Mildbsiier iünjeigkl uns Isgeblalt

mit lkrjülzler vom srhmsrDalö / Erste Tages;eiiung 6es Vberamts jlleuenbürg

Erscheint Werktags

mit amtlicher fremdenliste

Verkünlilgungsdlait Her Kömgl. forstämler Wilödsd, Reistern ett.

r Sestellgebührin örrSWS! mettegährl.W.1 «5, monatlich SS Mg. r Anzeigen nur S Mg., von auswärts 10 Mg., die kleinspaNige r Sei allen wnrttembergischen postanstalten und Sostboten im 0rts- - 6nrmond;eile oder deren Kaum. Keklamen r; Mg. die Petiheile. rund Nachbarortsverreur .mrrteHührlich Wk. 1/>°. aukerhalb des- : Sei Wiederholungen entsprechender Kobalt, größere Aufträge nach ;////> selben Mk. 1 e» hiezu Sestellgeld ;o pfa. /////;, Übereinkunft, relegramm-küreffe: freier Schwär,wälder. ,

- - - 7 -.

Telephon jllr.41

Ur. 116

Mittwoch, den IV. Mai 1916.

33. Johrg.

Eine Gefahr für die Jugend.

Politik verderbt den Charakter. Es ist etwas Wahl res daran. Zum mindesten verlangt die Beschäftigunc mit der Politik einen festen und gefestigten Standpunk des einzelnen; sie verlangt ein gewisses Maß von Kennt­nissen theoretischer und praktischer Art, das nicht so leich und nicht so schnell zu erwerben ist, wie man wohl viel fach glaubt. Wer sich mit Politik beschäftigen will, de? muß vorher um seine eigenen Angelegenheiten Beschei! wissen,' denn wie kann einer sich vermessen, in die sr unendlich mannigfaltigen und verzweigten Belange de, Allgemeinheit, sei es einer Gemeinde oder eines Staats­wesens, eines ganzem Volkes dareinzureden, bevor er nur mit seinen eigenen Verhältnissen im Reinen ist! Unbedingte Voraussetzung der Beschäftigung mit P li i! für den einzelnen ist also eine gewisse Erfahrung.

Von diesem einleuchtenden Gesichtspunkt aus hat ee die Gesetzgebung sich stets zur Aufgabe gemacht, Jugend­liche von politischer Betätigung jeder Art fernzuhalten, die Gesetze bezüglich des Vereinswesens usw. mögen sonst so weitherzig als denkbar gestaltet sein. Nun hat die Reichsregieruug in der überwallenden Freude über die eigentlich selbstverständliche Einmütigkeit des deutschen Volkes im Kriege die um Liebknecht natürlich aus­genommen u. a. eine Neuregelung des Vereinsgesetzes dem Reichstag zur Beschlußfassung vorgelegt, die manchen Wünschen entgegenkommt, manche als Härten empfunde­nen Bestimmungen des seitherigen Gesetzes aufhebt und zweifellos manche Quelle der Verärgerung verstopfen wird.

Um so peinlicher, so führen dieLeipz. N. Nachr." in beachtenswerter Weise aus, überrascht den, der nicht an der Oberfläche der Erscheinungen haften bleibt, ein Punkt aus der neuen Vereinsgesetznovelle. Tem Prinzip zuliebe ist in die Gesetzesvorlage eine Bestimmung ein­gefügt worden, die berechtigten Widerspruch gefunden hat, so von dem Reichstagsabgeordneten und Leiter des Münch­ner Schulwesens Tr. Kersch ensteiuer, daß nämlich jugendlichen Personen unter 18 Jahren das Recht ge­währt werden soll, den Gewerkschaften anzugehören und ihren Versammlungen als vollgültige Mitglieder beizu­w ohn en..,_ '_j _

Pulver unc! 6oIcI.

Von Lcvin Schücking

Nachdruck verboten. ,

In der gehobensten Stimmung, es war mir zu Mute, als habe ich mich in eine Art von Rausch hineingespro­chen, kam ich in mein Zimmer und nahm den Faust zur Hand. Ich blätterte darin mit dem Gedanken an all die Anknüpfungen zu hundert Besprechungen, die dies wun­derbare Buch biete, an all die Aufklärungen und Erläu­terungen, die das Fräulein, wenn sie nur mit ein wenig Ernst die Lektüre beginne, von mir werde verlangen müssen. Gleich darguf trat mein Bursche ein.

Wir müssen den Leuten hier in diesen Zimmern sehr störend sein, Herr Wachtmeister," sagte er.... -vor­hin kam ein recht sauberes Dienstmädchen, das ein wenig Deutsch spricht, zu mir und meinte, sie hätten oben im ersten Stock noch viel schönere Fremdenzimmer, die sollten wir doch beziehen. Ich sagte, daran wär' nicht zu denken. Sie müßten unten bleiben, denn wenn es einen Alarm gäbe, müßten Sie zur Hand sein uno ich auch, und wir wollten auch die Herrschaft da oben und die kranke Madame nicht stören, und da meinte iie, die würde sich nicht stören lassen, und wenn ich hinausziehen wolle, solle es mein Schaden nicht sein, ich solle ein gutes Geschenk haben: die Herrschaft sehe nicht gern, daß diese Zimmer bewohnt würden, es schlafe immer der Herr Bischof von Autun darin, wenn er zum Besuche komme..

Und darum," fiel ich lachend ein,dürften keine Ketzer darin schlafen?"

Ich glaub' nichts daß es das ist," entgegnete Frie­drich kopfschütt.lnd, mit einem leiseren Tone.Sie haben irgend etwas da hinten in der letzten Stube..."

In welcher Stube?"

In der letzten h.nter meiner Kammer. Eine Tape­tentür führt hinein. Aber die ist verschlossen mit einem großen und schweren Vorhängeschloß; und als ich heute

Tie verhängnisvolle Gefahr, die in dieser Bestimmung lauert, ist von allen bürgerlichen Freunden der Jugend- saehe, unbekümmert darum, welcher Richtung und Partei sie angehören, sofort erkannt worden. Es droht eine Politisierung der Jugend. Der Jugendliche, der Bursch zwischen 16 und 18, ist jedem neuen Ein­druck fast willenlos hingegeben. Er fühlt sich als Er­wachsener und verlangt, als Erwachsener gewertet zu wer­den; dabei mangelt es ihm noch beinahe gänzlich an Urteilskraft. Wer am lautesten auf ihn einspricht, hat ihn. Nun kommt hinzu, daß die Begabung zu wirklicher Politischer Kritik auch bei Erwachsenen kaum sehr allge­niein ist. Einem Schulentlassenen, der ja auch erfreu­licherweise noch ganz andere Tinge als politische in Kopf und Herz hat, mangelt die erforderliche Urteilsfähigkeit natürlich ganz und gar. Wollte man ihn unparteiisch belehren und in das schwierige Gebiet einführen, etwa durch Fortbildungsschulunterricht in Bürgerkunde, dann ginge dies zur Not hm, obgleich jeder gesunde Bursch sich bei diesem zu feinem Alter und seiner geistigen Entwicklung noch nicht passenden Gegenstand aufs äu­ßerste zu langweilen Pflegt. Dies selbe halbe Kind aber soll an öffentlichen und Vereins-Versammlungen teilneh­men dürfen! Täuschen wir uns doch nicht darüber: wo Lohnfragen und ähnliche Probleme erörtert werden, da geht es ohne politische Reden nicht ab. Wird den Sech­zehnjährigen durchweg der Zutritt zu öffentlichen Ver­sammlungen gestattet, dann hat die Jugendpflege all die Jahrzehnte lang umsonst gearbeitet.

Vielleicht ist das Verhängnis noch abzuwehren. Hat man doch auf der Regierungsbank für die beabsichtigte oder unbeabsichtigte Politisierung der Jugendlichen bis­her nur den Grund ins Treffen geführt, daß Sechzehn­jährige nach dem Gewerberecht frei wie. jeder andere über ihre Arbeitskraft verfügen können und daß das Bürger­liche Gesetzbuch ihnen das Recht gebe, Arbeitsverträge abznschließen. Also rein bureankratische Erwägungen, wo es um des Volkes Seele und Gesundheit geht! Weil ewerberecht und Bürgerliches Gesetzbuch auf die ju- eudliche. Seele keine Rücksicht nehmen, deshalb muß öas Unheil noch unheilvoller gemacht werden. Gesetz und 5.echt, eine ewige Krankheit. Tie Hoffnung der Jugeud-

morgen anfgewacht war und noch ein wenig in den guten warmen Kissen liegen blieb und dabei so recht träge und lässig meine Augen auf Alles richtete, was rn .meiner Kammer war, da sah ich auch auf den Boden und 'nahm den Schmutz von Fußstapfcn wahr, die von Ihren/ Zimmer her durch meine Kammer auf die Tapetentür zu geschritten sein mußten; es mußten recht schmutzige Füße gewesen sein, die da hergeschritten waren; und das mußte gestern abend gewesen sein, unmittelbar bevor wir in diesen Zimmern Quartier nahmen, denn sonst wären sie wohl weggefegt gewesen es ist ja sonst Alles so sauber hier im Hause, und Dienstvolk ist genug da! Sagen Sie nicht, ich selber sei der Schmutz­fink gewesen; das kann nicht sein, wir haben ja gestern den Lag über die Stiefel im Steigbügel gehabt, und eh' ich m die Zimmer ging, Hab' rch mir die Sohlen an der Kratzbürste draußen im Flur jedesnial gewissen­haft gereinigt; also, wer kann gestern abend noch mit diesem schmutzigen, lehmigen Schuhwerk hier gewesen und m die Stube hinter der Tapetentür mit dem Vorhänge­schloß gegangen sein? Haben Knechte da etwas hinein­zuschleppen gehabt, oder sind es gar die Franktireurs gewesen, die,, was sie auf ihrem Wagen hatten, hin­eingerettet?"

Friedrich legte mit diesen Folgerungen seine scharfe Beobachtungsgabe und den ganzen durch diesen Krieg öei unseren Leuten geweckten Spürsinn an den Tag, und daß er zu kombinieren verstand, zeigte er dadurch, daß er hinzusügte:ich habe anfangs nicht weiter viel daran gedacht, als mir aber das hübsche Zöflein nnt so freundlichem Lächeln und ihr Köpfchen drehend just wie ein junger Kreuzschnabel im Nest, den Vorschlag machte, wir sollten die Zimmer räumen . . . Sie wissen, Herr Wachtmeister, uns so freundlich zuerst anzureden, Pflegt die Sorte sonst nicht ... da dämmerte mir etwas!"

Es ist möglich," sagte ich,daß sie da etwas ver­wahrt haben, dessen Entdeckung durch uns sie nicht wün­schen. Wer weiA welche Schätze! Vielleicht ihren Wein ihr Silber. Was geht es uns an? So lange Du das große Vorhängeschloß,, dort hängen siehst, kannst

freunde steht auf dem Reichstage. In jeder seiner Par­teien sitzen einsichtige Kenner der Halbslüggen; sie> wis­sen, was unseren Werdenden not tut. Mögen sie ihrc? -Pflicht erfüllen und die aufopfernde, mühselige Arbeit an der Jugend, die wir um der deutschen Zukunft wil­len nie wieder ausg'ben dürfen, vor hoffnungsloser Läh­mung bewahren!

Htilschtr TaMMt. W.TZ.

Grstzes Hanplqrrartler, den 16 Mai

Westlicher Kriegsschauplatz.

Kleinere Unternehmungen an verschiedenen Stellen der Front führten zu der Gefangennahme einer Anzahl Eng­länder und Franzosen.

Auf dein westlichen Maasufer wurd- n mehrere nächtliche französische Angriffe gegen unsere Stellungen auf Höhe 304 durch Artillerie-, Infanterie- und Maschinengewehrfeuer blu­tig abgewiesen.

Das gleiche Schi sal hatte ein Angriff den der Feind nördlich VauxlesPalameix (südwestlich von Combres) gegen einen vorspringenden Teil unserer Stellung u ter- nahm.

Oestlicher und Balkan-Kriegsschauplatz.

Keine Ereignisse von besonderer Bedeutung.

Oberste Heeresleitung.

Der Weltkrieg.

Im Nordwestabschnitt vor Verdun, auf dem linken Maasufer, haben sich die üblichen Angriffe der Franzosen, bei der Höhe 304 fortgesetzt und sie sind in der üblichem' Weise gescheitert. Dicht am Abhang der Cote Lorraine, südöstlich von Verdun, südwestlich von Combres, tvo die Kämpfe längere Zeit ruhten, hat der Feind gleich­falls einen Vorstoß gemacht gegen einen vorspringenden Teil unserer Linie, die sich hier gegen die westwärts ge­richtete Einbuchtung der Cote vorgeschoben hat. Aucy dieser Angriff ist abgewiesen worden. Den andauern- de n Kärn pfen im Artoi s , besonders bei Hullucü und L a

Tu sicher und ruhig sein, daß wenigstens nichts aus die­sem Versteck Hervorbrechen wird, was Dir etwas anhabev könnte!"

Ich habe schon daran gedacht, ob die verfluchten Franktireurs vielleicht ihre Waffen dahinein geborgen!"

Wenn das Iväre, könnten wir uns ja damit zu­frieden geben, daß sie dann unter Verschluß liegen."

Damit endete die Unterredung. Als ich eine Weile nachher über den Hof zu den Pferden ging, warf ich einen Blick auf die Fcnstcrreihe der von mir und Friedrich bezogenen Zimmer; ich sah, daß nach dem Fenster der Kammer, in welche ich meinen Putzkameraden logiert, noch ein Fenster, das letzte der Reihe, kam, und daß dieses vergittert war. Es war also ein Eckzimmer und mußte schon früher entweder zu etwas wie einer Schatz-. kammer oder einem Gefängnis für ei,nen Verrückten - gedient haben. >

Als ich am anderen Tage mich nach oben begab, ' meine kleine Ausgabe des Faust in der Hand, fand ich - nur den Abbö.

Er nahm mich mit einer gezwungenen Höflichkeit auf, ' entschuldigte zu meiner großen Enttäuschung Fräulein ' Kühn, die bei ihrer Mutter, welche eine schlechte Nacht - gehabt, sei, und fragte dann, nachdem er mich gebeten. Platz zu nehmen:Sie haben da ein Buch von Goethe ' - ich meine, Sie sprachen gestern davon? für Fräu- ^ lein Kühn."

So ist es; den Faust, den Fräulein Kühn nicht ' kennt." f

Ten Faust ... ach ja ich habe davon gehört; er hat sich dem Teufel verschrieben und dann die Buch- f eruckerknnst erfunden ... es liegt eine gute Moral in ver-f Zage . . . aber werden Sie Fräulein Kühn das, wie ich - 'ehe, ziemlich starke Buch so lange lassen können, bis sie ! 'S ausgelcsen hat? Sie wirft sich gewöhnlich mit einem 'leben Eifer auf enie solche Lektüre, daß dieselbe nicht , wenden zu können ihr eine vollständige Qual ist . . /Z!

..Ä