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M. S04

Mittwoch, de« 30. Aitgnst 1016.

33. I«hega«g

Zwei neue Feinde.

Endlich ist die Lage gekl'irt. Am Sonntag mittag meldete der Draht die KriegserklärungJtaliens an Deuts chland dnrch Vermittlung der Schweiz. Ent­sprechend dem schlechten Gewissen des Verräters ist die Erklärung der italienischen Regierung mit einer heuch­lerischen Begründung ausgestattet, die der Rüstkammer der großbritannischen Diplomatie entnommen sein könnte. Es heißt darin:

Die feindseligen Akte seitens der deutschen Regierung gegenüber Italien folgen einander mit wachsender Häufig­keit. Es genügt, die wiederholten Lieferungen an Waffen (!) und an Werkzeugen für den Land- und Seekrieg zu erwähnen, die von Deutschland an Oesterreich-Ungarn erfolgten, desglei­chen die ununterbrochene Teilnahme deutscher Offiziere, Sol­daten und Matrosen an den verschieden-n gegen Italien gerich­teten Operationen. Auch ist es nur der von deutscher Seite Oesterreich-Ungarn zuteil gewordenen Unterstützung zu danken, daß es diesem möglich geworden ist, jüngst die Kräfte für eine Unternehmung von bejonderer Ausdehnung gegen Italien zusam­men zu bringen. Ferner ist zu ermähnen die Auslieferung ita­lienischer Gefangener, die aus den österreichisch-ungarischen Kon­zentration: lagern entkommen und auf deutsches Gebiet geflüchtet waren, an unseren Feind, die auf Betreiben des kaiserliche:: Auswärtigen Amts an die deutschen Kreditinstitute und Bankiers gerichtete Aufforderung, wonach diese jeden italienischen Unter­tanen als feindlichen Ausländer zu erachten und jede Zahlung, die ihm etwa geschuldet sein sollte, hintanhalten sollten, sowie die Unterbrechung der Zahlung der Renten an italienische Arbeiter, die diesen auf Grund au drucklicher Bestimmungen des deutschen Gesetzes zustehen. Ein derartiger Zustand kann auf die Dauer seitens der königlichen Regierung nicht geduldet werden. Er vertieft zum ausschließlichen Schaden Italiens den schwer­wiegenden Gegensatz zwischen der tatsächlichen und der Rechts­lage, die sich an sich schon aus dem Umstande ergibt, daß Italien einerseits, Deutschlands andererseits mit zwei untereinander im Kriege verbindlichen Staatengruppen verbündet sind.

Es verlohnt sich nicht, auf die Verdrehungen einzu­gehen; wir haben schon früher wiederholt Veranlassung genommen auf den wahren Sachverhalt hinzuweisen. Tat­sache ist, daß Italien denZustand" gut und gern noch länger ertragen hätte, wie es ihn schon seit Fünf­viertel Jahren ertragen hat, dem: es kam dabei auf seine Rechnung. Aber Englandduldete" die Sachlage nicht länger, und solange von seiten Italiens die förm­liche Kriegserklärung nicht erfolgt war, war der Aus­hungerungsring, auf den England mit Recht ein viel größeres Gewicht legt, als auf die militärische Umzinge­lung Deutschlands, noch nicht lückenlos geschlossen.

Für die italienische Kriegserklärung war ausschließ­lich die englische Hungerstrategie ausschlaggebend und Italien mußte sich dem Druck Englands schlechtweg fügen, solange es sich auch gegen einen Schritt gesträubt hatte, der ihm für die Zukunft außerordentlich verhängnisvoll werden müßte, wenn Deutschland wieder dazu zu bringen wäre, Realpolitik zu treiben. An sich aber wird man in Deutschland den Italienern nur Dank wissen; ihre freilich erzwungene Kriegserklärung hat einem unnatürlicher: und in der Geschichte einzig dastehenden Zustand ein Ende gemacht.

Geradezu befreiend wirkt aber die am Montag in der Frühe eingetroffene Meldung, daß Rumänien an Oesterreich-Ungarn den Krieg erklärt habe. In den letzten Tagen haben sich die Verhältnisse in Bukarest zngcspitzt. Die Kriegshetzer bekamen durch die immer drohender werdende Haltung der Vertreter des Vierverbands, die ihre amtliche Tätigkeit ohne Zweifel halbamtlich mit einer neuen Sendung von Goldstücken zu stützen in der Lage waren, entschieden Oberwasser. König Ferdinand, persönlich durchaus dem Kriegsaben- tener abgeneigt, sah sich genötigt, einen außerordent­lichen Kronrat einzuberufen, zu dem die Vertreter der Regierung, des Parlaments, die Parteiführer, die eh- maligen Ministerpräsidenten und Kammerpräsidenten be­rufen wurden. Ter König wollte also die Verantwortung für die folgenschwere Entscheidung nicht allein tragen, sondern er suchte für sie eine möglichst breite Grundlage. Am Sonntag nachmittag 5 Uhr trat der Kronrat zu­sammen und nach mehrstündiger Beratung entschied sich die Mehrheit der Teilnehmer für die Kriegserklärung an Oesterreich-Ungarn.

Es ist nun wohl kaum anzunehmen, daß man wieder einen Zustand der Halbheit schaffen oder bestehen lassen werde, wie er bisher zwischen Deutschland und Italien bestand, schon deshalb nicht, weil die Bedeutung der Kriegserklärung Rumäniens weniger cn dem Angriff auf Oesterreich-Ungarn liegt, das nicht unvorbereitet ist und dem rumi.ben Einsall in Siebenbüraen mit Hille er­

lesener deutscher Truppen bereits wirksam begegnet, als vielmehr in der Bedrohung Bulgariens durch die ver­einigten russisch-bulgarischen Truppen. Daran kann ja Vcin Zweifel sein, daß das fieberhafte Drängen der Vier-- Verbandsmächte in Bukarest auf eine Entscheidung von ihrem Standpunkt aus nur allzu begründet war. Das zusammengewürfelte Heer Sarrails, durch Seuchen ge­schwächt und in seiner Zufuhr ernstlich bedroht, befindet sich in kritischer Lage; ihm mußte Hil,e gebracht werden, sonst verfiel es einer Katastrophe, die schlimmer .wurde als diejenige, die das Tardanellenkorps ereilte. '-Die nötige Hilfe konnte aber nur in einem Angriff auf Bulgarien bestehen, wofür Rußland in Beßarabien ein Reserveheer bereitstehen hat. Die Kriegserklärung Rumäniens an Oesterreich-Ungarn ist also eine Ange­legenheit, die von der ersten Stunde'an alle Mächte des Vierbundes angeht, und so darf wohl erwartet werden, daß der hingeworfene Fehdehandschuh auch von Deutschland, Bulgarien und der Türkei mit sofortiger Kriegserklärung beantwortet wird, unbekümmert darum, -ob man dadurch den Schein auf sich lädt, einenKrieg angefangen" zu haben. Ueber die Strauchdieb-Politik Rumäniens ein Wort zu verlieren, erübrigt sich; es glaubte wohl die Kriegslage im Osten so deuten zu können, daß es am wenigsten Gefahr liefe, wenn es sich jetzt an die Alliierten anschließe. Wir aber können froh sein, daß es mit dem ewigen Hin und Her da unten ein Ende hat. Es war nicht gerade erhebend, wenn man znsehen mußte, wie ein Kleinstaat, in dem 80 Prozent der Be­völkerung nicht lesen noch schreiben können, von den beiden Mächtegruppen seit zwei Jahren umworben wurde, wie man auf jegliche Unbedeutendheit da unten gespannte Aufmerksamkeit verwendete, wie jede Aenße- rung irgend eines Spitzbuben, wenn er nur über einen gewissen Anhang verfügte, peinlich in der ganzen Presse des Vierbunds und Vierverbands verzeichnet wurde usw.; daß man sich gegenseitig überbot, durch reiche Geschenke und allerlei sonstige Aufmerksamkeiten Rumänien bei guter Laune zu erhalten, so daß von beiden Seiten- sogar dafür gesorgt wurde, daß es sich einen ganz hüb­scheil Vorrat an Miegsmunition zulegen konnte, das sei nur nebenbei erwähnt. Diesem wirklich unerträglichen Zustand, der ganz an die Behandlung Italiens vor dessen Kriegserklärung an Oesterreich erinnert, ist nun ein Ende gemacht. Rumänien ist der Feind Oesterreich-Ungarns und damit auch der Feind Deutschlands und der übrigen Verbündeten. Der Krieg wird vielleicht um einiges ver­längert, so daß man wohl mit dem dritten Winter- feldzng zu rechnen haben wird, aber es wird an seinem Endergebnis nicht geändert werden. Deutschland hält aus und ist bereit, sein Letztes daranzugeben.

Es bleibt zunächst noch eine offene Frage, wie Griechenland sich der neuen Sachlage gegenüber verhalten und ob König Konstantin genügend Rückhalt im Volk und vor allem im Heere besitzt, um seinen Wil­len, der auf die Erhaltung der Neutralität gerich­tet ist, durchznsetzen. Wir möchten bezweifeln, ob das der Fall ist. Mit halben Maßnahmen Pflegt England sich nicht zu begnügen, und wenn es nicht anders geht, wird eben noch ein dritter Anschlag auf das Leben des. Königs versucht werden, der dann vielleicht ebenso viel Glück hat wie derjenige gegen König Karoi von Rumä­nien am 10. Oktober 1914. Ter Ägent Venizelos ar­beitet und wühlt in Griechenland mit Hochdruck, Zucker­brot und Peitsche werden vom Vierverband auch nicht ge­spart und so dürften wir nicht überrascht sein, wenn eines Tages dieüberwältigende Mehrheit des grie­chischen Volkes" nach dem Krieg begehrte. Tie Wolken- kuiuksheimer in Deutschland mögen sich wenigstens mit dein Gedanken einstweilen vertrant machen; er wird zur Erkenntnis der Notwendigkeit einer reinlichen F W-i- dung nach dem Krieg nicht wenig beitrac^u.

Die rumänische Kriegserklärung

Tie Einzelheiten, die über die Kriegserklärung Ru­mäniens an Oesterreich-Ungarn bekannt werden, lasser keinen Zweifel aufkommcn, daß unsere Feinde in den jungen Königreich an der Tonaumündnng einen Bun­desgenossen gefunden haben, der ihrer vollkommen wür­dig ist. Am Sonntag, den 27. August empfing d-" Ministerpräsident Bratianu den öfter.-ungar. Gesandte» ^ rasen Czernin und erklärte ihm, er werde die Neu­tralität anirecüt e,Rallen, und der Kronrat. der nach­

mittags stattfin'oe, werde dies beweisen. Das Schriftstück mit dem die Kriegserklärung in Wien übergeben wurde trägt aber schon das Datum vom 25. August. De Krieg war also schon zwei Tage vor jener Unterrcdunz und vor dem Kronrat beschlossene Sache. Am Sams tag, den 26. August hatte der Gesandte eine Unter­redung mit dem König Ferdinand, der sich dahin aus sprach, er wolle keinen Krieg und er hoffe, der Kron­rat werde sich in diesem Sinne entscheiden.

England und Rußland müssen übrigens da- Aeußerste versucht haben, um Rumänien gefügig zr machen. Freilich mußte auch England alles daran liegen, die Getreide- und Oelvorräte Rumäniens den Mittel­mächten vorzuenthalten, da die rumänische Einfuhr dock immerhin bis zu einem gewissen Grade den Blockaderino durchlöcherte. Der Zweck ist nun erreicht; der Kauf­preis des umworbenen Rumänien wird ja nicht billio gewesen sein, aber man hat'is ja, oder tut wenigstens so, als ob man's hätte. Im schlimmsten Falle borg! der Vetter in Amerika wieder eine Milliarde. Man kann sagen, daß selbst Italien in diesem Kriege sich nicht so entwürdigt hat, wie Rumänien, das nicht nur 2. Jahre lang ganz offenkundig mit seiner Neutralität Schacher getrieben hat, sondern wie ein Erpresser fast bei jedem einzelnen Eisenbahnwagen Getreide oder Petroleum mit einer neuen Forderung kam.

Durch das Eintreten des rumänischen Heeres mit feinen 400 000 Mann wird die russische Front weit nach Lüden verlängert, was nicht zu unterschätzen ist. Es ist ein Gegner mehr, der Zehnte in der langen Reihe, der, wie seinerzeit Japan, jahrzehntelang Kostgänger deut­scher Wissenschaft und Technik gewesen ist, der se'ne wiW jchaftlichen Grundlagen den Anleihen verdankt, die ihm m Deutschland gegeben wurden, und dem wir bereit- uillig Waffen und Munition geliefert haben.

Nun will Rumänien, Arm in Arm mit Rußland, uühelos noch ein reiches Grenzland erobern. Aber mit dem Traum eines unblutigen Ranbznges wie am Ende des Balkankrieges 1913 wird es diesmal nichts sein. Koch lebt im bulgarischen Volk ein tiefer Groll über den meuchlerischen^Ueberfall und es brennt darauf, die erlittene Schmach zu -Tilgen. Rumäniens Kriegserklärung wird aber auch allen denen, die ihre Hoffnung auf die deutsch)« Dynastie in Bukarest gesetzt haben, eine bittere und, so hoffen wir, heilsame Lehre geben. Dynastische Bezie­hungen und verwandtschaftliche Gefühle haben sich in diesem Kriege als durchaus unwirksam erwiesen. Nun darf es aber auch keine Diplomatenfurcht vor Amerika mehr geben; der Tauchbootkrieg muß in der rücksichts­losesten Weise dnrchgeführt werden und die Zeppeline sollen ihre Bomben über London abwerfen, auch wenn einmal nichtmilitärische Gegenstände zu Schaden kommen sollten. Unsere Feinde haben sich noch nie ein Gewissen daraus gemacht, ob in Karlsruhe, Stuttgart, Trier usw. Zivilpersonen getötet oder Privathäuser und Schlösser ruiniert wurden. Für die Rumänen aber haben wir das Gefühl, dem einst Friedrich der Große Ausdruck gab, als er bei Zorndorf die russischen Gefangenen sah: Und mit solchem Gesindel muß ich mich herumschlagcn!

Die Musterkarte unserer Feinde enthält nun fol­gende Namen: England, Frankreich, Belgien, Italien, Rußland, Japan, Serbien, Montenegro, Portugal, Ru­mänien. Dazu kommen folgende nicht unabhängige Län­der, die mit uns ebenfalls im Kriegszustände sind: Marokko, Aegypten, Vereinigte Staaten von Südafrika sehem. Burenrepubliken), Ostindien, Kanada, Australien and Neuseeland. *

Wien, 29. Aug. DerNeuen Freien Presse" zufolge icsteht bei den hiesigen maßgebenden Kreisen nicht die Absicht, die rumänische Kriegserklärung durch eine amt- iiche Erklärung zu beantworten.

Wie«, 28. Aug. Wie dieNeue Freie Presse" wfährt, ersuchte die österreichisch-ungarische Regierung die holländische Regierung, den Schutz der österreichisch-unga- nschen Interessen in Rumänien zu übernehmen.

Wien, 28. Aug. DasFremdenblatt" schreibt zur mmänischen Kriegserklärung: Die Note der rumänischen Regierung ist ein Dokument unerhörter Schamlosigkeit, und Rumänien ist der traurige Ruhm erblüht, selbst Italien in Niedrigkeit übertroffen zu haben, das wenigstens einige Wochen vor der Kriegserklärung den Bündnisvertrag mit Desterreich-Ungarn einseitig außer Kraft setzte. Rumä­nen aber war bis gestern 9 Uhr abends noch unser Verbündeter. Das rumänische Kabinett hob den Bünd;