delt. Mit militärischer Bestimmtheit spricht sich darin die orga­nisatorische Krastleistuna aus, mitten im Kriege ein Gebiet, das > zwischen der serbischen Donau und Bulgarien in schweren Kamp- j fen dem Feind entrissen werben mutzie, von einem mit allen Be» j quemlichkeiten ausgestattetcn Zuge bis zum Bosporus durchs /. 'usen zu lassen. Was das in technischem Sinne bedeutet, wur­den wir erst während der Fahrt von Semlin über Belgrad und Nisch bis Zaribrod gewahr. Von der grohen Brücke über die Save, die Semlin mit Belgrad verbindet, konnten wir rechts und links im Wasser noch Spuren der von den Serben vor­genommenen Sprengung erblicken. Die Brücke aber trug den Zug wie vordem ungefährdet hinüber nach Belgrad. Wie hier eine überlegene Technik in kurzer Frist der Schwierigkeiten Herr geworden war, so zeigte sich auch auf der weiteren Strecke durch Serbien, wie schnell der während der Kämpfe beschädigte Bahnkörper instand gesetzt, Brücken wieder betriebsfähig ge­macht oder durch neue Bauten ersetzt waren. Der Zug konnte ohne Hemmnis auf seiner Bahn dahingieiten. Vielfach Katzen wir deutsche Eisenbahner noch an der Arbeit, um weitere Siche-, rungen für den Verkehr zu schassen.

Diesen Vertretern der deutschen Wehrmacht im fernen Ovient- lande den Grutz der Heimat zu übermitteln, war uns ein be­sonderer Genuß. Bon ihren freudig bewegten Gesichtern konnte man ablesen, daß das Erscheinen des ersten Balkanzuges, der tags zuvor Berlin verlassen hatte, sie gleich einem Hauch der heimatlichen Luft anmutete. Als ihnen Berliner Zeitungen vom Sonnabend hinausgereicht wurden, verkündeten sie den Kamera­den jubelnd, daß diese Blätter nur einen Tag alt seien. Wir aber, die wir unsere bewehrten Landsleute in der Ferne ihr ern­stes Werk verrichten sahen, waren erfreut über die frische Stim­mung, die uns überall cntgegentrat, obwohl unsere Truppen auch dort unten sich zumeist in recht bescheidener Art mit den rückstän­digen Verhältniffen absinden müssen. Für unsere Landsleute im Mafsenrock da draußen war der Balkanzug vor allem ein per­sönliches Erlebnis. Bei der Durchfahrt von Berlin durch deut­sches und österreichisches Gebiet ries er darüber hinaus als ein Ereignis von hoher politischer Tragweite freudige Kund­gebungen hervor. In Sachsen, vornehmlich bei und in Dresden war des Jubels kein Ende. König Friedrich August war per­sönlich erschienen, um den Zug zu besichtigen -und dann bis Tei­lchen mitzufahren. Als der Zug sich in Bewegung setzte, er­klang aus zahllosen KehlenDeutschland, Deutschland über al­les!" An vielen Punkten Böhmens und Mährens schollen uns begeisterte Heilrufe entgegen. Inzwischen senkten sich die Schat­ten des Abends und das Dunkel der Nacht hernieder, so daß Wien und Budapest, sowie das ganze weitere österreichische und u. . fche Gebiet bei unserer Hinfahrt die Ruhe der späten Stunde zeigten.

Als am Sonntag früh der erste Sonnenstrahl aufleuchtet,., wurde uns bei der Fahrt über die Savebrücke der reizvolle Umriß .d es Stadtbildes von Belgrad sichtbar, der sich in den Fluten widerspiegelte. Nun waren wir aus orientalischem Bo­den. Hier wie auch weiterhin konnten wir vom Zuge aus nur wenig Spuren der Kämpfe beobachten, deren glückliche Durch­führung ganz Serbien Schritt für Schritt in die Hand der ver­bündeten deutschen, öfterreich-ungarischen und bulgarischen Trup­pen brachte. War von den Wirkungen der kriegerischen Vorgänge des vcrflostenen Jahres nicht viel zu sehen, so erinnerte doch fast jeder Ortsnahme an mehr oder weniger schwere Gefechte, durch die das Land den Serben abgerungen werden mußte. So gleich hinter Belgrad Topschider, das übrigens nebenbei an das in Serbien übliche politische Kampfmittel des Mordes gemahnte: drüben im Walde fiel Michael Obrenvwitsch im Jahre 1868 einem Anschläge seiner Widersacher zum Opfer; Anstifter des An­schlags waren die Karägeorgewitsch! Rechts und links der Bahnstrecke ziehen sich bald näher, bald in größerer Ferne Hö­henzüge dahin, die sämtlich Stätten schwieriger Kämpfe in Berg und Tal gebildet haben. Noch jetzt stellten uns die verschlamm­ten Straßen die Mühseligkeiten vor Augen, die die verbündeten Trupven bei ihrem Vordringen hatten überwinden müssen.

Das Morava-Tal. das sich teilweise zu großer Breite aus­dehnt, nimmt südlich Tfchuprija auf einer Strecke von etwa 100 Kilometer den Charakter einer Enge an, die die Bahn häu­fig zwingt, fick dicht an die Felswände zu halten.. An vielen

Stellen mußten der Boden für die Bahn durch Sprengungen dem Gestein abgewonnen werden. Altgeschichtliches Land ist cs, das wir durcheilen. Ucberreste römischer Bauten sind da und dort noch erhalten: Trümmer von Burgen erinnern an die tür- ' isch-serbischen Kämpfe im 14. Jahrhundert. Auch später ist das ganze Gebiet Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen gewesen. Wir nähern uns der Rom rag, die heute den Namen Nisch führt, als Naissus alo.a Ruhm genoß, Ge- burtsslätte Konstantins des Großen zu sein. Hier haben Römer und Gothen gekämpft; auch der Hunnenkönig Attila ist mit fei­nen Scharen darüber hinweagezogen. Die Wichtigkeit der Lage 'Nisch am Vereinignngspunkt 'des Morawa-Tals mit dem Nischa- wa-Tar ist sofort erkennbar. Mit Recht wurde daher der Ein­nahme von Nisch im gegenwärtigen Kriege gegen Serbien große Bedeutung beigemessen. Die Begegnung unseres Kaisers mit dein König von Bulgarien am 18. Januar verknüpft den Na­men der ölten Stadt abermals mit einem geschichtlich denkwür­digen Vorgänge.

(Fortsetzung folgt.)

S. M. S.Avp nn".

WTB. London, 3. Fcbr. Wie dieTimes" aus Newport erfährt, wurde dieAppam" durch einen bwaffneten deutschen Dampfer, nicht durch ein Unterseeboot, wie zuerst gemeldet worden war, erbeutet. Die Passagiere berichten darüber, daß am frühen Mor­gen des 15. Januar sich ein unbekanntes Schiff ganz nahe an dieAppam" heranmachte und zwei Schüsse längs des Bugs abfeuerte. TieAppam" glaubte es mit einem Seeräuber zu tun zu haben und gab ihrerseits zwei Schüsse ab, die keine Wirkung hatten. Von beiden Schiffen wurden die Rettungsboote ausgesetzt und eines der Rettungsboote derAppam" wurde zwischen den beiden Dampfern zertrümmert. Hierauf kletterte eine Abteilung von dem deutschen Schiff an Bord derAp­pam" und Kapitän Harrison ergab sich, da er einsah, daß weiterer Widerstand vergeblich sei. Sodann kam Leutnant Berg mit einer Prisenbemannung von 2:1 Köpfen an Bord und das deutsche Kaperschiff ver­schwand, nachdem es auf derAppam" eine große Zahl von Gefangenen zurückgelassen hatte, die von 7 briti­schen Schiffen herrühcten. TieAppam" wurde eben­falls als Hilfskreuzer benutzt und bemächtigte sich noch zweier englischer Schiffe. DieAppam" kam in Ame­rika unter dem NamenS. M. Schiff Appam" an. mis Schiff befindet sich in ausgezeichnetem Zustand und .ährt eine große Ladung, darunter eine Menge Kakao, stnäter meldete der Korrespondent derTimes": Leut­nant Berg ist ein kleiner, schmächtiger Mann mit einem Schnurrbärtchen. Er erzählte lächelnd von seiner Reise. Sein Schiff, dessen Namen er nicht nennen wollte, war 5 Monate lang hart an der Arbeit gewesen. Wir waren, sagte er, nur einige Meilen vom Hafen entfernt, durften aber nicht einlaufen, sondern blieben in der Nach­barschaft und warteten auf dieAppam". Wir hatten die Hoffnung, sie zu finden, schon aufgegeben und dach­ten, daß sie vielleicht von uns gehört habe und naa/- einem anderen Hafen gegangen sei. Tie Passagiere ha­ben wir so gut wie möglich behandelt und ihnen alle er­denklichen Annehmlichkeiten verschafft. Wir beauftrag­ten Aerzte, die von einem anderen Schiff herunterge­holt worden waren, für die Verwundeten zu sorgen. Ursprünglich planten wir, nach Newhork zu fahren.

hörten über, daß feindliche Schiffe in der Mähe von Newyork kreuzten und änderten deshalb unseren Kurs nach Norfolk. Wir hatten erwartet, am Sonntag hier "inzutreffen, mußten aber vorsichtig sein und einen Um- .^eg machen, um das Kap Virginia zu erreichen. Wir sahen keine englischen Kreuzer, begegneten aber verschiede­nen Handelsdampfern, die wir hätten nehmen können. Dadurch wäre jedoch unsere Ankunft hier vielleicht in Frage gestellt worden. Deshalb ließen wir sie laufen. Unter den Passagieren derAppam" befinden sich 5 Kin­der und 20 Frauen. Allen geht es gut. Nachdem wir dieAppam" erbeutet hatten, sahen wir noch ein an­deres Schiff, das aber nicht gut genug war, um mitge­nommen zu werden. Wir bohrten es deshalb in den Grund. Nur 4 Mann von unserer Mannschaft wur­den verwundet, keiner von ihnen ernstlich. In einem anderen Telegramm an dieTimes" aus Norfolk wird berichtet, daß das deutsche Schiff, das dieAppam" nahm, der KreuzerMöve" war, der sich als Fracht­dampfer vermummt hatte und mit Kanonen ausgerüstet war. DieMöwe" soll aus Kiel gekommen und durch die Linien der britischen Flotte in der Nordsee in den Atlantischen Ozean geschlüpft sein.

In einem Artikel über die Rechtsfrage derAppam" schreibt dieTimes": Ist sie eine deutsche Prise oder ist sie ein deutsches Kriegsschiff geworden? Wenn das letztere der Fall ist und der von deutscher Seite dar­auf erhobene Anspruch von den Vereinigten Staaten gebilligt wird, wird sie, wenn sie in Norfolk zu bleiben wünscht, interniert werden und bei Beendigung des Krie­ges in deutschen Besitz übergehen. Die deutsche Be­satzung würde dann interniert werden. Es ist aber .nicht wahrscheinlich, daß die Vereinigten Staaten diesen Standpunkt einnehmen werden. Man kann auch anneh­men, daß dieAppam" eine deutsche Prise ist. Dann würde das Haager Abkommen Nr. 13 daraus Anwendung finden. Das Blatt gelangt in diesem Artikel zu dem Schluß, daß dieAppam" als deutsche Prise betrachtet werden müsse. Wenn sie wegen Seeuntüchtigkeit, Seenot oder Mangel an Heizstosf Norfolk angelaufen habe, wer­de sie wieder abreisen'müssen, sobald sie mit dem Nö­tigen versehen sei. Wenn sie das nicht tue, werde die Prisenbesatzung interniert und die Passagiere und die Besatzung des Schiffes freigelassen werden. Kann das Schiff keine derartige Entschuldigung anführen, so wird die Prise automatisch den früheren Reedern an­heimfallen. In einem Leitartikel spricht dieTimes" selbst von der Möglichkeit, daß dieAppam" doch als deutsches Kriegsschiff betrachtet wird. Wird sie als Prise betrachtet, dann ist das Völkerrecht über diesen Punkt sehr unklar. Alle Blätter machen Bemerkungen über den pikanten, romantischen Charakter dieses Vor­falles und äußern ihre Befriedigung darüber, daß Passa­giere und Besatzung in Sicherheit sind.

WTB. Washington, 3. Febr. Der britische Bot­schafter ersuchte in aller Form um Freigabe derAp­pam" auf Grund der Haager Konvention.

Druck u. Verlag der B. Hofmamc'schcn Buchdruckern

in Wildbad. Verantwortlich: E. Neinhardt daselbst.

Nekclnntrnclcbnng.

betr. Meldepflicht non Nußbaumholz«. Uirhbanmen.

. Die in ß 5 in der Bekanntmachung vom 15. Januar 1916 für die Bestandsmeldungen vorgeschriebene Meide­feist wird bis 15. Fedrnae 1916 verlängert.

Stuttgart, den 29. Januar 1916.

Der stelle, kommandierende General:

gez.: von Schäfer.

Bekannt gegeben mit dem Anfügen, daß Meldescheine vom Meldeamt bezogen werden können.

Wildbad, den 2. Februar 1916. - ^ , cc .

Stadtschultheißenamt: Bätzncr. ^ eingetroffen bei

IaHkMLjs Fritz

Hauptstraße 75

Sprechstunden täglich von 15 Uhr.

Wildbad, den 2. Februar 1916

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