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Ar. 238
Samstag, de« 23 September 19t 6.
33. Jahrgang
Kriegschronik 1915
23. September: Im Westen erhöhte Fliegertätigkeit.
— Kämpfe bei Lennewaden.
— Westlich von Dünaburg gelang es uns, in die russischen Vorstellungen einzubrechen und 2103 Mann zu Gefangenen zu machen.
— Der Widerstand der Russen nördlich von Oschwiana bis östlich von Snbotniki ist gebrochen.
— Westlich von Wolvwka wurde die rusissch« Stellung genommen.
— Ai, der Ikwa und am Styr wurde an mehreren Stellen heftig gekämpft.
— Dis Oesterreichrr räumten de» Monte Caston.
2 4. S e p t e m b e r:Siid!ich des Kanals von La Bassee scheiterte ein Angriff der Engländer.
— Bor Dünaburg wurden nordöstlich von Smeltna russisch« Stellungen gestürmt und UM Gefangene gemacht.
— Hartnäckige Kämpfe bei Wilejka.
— Me Armee des Prinzen Leopold hat den Serweisch- Abschnitt und den Eczara--Abschnitt erreicht.
— Heftige Kämpfe an der unteren Ikwa.
— Artillerie-Kampfe an den Dardanellen.
— Das Ergebnis der dritten Kriegsanleihe wird mit 12 Milliarden und 30 Millionen bekannt gegeben.
— Aus Sizilien wird ein starkes Erdbeben gemeldet.
Wochenrundschau.
Die Briefe des Grafen Zeppelin
haben in den deutschen Zeitungen verschiedene Auslegung gefunden. Der Graf schrieb an den Reichskanzler, er habe sich überzeugt, daß die Verwendung der Luftschiffe über England nicht durch politische ioder andere Rücksichten behindert werde. Die „Kreuzzeitnng" wies darauf hin, daß die Ueberzeugung sich nur auf die neueste Zeit beziehen könne, da das amtliche Deutsche Weißbuch selbst zu- gcbe, daß die England gegenüber „seither geübten Rücksichten" bei den ZePPelinangrisfen künftig nicht, mehr beobachtet werden können, nachdem England jede Genng- mnng im Barnlong-Jrevel höhnisch abgelehnt habe. (Die Lemannung des englischen Dampfers „Baralong" hat lekanntlicli auf Geheiß des Kapitäns die Mannschaft eines inkenden deutschen Tauclibvots totgeschlagen.) Außerdem
5ett!o6 ickorrianck.
Roman von Matthias Blum.
Nachdruck verbalen.
s „Sie werden erstaunt sein, mich so wiederznsehen?"
„Allerdings! Ich hielt Sie für einen Deutschen."
„Das war ich nie! Ein Elsässer bin ich und gehöre zu Frankreich! Deshalb meldete ich mich freiwillig, um mein armes Elsaß zu rächen."
„An jenen, die dort nun plündern und zerstören, die wie Mordbrenner und Räuber in die reichen, deutschen Lande einfallen?"
„Oh, bereits wieder so flammend! Sie wissen, wie schön Sie das macht, und deshalb tun Sie es. Da aber Frankreich als Sieger auf deutschem Boden steht, so könnte ich für solche frevelnden Worte Strafe fordern. Sie wissen, daß die Beute in jeder Form dem Sieger znfällt."
„Dem Sieger? Glauben Sie an den Wahn, daß Deutschland von Frankreich besiegt werden könne? Niemals!"
„So! Saarburg ist französisch; über Mühlhausen rücken unsere Truppen bereits nach Straßburg. Tie deutsche Armee ist vor Lüttich vernichtet worden, und die Russen ziehen auf Königsberg."
Maria Rothenau konnte nichts antworten. Sie schüttelte nur den Kopf; es war eben Deutschlands Tag noch nicht gekommen.
„Wollen Sie leugnen, was sie ringsum sehen? Frankreichs Heere. Und Sie selbst ein Teil der Sieges- beute. Wissen Sie, daß Sie daher nicht mehr: so spröoe sein dürfen, wie Sie es bisher waren?"
Dabei war er ganz dicht zu Maria Rothenan hingetreten und umspannte mit seiner rechten Hand ihren Arm. . '
Maria Rothenau war stehengeblieben:
-Was wollen Sie?" .—
wird die Frage erhoben, was den Grafen Zeppelin, der, wie Feldmarschall Hindenburg „kein Politiker" veranlaßt habe, seiner Ueberzeugung in dieser Richtung Ausdruck zu geben, bzw. von wem die Veranlassung ansgegangen sei und zu welchem Zwecke. Klarheit in dieser Sache sei um so erwünschter, als der Zentrumsabge-ordnet> Tr. Bachem neulich von 2 früheren Briefen des Grafe. Zeppelin gesprochen habe, die — nach Bachem — an der Friedenspolitik des Reichskanzlers Kritik übten. — Die Sache scheint nicht ganz klar zu sein und wird wohl auch zunächst nicht geklärt werden, da Dr. Bachem der Aufforderung, die ihm angeblich bekannten Briefe zu veröffentlichen., bis jetzt nicht entsprochen hat. Die Angelegenheit gewänne auch nur dann allgemeineres Interesse, wenn — was nicht zu wünschen wäre — die Mlen darüber noch nicht geschlossen werden sollten.
^ie Treibereien gerren Großadmiral von Tirpitz
sind ein weiteres, noch unerfreulicheres Stück der deutschen Kriegsgeschichte hinter der Fronts. Das Ränkespiel gegen einen der größten Männer des deutschen Volkes stammt nicht erst von gestern; schon während.Tirpitz noch im Amte war, sind die Giftpfeile aus dem .Hinterhalt gegen ihn gerichtet worden. Es ist dabei ganz unerheblich, ob der Glaube, daß ans dem Marineamt wichtige Aktenstücke entwendet worden seien, begründet ist oder nicht. Lin Mann wie Tirpitz sollte vor solch niedrigen Anwnrfen sicher sein, und es ist ein schlechter Trost, wenn diese schließlich auf den Urheber zurückfallen. Lange genug hat das Gisr wirken können, bis schließlich die Flucht in die Oefsentlicbkeit ergriffen werden mußte. Eigentlich bedenklich wird der Fall aber erst dadurch, daß die halbamtliche „Nordd. Allg. Zeitung" hinterher versucht, den arg bloß- gestellten Pros. Valentin in Schutz zu nehmen, dagegen den Prof. Coßmann in ein zweifelhaftes Licht zu stellen, d. h. unmittelbar gegen Großadmiral von Tirpitz selbst Stellung zu iwhmcn, so daß der Schein erweckt wird, als habe Valentin seine Verdächtigungen wenn nicht im Auftrag, so doch unter stillschweigender Billigung höherer Instanzen erfunden. Daß davon nicht Me Rede sein kann, bedarf keines Wortes. Aber es hätte Loch einen besseren Eindruck gemacht, wenn man dem Missetäter das Handwerk gelegt hätte, statt ihn zu stumm nachdem doch der Reichskanzler selbst hatte bezeugeil müssen, daß er die Unwahrheit gesagt hatte. — Das Anstand wird den ihm willkommenen Lall auf seine Weise
denken und ansschlachten; sagte doch Grey vor etwa vier Monaten im englischen Unterhaus: „Das-dmtsche Volk wird mit Lügen gefüttert!" Der Fall 8, llentin wird in London daher ungeheure Schadenfreude auslösen. Und das. ist das Schlimmste an der Sache.
lieber die politischen Stimmungen in Deutschland
wird dem „Bund" aus Berlin geschrieben: Das deutsche Volk wünscht den Frieden, aber nicht in dem Maß, wie inan es sich im Ausland vorstellt. Die Schmerzen über die großen Blutopfer tragen sich verborgen: sie lasten schwer ans den Betroffenen. Aber eingegkiedert in den großen Ltaatsorganismus fügt sich der einzelne ohne zu fragen. Dazu kommt, daß das deutsche Volk, stolz auf die großen Taten seiner Heere, dankbar für das Glück, daß dieser Krieg nicht auf seinen! Boden aüsgesiochten wird, seine eigentliche Lage durchschnittlich recht günstig,, vielleicht zu günstig einschätzt. Es vergißt, daß Deutsch land doppelt so viel Feindesland erobern könnte, selbst Staaten zerschmettern, ohne schließlich, militärisch, ge- sprachen, aus der Aerteidlgung heranszmrctcn, Die Kriegserklärung Italiens wurde nicht als schwerwiegend empfunden, durch die überraschende Nachfolge Rumäniens entstand Nervosität. Aber die rasche Antwort des Bundes- mts und her bedeutsame, nur reichlich späte Wechsel in der obersten Heeresleitung beruhigten die öffentliche Stimmung rasch. Man Erwartet eine Wunder von Hindenburg und Ludendorff, aber das vertrauen ist gewachsen, nicht nur in die militärische, sondern auch in die politische Zukunft. Es ist kein Geheimnis, daß weite Kreise Deutschlands der Negierung wehr durchgreifende Energie, mehr Rücksichtslosigkeit, Un- leküminertheit und vor allem weniger Abhängigkeit von ;ewissen Intrigen wünschen. In der schnellen Maßnahme ier Kriegserklärung an Rumänien und vor allem in )er Ernennung Hindenburgs, sah man diese Wünsche ver- virklicht. Man hat durchaus das Gefühl, daß Hinden- mrg nur Militär und kein Politiker sei. Daher erwartet naii jetzt innen wie draußen, wirtschaftlich und militärisch, aber auch politisch große Tinge. Es ist tatsächlich m der Stimmung und in dem Bewußtsein der Massen nne gewisse zuversichtliche, durch die jüngsten Erfolge in Rumänien gesteigerte Erwartung zu beobachten.
Was wird Holland tun?
Diese Frage bat in der letzten Zeit wieder einen
- Ein Funken gleißte in ihren Angen; sie kannte keine Furcht.
„Mir das nehmen, wcG dem Sieger gcbührt Deutsche Frauen und deutsche Mädchen müssen die Arme öffnen, wenn der Sieger es will. Dies zu fordern ist oas Recht des Starken."
„So also sehen die Sieger ans, so handeln sie, wenn das Schicksal Frankreich günstig sein würde. Möge Gott mein Deutschland dafür behüten!"
„Ist das so schlimm, wenn ich die trotzigen Lippen bezwinge?"
„Nun, vor einem Einzelnen will ich mich selbst noch behüten."
Da griff Paul Renardier noch mit der zweiten Hand zu, um die zierliche, schöne Mädchengestalt an sich zu reißen, um eine Liebkosung zu erzwingen, die er sonst nie hätte gewinnen können.
Maria Rothenau rief nicht um Hilfe. Wer hätte dies auch hören können? Vielleicht wären nur Soldaten gekommen, die noch lachend zngesehen hätten.
Für alle diese wäre sie nur eine Deutsche gewesen, also Siegesbeute.
Sie hatte die Lippen ziisammengcpreßt; dann stieß sie mit aller Kraft gegen ihren Angreifer, der auf solche Gewalt wohl nicht vorbereitet gewesen war; er taumelte etwas zurück und da er wieder zusprang, da traf sie ihn mit einem Fanstschlag in das Gesicht, in die Augen.
Mit einem Fluch gab er sie frei.
Da rannte Marta Rothenan schon dem Schlosse zu.
Sie hörte hinter sich noch die schrille Stimme:
„Lauf nur, aber meiner Rache entkommst du trotzdem aichr. Nun gerade wirst du mein werden-"
8. Kapitel.
Marta Rothenau war fast atemlos in ihr Zimmer gekommen; hastig stieß sie noch den Türriegel vor, dann blieb sie stehen und atmete tief auf.
SieaeSbeutel ... ..
ScMwollten diese feindlichen Heere durch Deutschland ziehen: deutscher Reichtum sollte dem gehören, der zuerst zuzugreifen verstand, wie es der Kutscher selbst gesehen hatte, und deutsche Frauen sollten ebenfalls dem gehören, der seine Stärke mißbrauchte. So wollten sie französische Kultur nach Deutschland bringen, die mit klingenden Phrasen den Ueberfall entschuldigten.
Die Drohungen von Paul Renardier klangen ihr in den Ohren nach.
Konnte sie seinen Drehungen entgehen?
Noch waren die Feinde die Stärkeren. Zuerst dachte Marta Rothenan an Flucht. Aber wohin? Ueberalt waren schon die französischen Truppen einquartiert. Welches Schicksal erwartete sie erst, wenn sie anderen Soldaten in die Hände siel? Die den Laden von Lafere geplündert hatten, würden vor ihr auch nicht zurückgeschreckt sein!
Was dann?
Paul Renardier konnte jeden Augenblick mit mehreren Soldaten eintreffen. Wenn er sie zu einer Kriegsgefangenen erklärte, da sie scharfe Worte gegen jene Eindringlinge gebraucht hatte, dann konnte er sie mit sich schleppen.
Aber lieber wollte sie einen freiwilligen Tod einem solchen Schicksale vorziehen.
Lieber sterben!
So hatte sie sich in der ersten Begegnung an Paul Renardier nicht geirrt!
Das waren also jene Vaterlandsverräter, die deutsche Gesetze nicht erlrugen, die sich nach französischer Kultur sehnten, die französische Siege erhofften! Und da sie bei den, Zusammentreffen in der alten Kastanienallee auch noch das sinnliche leidenschaftliche Flackern in feinen Augen gesehen hatte, so mußte sie wissen, daß Panl Renardier vor der Ausführung seiner Rachepläne auch nicht zurückschrecken würde.
Und sie? Wie konnte sie sich noch vor seinen Absichten retten? .