K-'

mit Lrjchler vom sl

TggesjZiiung des Vdersmls jlleuenbürg

Lrscheinl Werktags

Telephon D. 41

VerküMMgMall der ißmngi. jforstämler Wildbäd; Meistern etc.

r öestellgebühr in öer Stadt oiertelpähr!. lNk.lTS, monatlich'>5 pfg. r 7>i!)sigc!! nur S pfg., von answLris W pfg., die kleinspaltige ^ k öci lllie» württcmbergilchA- Nostanstatteu und Pchitwten im 6lts- ; varmonöieile oder deren Kaum. iütlamen LS pfg. die petitzeiie.

! und Nachdawttsvertehr nirrtetjährlich silt. l.LZ, Uichertiald des- ^ Lei Eiednchotnngsn entchrechender Satmtt. größere Aufträge nach ^, , / , , seiden M. 1.ZZ, hier« LestellgtlS ;o Psg. f-herrilltlinft. reiegrumm-Ädresse.- freier Schmariwälüer.

Ar. S4

Montag, de« 31. Januar 1916.

33. Iahrg.

Anderthalb Jahre Krieg.

Der Krieg, der wie ein ungeheurer Sturz zu kom- men schien, rollt durch die Monate und Jahre; so ries wie breit, sou »endlich in der Zeit wie im Raum. Ihn nach den gewohnten Abschnitten unseres Zeitgefühls mes­sen zu wollen, ist sinnlos geworden. Er schasst sich s.i- nen eigenen Kalender. Tie Jrrtümer nochmals auszuzäh- len, die wir haben berichtigen müssen, wäre trivial. Der Zeitablauf ist nichts, der Inhalt alles. Wir verstehen jetzt den Epochenkalender mancher Völker; auch unser Leben in dieser Zeit gliedert sich nicht nach Daten, sondern nach Ereignissen. Das Weltjahr besteht aus Feldzügen, Eroberung von Ländern, neuen Kriegen, Ausblicken in noch größere Unternehmungen.

Die Feinde Deutschlands haben dies verkannt. Sie hatten vielleicht, äußerlich genommen, ein besseres Ur­teil über die wahrscheinliche Dauer des Krieges als wir: aber sie hatten es ans Grund verkehrter Voraus­setzungen. Erschöpfung des Gegners aus militärischem, dann aus wirtschaftlichem, dann wieder aus militäri­schem und abermals wirtschaftlichem Gebiet war ihre Voraussage; die Zeit sollte für sie arbeiten. Aber die Zeit arbeitet für niemand. Tie Geschehnisse samt ihren Wirkungen befolgen ihre eigenen Gesetze, sie schaffen die Zeit, aber werden von ihr nicht geschaffen.

Wir aber, die den Sieg der deutschen Heere im Osten und Westen und Süden sahen, wir erkennen in der langen Dauer des Kampfes nur das Kleid, das einem kraftstrotzenden und über alles Erwarten riesigen Körper angemessen ist. Die Größe des Erfolges selbst ist es, die das Zeitmaß ausdehnt. Wer feindliches Land erobert, muß einen vergrößerten Raum beherrschen; wer Bundesgenossen laln sicH zieht, dem erwachsen neue Aufgaben: und der erfolgreiche Krieg verbraucht die Zeit, wie er Holz und Kohlen, Menschen und alle Hilfs­mittel des feindlichen Landes verbraucht.

Es sind die Maße des deutschen Krieges, die sich in den achtzehn Monaten so gut wie in den Millionen Zahlen der Heere und den' Raumweiten der Kampf­plätze ausdrücken. Was geschehen ist, geschah weder schnell nach langsam; sondern notwendig. Seit dem August 1914 besetzte Deutschland im Verein mit seinen Bundesgenossen ein Gebiet, das an Grübe nickt weit

mehr hinter dem des Deutschen Reiches zurücksteht. Drei­malhunderttausend Quadra.k.lometcr in Polen und Ruß­land; sünfzigtaus nd in Belgien und Frankreich; an hun­derttausend in Serbien, Montenegro, Albanien. Zwei Sommer: zwei länderbezwingcnde Feldzüge. Bis zum Herbst 1914 war Belgien und Ostfrankreich unser; in vier Sommermonaten des folgenden Jahres führte eine einzige ungeheure Angriffsbewegung die deutschen Heere von den Beskiden durch ganz Galizien nach Warschau, Brest-Litowsk und Wilna. Zwei Herbste: während des ersten wurde Westpolen, während des zweiten Serbien erobert; der Fall von Antwerpen und der Fall von Bel­grad haben das gleiche Datum.

In der Hoffmmgsscligkeit der Verlierenden haben die Feinde gewähnt, nach jedem Abschnitt des Kampfes zu behaupten: nun erst werde der wirkliche Krieg begin­nen. Nach dem bisherigen Verlauf sollte es sie nach weiterer Steigerung nicht gelüsten. Ter zweite Krieg, seit dem Frühjahr 1915, hat fast zehnmal so vi.l Boden- släche gekostet wie der erste; und sollte doch, gleich dem jetzt angekündigten dritten, die Wiedergewinnung alles Verlorenen bringen. Noch die vermeintliche Ruhezeit aber, in der sie denFeldzug 1916" rüsten, hat den Zusammenbruch einer großen russischen Offensive und die Kapitulation des Königreichs Montenegro gesehen. Zum ersten Mal, seit dieser Kampf ohne Maß begann, erklärt ein ganzes Volk sich für besiegt und macht nicht mehr mit. Die Schwächeren unter unseren Gegnern werden nachdenklich, die Neutralen richten sich auf einen Sieg des Vierbundes ein. Wenn dies auch das Ende nicht ist, so bringt es doch Gewißheit darüber, welches das Ende sein wird.

Lttlschkr K.T.V.

GnsHrs Hanptqnarttev, den 29. Januar

Westlicher Kriegsschauplatz.

Nordwestlich des Gehöftes La-Fvlin (nordvstl. von Neu­ville) stürmten unsere Truppen die feindliche Gräben in 1500 Meter Ausdehnung, brachten 237 Gefangene, darunter 1 Offizier und 9 Maschinengewehre ein.

Vor der kürzlich genommenen Stellung bei Neuville brachen wiederholt französische Angriffe zusammen, jedoch ge­

lang es dem Feind einen zweiten Sprengtrichter zu besetzen.

Im Westteil von St. Laurent (bei Arras) wurde den Franzosen eine Häusergruppe im Sturm entrissen.

Südlich der Somme eroberten wir das Dorf Frise und etwa 1000 Meter der südftch anschließenden Stellung. Die Franzosen ließen unverwundet 1 ' Offiziere, 927 Mann, 13 Maschinengewehre und 4 Minenwerfer in unserer Hand.

Weiter südlich bei Lichons drang eine Erkundigungs­abteilung in die 2. feindliche Linie vor, machte einige Ge­fangene und kehrte ohne Verluste in ihre Stellungen zurück.

In der Champagne lebhafte Artillerie- und Minenkämpfe.

Auf der Combreshöhe richtete eine französische Spreng­ung nur geringen Schaden an unserem vorderen Graben an.

Unter beträchtlichen Verlusten mußte sich, der Feind, nach einem Versuch den Trichter zu besetzen, zurückziehen.

Bei Apremont, östlich der Maas, wurde ein feindliches Flugzeug durch unsere Abwehrgeschütze heruntergeholt. Der Fahrer ist tot, der Beobachter schwer verletzt.

Der Luftangriff auf Freiburg in der Nacht zum 28. Jan.

! hat nur geringen Schaden verursacht. Ein Soldat und 2 j Zivilisten sind verletzt.

j Oestlicher Kriegsschauplatz.

! Tie Lage ist im allgemeinen unverändert.

! Bei Berestiny wiesen öfter.-nng. Vortruppen mehrere

j ussische Angriffe ab.

j Balkan-Kriegsschauplatz.

Nichts Neues.

Ten 30. Januar

- An und südlich der Straße Neuville dauernten die Kämpfe um den Besitz der von uns genommenen Stellungen an.

Ein französischer Angriff wurde abgeschlagen.

Die südlich der Somme eroberte Stellung, hat eine Aus­dehnung von 3500 Nietern und eine Tiefe von 1000 Metern. Im ganzen sind dort IV Offiziere, 1270 Mann, darunter einige Engländer, in unsere Hand gefallen. Die Franzosen versuchten nur einen schwachen Gegenangriff der leicht ab­gewiesen wurde.

In der Champagne kam es zeitweise zu lebhaften Ar­tilleriekämpfen.

Auf der übrigen Front war die Feuertätigkeit durch un­sichtiges Wetter beeinträchtigt.

k^nglancis Verrat äeutsetie lat.

Noman aus der Zeit des Weltkriegs von M. Blank.

Fortsetzung.

Ter Marquis blickte den Lord überrascht an, dann erst schien er dessen Entgegnung zu begreifen:

Ah, Sie wollen selbst sorgen, daß solche Unan­nehmlichkeiten entstehen?"

Ich will gewinnen! Und in der Liebe und im Geschäft ist jedes Mittel erlaubt."

Ich hörte das gleiche Wort über den Krieg."

Da schob Lord Beressord wieder die Schultern hoch und gab darauf jene Antwort, die englisches Denken und Fühlen am treffendsten kennzeichnet:

Im Krieg? Ja! Aber ein Krieg ist doch auch ein Geschäft."

Ms Graf Gyönghövy etwas später seine Dochter ausgesucht hatte, um mit ihr nach der Bucht hinunter einen kleinen, bereits gewohnten Spaziergang zu ma­chen, da bemerkten die beiden aus den Straßen eine be­reits gesteigerte Erregung, als wäre etwas Außerordent­liches vorgefallen. Menschen standen in Gruppen bei­sammen, und von oben von der Kasba herunter mar­schierte eine Reihe von Truppenzügen dem Hafen zu.

Dabei sagte der Graf Kokoman Gyönghövy zu sei­ner Dochter:

Weißt du schon, was heute im Hotel geschehen

ist?"

Maria Gyönghövy dachte an Peter Brandenstcin nur von dem würde ihr Vater zu erzählen wissen. Sie ahnte es, aber sie verriet es nicht.

Nein!"

Soldaten waren gekommen, um den Herrn Bran­denstein zu verhaften, der ihnen aber noch zur rechten Zeit entwischt ist."

.Warum sollte das geschehen?" .

Er ist ein Spion! Wir dürfen froh sein, daß er nicht häufiger in unserer Gesellschaft verkehrte."

Ich verstehe das nicht. Ist das so schlimm, wenn jemand für sein Vaterland das Leben einsetzt, wenn er der höchsten Gefahr trotzt, um seinem Vaterland einen Dienst zu erweisen?"

Tu vergißt, daß wir hier als Gäste weilen- Und es hätte dadurch leicht ein Schatten auch auf uns fallen können. Dabei ist eben ein Spion nie ein ehrlicher Mensch."

Vater! Ich weiß ja nicht, ob Herr Brandenstein wirklich ein Spion ist."

Mir hat es Lord Beressord erzählt; dieser hat vor­her auch mit dem Offizier der Zuaven gesprochen und ihn darauf aufmerksam gemacht, den Entflohenen am sichersten im Hafen zu suchen."

Lord Beressord!" Marta Gyönghövy dachte sofort an den Vorfall im maurischen Pavillon im Garten des Hotels, an das Zusammentreffen zwischen Peter Bran­denstein und dem Lord Beressord. Und dabei hatte sie das Gefühl, als könne nur der Lord der Verräter Brandensteins gewesen sein.

Ein Spion nutzt immer die Gastfreundschaft, die er genießt, aus, um den Gastfreund zu verraten."

Dieses harte Urteil, das damit ihr Vater über Peter Brandenstein fällte, spürte sie, als sollte es ihr selbst gelten-

Aber dafür setzt er doch sein Leben ein. Und das tut er nicht um seiner selbst willen, sondern für sein Vaterland."

Meistens arbeiten Spione für Geld."

Herr Brandenstein nicht, ganz gewiß nicht. Be- denke doch, daß er ein Deutscher ist, sogar ein deutscher Offizier. Du weißt doch auch, wie wir von Serbien verhöhnt und angefallen worden sind, wie auch Rußland uns nun bedrohen möchte, und daß Habei Deutschland sofort seine Bündnistreue zusicherte."

Gewiß! Ich weiß auch, daß Deutschland seine Treue ohne Bedenken mit Blut beweisen würde. Ich will auch gar nicht der Ankläger des Herrn Brandenstein sein, auch nicht entscheiden, ob er nun wirklich ein Spion ge­wesen ist oder nicht. Aber wir müssen in so gefährlichen Zeiten doppelt vorsichtig sein; es kann leicht eine Gefahr auch aus uns kommen. Sollte die jetzt immer drohende Entscheidung aus Krieg fallen, dann können auch uns schwere Tage bevorstehen. Allerdings hat sich Lord Be- resford bereit erklärt, für mich bürgen zu wollen."

Wiederum Lord Beressord! Ohne Beweise und Gründe zu haben, hegte Marta Gyönghövy doch nur Miß­trauen gegen eine Hilfe, die von diesem Manne kommen sollte. Sie hatte seinen Blick damals im maurischen Pavillon nicht vergessen. Sie wollte keine Hilfe, die von diesem Manne ausgehen sollte.

Aber wenn die Zeit so gefahrdrohend ist, dann wäre es doch am besten, Algier sofort zu verlassen. Das könnte in ein paar Tagen geschehen sein, bis morgen vielleicht schon. Willst du das nicht? "

Aber wir wollten doch noch einen Monat hier bleiben!"

Ich verzichte gerne, Väterchen. Und werde froh sein, wenn wir unsere Heimat wieder sehen. Fahren wir! Ja? Es fährt ja jeden Tag ein Schiff nach Neapel. Und von dort aus erreichen wir bald die Heimat. Ich bettele nicht umsonst. Nicht wahr, Väterchen?"

Gut, wenn du es willst, dann können wir mor­gen bereits fort."

Ja! Das ist das Beste, da wir nicht wissen, was kommen kann."

Sieh dorthin!"

Gras Gyönghövy war mit einem Male stehen ge­blieben und wies in eine der Straßen, die vom Hafen heraufführten. Ta zogen vor eftrem Trupp von Zuaven johlende Neger und Straßcnpöbel her; in dem schrillen Gekreisch der Stimmen waren einzelne Rufe zu hören, wie:Ein Spion!"Schlagt ihn tot!"Steinigt ihn!" ,Ein Spion!"