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Ur. 193

Donnerstag, den IV. Angnst 1916.

Enqlische Kriegsziele.

I» der LondonerMorning Post" läßt sich ein militärischer Mitarbeiter, sür den der Sieg Groß­britanniens über jeden: Zweifel fleht, über die Kriegs­ziele also vernehmen:

Es darf als setbstoerstlndlich gelle», das; die Alliierten darauf bestehen, das; Deutschland den Hauptbestandteil seines Kriegs in aterials anslicfert, daß dieses an die Sieger verteilt oder zerstört wird. Begönnen, die Verhandlungen jetzt, so müßte man fordern: 4000 Geschütze, 10 000 Maschinengewehre, 1 Millionen Viausergewehre, 3000 Flugzeuge und 20 Zeppeline.

Die deutsch:» Kolonien müssen natürlich zwischen den kriegführenden Nationen, die sie erobert haben, geteilt wer- den.' Für uns ist die Seeherrschaft eine Lebensbedingung, und das macht unsere Lage absolut klar.

Unter Außerachtlassung der internationalen Gesetze hat der Feind eine große Zahl von Handelsschiffen versenkt, und Deutschland hat deshalb uns und unseren Bundesgenossen die gleiche Tonnenznhl ansznliefcrn, die es zerstört hat. Bis diese Forderung erfüllt ist, müssen unsere Kriegsschiffe das Recht haben, jedes deutsche Schiff, welches sie außerhalb deutscher oder innerhalb ncutra'er Gewässer antreffen, wegzunchmen. Was dann weiter-die deutsche Kriegsflotte betrifft, so müssen wir auf tzeragsgabe siimtllcher Schlachschiffe und einer gewissen Anzahl von U-Booten bestehen. Um die Erfüllung solcher Frie- densbedingungen zu sichern, müssen wir auf einer Besetzung von Helgoland, Splt und Borkum ^mährend dieser Zeit bestehen.

Belgien muß vollständig an seine Bevölkerung zurück- gegeben werden, ebenso muß eine angemessene Kriegsentschädigung gezahlt werden.

Frankreich muß vor allem Elsaß-Lothringen zurücker-

weil es nicht leicht sein würde, aus einem verarmten Deutschland in absehbarer Zeit so viel Geld zu ziehen.

Italien muß von Desterreich-Ungarn das Trcntino, Istrien nck die Teile von Dalmatien erhalten, die nicht an Serbien und Mrntenegro fallen.

Zoten scheinen >rn, Posen

Rußlands Forderungen im Hinblick auf »och nicht formuliert zu sein. Sollte der Zar Thorn, und die anbcren jetzt in Preußen gelegenen polnischen Distrikte dem russischen Polen einverleiben wollen, so wäre das nur im Interesse der Berbandsmnchte, da es Preußen schwächen würde. Ohne Zweifel wird Rußland den größten Teil von Galizien und der Bukowina sich aneignen, wenn nicht Rumänien durch eine. Teilnahme am Krieg auf seiten des Verbandes einen Anspruch auf Teile der letzteren Provinz sich noch verdient hat. Aber was Kompensationen betrifft, so blickt Rußland in erster Linie auf K o n st a »t i n'o p e l, und das rollt die Balkanfrage und die Frage der Staaten auf, welche töricht genug waren, den Mittel­mächten die Hand zu reichen die Türkei und Bulgarien.

Bosnien, die Herzegowina, Landschaften um Sennin, Dalma­tien einschließlich eines oder zweier guter Häfen müßten ein:» Teil von Groß-Serbien bilden. Und was soll man mit Bul­garien machen? König Ferdinand muß natürlich gehen. Man könnte Bulgarien eine größere Ausdehnung geben, ihm aber zu­gleich alle seine Ausrüstung sortnehmen und ihm auferlegen, an Serbien eine große Kriegsentschädigung zu zahlen. Ließe man Bulgarien bis zur Linie Enos-Midia reichen, so müßte die euro­päische Seite des Bosporus, die Küsten des Marmarameeres mit der Gallipolihalbinsel an Rußland fallen. So hätte dann das ottvmanische Reich in Europa aufgehört.

Rußland will aber ohne Zweifel auch die. asiatische Seite des Bosporus haben und will seine Eroberungen in Armenien be­halten. Aber es scheint kaum im Interesse des Verbandes zu liegen, daß das ottomanisch: Reich gänzlich aufgelöst wird. Anm

tolien ist in der Hauptsache türkisch und sollte ein unabhängiger ottomanischer Staat werden. Mesopotamien unterhalb des Zusam­menflusses des Euphrat und Tigris müßte an England fallen. Inbezug auf Syrien, Mesopotamien, Kurdistan und Armenien müßten Interessensphären geschaffen werden, die wenigstens nomi­nell unter der Herrschaft der Nachkömmlinge Osmans bleiben könnten. Alle Konzessionen an Deutsche (private und offi­zielles in der Türkei und in Asien müßten durch den Friedens­vertrag aufgehoben werden; es müßte der deutschen Regie* rung überlassen werden, ihre Untertanen zu entschädigen.

Feldartillerie an der Somme.

Nach den Mitteilungen des Kommandeurs einer Ar­tilleriegruppe berichtet E. Kalkschmidt der Franks. Ztg. über die Tätigkeit der deutschen Feldartillerie während der Vorbereitungen und der ersten Zeit der großen Of­fensive an der Somme folgendes:

Ta fing also nun die Schießerei an, sechs, sieben Tage lang, auf die Gräben, die Batteriestellungen. Eine Unmasse Beobachter in der Luft leiteten das feindliche Feuer. An die zwanzig Fesselballone standen drüben hoch, über jeder meiner Batterien kreiste ein Flieger. Mit meinen Feldgeschützen konnte ich sie nicht vertreiben, selbst wenn ich gewollt hätte. Wir hatten alle Hände voll zu tun. Die Rohre zischten, man konnte sie nicht Mebr ankassen. mit .Holzstöcken mußten die Kanoniere

die Verschlüsse öffnen und schließen. Mit nassen Sand- säckeu kühlten sie die Rohre, Wasser gossen sie durch Wasser, ja, im Dorf E... da gab es Wasser, aber wie wir die Stellung gewechselt hatten, da war kein Trop-* sen weit und breit zu finden.

Es dauerte immer nicht lange, da hatten die feind­lichen Flieger auch den neuen Standort heraus. Ein Ge­schütz nach dem andern wurde mir unbrauchbar, von Treffern oder Ausbauchungen. Bedenken Sie: 2000 bis 3000 Schuh Pro Batterie. Brand- und Gasbomben schickt der Franzose herüber. Die Geschütze brennen; Pro­viant, Munition, die Sachen der Leute, die Leute selbst werden verschüttet, das Gas betäubt sie, schafft ihnen Nebelkeiten auf Stunden und Tage hinaus. Dazu die schwere Arbeit, die stundenlange körperliche Anstrengung. Zeitweise setzte ein wahrer Regen von Gasgranaten ein. Tie Gasmasken schützen wohl, aber bei der harten Ar­beit, beim heftigen Atmen ist es gar nicht zu vermeiden, daß das Gas in die Organe dringt.

Drei Tage vor dem 1. Juli nahmen die Franzosen ihre Truppen aus den Gräben und schickten neue Re­gimenter vor. .Zwei französische Kolonialkorps haben wir hier gehabt, und das berühmte Elitekorps aus Lo­thringen, das überall auftaucht, wo was los ist. Sie haben ganz tapfer gestürmt, der erste Anlauf gelingt ihnen tadel­los, dann aber Horts meist auf. Und vollends, wenn sie auf ein feuerndes Geschütz stoßen, ist'ls aus mit dem Elan. Ta greifen sie nicht an. Deshalb haben meine Batterien aushalten und feuern müssen bis zum letzten Augen­blick. Nicht immer wissen sie, Wh sind die Unseren, wo ist der Feind? Das ist nicht zu vermeiden, wenn alle Verbindungen kaput, alle Gräben in Rauch-, Schwe­fel- und Staubwolken gehüllt sind. Da hilft der beste Be­obachter nichts, da müssen Patrouillen vor, und denen Passiert es dann, daß sie ins dickste Feuer geraten oder ins Handgemenge. Derweilen wartet die Batterie ver­gebens auf die Meldung.

Meine Batterieführer aus jenen Tagen sind sämt­lich tot oder verwundet. Ich habe sie alle aufgezogen m meinem Regiment, von ihrer Eiujährigenzeit au. Alles Herren der Reserve und der Landwehr, Respekt vor diesen Soldaten! Nicht einer war dabei, der sich nicht bewährt hätte bis zum letzten Atemzuge. Und meine schlesische Mannschaft die Leute waren erschöpft zum Umblasen, hielten sich kaum noch aufrecht, aber den letz­ten Rest der Kraft gaben sie willig her, wenn ich ihneü sagte:Auf Euch kommt es jetzt au! Wenn die Artil­lerie zurückgeht, geht die Infanterie auch zurück. Solange Ihr schießen könnt, bleibt Ihr stehen und schießt."

Ich will Ihnen einzeln zeigen, wie die Batterien sich geschlagen haben, bis sie nicht mehr konnten.

Ta ist B. l., die stand hier dicht am Dorfrand gut eingedeckt. Bald nach Beginn des Sperrfeuers, das wir vor die schwarzen Kolonnen legten, haben zwei Geschütze Rohraufbauchung, das erste schon seit einigen Tagen. Man kann noch schießen, aber schlecht. Das vierte Geschütz wird durch mehrere Volltreffer zerstört, Munitions- und Geschützstand geraten in Brand. Der eiserne Bestand verbrennt, die Leute müssen hungern, bis Ersatz bei Nacht herankvmmt. Kurz nach dem vierten wird das dritte Geschütz durch Volltreffer vernichtet. Die Nach­barbatterie übernimmt den Raum. Die beiden noch feuer- fähigen Geschütze werden abends vor die Stünde heraus- gezogen und nach Norden gegen W. . . . gerichtet für den Fall eines nächtlichen Angriffs; beim einen ist das Rohr völlig ausgebrannt, beim andern ein Stück des Rohres herausgcschlageu, Richtmaschinen und Schild ver­logen, ein Rad zerbrochen bei der Verschüttnug. Am Morgen des andern Tages werden beide Geschütze zurück- geschickt, der Rest des dritten Geschützes wird gesprengt. Zwischendurch gehen ein Offizier und ein Unteroffizier mit Kabel und Apparaten nach vorn, um n ue Verbin­dung einzurichten. Leutnant B. führt die Infanterie-Re­serven in den G_ Graben vor. Der Batterieführer

verläßt als letzter die Stellung.

Batterie II. Sie kriegt von 2 Uhr 30 bis 10 Uhr 30 früh auf ihre Stände von drei schweren feindlichen Bat­terien annähernd 1250 Schuß. Es sind gut gezielte Flachbahn- und Bogenschüsse. Die Geschütze werden zer­trümmert, die Mannschaft, soweit sie noch vorhanden ist, geht mit den Verwundeten zurück und nimmt die Ver­schlüsse der Kanonen mit. Der Feind legt konzentriertes , Sperrfeuer hinter die Batterie. In der nächsten Nacht geht j ein Sprengkommando vor und zerstört die Kanonen vV- > lends.

33. Jahrgang

Batterie III. hat nur noch ein schwer beschädigtes Geschütz, schießt damit Sperrfeuer, bis nur noch Querschlä­ger auftreten. Leuchtkugeln sind wegen Gasnebels nicht sichtbar. Die Batterie schickst Patrouillen gegen den Feind vor, ein Offizier holt Infanterie zur Deckung heran. In der Jnfanteriestellung vor der Batterie findet sich auf 200 Meter weit keine Besatzung mehr. Die Kanoniere zer zertrümmerten Geschütze werden mit Handgranaten versehen und in die Lücke des Grabens geworfen.

Batterie IV. feuert am 1. Juli bis 8 Uhr 30 Abends ununterbrochen. Gcfechtslage unklar. Patrouille geht zur nächsten Beobachtung nach rechts, um Aufklärung zu holen, findet auf 500 Meter Grabenlänge einen Leutnant und 15 Mann als einzig übriggebliebene Besatzung, da­rüber hinaus fehlt jede Infanterie. Es wird trotzdem Verbindung ausgenommen. Am Morgen des 2. Juli starke Gasbeschießuug, Batterie gibt Sperrfeuer, Offiziere und Mannschaften schleppen um die Wette Münition aus dem weit, abgelegenen Reservelager heran. Zwei Geschütze fallen aus, die beiden anderen sind beschädigt. Abends wird die Linie zurückgenommen. Die Nachbarbatterie sprengt ihre Geschütze, die vierte Batterie verschießt die vorhandene Munition bis aus einen kleinen Rest, macht die Geschütze durch Sprengung vollends unbrauchbar und marschiert, aus die Hälfte zusammengeschmolzen, um 6 Uhr zurück ins Protzenlager.

Ter Führer einer anderen Batterie, die nur noch aus einem zerbrochenen Geschütz besteht, sicht plötzlich aus dem dicken Gasnebel ganz dicht vor seinem Rohr ei­nen französischen Offizier auftauchen, mit der Karte in der Hand, begleitet von zwei Mann. Laden und feuern ist eins. Tie drei Franzosen sind in Atome zerrissen. Aber von allen Seiten drängen neue Kolonnen heran. Ter Battcrieführer und seine paar Leute ergreifen Hand­granaten und schlagen sie nach rückwärts durch.

So, das wären ein paar Beispiele unter vielen. Es waren die ersten schlimmen Tage. Später sind sie uns nicht mehr s o nahe auf d en Leib gerückt. Ta haben meine neuen Batterien die Schwarzen aus 500 Meter heran­kommen lassen und sich glatt herausgcschossen.

Was die Mannschaft der Munitionskolouneu und der Batteriestaffeln geleistet hat, gehört auf ein'beson­deres Blatt. Im Galopp kilometerweit quer übers Feld, durchs Sperrfeuer, über die Granattrichter und Trümmer hinweg, durch die zerschossenen Dörfer die Wagen aus- gekippt und im Galopp zurück. Das geht da nicht so säuberlich her wie im Frieden. Tie Pferde ja freilich, die haben auch dran glauben müssen, genau wie die Menschen. Gestern verlor ich neunzehn Mann bei einer Batterie durch einen Volltreffer. Meine alten Leute dom Regiment wie viele sind noch beisammen? Wie zern würde ich ihnen Ruhe gönucu nach solcher Schlacht. Aber es geht nicht, noch nicht. Noch müssen sie aus- ialteu, und sie halten aus.

Tie Schlacht steht! Tie Angriffswelle ist erstarrt. Sie nagen und zerren an unseren Linien herum, aber sie reißen sich, nicht durch.. , , ? , e-

Grstzes Aanptqnartker-. den 16 . August

Westlicher Kriegsschauplatz.

Auch gestern war die Gefechtstätigkeit au der Front süd­östlich von Armentieres und im Artois lebhaft.

In der Gegend von Pozieres setzten die Engländer ihre. erfolglosen Angriffe bis zum gestrigen Morgen fort. Tags- ,, über unternahm ihre Infanterie nichts. -

Ein nächtlicher Angriff ist nördlich von Ovilliers ge- scheitert.

Bei MouliusousTouvent (Aisnegebiet) lebte das ff beiderseitige Feuer im Zusammenhang mit ergebnislosen franz.' Gasangriff vorübergehend auf.

Oestlich von Reims wurden starke feindliche Erkundungs- Abteilungen abgewicsen.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Von der Ostfront, vom Meere bis in die Gegend nörd­lich von Dnjester, keine besondere Ereignisse.

Abteilungen der polnischen Legion machten in der Gegend von Hulewicze einen kurzen erfolgreichen Vorstoß.

Deutsche Kommandos hoben östlich von Lisieliu russtsäie Vorposten auf und brachten 1 Offizier 163 Mann geff.ng. n e n.