Der Freie

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mit lkrjähler vom slhmarjwalö / lkrfle Tagesjeitung des Vberamls jlleuenbürg

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VMndjgungsblatt der König!. forflsMer Wilddsd, Weislern elr.

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Uv. 135

Freitag, de« 9. Jimi 191V.

33. Iahrg.

Die Verluste der Seeschlacht.

Tie englische Admiralität führt fort, einen Teil der Verluste der englischen Flotte abzuleugnen. Es sind das diejenigen Kriegsschiffe, die nicht unmittelbar in der Seeschlacht versenkt wurden, die aber durch Feuer oder Geschosse derart beschädigt wurden, daß sie teils wäh­rend der .Abschleppung in den heimischen Hafen un­tergingen, teils als völlig unbrauchbar anzusehen sind, nämlich die FahrzeugeWarspite", Prinzeß Royal", Vjirminghain" undAlcaster". Tie Ableugnung ist ziemlich wertlos und nur ein Streit um Worte, denrr ob die Schiffe während des Kampfes in die Tiefe gingen oder gleich nachher, bleibt sich gleich; verloren ist verloren. Englische Augenzeugen und solche von neutralen Schiffen haben die Tatsachen genügend erhärtet. Und so dürfte die im gestrigen Blatt gegebene Aufteilung der Wahr­heit entsprechen. Amtlich wird noch veröffentlicht, daß 333 Seeoffiziere, darunter die Kontreadmirale Hood und Arbuthnot getötet und 24 verwundet seien, nichtge- rechnet diejenigen Offiziere, die von deutschen Fahr­zeugen gerettet und gefangen genommen wurden. Tie Ge­samtzahl dürfte einem Mannschaftsverlust von über 7000 Mann entsprechen, ivie der deutsche Admiralstab berechnet hat. Ter Verlust des PanzerkreuzersHamp­shire" ist in diesen Verlust aber nicht mit inbegriffen, der nach einer Meldung der LondonerCentral News" von einem deutschen Tauchboot torpediert sein soll, we­nigstens sei nach dem genannten Blatt von englischen Schiffen die Anwesenheit zweier deutscher Tauchboote in der Nähe der Orkney-Inseln festgestellt worden. Mit dem Kriegsminister Kitchener sind 22 hohe Stabsofaziece ertrunken. Außerdem habe di.'Hampshire" eine große Summe Geldes an Bord gehabt.

Auch der Bericht des deutschen Admiralstabs hat leider eine nachträgliche Korrektur erfahren. Außer dem Verlust des SchlachtkreuzersPommern", der kleinen KreuzerWiesbaden",Elbing",Frauenlob" und der fünf Torpedoboote sind noch das (ältere) Linienschiff Lützow" und der kleine KreuzerRostock" gesunken. Tie beiden letzteren Schiffe haben in der Schlacht so schwere Verletzungen erlitten, daß sie den Ausbesse- runashaien nickt mehr erreichen konnten. Ter Admiral-

stab hatteaus militärischen Gründen" Abstand genommen, den Verlust der beiden Schiffe bisher bekannt zu geben; man wird dann allerdings der englischen Admiralität ähnliche Gründe für ihr Schweigen nicht vorenthalten dürfen. Ter deutsche Verlust erhöht sich somit von 30000 auf 60 720 Tounen, dem ein von der englischen Admiralität bisher zugestandener (in Wirklichkeit aber weit größerer) Verlust von 117 750 Tonnen gegen-- übersteht.

Tie Gesamtverluste der englischen Kriegsflotte be­tragen seit 27. Oktober 1014 11 Liniensch sie, 15 Panzer­kreuzer, 11 geschützte Kreuzer, 30 Torpedoboote, 20 Ka­nonenboote und Linieufahrzeuge und 20 Tauchboote mit zusammen über 6 0 0 0 Tonnen W ss rv rdrängung.

Die Erhaltung des Obstes.

Der leidige Zuckermangel hat die Frage wieder auftauchen lassen, ob es chemische Mittel gib', die ein­gemachtes Obst auch ohne den sonst üblichen Zuckerzu­satz in einwandfreier und für den menschlichen Organis- nus unschädlicher Weise dauerhaft machen können. In oer Lebensmittelindustrie sind zahlreiche Versuche in die­ser Richtung angestellt worden und es werden auch man- he Mittel was nicht unbedenklich ist angeweudet, ceils um die Konserven dauerhaft zu machen, teils um ihnen ein schöneres Ansehen zu geben.

Ein sehr bekanntes Mittel Vieser Art ist Bor­säure. Sie kommt als natürlicher Bestandteil in Nah­rungsmitteln, z. B. in Aepfeln, Birnen, Kirschen, Pflau­men und Honig vor, jedoch nur in außerordentlich ge­lingen Mengen, denen gesundheitlich keinerler Bedeu­tung zukommt. Man hat Borsäure aber schon ver­wandt zur Konservierung von Fleisch, Wurst, Eigelb, Milch usw. Aber da Borsäure nicht alle in Betracht kommenden Kleinlebewesen vernicht't, sondern vornchm- ..ch nur die, die stinkende Fäulnis verursachen, so muß schon aus diesem Grunde vor der Verwendung von Borsäure dringend gewarnt werden. Ter Genuß von Borsäure vermag überdies den menschlichen Körper e'- ! heblich zu schädigen. Tie Verwendung von Borsäure, 'ü also unter allen Umständen abzulehnen.

Ein weiteres Konservierungsmittel ist die schwef­lige Säure, die beim Verbrennen von Schwefel ent­steht. Sie ist zwar bisher beim Behandeln von Wein­fässern in gewissem Umfange noch unentbehrlich, sollte ^ber im übrigen gemieden werden. Z. B. kann das Schwefeln der Einmachgläser im Haushalte ohne weiteres durch Erhitzen der Gläser ersetzt werden. In Amerika wird in großem Umfange Trockenobst geschwefelt. Da­her haben z. B. die amerikanischen Ringäpfel und Apri, kosen ein auffallend schönes Aussehen. Wir sollten «bei beim Trocknen von Obst das Schwefeln unterlassen unk lieber kleine Schönheitsfehler in den Kauf nehmen.

Ein harmloses Konservierungsmittel ist dagegen di- Wiilchsäure. Sie bildet sich in Salzbohnen und Salzgurken, verhindert aber nicht die Schimmelbildung, die zwar dem menschlichen Körper ebenfalls nicht gefähr­lich ist, die aber dennoch Genuß und Verwendung beein­trächtigt. Als Konservierungsmittel für Obstdauerwaren kommt Milchsäure nicht in Betracht.

Viel Reklame ist in neuerer Zeit für Zimmtsäure bezw. für Zubereitungen, die Zimmtjäure enthalten, ge­macht worden. Zimmtsäure kommt zwar in der Natur, aber nicht in Nahrungs- und Genußmitteln vor. Uebcr die Wirkung der Zimmtsäure auf den menschlichen Kör­per ist bisher mur wenig bekannt. Schon allein des­wegen muß dringend vor ihrer Anivendung gewarnt werden.

Viel Verwendung hat bekanntlich schon die Salizyl- säure gefunden und zwar sowohl im Haushalt als auch in der Industrie. Sic kommt in belanglosen Spuren als natürlicher Bestandteil z. B. in Kirschen vor. Trotz­dem muß aber vor ihrer Verweildung als Konservie­rungsmittel dringend gewarnt werden, da sie lange im Körper znrückbehalten werden und, insbesondere bei fort­gesetztem Genuß ernste körperliche Schädigungen zur Folge haben kann. s '

Während des Kriegs ist als neues Konservierungs­mittel und zwar in Marmeladen Plötzlich die Kr eso- tin säure aufgetaucht. lKber die Wirkungen auf den menschlichen Körper ist bisher wenig bekannt. Da sie ! chemisch der Salizylsäure nahestcht, ist mit der Möglich- j keit zu rechnen, daß sie schädlich zu wirk.n vermag. Es muß daher vor ihrer Verivend um newarnt werden.

Pulver unä 6oIcl.

Von Levin Schücking.

Nachdruck verboten.

>,Weshalb taten Sie es denn?" sagte ich.Machen Sie meinen großen Schmerz und Kummer, daß ich hinter- gangen werden sollte, wieder gut, indem Sie mir anver­trauen, was Sie dazu bewog! Sie bergen mir irgend ein Geheimnis; Sie haben irgend eine Sorge, die Ihnen dvrch meine Anwesenheit in Ihrem Hause, in diesem Zimmer erwachsen ist. Sagen Sie mir, was es ist und wie ich Ihnen helfen kann! Glauben Sie mir, daß ich alles tun werde, was ich irgend vermag, um Ihnen Ihre Sorge zu nehmen."

Sie schüttelte stumm den Kopf.

Mein Gott", fuhr ich eifrig und warm fort,sehen Lre denn nicht, welches Gefühl Sie mir einflößen und wie Sie von diesem alles, was Sie wollen, verlangen können. Cie selbst sind fa überzeugt, daß ein Mann einer solchen Leidenschaft jedes Opfer bringt. Banen Sie auf Liese Leidenschaft, verlangen Sie von ihr, werfen Sie Ihre Sorge auf sie o wie glücklich würde es mich machen, wenn Cie mir vertranten!"

Sie sah mich mit gerunzelten Brauen scharf an; ihre Lippen bewegten sich, und kdwch sprach sie nicht; sie verschluckte, was sie sagen wollte. War es vielleicht eine Frage, die ihr auf den Lippen lag, die Frage: Lügen Sie mir dies Gefühl, diese Leidenschaft nicht vor, um mir mein Vertrauen zu entlocken, und dann es als Feind zu mißbrauchen? Vielleicht war es das, was sie jetzt sich selber fragte; und konnte ich es am Ende ihr verdenken, ich, der Las ganz gleiche Mißtrauen in die Güte gesetzt, welche sie mir bewiesen? Solche Gegen­seitigkeit des Argwohns,' solch eine Wiedervergeltung, die ihre Gedanken gegen die meinen übten, hätte Loch etwas sehr Verzeihliches gehabt. Und doch hätten sie mich «npört, und ich glaube, ich wäre in eine wahre Ver­zweiflung geraten, wenn sie dieselbe mir gestanden. Ein ehrliches Aerz ist so reizbar gegen Verkennung, unk

Nach einer Pause beruhigte sie mich mit den Worten: Ich vertraue Ihnen gern ich gäbe Ihnen sehr, sehr gern einen Beweis meines Vertrauens; diesen nur kam ich Ihnen nicht geben; wir bergen gar kein Geheimnis vor Ihnen in diesem Hause . . ."

Und deshalb sollte ich die Naht üler oann in Colomier gehalten werden? Sie müssen gestehen, daß ein Zweck damit verbunden war."

Es ist hart von Ihnen, daß Sie mich drängen, es zu gestehen," versetzte sie errötend,vielleicht wollte ich Sie nur auf die Probe stellen und erfahren, ob ich so viel Einfluß auf Sie üben könne, oder ob Sie Ihrer Pflicht untreu zu machen seien wie alle anderen!"

Es lag etwas in diesem Bekenntnis, was auch mich erröten ließ und mich glücklich machte. Und doch war es sehr töricht von mir, mich dadurch beglückt zu fühlen. Denn war der Argwohn in mir begründet, daß Blanche's ganze Freundschaft für mich nur ein listiges Spiel sei, dann waren auch diese Worte nur ein schlaues Be­trügen! O gewiß waren sie das. Ich wußte ja, daß man ganz andere Motive hatte, mich in Colomier zu halten!

Es war eine verzweifelte Situation und ich wußte nicht, wie sie enden und wie herauskommen! Sollte ich noch weiter gehen, als ich schon getan, noch unum­wundener Blanche meine Leidenschaft gestehen? Mein Gott, ich hatte es schon so offen und klar getan und war nicht klüger dadurch! Und doch war etwas in mir, was mich unwiderstehlich drängte, auf diesem selben Weg noch weiter zu gehen; es kam ein stürmisches, leiden­schaftliches Gefühl über mich, das mich nicht schweigen ließ. Als ob ich das Peinliche der Situation enden könne, wenn ich diese eine Katastrophe zudrängte, rief ich aus:

Mag das wahr sein, was Sie da sagen. Blanche, oder mag es nicht wahr sein. Sie gestehen mir ein ein Interesse damit ein und dies Geständnis gibt mir den Mut, nanz olme Rückhalt zu .?n zu reden. Ihre

Erscheinung hat vom ersten Aiwe on einen Zauber auf mich geübt, wie ich ihn nie - nden: seitdem ist ans diesem Gefühl eine Leidenschai! geworden, die ich nie werde besiegen können. Sie haben recht, darin bin ich ein Mann, und ich fühle, dast ich dieser Leidenschaft Sklave von jetzt an bis an meines Lebens Ende sei.r werde. Ich werbe jetzt denn ich weiß, wie wenig der Augenblick dazu da ist nicht um Ihr Herz: ich bin nicht blind gegen alles, was heute noch zwischen uns steht. Mer der Friede wird wrückkommen. Wenn das Allgemeine des Einzelnen nicht me'j-r bedarf, wird der Einzelne sein Leben für sich Meder beginnen können. Ich werde dann zu Ihnen in einem anderen Kleide, als meinem jetzigen, das Sie an die Kluft, die zwischen uns liegt, erinnern muß, zurückketzr.-m nur für die Zeit, Blanche, lassen Sie mir die H K iung. daß Sie mich als" dann freundlich anfnehmen unv anhören werden, Nms ich sagen kann, um Ihr Herz zu gewinnen . . . o bitte, gehen Sie nicht, wenden Sie sich nicht so erschrocken ab was ich Ihnen sage, kann Sie nicht überraschen, und Sie selbst tragen die Schuld, wenn ich schon jetzt es Ihnen so offen fuge! Ich möchte damit ein Verhältnis des Vertrauens und der rückhaltlosen Offenheit gewinnen, ich möchte das Mißtrauen in Ihnen, das mich mehr peinigt, als ich Ihnen sagen kann, enden . . nur das möcht' ich für heute, für diesen Augenblick sckiou: ich will, ich muß den unseligen Argwohn ans meinem Ker­zen reißen können, der mich anält!"

Ich halte nicht den Mut weiter zu reoen; nicht den Mut, ihr diesen Argwohn geradezu ansziisprechern denn war mein Ai-gwohn unbegründet, waren die Be­weise von Frcuüdfchafr. die Blanche mir gegeben, wirk­lich nur der Ausdruck eines Interesses, die Folgen einer keimenden Ncignrup so würde ich sie grenzenlos beleidigt, ihr das ganze Herz umgekehrt und mir für immer enr- fremdet haben!