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Kr. 344
Montag, de» 16 . Oktober litt 6 .
33 . Jahrgang
V Kriegschronik 1915
16. Oktober. In der Champagne wurden 600 Franzosen und am Hartmannsweilerkopf 226 gefangen genommen.
— Russische Angriffe bei Dünaburg, Wessolow und Smor- gon wurden abgewiesen.
— Südlich von Semendria wurden serbische Stellungen erstürmt.
— Die Bulgaren nahmen die Ostforts von Zajecar ein. — England erklärt an Bulgarien den Krieg.
— Der britische Minister Carson ist zurückgetreten.
Vergeltung gegen den englischen Raub.
Amtlich wird bekannt gegeben:
Unterm 27. Oktober 1914 hat die Britische Regierung ohne irgendwelchen Anlaß, ja ohne Vorgang und Beispiel in der Geschichte der Kriegführung überhaupt, in Hongkong eine Verordnung erlassen, die die zwangsweise Liquidierung der von deutschen oder für deutsche Rechnung betriebenen Unternehmungen und der persönlichen Angelegenheiten deutscher Staatsbürger einsnhrt und alsbald wurden die gesamten blühenden deutschen Un- ternehmnnben in Hongkong aus die brutalste Weise und unter uneingeschränkter Willkür der Liquidatoren vernichtet und zugunsten der nächstbesten britischen Konkurrenten verschleudert.
Ebensalls noch im Jahre 1914 ist dann gegen dje deutschen Unternehmungen in den Strait Settlements das gleiche Verfahren angeordnet worden. Um jede Willkür der Liquidatoren, ja selbst eine absichtliche Bereicherung ans dem ihnen anvertranten Vermögen zu verdecken, hat hier die Regierung sogar ungeordnet, daß die Güter und Urkunden der feindlichen Ausländer und die des Luiqnidators nach näherer Anweisung des Gouverneurs „zu vernichten oder in anderer Weise zu verhandeln" sind. Nach demselben Muster ist in Trinidad und Tobago, in Nigeria, Zanzibar, Britisch Oftasrika, Ceylon Verfahren worden, sodann in Indien, wo kunderte von deutschen sturmen den Luiauidatore»
übergeben wurden, ferner in Australien, Egypten, neueste ns auch in Südafrika, sowie in einigen der deutschen Kolonien, deren sich England bemächtigt hat.
Wenngleich diese Maßnahmen auf Weisung der britischen Regierung in London ergangen sind, ist dock, in England selbst bis zu Beginn dieses Jahres die Regierung vor derartigen Maßnahmen zurückgeschreckt, wohl in der Erwägung, daß eine derartige brutale Plünderung fremden Vermögens ihrem Ansehen und ihrem Kredit in der Welt doch mehr schaden könnte, als die Bereicherung ans dem fremden Vermögen ihr nützen würden. Diese Erwägungen haben indessen aus die Tauer nicht die Oberhand behalten. Tie Aussicht auf den aus einein solchen Plünderungszug gegen fremdes Privatvcrmögen zu erhoffenden Gewinn hat den Ansschlag gegeben. Unterm 27: Januar 1916 ist ein britisches Gesetz ergangen, welches die Auslösung aller Unternehmungen mit überwiegend deutscher Beteiligung oder mit deutscher Leitung und die Enteignung glles sonstigen den Engländern begehrenswert erscheinenden deutschen Besitzes vorsieht. Es war der britischen Regierung bekannt, daß bis dahin noch kein feindliches Unternehmen oder Vermögen in Deutschland liquidiert oder enteignet war. Und auch nach dem 27. Januar 1916 hat Deutschland noch abgewartet, ob und in Wcv cher Weise England dieses Gesetz verwirklichen würde, um danach die eigenen Maßnahmen einznrichten. Tatsächlich ist die Anwendung des Liquidationsgesetzes in England eine überaus rasche, ja überstürzte und, soweit sich bei der sorgfältigen Unterbindung genauerer Nachrichten beurteilen lätzt, jedenfalls in einem Teil der Fälle an Willkür, Brutalität und zynischer Verachtung aller Rücksichten aus Privatrechte den Plünderungen in Hongkong und den Straits Settlements durchaus ebenbürtig. Ueber mehr als 300 deutsche Firmen ist bis Mitte August 1916 die Liquidation verhängt worden. Wertvolle 'Unternehmungen — und es handelt sich viel- jach um ausserordentlich hohe Werte, um moderne Großbetriebe mit allen Einrichtungen — sind dem ersten Besten, der sich zu diesem unsauberen Geschäft her- aeben wollte, zu Schleuderpreisen angeboten worden. In einem Falle wurde den deutschen Aktionären einer britischen Gesellschaft der „freiwillige" Verkauf ihres Aktienbesitzes zu 50 o. H. des Börfenwertes angeson- nen mit dem Bemerken, daß bei einer Zwangsliqui- dwmir ein io ..niniüim'S' Ergebnis nickt LU ertvar-
ten sei. In einein anderen Falle wurden Pfnndaktien, die einen hohen Kurswert besaßen für 10 -Schilling weggegeben. Der willkürlichen Bereicherung, insbeson- . dere der Liquidatoren selbst, ist Tür und Tor geöffnet.
Zu diesem Raubzug gegen deutsche Unternehmungen in England, trat m neuester Zeit auch noch ein Griff in die Efsektendepots, die bei deutschen Banken in London liegen. Es galt, sich aus deutschem Privatbesitz diejenigen Mengen von Effekten, insbesondere von amerikanischen Werten, zu verschaffen, deren man zur Unterlage und Finanzierung der in Amerika auszunehmenden Riesenanleihe bedurfte. England hat auch diesen Eingriff ohne Scheu vollzogen und ohne Rücksicht daraus, daß vor aller Welt dargetan wurde, daß die Sicherheit der Bankdepots in London nicht mehr existiert.
Erst, nachdem dies alles zweifelsfrei fcstgestellt war, hat die deutsche Regierung Vergeltungsmaßnahmen für -inei^ißlicl, erachtet. Demaemäß hat der Bundesrat die enifprecyenoe Vegenmatznahmc ergriffen, und in gSW eher Weise wird nunmehr auch in Belgien gegen britische Unternehmungen und britischen Besitz vorgegangen. Diese Verordnung vom 31. Juli 1916 schließt sich im allgemeinen dem britischen Gesetz vom 27. Januar 1916 an.
(An der ganzen Sache, ist nur das verwunderlich, daß mit der Vergeltung für die englischen Plünderungen seit dem 27. Oktober 1914 deutscherseits bis zum 31. Juli 1916 zugewartet wurde.) ,
Der Weltkrieg.
WTB. Großes Hauptquartier, 15. Okt. (Amtlich.)
Westlicher Kriegsschauplatz:
FrontvesGeneralfcldmarschalls
KroriPrinzRupprechtvonBayern:
Starter Artilleriekampf beiderseits der Somme, der sich über die Anere nach Norde» ausdehnte und zwischen Coulcette und Raneourt, sowie an der Front Barteux-Ablamcourt größte Heftigkeit er- reichte. Englische Angriffe führten nördlich von Thiepoal zum Handaemenae in unteren Lrnien« A»
6 Iüek noek 5 iern.
Von Edmund Hopser.
Nachdruck verboten.
Es sind nun gerade dreizehn Jahre, als ich, damals erst seit wenigen Monaten verheiratet, mich« endlich für ein paar Wochen von meinem Geschäft frei machen konnte und mit meiner jungen Frau fröhlich in dick blaue Ferne Hineinsuhr. Von einer eigentlichen Hochzeitsreise war bei uns keine Rede gewesen; meine Geschäfte hatten mir nur erlaubt, Hermine von ihrer alten Heimat in die neue zu führen, freilich durch ein großes Stück Deutschlands, aber ohne Aufenthalt und obendrein in ungünstiger Jahreszeit. Seitdem hatten wir unlustig« Zeit erlebt. Hermine kränkelte und ich war mit Arbeiten überhäuft, und zwar umso mehr, je schneller und für je längere Zeit ich mich frei arbeiten wollte. So waren wir nun der zürü.ckgekehrten Gesundheit und gewonnenen Freiheit desto froher und ein sehr glückliches Menschenpaar. Das Wetter war nach langen, kalten und schmutzigen Wochen wunderschön geworden, die Fahrt ging durch die anmutigsten Gegenden, die meine bisher kaum je- mals über die norddeutsche Heimat hinausgelangte Frau mit Entzücken erfüllten. Wir hatten die Augen und die Herzen voll, alles amüsierte, nichts entging uns. Wir waren wie die Kinder voll Luft, und wenn Mr auf den Bahnhöfen die Scharen der ungeduldigen, hastigen Menschen an unserem Coupe vorübertreiben sahen, begriffen wir's nicht, wie irgend jemand heut anders als heiter darein schauen könne.
Unter diesen Schoren fiel uns ein Mann auf, den wir wegen seiner einfarbigeil, weiten Reisetracht alsbald nur „den Staubgrauen" hießen. Doch! war es nicht eigentlich diese Reisetracht, die mall denn doch auch an anderen Gestalten ziemlich ähnlich wiederfand, was unsere Auf-
nung und andererseits vor allem, daß er uns stets von neuem vor Augen trat. Auf jeder Station, von der ersten bis zur letzten, war er, wenn kaum der Zug hielt, uns dem Perron und ging, die Hände in den Taschen des leichten Ueberziehers, mit raschen, ungeduldigen Schritten an unserem Coupe vorüber und ans und ab, bis das" Signal zur Abfahrt gegeben wurde und er plötzlich verschwand. Er mußte, obgleich wir ihn weder aus- noch einsteigen sahen, in einem Coupe unseres Wagens sitzen.
Es war ein Mann von etwa vierzig bis fünfzig Jahren, eher hager als stark von Gestelt und nur mittelgroß, mit einem Gesicht, das einen entschieden unbehaglichen Eindruck machte, so viel Schroffheit und Härte sprach aus seinen Zügen, so verdrießlich, ja mnrrsich und finster blickten seine Augen. Und von einer gleichen Laune zeugten sein Gang und jede Belvegung. Man sah's ihm überall an, daß er jeden Aufenthalt, das Getreibe ans den Bahnhöfen, den Lärm, das Gedränge, die ganze Reise vermutlich, in seinem Innern verwünschte. Wir meinten das alles noch nie in solcher Schärfe an.
einem Menschen ausgeprägt gefunden zu haben.
Nachmittags, da wir einmal emen längeren Halt machten, verließe» wir, um uns einige Bewegung zu gönnen, das Coupe, und gingen auf dem Perron auf und ab. Bald darauf langte ein anderer Zug an und zwischen den Heraus strömenden trafen wir einen Bekannten, mit dem wir ein paar Augenblicke plaudernd stehen blieben. Es war zufällig gerade vor unserem Wagen, und als der Freund sich entfernte und ich weiter gehen wollte, hielt Hermine mich zurück und sagte leise: „Schaue einmal rechts, aber vorsichtig! Was für ein reizendes Gesicht!"
Was ich sah, rechtfertigte ihren Ausdruck. An einem Fenster der ersten Klasse, welche an unser Coupe stieß und bis ans Ende des Wagens — es war ein süddeutscher
gesehen habe von solcher Reinheit des Schnitts, von solcher Harmonie aller einzelnen Züge, so viel Liebreiz und Holdseligkeit des Ausdrucks. Urtd wenn man hier überhaupt etwas zu vermissen imstande war, so könnt« es nur sein, daß dieser Ausdruck trotzdem von nichts weniger als einem frohen und glücklichen Herzen sprach wie man es gerade diesem Menschenkinde so gern gegönnt hätte. Das ganze Antlitz war wie überschattet von Schwermut und — Resignation. Es konnte einem ordentlich weh tun.
„Willst du wetten,
mine, „die gehört zu unserem grimmigen Staubgrauen. Vermutlich seine Frau!" Wie ich auf den Einfall kam, weiß ich nicht, aber ich war von der Wahrheit meiner Worte überzeugt.
Hermine schüttelte den Kopf. Das könne sie nicht glauben, meinte sie: das Alter sei gar zu verschieden, die Dame zahle sicher nicht mehr als fünfundzwanzig 7 Jahre und sei obendarein unbedingt eine vornehme Frün, eine Bezeichnung, die auf jenen mürrischen Gesellen gewitzt mn wenigsten anzuwenden sei. — Wir stritten auch im Coupe noch darüber hin und her, denn ich ließ mir meinen Einfall nicht ausreden, und schon auf der nächsten Station erfuhren wir, daß ich Recht gehabt hatte.
, Ich war wieder ausgestiegen, um Hermine etwas -Obst oder ein Glas Wasser zu verschaffen, denn der Tag war sehr heiß. Ein paar Mädchen kamen eben mit dem Begehrten herbei, und als ich mir Obst anssuchte, bemerkte ich, daß die Dame, welche ich an dem gleichen Fenster und in der gleichen Stellung wieder gesunden hatte, eine leichte Bewegung machte, als ob sie die Wasserträgerin l>eranwinken wolle. Ich schickte das Mädchen zu ihr. sie nahm wirklich ein Glas und dankte mir mit einein sanft freundlichen Blick. Indem trat der Staubgraue zu den beiden. „Weshalb sagst du mir nichts von diesem Wunsch? Ich habe ja Zeit genug," spra"
sagte ich im Fortgehen zu Her-