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Uv. 198

Samstag, de« 19 August 1916.

33. Jahrgang

Sonntaqsqedanken.

Sonntagsscgen

Auf Bergeshöh' der Sonntag stand,

Sein Strahlenblick segnete rings das Land.

- Und aus der Tiefe sonnengleich Aufleuchtete das Gottesreich.. - Im Licht verklärt sich Kamps und Ringen.. Nun heben die Glocken an zu singen

Th. Köstlin.

Tie Wochentage kommen mir vor wie eine rauchge­schwärzte Kammer;' der Sonntag ist das Helle Fenster­lein, durch das man hineingucken kann in die weite Welt, ja sogar ein wenig in die Ewigkeit hinein.

l l j Rosegger.

. I

Wochenrundschau.

Das Kriegswucheramt

hat sich sehr gut eingeführt, indem es einen Skandal erster Ordnung ans Tageslicht zog. Um die Ernährung des Volkes mit Brot rn der Kriegszeit sicher zu stellen und es vor wucherischer Ausbeutung zu schützen, wurde s. Zt. das Kriegsgetreideamt eingesetzt. Und der zum Leiter dieses überaus wichtigen Amtes eingesetzt wird, ein Spe­kulant namens Tuchl Berndt, bringt es fertig, unter schmählichstem Mißbrauch seiner Amtsbefugnisfe mit den seiner Fürsorge anvertrauten Getreidevorräten Wucherge­schäfte zu treiben und Millionen in die eigene Tasche zu schieben. Aus betrügerische Weise, mit Bestechungen im größten Maßstab wußte er sich selbst in den Besitz des Getreides zu setzen, das er dann mit 300 Prozent Profit an Geschäftsfreunde weitergab. Man muß sich wirklich an die Stirne greifen, um sich zu überzeugen, daß mair nicht träumt, wenn man etwas derartiges hören muß Als Herr von Batocki sein Amt antrat, wurde amtlich mitgeteilt, daß wir mit einem Ueberschuß von reich­lich 400 OOÖ Doppelzentner Getreide in die neue Ernte eintreten werden. Just heute wird wiederum amtlich bekannt gegeben, die Annahme, daß noch Getreidevorräte vorhanden wären, sei durchaus irrtümlich. Tie Reichsge­treidestelle bedürfe vielmehr dringend einer sofortigen Ablieferung von Roaaen und Weizen der neuen Ernte.

Lclrlok lstorrianck.

Roman von Matthias Blum.

Nachdruck verbaten.

" Marta Rothenau nickte: ' s''

Allerdings l"

So haben Sie aber sehr rasch den Weg zu Ihren Schwestern gesunden, von denen Sie die Schönste sind."

Martä Rotheuau hörte nicht aus die Schmeichelei; sie liebte auch keine solchen Redensarten; kühl abweisend klang ihre Entgegnung: l

Ich kenne Sie nicht." i ^ ^

Ich gehöre zu den Freunden ans Lorriand. Mein Name ist Paul Renardier. Ich wollte Raoul besuchen. ; Als ich Sie dann im Garten gesehen habe, da wußte i ich, daß Sie nur Fräulein Rothenau sein konnten, von der mir mein Freund schon so manches zu erzählen wußte."

Aber Herr de Melandre hat mich doch selbst noch rpcht gerannt." s

Und wußte doch genug. Nun kommt erst die Rose ! nach Lorriand, so hatte er gesagt. Und er hat die ! Wahrheit gesprochen." I

Eine slüchtige Röte färbte Marta Rothenaus : Wangen.

Sie werden aus Lorriand erwartet werden!"

Diese Abweisung mar deutlich genug;-aber um die dünne» Lippen von Paul Renardier spielte ein Lächeln:

Auch so stolz! So sind die deutschen Frauen! Ist , es denn so schwer, die Wahrheit zu ertragen, die doch nur die verdienteste Huldigung ist? Oder ist es so sündhaft, wenn die Augen das Schöne suchen und wenn der Mund dann die Wahrheit verrät?"

Ich will das nicht hören?"

Und dann schlug sie selbst den Weg zum Schlosse ein; sie konnte es dabei nicht hindern, daß Renardier ihr Begleiter blieb. Aber sie achtete nicht aus seine Re­densarten und aab auch keine Antwort.--

Waren die 400 000 Doppelzentner von dem Leiter des Kriegsgetreideamts erdichtet oder wenn nicht, wo sind sie mittlerweile hingekommen?

Ter Bedarf im Reich an Brotgetreide ist sicher nicht größer geworden, vielmehr sind in dieser Feit lei­der einige tausend Feldgraue ins Grab gesunken, auch hat die Einfuhr aus Rumänien unsere Vorräte nicht unerheblich gestärkt. Und ferner muh man fragen: Auf Grund welcher Voraussetzungen ist Tuchl Berndt zu seinem Amt gekommen? Unterstand er keiner Beauf­sichtigung, so daß er fast zwei Jahre hindurch sein gemeinschädliches Treiben sortsetzen konnte? Wie soll man sich das erklären? War es richtig, die Regelung der Volksernährung privaten Händen zu überlassen? Wir haben früher schon diese Lösung als unzweckmäßig be­zeichnet aus Grund der Erfahrungen, die man mit der Z. E. G. machen mußte, und man wird zugeben müs­sen, daß die peinliche Angelegenheit des Kriegsgetreide­amts ganz und gar nicht dazu angetan ist, die Bedenken gegen die amtierenden Gesellschaften m. b. H. zu zer­streuen. Daß die strengste Untersuchung gegen die Schul­digen, deren es ein ganzer Rattenkönig ist, durchgeführt wird, ist ja selbstverständlich; zu wünschen wäre aber auch, daß das ganze System einer Nachprüfung unter­zogen würde, denn, das kann man nicht verschweigen, das Vertrauen ist in Gefahr erschüttert zu werden.

Die Verhandlungen mit der Schweiz

wegen des Gegenseitigkeitsverkehrs mit Waren haben am Donnerstag im Bundeshaus zu Bern begonnen. Tie Lage der Schweiz ist durch das brutale Vorgehen des Vierverbands, das wir im Einzelnen bereits geschil­dert haben, recht schwierig geworden. Was will und kann die Schweiz für die überreichliche Zufuhr von Kohlen und Eisen aus Deutschland bieten? Nach der Sachlage könnten nur Eigenerzeugnisse, also etwa Vieh, Milch, Butter, Käse und vielleicht etwas Obst in Frage kommen, alle anderen Waren sind, da die Rohstoffe durch die Vermittlung des Vierverbands bezogen werden müs­sen, ausgeschlossen. Aber auch mit den Eigenerzeugnissen ^oird es hapern, da jetzt schon die Lebensmittel in der Schweiz ziemlich teurer geworden sind als vor dem Kriege und man vielleicht nicht ohne Grund befürchtet > Waß durch vermehrte Ausfuhr auch zu hohen Preisen dm Teuerung gefährlich werden könnte. Möglichst intensive Bewirtschaftung verbunden mir äußerster Einschränkung

Im Vestibül des alten Schlosses, in dem zwischen süd ländischen Blattpflanzen ein kleiner Springbrunnen plät scherte, verabschiedete sich dieser Fremde mit einem fest höflichen Gruße:

Ich danke Ihnen in aller Bescheidenheit, daß meine^Gesellschaft wenigstens erduldeten."

Sie haben zum Tank keine Veranlassung. Ich bir hier nur ein Gast."

Sie verstehen, gut zu antworten. Wären Sie melp als ein Gast, dann"

Dann würde» Sie zu mir anders gesprochen haben/

Sie nickte und entfernte sich ziemlich rasch.

Paul Renardier war stehen geblieben, und sein« schwarzen Augen folgte» ihrer zierlichen, schlanken Ge, statt; dann murmelte er:

Stolz! Ja! Wie alle Deutschen! Aber einmal Wirt doch ein Tag der Abrechnung kommen. Dann wird auch dein Stolz zusammenbiechen, schönste der Rosen! Schon ist ein drohendes Gewitter im Anzuge, von dem ich Raou! ec zählen muß."

Tann ging auch er rasch seines Weges.

4. Kapitel.

Wer ist denn Paul Renardier?"

Helene de Melandre und Marta Nothenau saßen in einem Erker, von dem ans sich ein herrlicher Fern­blick zu den Höhenzügen der Vogesen bot.

In diesem Zimmer halte Marta Rothenau die Freun­din gefunden, die eben eine Handarbeit ans dem Schoße liegen hatte, während die Augen träumerisch in die Ferne geschweift waren.

Ein Elsässer, ein Freund Raonls. Warum frägst du? Wer hat dir diesen Namen gesagt?"

Ec selbst! Er hat mich im Garten angesprochen. Was ist. er? Wo wohnt er?"

Helene de Melandre sah etwas erstaunt aus ihre Nichte, in der sie eigentlich nur eine geliebte Freunpin sab.

des eigenen Verbrauchs kann einigen Ausgleich schassen und die Schweizer werden daran nicht vorbeikommen, sie sind nun einmal und nicht durch unsere Schuld H,r einer üblen Zwangslage, genau so wie wir auch. Ein Glück für die Schweizer aber ist es unter allen Umständen, daß sie es jetzt, nachdem sie vom Vierver­band so schroff abgewiejen sind, mit Deutschland zu tun haben; im schlimmsten Fall werden sie doch höchst wahrscheinlich mit einem mäßig blauen Augen davon­kommen: Beachtung verdient der Vorschlag verschiedener schweizerischer Blätter, die vorhandenen Wasserkräfte zu einer möglichst großen Ausbeutung der elektrischen Krait nutzbar zu machen, um so den Kohlenbcdarf zu ver­ringern. Aber das wird auch seine Grenzen haben und es bleibt doch immer noch die Sorge um die Be­schaffung des Eisens.

Das Königreich Polen

ist wicdererstanden. Tic Polen selbst nehm n eiste durch Vereinbarung des Reichskanzlers von Bethmann Holl­weg mit dem österreichisch-ungarischen Leiter der Auswär­tigen Angelegenheiten, Baron Burian, zustande gekom­mene Tatsache so sehr als etwas Selbstverständliches hin, daß sie sich sogar empfindlich zeigen darüber, daß sie bei der Besetzung Polens durch die deutschen und östcr- -ceichischcn Truppen überhaupt als Bewohners eines feindlichen Gebiets betrachtet worden seien. Von über­großer Bescheidenheit oder gar Dankbarkeit gegen die Befreier zeugt das nun eben nicht, und man kann nur schwer die Besorgnis unterdrücken, ob die Schaffung eines freien Polen mitten im Kriege nicht als ver­früht erscheinen könnte. Deutschland wenigstens dürfte für die Ströme vergossenen Blutes und die große Kul­turarbeit, die jetzt schon in dem arg zurückgebliebenen Lande geleistet wurde, kaum einen Tank ernten. Ter rassische Gegensatz zwischen Deutschtum und Polentum ist auch seit der Okkupation nicht vermindert worden und auch das selbstloseste Entgegenkommen wird ihn nicht aufheben, darüber sind sich alle einig, die in die der­zeitigen Verhältnisse Einblick haben. Ten Polen gegen­über ist nur eine möglichst nüchterne Auffassung der Sachlage am Platze, alle Gefühlspolitik muß aus dem Spiele bleiben, denn sie kann den deutschen Belangen nur abträglich sein. In Frankreich in man über der Befreiung Polens nicht wenig erschrocken. Fast die ge-' sa mte Presse warnt das Polnische Volk, Vie Freihcit

Tu frägst so viel und dabei scheinst du noch er-d regt zu sein." .

Mir gefällt er nicht. Ich weiß nicht, ob ich nicht H durch Aeußcrlichkeiten getäuscht lvckrde. Aber ich könnte st einem solchen Freunde nie trauen. Ich würde ihn auch-Ä für einen VoUblutsranzosen gehalten haben."

'Er ist ein Elsässer und lebt wie wir ebenfalls aM einem kleinen Gute."

Jenseits der Grenze?"

Ja, schon auf französischem Boden."

Und er ist wohl ein häufiger Besucher aus Lor- riaud?"

Er ist Raouls Freund."

Und du?" Wie stehst du zu chm?"

Mir ist er gleichgültig. Ich kümmere mich wenig darum, was unter den Männern gesprochen wird."

Aber wenn Herr Renardier jetzt ans fraust'sischsm Boden lebt, dann ist er wohl längst auch Franzose geworden."

Er nennt sich immer ein Elsässer."

Eine Weile war es still. Hejene de Melandre ließ die Augen wieder m die Ferne ziehen, als wollte sie dem Blick der Freundin ausweichen.

Aber Marta Rotheuau hatte, trotzdem sie erst am zweiten Tage aus Lorriand war, doch schon zu viel be­wachtet.

Und sie sagte darauf:

Mir scheint es, als herrschte hier eine Stimmung,

: :e auch deinem Empfunen fremd sein müßte. Verletz­en aus Lorriand auch Deutsche?"

Renardier ist doch als Elsässer ein Deuts r r."

Nein, der nicht! Er mag sich einen Ten sstyen nen- > en, vielleicht aus Gründen, die ich nicht wissen rann. Aber sein Wesen hat mit der deutschen Art nichts genrein sam. Wer verkehrt hier noch?"

Eigentlich niemand, wenigstens nicht so, wie du es denkst. Nack Lorriand kommen selten Besucher."

bst