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Dienstag, den 20. Juni 1910.

33. Iahrg

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Wenn zwei dasselbe tun...

Genau so wie die Deutschen im Mai 1915 eS zwi­schen Gorlice und Tarnow angesangen hatten, so woll­ten die Russen es uns jetzt am Styr, an der Jkwa und an der Strypa nachmachen: Trommelscucr, Jnfante- rieau griffe, Durchbruch mit anschließendem Siegesmarsch weit ins feindliche Land hinein. Gewiß, die Russen habeir Erfolge erstritten, aber ein Durchbruch, wie er n den ersten Maitagen des vergangenen Jahres die russischen Linien zerschmetterte, wird dieser unter rück­sichtsloser Einsetzung von Menschen vorgetriebeue Stoß nicht.

Es muß also doch noch etwas mehr s.in, als lediglich die Kriegsmaschinerie, denn die kann man nachmachen, kann sie sich auch, falls die eigene Volksintelligenz dazu nicht reicht, kaufen. Und das haben ja auch die Russen ausgiebig getan mit eigenem und englischem Golde. Japanische und amerikanische Fabriken arbei­teten ein halbes Jahr mit Hochdruck, um die russi­schen Wünsche nach Kanonen und Munition ha bwegs be- sri digen zu könn n. Auch Cnga.:d m-'t: mt aushnfm, um die nötigen Flieger zu stellen. Frankreich sandte Flugapparate modernster Konstruktion. Die erforderlichen Menschen hat Rußland darüber wollen wir uns Nicht täuschen auch heute noch mehr als hinreichend zur Ver­fügung, aber es sind eben nur Menschen, keine Soldaten, wie wir sie kennen, und wie sie uns doch schließlich das Uebergewicht über die zahlenmäßige Ueberlegenheit unserer Feinde geben. Der Russe ist ein furchtbarer Gegner, solange es lediglich auf die Massenwirkung an­kommt, aber er versagt, sobald an die Stelle des Mas­senwillens die Einzelintelligenz zu treten hat.

Man kann sich zur Not eine deutsche Sturmkom- paguie als selbständige Angriffswaffe denken', auch wenn alle Offiziere gefallen sind, die russische nicht. Daher ist der russische Offizier für den Bestand dos Heeres notwendig, und es ist begreiflich genug, wenn die Russen nach den ungeheuren Verlusten der ersten Zeit dazu übergingen, ihre Offiziere zu Gendarmen zu machen, die hinten blieben, um mit dem Maschinengewehr ihre Leute vorzutreiben. Diesmal, nachdem sie die Lücken wieder ausgefüllt hatten, standen ihire Offiziere wieder

vorn. Trotzdem ist es nicht gegangen, weiß auf weiten Strecken der Ansturm an den Widerstand der deutschen Verteidiger zerschellte.

Der deutsche Schuhmachertag.

Dem Z. E. G.-System hastet vor allem der Fehler an, daß es durch einseitigste Bevorzugung des Handels und Zwischenhandels die Interessen von Erzeugern uno Ver­brauchern gleichermaßen vernachlässigt und durch die da­mit Hand in Hand gehende höchst mangelhafte Verteilung der Vorräte und die unerträgliche Verteuerung der Roh­stoffe usw. wahre Notstände verursacht. Auf dem Gebiet des Ledermarktes treten diese unliebsamen Erscheinungen besonders stark hervor. Es sind Fälle bekannt, daß ein Bekleidungsamt seine Lederabfälle an einen Zwischen­händler vergibt; Truppenteile, die Abfall-Leder benö­tigen, beziehen dann von diesem Zwischenhändler das Leder mit einem Aufschlag von 120 und mehr Prozent. Das Leder verarbeitende Handwerk hat aber unter diesen Verhältnissen schwer zu leiden, vor allem sind aus dem Schuhmachergewerbe die Klagen immer lauter geworden, so daß sich schließlich die Reichskontrollstelle für den Lederverkehr veranlaßt gesehen hat, eine Bezugsregelnng für den Kleinverkehr durch die Innungen herbeizuführen.

Vom Zentralvorstand des VerbandsBund deutscher Schuhmacherinnungen" wurden die dazu erforderlichen Vorarbeiten in die Wege geleitet und ein deutscher Schuh-- mächertag einberufen, der am letzten 'Freitag in Berlin ziusammentrat. Anwesend waren Vertreter von Hand­werks- und Gewerbekammern, Schnhmacherinnungsver- oerbänden, Schuhmacherinnungen, Rohstoffgenossenschaf- fchaften und vom Gewerbevercin selbständiger Schuhma­cher. Bierbach-Berlin schilderte die Tätigkeit der ersten Kontrollstelle für die Lederverteilung und stellte fest. 5« die Geschäftsführung dieser Verteilungsstelle zu man­cherlei Beschwerden von Schuhmachervereinignngen ge­führt habe. Deshalb habe das Reichsamt des Innern un 10. Llprild s. Js. eine neue Kontrollstelle für Le­ierverteilung errichtet, mit der Aufgabe, aus eine ge­rechte Verteilung'der zur Verfügung stehenden Leder- inengen hinzuwirken. Bei den hierbei gepflogenen Ver­handlungen sei von den Schuhfabriken beansprucht

worden,' daß ihnen Zweidrittel der verfügbaren Vorräte überlassen werden müßten, während aus die Schuhma­cher nur das übrige Drittel zu entfallen habe. Dieser Forderung gegenüber sei aber von den Vertretern des -Schuhmacherhandwerks geltend gemacht worden, daß nach ^statistischen Erhebungen in den deutschen Schuhfabriken rung .70000 Arbeiter beschäftigt würden, gegenüber 240 Tausend im Schuhmacherhandwerk. Daraufhin ser als Grundsatz aufgestellt worden, daß bei der Ledervertei­lung die Groß- und Kleinbetriebe gleichmäßig mit je fünfzig Prozent des verfügbaren Leders bedacht werden müßten. Im Anschluß an diese Vereinbarung f reu dann zahlreiche Sitzungen notwendig geworden, in de­nen es zu Differenzen zwischen den Vertretern der Groß und der Kleinbetriebe gekommen sei. Durch Einschie- öung der Lederhändlerin den Verteilun^lorganis- mus hätten sich neue Reibungsflächen ergeben. Jetz fei nun eine befriedigende Lösung angebahnt worden durch die Schaffung einer Verteilungskommission bezw. eine, Berteilnngsgesellschaft, in der die Vertreter der Schuh­macher volles Mitbestimmungsrecht hätten. §

Einstimmig nahm die Versammlung daraus folg nd< Entschließungen an:

Die Kriegsministerien werden gebeten, bei dem jetzt herrschenden Mangel an Sohlleder die Be­kleidungsämter anzuweisen, daß die Beschaffung der für die Heeresverwaltung benötigten Sohlledermengen nichl in der Weise aus dem Markte genommen wird, daß große Vorräte davon aufgestapelt werden, das benötigte Le­der vielmehr nur nach jeweiligem Bedarf bezogen wird. Ferner, daß die Bekleidungsämter, um der Arbeitslosig­keit zu steuern, den Innungen und Lieferungsgenossen, schäften möglichst viel auf zuverlässig handwerksmäßige Art herzustellende Schuhmacherarbeiten überweisen. End­lich, daß die bei den Aemtern entstehenden Stanzabfälle möglichst den Schuhmacherinnungen oder der Rohstofsge­nossenschaft direkt zugeführt werden oder, wo dies nichl möglich ist, soll Vorsorge getroffen werden, daß die Stanzabfälle nicht erst durch Kettenhandel und W w cherpreise verteuert werden."

Die zweite Entschließung hat folgenden Wortlaut: An das Reich samt des Innern richtet der Deut- sche Schuhmachertag das Ersuchen, bei der Verteilung

Pulver unck 6 olck.

Von Levin Schücking

Nachdruck verboten.

Ah>" sagte ich,das also ist das ganze Geheim­nis? Und Sie, Blanche, sind damit beschäftigt, jetzt dies Pulver zum Fenster hier hinauszulasfen, während draußen Leute stehen, die es in Empfang nehmen? Sie glaubten, weil ich müde und verwundet, und Friedrich wo bleibt er? einen so festen Murmeltierschlas hat, wäre die richte Nacht dazu gekommen? Armes Fräu­lein Blanche ... es tut mir unendlich leid, daß ich diese Berechnung zerstört habe, weil ich nicht schlief, sondern wachte, und daß die Mobilgarde des Doubs noch immer ihr Pulver nicht erhalten wird, und sich nach einer an­deren Bezugsquelle umsehen muß; denn dies hier bin ich nun einmal gezwungen, als Eigentum der französischen Regierung in Beschlag zu nehmen. Lassen Sie mich es sehen!"

Zusammenfahrend, mit einer heftigen Bewegung streckte sie den Arm vor.

Keinen Schritt näher!" sagte sie . . .ich habe den Leuten, die es mir anvertrauten, mit meinem Worte dafür gebürgt. Ich lasse dies Eigentum meines Vater­landes nicht in die Hände seiner Feinde fallen! Gehen , Sie, vergessen Sie, was Sie gesehen, lassen Sie mich ! ungestört ausführen, was ich im Begriff war zu tun." j

Aber Blanche," sagte ich mit bittendem Tone, ,Sie ^ können das nicht von mir verlangen . . . Sie wissen, : d-ß es meine Pflicht ist" !

Ach . . . Ihre Pflicht. Ihre Leute haben Mn- : nition genug ... für uns handelt es sich um mehr, als : das . . . wenn das Bataillon keine Cartouchen zu sei- i nen Waffen erhält, so wird es sich zerstreuen . . . des- : halb gehen Sie, gehen Sie ich flehe Sie darum an j ich Lrtte Sie darum ich beschwöre Sie bei allem, was Sie mir gesagt, ich fordere es als einen Beweis j jener Leidenschaft,'die Sie mir gestanden-, und deren i Svrackie ich anaehört habe ..." i

Blanche, "es unmöglich, was Sie verlangen! Sii selber fordern von einem Manne die Stärke, seine Pflicht ! über seine Leidenschaft zu setzen. Nein, nein," rief ick j nähertretend,Sie- können unmöglich mir darum zür- nen, wenn . .

Nun, wenn Sie unerbittlich sind," rief sie in einer zanz unbeschreiblichen Bewegung, mit einer barschen Stimme wie von Verzweiflung und Mutso komme das Verderben über Sie und über mich und über uns !alle..."

Sie zog den Fuß von dem geöffneten Fasse zurück und senkte das Licht.

Wenn Sie nicht im Augenblick gehen," rief sie dabei, so entzünde ich das Pulver und wir fliegen samt allen im Hause in die Luft!"

Sie hielt das flackernde Licht dicht über der Oeff- nung der kleinen Tonne.

Was Sie meiner Liebe für Sie nicht «bringen, werden mir Dodesdrohungen auch nicht abringen," sagte ich ruhig, die Arme über der Brust-verschlingend und sie fest 'ansehend.Im Pulverdampf für seine Pflicht zu sterben, ist Soldatenlos. Werfen Sie das Licht in das Pulver, Blanche, wir sterben dann zusammen!"

Sie zitterte plötzlich so, daß es dieser Aufforderung gar nicht bedurfte; im nächsten Augenblick hätte sie das Licht ohnehin müssen fallen lassen . . . rasch trat ich näher und nahm ihr den Leuchter aus der Hand.

llebrigens, Fräulein Blanche," fuhr ich dabei fort, täuschen Sie mich; in diesen Fässern ist gar kein Pul­ver, mit dem Sie uns beide mit samt Ihrer arnren Mutter und Ihrem schönen Chateau Giron in die Lust sprengen können, wenn Sie wirklich solchen Frevelmut besäßen. Es ist etwas anderes darin, in diesen Tönn­chen, und zwar Gold!"

Ich beugte mich zu dem Fasse, auf das ihr Fuß ge- treten, und von dem der Deckel abgehoben war ... das gewaltsame Oeffnen mit einem langen eisernen Meißel, den ich neben dem Deckel am Boden liegen sah, hatte ohne Zweifel das Geräuüb vecuriaM, das mich derber-

gerufen. Es lagen obenauf in der kleinen Tonne meh­rere Schichten grauen Papiers. Als ich sie beseitigt, fand ich darunter jene kleinen pyramidenförmigen Pa­kete, zu denen man Geldrollen zusammenzupacken Pflegt. Sie waren an den Seiten mit großen amtlichen Sie­geln verschlossen und der Betrag des Inhalts daraus geschrieben.

Sehen Sie, Fräulein Blanche, Ihr Pulver ist Gold!"

Ich nahm den zerbrochenen Deckel auf und las darauf: 100000 Frcs. en p. de 20 et de 5. Ein ra­scher Ueberblick zeigte mir, daß der kleinen Fässer achtzehn da waren, die ganze Summe konnte also hundertachtzig­tausend Franken betragen.

Blanche hatte sich mit dem Rücken an einen der eisernen Schränke gestellt. Mit großen geisterhaften Augen, bleich, keinen Blutstropfen im Gesichte, sah sie mir zu.

Es ist Gold," preßte sie mühsam hervor . . .was werden Sie jetzt tun? Wenn Sie das Gold rauben, so bin ich unglücklich auf ewig!"

Blanche," sagte ich mit zitternder Stimme,glau­ben Sie nicht, daß, wenn dies wahr, auch ich unglücklich auf ewig sein würde . . . daß ich bis an's Ende meines Lebens die Stunde verfluchen würde, in der ich dieses Gold finden und Sie verlieren mußte?"

Nun, beim Himmel, so seien Sie menschlich gegen sich und mich lassen Sie dies entsetzliche Gold, wo es ist; denken Sie, es sei ein böser Traum Ihres Wund­fiebers, dies alles! Gehen Sie zurück uno schlafen den Traum aus, während ich dies dämonische Gold mit all der Qual, die es mir gemacht hat, fortschaffe, durchs Fenster werfe.... und. dann ist ja alles gut!"