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Uv. SSO

Montag, de« 18. September 1916.

33. Jahrgang

Kriegschronik 1915

H

18. September: Zwischen W'lija und Niemen wurde die r»'sische Front an mehrten Slulcn durchbrochen und 5380 Mann gefanqen genommen.

Zn der Cie^enb ös'.ch re'n Pirsk wurde der Feind weiter zilri'/bJsdrärgt und E>nn s>:',mgrn.

Oie in Nowo-(Zcr.r-tccvL und Loiono erbeuteten Geschütze 'si- betr"aen zusammen 2341.

^ Tie russisch« Offensive an der Ottyoa ist zusammengcbro-

chen: die Russen wichen an dem LcrcA zu:''ch.

Im Raum von Flitsch wird wc!i::";h"wpst.

In Rußland werden die Reserven aller Terrttorialk lassen einber«ken.

Auf der Rhede von Rhodos wurde der französisch« Hilfs­kreuzer ,,Indien von einem U-Doct verfrüht.

Ei» deutsches Unterseeboot torpedierte in der Nähe von Kandta einen großen englischen Transportdampfer.

Briands Rede.

Der Ministerpräsident Briand fühlte das Bedürf­nis. in der französischen Abgeordnetenkammer am Don­nerstag einegroße Rede" vom Stapel zu lassen, um die auswärtige Lage" zu schildern so wie sie nicht ist. Briand, ein ehemaliger Rechtsanwalt, ist auf vielver­schlungenen Pfaden über die in Frankreich übliche Zwischenstufe des sozialistischen Abgeordneten und Agi­tators bis zum Ministersessel vorgedrungen, immer aber ist er sich selbst getreu geblieben in der Rolle eines Schönredners, dem das Wort alles, die Wahrheit nichts gilt. Die Darstellung der politischen und. militärischen Lage, die er der Kammer gegeben hat, ist denn auch nichts als eine Aneinanderreihung dreister Fälschungen offenkundiger Tatsachen.

Die Kriegserklärungen Italiens und Rumäniens seien, so führte Briand aus, neue entscheidende Wen­dungen im Kriege innerhalb eines Zeitraums von vier Stunden. Das Deutsche.Reich sei zur Verteidigung ge­zwungen; die Möglichkeit, militärische Unternehmungen von sich aus zu bestimmen, sei ihm entschlüpft. Das edle Land Rumänien habe sich, eingedenk der Rassen-

5cttIo6 lorriancl.

Roman von Matthias B lum.

Nochdruck verboten.

^ ' 7. Kapitel. !

Tie Franzosen waren auf Schloß Lorriind; gewaltige Truppenmassen waren jn diesen Tagen durchge'.oqm, Kavallerie, Infanterie, Pioniere mit ihren Wagen, Ar­tillerie; es war, als sollte sich ein unermeßlicher Mcn- schenstrom über Deutschland wälzen.

Mit jedem Tage hotten andere Abdeckungen in Lor- riand Quartier genommen. Wie war es nur mögt ch gewesen, daß Frankreich so rasch derartige Truppeninassen tiber die Grenzen hatte Wersen können? Das wir doch nur möglich, wenn dazu schon die notwendigen Vorberei­tungen getroffen worden waren.

Aber dann mußte Frankreich schon gewußt haben, daß die Entscheidung nur Krieg bedeuten würde. Tann war weder bei Frankreich noch bei Rußland der Wille zu einer friedlichen Lösung gewesen. Tann hotten diese den Krieg gewollt.

Nur so konnte Maria Nothenau eine Erklärung dafür finden, daß so rasch eine fertige Armee über die Grenzen ziehen konnte. Da sie selbst die französische Sprache vollständig beherrschte, so hatte sie eininal ge­hört, daß unter den durchziehenden Truppen auch einige Reserveregimenter waren. Diese aber konnten nur dann so weit formiert sein, wenn sie schon viele Tage vor der eigentlichen Kriegserklärung zusammengestellt wor­den waren.

Wie in einen Hinterhalt war Deutschland also ge­lockt worden, stets vertröstet mit Friedensbeteuerungen, während heimlich von allen feindlichen Seiten für den Krieg .gerüstet worden war.

Das hatte Maria Rothenau aus dem erkennen müs- jen, was sie gesehen hatte.

llud die Deutschen? < i .

Verwandtschaft, im Interesse der ganzen Menschheit, mutig den Kämpfern für die Ideale der Freiheit und Gerech­tigkeit zugesellt, die durch die deutsche Vorherrschaft in Gefahr waren. Rumänien sei von den Bulgaren v->"- räterisch angegriffen worden. Das Eindringen der Bul­garen in Griechisch-Mazedonien habe die Vierverbands - Mächte genötigt, in Saloniki und Griechenland Maß­nahmen zur Sicherheit für ihre dortigen Truppen zu er­greifen. Das griechische Volk werde die Berechtigung dieser Maßnahmen einsehen und billigen. Saloniki sei beseht Worden, um Serbien zu retten. Dabei habe der Vierverband aber vor allem auch die Wohlfahrt Grie­chenlands im Auge gehabt, um ihm die unerläßliche Hilfe für den Schuh seiner Unabhängigkeit zu bieten. Es sei durch die Aufsehen erregenden Siege des Vierverbands an allen Fronten und die allgemeine ^rategische Lage er­wiesen. daß der Vierverband eine Ueberlegenheit über den Feind besitze. Tie Stunde der Vergeltung sei nahe für die Einzelnen wie für die Völker, auf die sich der Angreifer gestürzt habe. Zum Schluß meinte Briand: Frankreich dürfe sich trotzdem keinem Uebermaß von Ver­trauensseligkeit hingeben. Ter Feind sei noch mächtig und werde, sich bis znm Schlüsse mit Erbitterung vertei­digen. Nichts dürfe daher vernachläßigt werden, ihn zu überwinden.

Es verlohnt sich eigentlich kaum, aus die verlogene Phrasendrescherei einzngehen. Was die Kriegserklärung Italiens an Deutschland an der Kriegslage geändert haben soll, weiß Briand offenbar selbst nicht, und die edlen Rumänen" sind im Begriff, fürchterliche Hiebe für ihren schmählichen Verrat zu bekommen, so daß sic noch lange über das Glück der angeblichen Rassever­wandtschaft mit Herrn Briand und Genossen nachzudenken Gelegenheit haben werden. Und wenn in kurzem die deutschen Kanonen vor Konstanza und Bukarest ihre deut­liche Sprache reden werden, dann kann sich ja zeigen, ob die freie militärische Bestimmungsmöglichkeit Deutsch­land entschlüpft ist.

Geradezu toll aber ist das, was Briand über Bul­garien und Rumänien .zusammenfaselt. Die Bulgaren sollen Rumänienverräterisch" angegriffen haben! Der bulgarische Angriff erfolgte, eine Woche, nachdem der rumänische König den Gesandten erklärt hatte, er werde nie seine Einwilligung zum Kriege geben. Dabei hatte der rumänische Gesandte in Wien die Kriegserklärung be­

Es drangen wohl diese und jene Nachrichten durch, die von Gefechten zu erzählen wußten, von einem Vor­postengeplänkel, von klernen Angriffen der Patrouillen, aber sonst waren die deutschen Truppen immer zurück­gewichen und einer entscheidenden Schlacht aus dem Wege gegangen. >. j

Deshalb jubelten die durchziehenden Soldaten:A Berlin, a Berlin!"

Wenn die Deutschen immer so zurückgingen, dann konnte in sechs Wochen der Einmarsch in Berlin erfol­gen, das die französische Armee dann noch vor der hereinflutendcn russischen Heeresmacht erreichte.

So träumten und hofften die Franzosen.

Das alles aber sah Maria Nothcnau mit aufein- andergepreßien Lippen und mit geballten Fäusten.

Deutschland war überfallen worden, Deutschland hatte seine Truppen nicht so rasch sammeln können, da es bis zur letzten Stunde den Beteuerungen znm Frttden ge­glaubt hatte.

Aber dann wehe dir französisches Volk, wenn der deutsche Ingrimm zum Schlage die Faust erhob!

So träumte Maria Nothenau, wenn sie nun wachend in ihrem Schlafzimmer lag und wenn der Lärm der ein­quartierten französischen Soldaten bis in ihr Zimmer drang. Wie schrien diese schrillen Stimmen.

Deutschland wollten sic vernichten, der Kaiser sollte an einem Galgen hängen

Das war das Kulturvolk, das über Deutschland spottete.

Und im Bette ballten sich wieder die Fäuste von Maria Nothcnau.

Das Bild des toten Marquis Georges de Lorriand schaute wie immer durch den halbgeschlvjsenen Vorhang des Korridorfensters; es zeigte das gleiche bewegungslose Anllitz und war nie mehr aus dem Nahmen des Bildes herausgestiegen. ä--og

Maria Rothenau dachte gar nicht mehr daran. Uns Lorrion5 war nun wieder.ein anderes Gespenst: , ,

reits in Händen! Und 15 Minuten nach Abbruch der diplomatischen Beziehungen brachen die Rumänen in Siebenbürgen ein. Ein übler Advokatenkniff ist es, wenn Briand die schamlose Vergewaltigung Griechenlands so hinznstellen wagt, als habe man Griechenland gegen einen bulgarischen Einmarsch schützen müssen.Wir wurden nach Saloniki gerufen", sagte Briand. Mn wem? Mn Serbien, von England «oder Rußland? Jedenfalls nicht von Griechenland.

Nur eines ist in der Rede Briands verständlich und verständig: Die Warnung vor Vertrauensseligkeit. Die viesiaen Menschenopfer der Sommeschlacht und der durch sie erzieltte doch recht bescheidene Gewinn können auch an einem Briand nicht spurlos vorübergegangen sein. Die Entscheidung liegt eben vorläufig bei den Waffen Und nicht bei den Worten.

Eine deutsche Parteigrkndung in Oesterreich.

Da der Versuch mißlungen ist, eine deutsche Ein­heitspartei in Oesterreich zu schaffen, wurde nun versucht, die Mitglieder der Deutsch-völkischen Vereinigung im Deutschen Nationalverband", und jene Mit­glieder, die weder der Deutschradikalen Verei­nigung noch der Agrarpartei angehören, in die Deut­sche Arbeitsgemeinschaft zusammenzuschließen.. Die Gründung der Arbeitsgemeinschaft ist am 12. Ses>- .ember zustande gekommen. Sie umfaßt 36 Abgeordnete, und zwar die bisherigen Mitglieder der Deutsch-Völ­kisch enVereinigung und 16 Mitglieder des D eu t- schen Nationalverbands, darunter der Präsident des Abgeordnetenhauses, Dr. Julius Sylvester. Die Deut­sche .Arbeitsgemeinschaft hat sich gegebenenfalls ein selb­ständiges Auftreten gegenüber den Wählern und der Regierung Vorbehalten. Ob die Arbeitsgemeinschaft lebensfähig sein wird, hängt vor allem davon ab, ob die vergrößerte Deutsch-völkische Vereinigung fähig sein wird, sich in den deutsch-österreich. Ländern eine Parteiorgani­sation zu schaffen, wie sie die Deutschradikale Vereini­gung in dem 20 000 Mitglieder umfassenden Deutschnati­onalen Verein für Oesterreich besitzt, an dessen Spitze der geniale Redner und Organisator, Mg. K. H. Wolf steht. Denn heute handelt es sich in Oesterreich nicht so sehr um äußere Parteiformen, sondern darum, daß sich die Deutschen in Oesterreich einig werden, welche politische Aufgaben ihrer nach dem Kriege harren.

tttte Franzosen!

Da regte sich der Marquis im Mantel nicht mehr.

Fast hätte ihn Maria Nothenan vergessen können. Warum stieg er jetzt nicht aus dem Nahmen seines Bil­des heraus und vertrieb diese ungebetenen Gäste?

'Aber Maria Plot Henau vergaß vollends, daß der Maroni? Georges de Lorriand selbst ein Franzose ge­wesen war und diesen gewiß nicht feindlich gesinnt sein konnte.

Nein, diese scheinbare Gespenstererfcheinunq hatte für Maria Nvthenan jede Bedeutung verKsreu, seit ans dem Turme des Schlosses Lorriand die Trikolore im Winde flattcne.

Die Trikolore aus deutschem Boden!

Für sie blieb es deutscher Boden, wenn auch fran­zösische Truppen ei «gedrungen waren.

Sie konnte nichi von der gleichen Teilnahmslosigkeit sein wie Naoul de Melandrc. »

Daß der alte gelähmte Marre! de Melandrc in diesen Tagen die Marieulaisc summte, das verstand sie. denn. er sah die bnnien lluisormen, unter denen er einst fettst gekämps: haue.

Aber Naoul de Melandrc hatte die Trikolore ge­duldet. Ec empfing auch alle einqnariiecle» französischen Trupren mit der bei ihm gewohnten Ruhe. Er tat, was von ÜM aesordert wurde, er behandelte die Offiziere wie c^ste. -mir auch liebenswürdig, ohne aber nur einmal mit in den Enthusiasmus einzustimmen, der sich laut ge­bärdete.

Aus welcher Seite stand Naoul de Melandre?

W ar

ec zu klug, um sich zu verraten, oder war

es

nur F-.sicheit, die ausweichcn wollte.

Nein! Feig war Raoul de Melandre am weuigüen. War er denn ein Anhänger der Franzosen, weil er gab, was gefordert wurde, weil er für alle liebenswüringe, höfliche Worte auf den Lippen hatte? Aber wenn er deutsch dachte, warum hatte er damals Paul Renard'.er geduldet?