich-Ungarn von innen her auszubrechen, — das Hütte in seinen Konsequenzen, wenn es gelang, eine Isolierung und Zurückdrückung Deutschlands bedeutet, die selbst die kühnsten englischen Träume überbot. Ein Spiel, das so geradenwegs dic- Entscheidung suchte, mußte allerdings die Gefahr des Weltkrieges viel unmittelbarer heraufbeschwöreu, als die m ebr indirekten Methode n der englischen StaatskunT Also
trat mrgland fortan schieinbar etwas in den Hintergrund; es zeigte sich sogar mit Worten zur Entspannung bereit /ckchon um die einflußreichen friedensfreundlichen Schich- , uem zu beruhigen), behielt sich aber trotzdem die Hauche frei, um für den Kriegsfall, dessen Odium ein Skrupel- loserer ihm abnehmen wollte, je nach Ermessen den Ochiedsrichter zu spielen oder unter geeignetem Vorwand seine ganze Kraft entscheidend gegen uns einzusetzen.
! Seine Staatsmänner hatten sich darin gesunden, dem russischen Eroberungswillen, der ihre eigenen Geschäfte z initzubesorgen schien, Konftantinopel zu verschreiben, da ! bei einer Zerstörung der Türkei auch ihre eigenen Pläne ' auf der Linie Aegypten—Arabien—Indien auf ihre Ko- f steu zu kommen hofften. So stieß der gewalttätige Jm- j perialismus der beiden Weltmächte auf den deutschen l Imperialismus der friedlichen Arbeit, der die Türkei f erneuern und nicht nur ein Gleichgeivicht in Europa,
! sondern auch ein Gleichgewicht in der Welt erhalten wollte. Trotzdem England den Krieg nicht direkt betrieb i (einen gut Teil seiner Ziele vielmehr auch ohne Krieg j erreichen konnte), konnte es sich aus dem einmal geschas- ^ seueu System nicht ohne Einbuße wieder hierauslösen, sondern knüpfte, ohne Sorge um die wachsende Feuergefährlichkeit, die eigenen Abmachungen mit den Entente- ' genossen immer enger — bis zu jenen Verhandlungen ' über eine Marinekonvention mit Rußland, die in den ^ Monaten vor dem Kriegsausbruch begannen.
! Innerhalb dieser weltpolitischen Zusammenhänge er- scheint die Rolle Frankreichs zunächst sekundär. Nichts ! aber wäre falscher, als dem Franzosen, weil er die i Führung nicht hatte, einen geringeren Anteil an der . Schuld am Weltkriege zuzuschreiben. Sein Anteil ist nur ' andersartig, politisch dienend und doch von unvergleich- i licher Bedeutung, da er den beiden Weltmächten die mili- i tärisch wertvollste Mitwirkung (ohne deren Gewißheit die ^ osfensive Diplomatie der andern unmöglich war) unter , allen Umständen sicherstellte. Gerade die Unbedingtheit f und aufreizende Leidenschaftlichkeit der französischen Revanche nährte von innen her den Angrisfswillen dere- « die das furchtbare Spiel leiteten, denn sie war und bl / der sicherste Posten in ihrer Rechnung, f Diese natürliche Rollenverteilung unter imseren Gegnern setzte sich in demselben Stile fort, als irn Ver- ! traueir auf Rußland, wie noch jüngst ein ruhmrediger j Serbe gestand, serbische Fanatiker . den Zürcher .an die
Mine legten und nun die Explosion des seit langem unterminierten europäischen Systems erfolgte. Rußlant war sofort entschlossen, in einer Weltlage, wie sie seine'» orientalischen Erobernngsplänen noch nie gelächelt, den Konflikt zum Kriege zu steigern: in heimlicher Rüstung hatte es das Losschlagen vorbereitet, und als eine Vermittlung drohte, wurde sie mit dem Schwerte zerrissen. Hier lebte ein Kriegswille, der sich ungescheut zu seinen Taten bekannte und seine weltgeschichtliche Verantwortung niemals von sich abschütteln kann. Frankreich hielt auch jetzt nach außen zurück, da es um jeden Preis vor dem Volk in der Rolle des Angegriffenen erscheinen wollte, tatsächlich war es blindlings zur Gefolgschaft bereit — vorausgesetzt, daß England mitging. Die englischen Staatsmänner aber, die nun in der Hinterhand des ganzen Spieles saßen, bemühten sich in dem er- ^ Zehnten Moment „der freien Hände" wohl ein wenig i um scheinbare Vermittlung (schon wegen des höchst unbe- ' qnemen Kriegsanlasses), aber sie hatten für Petersburg , und Paris nur verstohlene Winke der Ermutigung, je- > doch kein einziges Wort der Mäßigung, wie es der «deutsche Reichskanzler zu zrveien Malen, am 29. und 30. ,'^zuli, in Wien mit Nachdruck zu sprechen den Mut ^ hatte. Sie hätten-wohl den russischen Kriegswillen,
. der sich der Führung bemächtigt hatte, bändigen kön- i neu, aber die einstigen Urheber der Einkreisung sürch- ! teten, damit ihre Einkreisungsmaschinerie dauernd zu schä- ! digen. Sobald daher Rußland den Krieg wollte (und ! es wollte ihn, weil es auch Englands sicher war), muß- ! ten auch die Engländer ihn wollen. Die ursprünglichen i Motive, die aus ihrer Sorge um ihre politische und ! wirtschaftliche Weltstellung entsprangen, und die fast I zwangsläufig wirkenden Konsequenzen der Politik eines ' Jahrzehnts vereinigten sich um den Entschluß des so- : sortigen Eintritts in den Krieg hervorzu bringen: so i wurden die intellektuellen Urheber auch zu Mitschuldigen ' an der Tat. Zunächst von Scheingründen (Belgien)
^ /orlgerissen, begriff das englische Volk bald, daß wieder p liier der großen Machtkäurpse ansgebrochen sei, durck ! die ihre Weltmacht, als wenn die Vorsehung es sv , bestimmte, zu ihrer alles überragenden Höhe ausgestie- j gen waren. —
Oer OeberfaU von iVionteseourl.
Kriegtznovelle von O. Elster.Z
Nachdruck verboten,
To dachte auch Frau von Montescourt, die, an einem Fenster des oberen Stockwerks ihres Hauses stehend, die Kolonnen der deutschen Regimenter an dem Schloß vorüberziehen sah. Ter Brief ihres Gatten, den sie durch Horst erhalten, hatte ihre Traurigkeit noch vermehrt. Nur ihr Stolz hielt sie aufrecht, sonst wäre sie unter all dein Jammer, der sie umgab, wohl zu- üimmengebrochen.
Wo mochte ihr Gatte jetzt weilen? Er war verwundet — vielleicht schon tot — verblutet. Einmal hatte ihn ja der junge deutsche Offizier gerettet, aber der Kampf hatte noch weitergetobt, das Torf war in Flammen aufgegangen - wer hatte sich da um den Verwundeten gekümmert, der hilflos am Wege lag?
Ein großer AuLomobilomnibus, der zum Transport von Verwundeten eingerichtet war, fuhr in diesem Augenblicke auf den Schloßhof. Krankenpfleger eilten herbei und hoben die Tragbah-en heraus, auf denen die blassen Gestalten der Verwundeten lagen.
Auf einer Tragbahre lag ein verwundeter französischer Offizier. Er mochte wohl eben aus tiefer Ohnmacht erwacht sein, denn sein Auge streifte erstaunt über die Front des Schlosses, und eilt Lächeln der Ueber- raschnng irrte über sein bleiches Gesicht.
Fran von Moittesconrt stieß einen Schrei des Schrek- kcns aus. Sie erkannte ihren Gatten, der dort unten ws der Krankenbahre lag.
Sie slog die Treppen hlnnnker in den Hof.
Ein deutscher Stabsarzt war um den Vexivundeten
bemüht.
,/Verzeihen Sie, Herr Doktor — es ist mein Gatte - " sagte sie atemlos, während der Verwundete ihr mit
mattem, aber glücklichem Zächein die Hand entgegen- streckte.
Der Stabsarzt sah überrascht auf.
„Lassen Sie mich zuerst die Wunde des Kapitäns verbinden, Madame," entgegnete er höflich. „Tann kann er in Ihr Zimmer gebracht werden."
„Ist die Verwundung schwer?"
„Tie linke Lchulter und der linke Arm sind schwer verletzt — der Blutverlust hat ihn sehr geschwächt."
„Adele — chere Adele —" flüsterte der Verwundete. „Welch ein Glück, daß ich dich noch einmal wiedersehe!"
Frau von Montescourt kniete an der Bahre ihres Gatten nieder. Sie hielt seine Hand und zwang die aufsteigenden Tränen tapfer zurück, während der Arzt die Schulter verband und d'en Arm des Verwundeten kn eine feste Bandage legte. Dan'n richtete er sich ans.
„Sie können Ihren Gatten jetzt in Ihr Zimmer bringen lassen, Madame. Gefahr ist vorläufig nicht vorhanden. Nehmt die Bahre auf," wandte er sich an die Krankenträger, „und folgt der Dame! Ich muß Sie nur noch darauf aufmerksam machen, Madame, dast Jhr Gatte Gefangener ist."
Ter Kapitän nickte traurig lächelnd mit dem Kopse und preßte die Hand seiner Frau fester.
„Wenn du uns nur erhalten bleibst, dann ist ja alles gut", flüsterte sie.
Aber wohin mit dem Verwundeten? Alle Räume waren überfüllt. Selbst in ihrem Schlafzimmer und Boudoir lagen Verwundete.
Ta erinnerte sie sich des versteckt liegenden Zimmers des alten Pierre! Das war noch nicht belegt, und dorthin ließ sie den verwundeten Gatten bringen. Ans dem Lager des alten Dieners, der auch hcrb- igeeilt war, wurde er gebettet. Tort lag er still und ruhig: er war zu schwach zum Sprechen, aber leise und innig drückte er die Hand seiner Gattin.
Und dann eilte Germaine herbei und sank weine">
an dem Lager ihres Vaters nieder, der tröstend die Hand auf das Haupt seines Kindes legte.
* * * *
Die Sturmflut d'er Schlacht war über Montescourt . dahingebraust, ohne größeren Schaden anzurichten. Der Vormarsch der Deutschen nach dem Innern Frankreichs war zu rasch erfolgt, in dem Torfe selbst hatte kein Truppenteil länger Quartier bezogen und so war der Ort mit einigen zertrümmerten Läden, deren Besitzer entflohen waren, daw'ngekommen. Der Ruf der Grausamkeit und Barbarei, der den deutschen Truppen vorausgeeilt war, hatte sich in keiner Weise bestätigt; die Einwohner wunderten sich im Gegenteil nNr die musterhafte Ord nnng und die Manneszucht, die Guumttigkeit und selbst Liebenswürdigkeit der deutschen Solwtten, nachdem sie von den Turkos und Zuapen der eigenen Armee Plünderungen und Schändlichkciten aller Art erfahren hatten.
Nur in der Pfarre, der Kirche, der Schule und vor allem im Schloß hatte der Kampf - l. e blutigen Spuren hinterlassen. Da war alles voll von Verwundeten und Sterbenden. Franzosen, Deutsche, Engländer lagen da in bunter Reihe auf Stroh und Matratzen, und die Aerzte und das Sanitätspersonal hatten alle Hände voll zu tun.
Soviel wie möglich wurden die weniger schwer Verwundeten nach Belgien und Deutschland weitergcschickt. Die leichter verwundeten Ossiziere eilten ihrer deutschen Heimat zu, die französischen und englischen Offiziere wurden als Gefangene nach deutschen Festungen gcsandl.
Leuchtender Herbstsonnenschein lag mit goldigem Glanz über dem vom Kampf verschonten Park von Mon tescourt, und in Haus und Hof und auch aus den Straßen war es stiller geworden. Wohl rasselten noch Munitions- und Proviontkolamien durch das Dorf, in dessen Schillhaus eine e t ppenstation errichtet war, und Automobile. Rad- uni Motariahrer sausten bin und per. aber bie deuticbe Ali«
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