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N-. 141
Samstag, de« IV. Juni 191b.
33. Juhrg
Die Engländer in Indien.
Auch wir im Abendland wußten, daß die Glutsonnc Indiens mehr Elend bescheint, als anderswo auf dem Erdball. Und daß die Fluten des Ganges jahraus, jahrein die letzten Seufzer Tausender ersticken, die die Flucht ins Nirwana einem Leben voll Not und Grauen vorziehen. Wer nun ist im Verlag von Karl Curtius in Berlin eine Schrift erschienen, die von dem indischen Geheimnis die letzten Schleier wegzieht: „Indien unter der britischen Faust" betitelt sich das von der indischen Nationalpartei herausgegebene Buch. Ein Buch des Grauens ist es und des Hasses, eine einzige furchtbare Anklage gegen das Schreckensregiment der Engländer. Und dennoch ists keine Tendenzschrift, gegen die etwa der Einwurs erhoben werden könnte, die Dilnge seien nur mit den Augen der Unterjochten gesehen. Denn das Material, das auf hundert Seiten zusammengetragen wurde, sind samt und sonders Stimmen von Engländern: Vizekönige von Indien, britische Minister, hohe Militärs, Weltreisende und Schriftsteller von Ruf befinden sich darunter, in denen die Menschlichkeit noch nicht ganz vom britischen Schachergeist überwuchert war und denen deshalb die Zustände in Indien die Schamröte ins Gesicht trieben. Und gerade deshalb wirkt das Buch auf menschliches Empfinden so aufreizend. Gerade deshalb schürt es die Flamme des Hasses gegen die frömmelnden Heuchler am Themsestrand.
Indien ist für das englische Mutterland nie etwas anderes als Ausbeutungsobjekt, als „Milchkuh" gewesen, Milliarden hat es ohne jede Gegenleistung aus dem unglücklichen Lande erpreßt. Nun ist die Bevölkerung verarmt, aber das Ausbeutungssystem wird bis zum letzten Blutstropfen fortgesetzt, damit die Krämer an der Themse im satten Wohlleben schwelgen können. Indien war von Natur einst reich, heute ist es durch die englische „Kulturarbeit" eine traurige Wüste geworden. Der englische Arbeiterführer I. Keir Hardie schreibt in seinem Buche „Indien": „Sir William Hunter, früherer Generaldirektor der indischen Statistiken, Hat festgestellt, daß 40 Millionen Menschen niemals satt zu essen hatten. „In vierzig Jahren" — erklärt Hardie weiter —.„11860—1900) sind dreißig Millronen j
Pulver unci 6 o>ci.
Von Levin Schücking
Nachdruck verboten.
In diesem Augenblick hörte ich ganz unfern von mir ein Geräusch, wie wenn langsam und leise ein Holz splittert. Wäre das Geräusch stärker gewesen, so hätte man es ein Krachen nennen können — so aber kann ich es nur beschreiben, indem ich es dem möglichst leisen Aufbrechen irgend eines Holzverschlags ähnlich nenne.
Dies Geräusch kam wie aus Friedrichs Zimmer, dessen Tür geöffnet stand, damit ich ihn anrufeu könne. Seltsam, daß Friedrich nicht davon erwachte. Doch er schlief wohl zu fest, ich hörte seine lauten und tiefen, oft sehr unmelodischen Nasaltöne und wähnte sogar einen Augenblick, er habe eben zur Abwechslung statt einen Mann, der ein Brett sägt, einmal einen Mann, der das Brett zerbricht, nachgeahmt . . . aber v» war nicht das, .ein leises Nachkrachen überzeugte mich d>von. Was konnte es sein? Flüsterte nicht auf dem Hof ficht eine Stimme ? Es war wie ein heimliches Raunen, das aufhörte, als ich hinlauschte, und dann wieder ein paar flüchtige Augenblicke vernehmbar wurde, um sogleich wieder zu ersterben.
Betroffen sprang ich auf; es mußte etwas Vorgehen — der Gedanke, daß es mit dem Geheimnis der Tapetentür in Verbindung stehe, durchzuckte mich wie ein Blitz. Ich machte die wenigen Schritte, um einen Blick in Friedrichs Kammer zu werfen. Das erste, was mein Auge traf, war ein ganz schmaler, kaum sichtbarer Lichtschimmer, der unter der Tapetentür herdrang. Im Augenblick war ich zurück und hatte meine Kleider gefaßt; der Schmerz, die Wunde am Arme waren vergessen. Ich war innerhalb zwei Minuten in die nötigsten Kleider geschlüpft, hatte mit einer Hand meinen Revolver erfaßt, mit der anderen die Lampe und stand gleich daraus vor. dem Bette Friedrichs. Ich stellte rasch die
Menschen in Indien verhungert! Welche Unzahl rn der gleichen Periode an epidemischen Krankheiten starben, wird niemals bekannt werden, alle aber stimmen darüber überein, daß die Pest jetzt dauernd und in nie gekannter Heftigkeit wütet, und der Grund hier- Dr ist meines Erachtens die wachsende Armut des- Bolkes." Und dabei ist es nicht Getreidenot, die jene Hungersnöte hervorruft, sondern gewissenlose Spekulation. Das englische Parlamentsmitglied H. Ramsay Mac Donald stellt fest, daß sich z. B. während der Hungersnot im Jahre 1900 „ein für den Bedarf mehrerer Jahre genügender Getreidevorrat in den Händen der Getreidehändler dieser Gebiete befand." Man fragt sich: Warum empörte sich das« geknechtete Volk nicht, warum erschlug es nicht die britischen Henker seiner Freiheit? Nun das Buch gibt auch darauf Antwort: England hat in systematischer Arbeit die Volksbildung allmählich auf das niedrigste Niveau gedrückt. Wieder sei I. Keir Hardie zitiert: „Max Müller gibt aus Grund amtlicher Dokumente und eines Missionsberichtes über den Schulunterricht in Bengalen vor der britischen Besitzergreifung nn, daß sich dort 80000 nationale Schulen befanden, das ist je eine aus 400 Einwohner." Unter britischer Herrschaft verschwanden die Schulen und heute sind von den Indern 90, von den Inderinnen 99 Prozent Analphabeten. Wo aber je das verzweifelte Volk einmal das Haupt erhob, da wurde es blutig zu Boden geworfen. Frederic Harrison schreibt seinen Landsleuten, die jetzt die Welt vom preußisch-deutschen Militarismus befreien wollen, ins Stammbuch: „Zwanzg Jahre und länger haben wir versucht, uns Gehör zu verschaffen, wenn Hindus von Kanonen zerrissen oder wie Raubtiere gehetzt wurden. Ern Menschenalter hindurch haben wir. unsere Stimmen erhoben gegen die Unterdrückung Indiens." Gibt es stärkere Beweise für Engiands Brutalität and Heuchelei? Ist angesichts dieser Tatsachen ein Zweifel möglich, daß die Engländer auch uns, ihre gefährlichen Konkurrenten, kaltlächelnd dem Hungertode überliefern würden, wenn sie es könnten? — Das Buch trägt die Widmung: „Dem Andenken der indischen Märtyrer gewidmet, die ihr Leben hingegeben haben oder oie litten, damit ihr Volk erwache und sich von dem tyrannischen britischen Joch befreie."
Lampe auf den nächsten Tisch, schüttelte Friedrich gewaltsam an der Schulter, raunte ihm zu: „Auf, folg' mir augenblicklich!" — und eilte weiter, der Tapetentür zu.
Das schwere Hangschloß — ich hatte das schon beim ersten Eintritt wahrgenommen — hing geöffnet vor der Tür; darunter steckte ein Schlüssel,' der früher nicht dagewesen — ich drehte ihn im Schloß, die Tür öffnete sich, und ich stand in dem geheimnisvollen Zimmer.
Es war ein Liittelgroßer Raum. Links das vergitterte Fenster — jetzt weit geöffnet; rechts an der Wand erhoben sich Kästen mit Papieren, Handlungsbüchern, Akten gefüllt; im Hintergründe, mir gegenüber, ein großer Schreibtisch, lieber das alles glitt nur mein Auge, um in den zweiten anstoßenden Raum zu dringen, der rechts sich öffnete; denn rechts war die Wand nur halb so weit, wie die Wand links, worin sich das Fenster befand vorgezogen; dann sprang sie im rechten Winkel ein. Um es deutlicher zu machen. Das ganze Zimmer war in seiner Hinteren Hälfte doppelt so breit wie in seiner vordern. In diesem hintern zurückliegenden Raume sah ich zwei eiserne Geldschränke an den Wänden. Zwischen ihnen auf dem Boden eine Anzahl von vielleicht einem Dutzend oder mehr kleiner neuer Fässer; und mitten dazwischen stand Fräulein Blanche, einen Leuchter in der Hand und mich anstarrend, als ob sie ein Gespenst sähe! Ein anderes brennendes Licht stand oben auf einem der eisernen Schränke.
„Fräulein Blanche!" rief ich überrascht aus — „mein Gott, Sie? . . . und was beginnen Sie hier?"
Sie schien in einer Weise über mein plötzliches Auftauchen vor ihr erschrocken, daß sie keine Worte fand, daß das Licht in ihrer Hand schwankte, als ob sie es fallen lassen wolle.
Ich trat zurück und legte meinen Revolver auf den Schreibtisch; dann mich wieder zu ihr wendend rief ich:
„Sprechen Sie, Blanche, was bedeutet dies, bei welchem Werke finde ich Sie Hier . . . H"
Lntscher TaMmihi. MH.
Grotzes Hauptquartier, den 16 Juni
Westlicher Kriegsschauplatz.
Links der Maas griffen die Franzosen mit starken Kräften den Südhang des toten Mannes an, nachdem es ihnen gelungen war, vorübergehend Gelände zu gewinnen, wurden sie durch einen kurzen Gegenstoß wieder zurückgeworfen.
Wir nahmen dabei 8 Offiziere, 238 Mann gefangen und erbeuteten mehrere Maschinengewehre.
Eine Wiederholung des feindlichen Angriffes anst'späten Abend u. Unternehmungen gegen die beiderseits anschließenden deutschen Linien waren völlig ergebnislos.
Der Gegner erlitt schwere blutige Verluste.
Rechts der Maas blieb die Gefechtstätigkeit, abgesehen von kleineren, für uns günstigen Jnfanter ekämpfen, an der Thiaumontschlucht im wesentlichen auf starke Feuertätigkeit der Artillerie beschränkt.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Gegen die Front der Armee des General Graf von Bothmer, nördlich von Przewloka, setzten die Russen auch gestern ihre Anstrengungen fort.
Bei d r Abwehr des Feindes blieben über 400 Mann Gefangene in der Hand ees Verteidigers.
Balkankriegsschauplatz.
Die Lage ist unverändert.
Oberste Heeresleitung.
Recht lehrreich ist wieder einmal, den deutschen Tagesbericht demjenigen des französischen Generalstabs ent- qegenzuhalten. Die Franzosen machen einen ungestümen Angriff gegen die Südabhänge des Toten Mannes, -s gelingt ihnen, in den vorderen deutschen Graben ein- zudringen und der glänzende Sieg" für die Pariser ist
Ich sah, daß ihr Busen wogte, als ob das Herz ihn springen wolle . . . noch starrte sie mich mit demselben entsetzten Blick an, blaß wie eine Leiche, aber kehr Wort rang sich von ihrer Lippe los.
Ich trat einen Schritt näher — jetzt plötzlich erhob sie den Fuß und trat auf eines der aufrecht stehenden kleinen Fässer — ich sah nur noch, daß der Deckel davon gesprengt war. Im nächsten Augenblick hatte sie den oberen Teil desselben mit dem Saum ihres Kleides bedeckt.
„Nicht näher," schrie sie dabei mit einem Angstschrei auf — „keinen Schritt näher oder Sie, wir alle sind Kinder des Todes . . ."
„Weshalb . . . wodurch?" rief ich stehenbleibend aus . . . „Blanche, ich muß wissen, was Sie hier tun, weshalb mein Erscheinen Sie zu Tode erschreckt, was in diesen Fässern ist ..."
„Gehen Sie zurück, und Sie sollen es wissen, sollen alles wissen," hauchte sie mühsam hervor . . . „nur zurück, bis an den Schreibtisch dort."
„Wohl, so sprechen Sie," sagte ich, ein Paar Schritte zurücktretend.
„Sie wollen wissen, was in diesen Fässern ist? Es ist Pulver darin. Die Franktireurs, welche neulich von Ihnen verfolgt wurden, waren beauftragt, diesen Vorrat den Mobilgarden des Doubs zu bringen, denen es daran fehlt, und die mit Schmerzen darauf harren. In der Angst, von Ihnen aufgehoben zu werden, flüchteten die Leute ihren Transport auf unseren Hof. Wir hatten eben die Zeit, die Fässer in diesen Raum zu bergen, den nächsten besten, der sich bot. Da kamen Sie mit Ihrer Truppe uno zn unserem größten Erschrecken nahmen Sie diese Zimmer in Besitz; umsonst suchten wir Sie daraus zu entfernen, und doch verlangt das Bataillon stürmisch, in den Besitz seiner Munition zu kommen ..."