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MMmoch, den 14. Mni IKK,.

33. Iahrg.

Die Ministerkrise in Italien.

An Pfingsten vorigen Jahres wurde in Wien die knregserklörung Italiens überreicht. Salandra und Son- mno seierten Triumphe. Just aus Pfingsten 1916 Hai o« italienische Kammer nach einer stürmischen Verhänd- «na dem Ministerium sein Mißtrauen kundgegeben. Um- sonst waren die schönen Worte Salandras gewesen,

in der Sitzung vom letzten Samstag den Gang der Ereignisse in das beste Licht zu setzen evrsuchte. Bor zwer Monaten, so führte er aus. habe die Kam- Er mit sehr großer Mehrheit ihre Zustimmung zu den Nirchtlimen ausgesprochen, die von Sonnino als für die Doktik Italiens maßgebend dargelegt worden seien.

Tiefe Richtlinien haben sich nicht verändert. Wn wnnen indessen fest versichern, daß die loyale und tat ge Solidarität mit unseren Alliierten in dieser kur en Ze t- spanne Veranlassung und Geleaenh.it gehabt hat/ sich m der vollkommenen Uebereinstimmung der Ziele zu befestigen, die sich im beständigen Zusammenwirken der Kräfte kundgibt. Ter Krieg ist lang und hert, ab.r ge­recht, so daß Niemand unter denen, die für die Unab­hängigkeit der zivilisierten Nationen kämpfen, es be­reuen kann, in ihn eiugetreten zu sein. Ter starke An- Lriff, den der Feind gegen uns unternommen hat, und «r derer einen so großen Teil seiner Kräfte festgelegt Hat- Kat den siegreichen Ansturm unserer mächtigen All irrten «leKbtert. Wir können daher erwarten, daß es dies- miK dem Feinde nicht gelingen wird, aus dem Vorteil seiner zentralen Lage in überraschender Weise Nutzen zu ziehen. Unsere Solidarität muß sich anlch in den weniger hervortretenden aber sehr wichtigen Maßnahmen wirtschaftlicher und finanzieller Art äußern. Unter diesen Gesichtspunkten wird die italienische Regie- «mg auf der Konferenz in Paris durch ihren Finanz­minister vertreten sein. Die Negierung erkennt, daß e' de, schlechteste Weg wäre, dem Lande Illusionen über ^ie schicksalsschweren Wechselfälle eines so g oßen Kr e- Hes zu machen und ihm nicht die militärische Lage so oarznftellen, wie sie in Wirklichkeit ist. Nur so kann man die, selbst wenn sie unbewußt ist, verbrecherische Handlungsweise derer vereiteln, die plötzliche Alarmge- «ücht, und düstere Vermutungen aus reuen, und die

Pulver uncl 6 olck.

Von Levin Schücking

Nachdruck verboten.

Cie war erschrocken beim Anfang meiner Rede auf­gesprungen jetzt setzte sie sich wieder und sagte mit einer Stimme, die leise zitterte:Von welchem Arg­wohn reden Sie? Mein Gott, haben Sie mich nicht versichert, daß Sie nicht den geringsten Argwohn heg­ten?"

Nicht den geringsten, daß Sie mich in Colomier den Franktireurs in die Hände liefern wollten; aber Sie werden einränmen, daß wir ein verstecktes Spiel gegen­einander treiben und dies Spiel, das uns alle offene Unbefangenheit nimmt, wird mir unerträglich.^ jWelches Spiel meinen Sie?"

We wünschen mich aus diesen Zimmern fortzu­bringen, und ich, dies durchschauend, halte fest darin."

Wenn das so wäre," entgegnete sie, während ihr wohltönendes Organ sich eigentümlich wie mit einem leichten Schleier von Heiserkeit bedeckte,dann könnte ich ja gerade in Argwohn verfallen und denken, alle die schönen Sachen von Ihrem Gefühl und Ihrer Leiden­schaft seien nur gesagt, um ein leichtgläubiges Mädchen­herz zu umgarnen, um mich zu betören und mir den Eirund zu entlocken, weshalb ich Sie nicht eben so gern in diesem wie in jedem andern Zimmer des Hauses tvsh-

Sehen Sie, sehen Sie," rief ich leidenschaftlich ans, las ist das Gräßliche, was mich foltert dieser Spiel- um, den der Argwohn zwischen uns beiden hat. O ssen Sie das aufhören zwischen uns rch bitte Sre, e, nur um das eine!"

Sie haben Recht," versetzte sie nachdenklich;en- n wir es; ich will es Ihnen gestehen, daß es auch Mich ält. Enden Sie es.

«Ich?"

-2a. Sie. Es liegt ja nur an Ihnen!" «iLvs»!

umso leichter den Maßregeln, die dies verhindern und bestrafen sollen, entgehen. So schmerzlich es auch ist, dies festzustellen, ihre Tätigkeit macht sich nicht nur in­mitten des Volkes, sondern selbst in den höckffen sozialen Und politischen Schichten bemerkbar, wo sie eigentlich Lurch sofortige und kräftige Gegenwirkung ihrer Kreise »Achtiggestellt und zurückgewiesen werden sollte. Während sich unsere größte militärische Anstrengung gegen Osten richtete, um den zähen Widerstand zu überwinden, den die natürlichen Hindernisse und die seit langem einge­richteten Verteidigungsanlagen unserem Willen entgegen­setzten, die territorialen Ziele zu erreichen, die in direkter Beziehung zu den letzten Zielen des Krieges stehen, hat der Feind eine Pause an den andern Fronten be­nutzt, eine starke Angriffsbewegnng gegen uns vorbe­reitet und in einer Ecke des Trentino zahlreiche aus­gewählte Truppen und eine ungeheure Menge Artillerie zusammengezogen. Ter Feind hat für seinen Angriff die Linie des Lagarinatales und der Brentahochebeneni gewählt, so daß er möglicherweise die Ebene bedrohen konnte. Ties war der verwundbarste Punkt unserer Gren- , die im Jahre 1866 so gezogen worden ist, daß sie dis üren zu unserem Hause dem Gutdünken unseres Erb­feindes offen ließ. Tiefe ungünstigem Umstände mach­ten die ersten unleugbaren Erfolge der feindlichen Offen­sive möglich. Es muß jedoch mit männlicher Offen­heit zugegeben werden, daß eine besser vorberei­tete Verteidigung ihn wenigstens länger und wei­ter von dem Rand des Berglandes ausgehatten ha­ben würde. So erklärt es sich, daß es aus das Land einen schmerzlichen Eindruck machte, als es vernahm, daß nach einem Kriegsjahre es dem Feinde gelungen war, seinen Fuß auf ein Stück vaterländischen Geb ets zu setzen. Wir stehen jetzt in der vierten Woche seit Beginn des erbitterten Kampfes, und es ist gelungen, Len eindringendcn Massen des Feindes Widerstand zu leisten. Es wäre kühn, sagen zu wollen, daß der kriti­sche Augenblick vorüber sei. Aber wir tonnen dem End­ausgang mit gleichmütigem Vertrauen entgegensetzen. Tcn unbezwingbare Mut unserer Soldaten gleicht die natür­lichen Mängel der Stellungen aus, in denen wir uns verteidigen. Wenn Sie von uns andere Auskünfte, ge- nanere Erläuterunaen und andere Zukmrftsbetrachtnnüen

verlangen, so wird die Regierung sie Ihnen mit voll­ständiger Aufrichtigkeit geben, aber freilich nur in dem Maße, als dies den Interessen des Landes nicht schaden wird. Im übrigen können Sie ja auch selbst nichtJvollen, daß durch unsere Besprechungen dem Lande ein Schaden verursacht oder seine moralische Kraft irgend wie ge­mindert wird. Auf der anderen Seite ist Ihr Recht aus Kritik unbegrenzt, ebenso wie Sie auch die Möglichkeit haben, die Handlungsweise der Regierung zu verurteilen. Ter gegenwärtige Augenblick verlangt Taten und nicht Worte. Wenn Sie die Regierung heute ihrer Auf­gabe nicht gewachsen glauben, so müssen Sie diese Auf­gabe solchen Männern anvertrauen, welche in der Lage sind, sie zu vertreten."

In der weiteren Verhandlung griffen die Soz'a- listen Graziadei und Turati das Ministerium scharf an, ebenso der Republikaner Pirolini und der Radikale Ales- sio. Auch der National st Medici, der konstitutionelle Demokrat Bianchi und der Radikale Giardini erklärten sich gegen das Ministerium, worauf die Kammer zwar den für den Monat Juli verlangten Haushalt bewil­ligte, die von der Regierung verlangte Vertrauens­kundgebung aber mit 197 gegen 158 Stimmen abl Hute.

Tie Abstimmung rief die größte Bestürzung hervor. Unmittelbar darauf berief Salandra das Ministerrum zu einer Beratung zusammen, in der beschlossen wurde, dem König das Rücktrittsgesnch des Kabinetts vorzn- legen. Drahtlich teilte Salandra dem König das Ergeb­nis der Abstimmung mit, der alsbald vom Hauptquartier nach Rom abreiste. Am Montag setzte der Minister­präsident die Kammer von dem Entschluß, zurückzutreten, in Kenntnis; bis zur Erledigung der Angelegenheit werde das Kabinett indessen die Geschäfte weitersühren.

Tie Kammermehrheit, die das Ministerium stürzte, besteht aus der gesamten Linken, umfassend die kriegs­gegnerischen Sozialisten, die Radikalen und Reformi­sten, die Demokraten, ferner dreißig Giolittianer, einige Nationalisten, vereinzelte Abgeordnete der Rechten und die Katholiken. Auch Lnzzatti mit feinen nächsten Freun­den stimmte gegen Salandra. Dagegen erhielt Salandra das Votum vereinzelter Giolittianer.

Ter tiefere Grund, der Salandra stürzte, nachdem er monatelana aller vvvoiition standaebalten batte, war

Und wie an mir?" ' ' i j DD M !

Verlassen Sie diese Zimmer!" I > ! ffxW/W

Ich sah sie erschrocken an. > -

Wollen Sie es?" fuhr sie fort.

Nein," sagte ich.Ich darf es nicht. Nur dann, wenn Sie mir die heilige Versicherung geben, Ihre Ver­sicherung auf Ehre und Gewissen, daß ich durchaus nichts tue, was wider meine Dienstpflicht ist."

Sie blieb stumm. Ihre Gesichtszüge waren sehr blaß geworden.

Ich kenne Ihre Dienstpflicht ja nicht," versetzte sie dann nach langer Pause.Was weiß ich davon! Nein, nein, da Sie es nicht wollen, diesemSpiele" ein Ende machen," setzte sie gezwungen lächelnd hinzu,so will ich es; ich werde morgen weiter mit Ihnen davon reden, wenn Sie versprechen, jetzt recht ruhig zu sein und durch einen tiefen Schlaf diese Nacht Ihrer Wunde Zeit zur Heilung zu geben!"

Damit stand sie auf und verschwand.

Recht ruhig zu sein empfahl mir Blanche! Ich war durchaus nicht ruhig. Das Ende der Unterredung, die - mir Ruhe und Klarheit geben sollte, hatte mir durchaus keine Ruhe, aber wenigstens die Klarheit gegeben, daß meine Pflicht mir gebot, jetzt Vas schwere Schloß in Friedrichs Kammer zu sprengen und mich zu überzeugen, was dahinter verborgen sei. Blanche hatte mir zu augen­scheinlich verraten, daß meine Dienstpflicht es gebiete; und nun mußte ich, und ging all mein Glück darüber zu Scherben, in dies Geheimnis blicken, ich mußte mir mit Gewalt den Weg dazu bahnen! Schon morgen wollte ich es, sobald ich die Kraft hatte, zu solch einer Untersuchung.

Ter Abbe kam nach einiger Zeit. Er fand meinen Puls sehr erregt und glaubte, es werde in der Nacht das Wundsieber kommen. Ich hätte ihm den erregten Puls erklären können, zog aber vor, ihn bei seinen Wund­sieberideen zu lassen. Er hatte oben bei Frau Kühn Pulver, welcke dreier bei fiebrigen Zuständen eine ru­

hige Nacht verschallten, wie er sagte, und ging, mir eins zu' holen, das ich gegen zehn Uhr nehmen sollte. Er kam damit zurück, mischte es mir selber und stellte es unter vielen Anpreisungen seiner Tugenden in einem Glase Wasser auf den Nachttisch. Dann leistete er mi*. Gesellschaft, während ich etwas von meinem Nachtessen, das Friedrich brachte, verzehrte. Gegen nenn Uhr ging . Friedrich räumte ab, Glanroth kam noch, um mir Bericht über sein dienstliches Walten als Vizehaupt un­seres kleinen Korps zu erstatten, und als er gegangen, um mir Ruhe zu lassen, bat auch Friedrich um Urlaub, sich zurnckziehen zu dürfen. Er fühlte sich von den An­strengungen der vergangenen Nacht her entsetzlich müde, wie er sagte, und so schläfrig, wie er in seinem ganzen Leben nicht gewesen. Ich entließ ihn, schraubte das Licht meiner Lampe niedriger und streckte mich zum Schlafen aus ich vergaß über all den Gedanken, Vie, sobald ich allein war, ans mich einstürmten, des Abbä's Pulver und all seine Tugenden vollständig. Fnr's erste war es mir durchaus nicht darum zu tun, mich die­sen-Gedanken zu entziehen und schlafen zu können.

Doch mußte mir der Schlummer nach einer Weile gekommen sein, ein halbwachcr Tranmzustand wenigstens. Ans einem solchen fuhr ich ans, als ich die Schläge der Schloßnhr von draußen her vernahm, wie sic heißer vnrch die stille Nacht schwirrten. Ich lauschte ans das leise Verstimmen der ehernen Töne; eine Weile daraus glaubte ich über mir oder doch in der Nähe das leise Tesfnen eines Fensters zu vernehmen; vielleicht bewegte der Wind eine Jalousie. Von drndeii, von den Stäl­len her, kam eben das Wiehern eines unserer Pferde; wahrscheinlich kehrte eine Streispairouille zurück, zme wir sie nachts missenden mußten. Ich legte mich zurück, um einzuschlafen; aber es gelang mir nicht. Mir siel des Abbe's Pulver ein. Ich dachte daran, es einznnehmen und schob den Docht der vor mir brennenden Lampe höher