nicht annimmt, ist allbekannt. — Ein Kommentar hierzu erscheint uns im einigen Deutschen Reich überflüssig.
Oln Hausen, 29. Nov. Hochwasser. Infolge anhaltenden Regens ist die Jagst aus ihren Ufern getreten und hat an niederen Stellen das Tal teilweise überschwemmt. Der hiesige Bahnhof ist nur auf Umwegen zu erreichen. Post- und Eisenbahnverkehr erleiden keine Unterbrechung.
Oedheim, 27. Nov. Das 2'/-jährige Söhnchen des Arbeiters Ehmann hier fiel während eines unbewachten Augenblicks in einen Hafen mit kochendem Wasser; an den erlittenen Brandwunden starb das Kind innerhalb zwei Tagen. Gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet.
Ulm, 29. Nov. Eine ergötzliche Begebenheit ist aus dem Oberamt Göppingen zu berichten. Kommt da jüngst in einem Ort — der Name tut nichts zur Sache .— ein Mädchen zum Ortsgewaltigen und klagt ihm, daß der gegenwärtig in London weilende Vater ihres Kindes nichts mehr von sich hören lasse. Was tat nun daraufhin der schlaue Schultheiß? Er setzt sich hin und schrieb an das verehrliche „Schultheißenamt" London, das den ungetreuen Liebhaber durch den dortigen „Polizeidiener" eröffnen lassen möge rc. rc. — Tableau.
Rottweil, 30. Nov. Das hiesige kaufmännische Bureau der Köln-Rottweiler Pulverfabriken, wie auch deren Fabrikbureall, haben seit einigen Tagen durchgehende Arbeitszeit, von 8—4 Uhr mit einer kurzen Mittagspause, versuchsweise eingesührt. (Schw. B.)
Tages-Nachrichteu.
Heidelberg, 30. Nov. Zwei Verhaf- tungenjmachen von sich reden. In einem Restaurant wurde ein von Kistrin aus wegen Unterschlagung verfolgter Oberamtsrichter verhaftet. —Ferner nahm die Kriminalpolizei ein Individuum fest, das unter Mißbrauch des Namens Generaldirektors der Zellstofffabrik Waldhof, Kommerzienrat Haar, telegraphisch von dem Bankhaus I. W. H. Ladenburg Söhne in Mannheim die Summe von 4800 Mk. verlangte, da er eine Villa gekauft habe. Auf Rückfrage der Bank erfolgte die Festnahme.
Heidelberg, 30. Nov. (Schrecklicher Selbstmord.) In einem hiesigen Hotel ersten
DaS Enkelkind.
Von G. Struder.
(2 N chdruck verboten.
Der Herr Bürgermeister erinnerte sich, daß der alte Neubert ihm bei ihrem ersten Zusammentreffen trotz seiner unscheinbaren Kleidung rm Grunde genommen doch gewaltig imponiert hatte, und der Gedanke tauchte mit einem Male in ihm auf, daß dieser selbstbewußte alte Mann in Wirklichkeit vielleicht eine sehr einflußreiche Persönlichkeit sein könne, die man doch nicht so ohne weiteres, wie einen einfachen Handwerksburschen, arretieren lassen dürfe.
Er beschloß daher zuletzt, denselben persönlich auszusuchen, und bereits eine halbe Stunde später befand er sich vor der Wohnung Neuberts, wo Frau Reiz ihn in Empfang nahm und ihn nach einem Zimmer zu ebener Erde geleitete.
Da ihn außerdem auch die Neugierde, das Innere der Neubertschen Wohnung sich einmal anzusehen, gewaltig kitzelte, so machte er gute Miene zum bösen Spiele und begab sich in höchsteigener Person auf den Weg, um den absolut unzugänglichen Neubert in seinem eigenen Hause aufzusuchen.
Frau Reiz, die dem Herrn Bürgermeister die Türe öffnete, schien von der Ehre dieses Besuches förmlich erschüttert zu sein. Demütig und wie geblendet von der achtunggebietenden Erscheinung des stattlichen Herrn senkte sie die Augen zu Boden und ersuchte den Herrn Bürgermeister, einstweilen in ein Zimmer zu ebener Erde zu treten. Sie würde Herrn Neubert, der sich stets im oberen Stocke aufhielte, auf der Stelle rufen.
„Nun, hier sieht es nach großem Reichtum auch nicht gerade aus," murmelte Herr Wendinger vor sich hin, indem er erstaunt die wenigen, überaus einfachen Möbel betrachtete. ^Wenn das ganze Haus so eingerichtet ist wie
Ranges hat sich in der Nacht vom Samstag auf Sonntag eine 49 Jahre alte Oberin aus Köln in schrecklicher Weise das Leben genommen. Erst trank sie eine Sublimatlösung und dann brachte sie sich sieben Stiche in die Herzgegend bei. Am Abend vor der Tat schrieb sie mehrere Briefe an ihre Angehörigen und gab dem Wirt 1000 Mark zur Aufbewahrung. Der Grund zum Selbstmord soll in hochgradiger Nervosität liegen.
Karlsruhe, 30. Nov. Gestern Nachmittag nahm ein aus Konstanz gebürtiger Studierender der Technischen Hochschule in der Rudolfstraße das Jagdgewehr seines Logisgebers von ver Wand, ohne zu wissen, daß es geladen war, zielte scherzweise auf ein 22jähr. Mädchen aus Schopfheim, welches bei der Familie zu Besuch weilte, drückte los und schoß dem Mädchen auf eine Entfernung von etwa drei Schritten eine vollständige Schrotladung in den Kopf, infolgedessen es nach wenigen Minuten den Geist aufgab. Der Täter wurde vorläufig festgenommen. (Frkf. Ztg.)
Mainz, 30. Nov. Zum Bischof von Mainz wnrde Domkapitular Professor Dr. Georg Kirstein, ein geborener Mamzer, gewählt.
Sinsheim, 29. Nov. Bei der gestern hier stattgehabten Bürgermeisterwahl wurde Gemeinderechner Franz Lorenz mit 50 von 76 abgegebenen Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Der Gewählte gehört dem Zentrum nicht an.
Mosbach, 29. Nov. Der Plan für die Wasserversorgung der fränkischen Hochebene ist jetzs ausgearbeitet. 9 Orte kommen in Betracht. Die Kosten sind auf 460 000 Mk. veranschlagt. Die Gemeinde Großrinderfeld (Amt Mosbach) soll allein 136000 Mk. beitragen. Man hofft auf einen starken Staatszuschuß.
Lahr, 29. Nov. Zu dem vom Städtrat ausgeschriebenen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die neue Friedhofsanlage sind 47 Entwürfe von Architekten aus den verschiedensten Städten Deutschlands eingelaufen. Das Preisgericht, an dem die Herren Oberbürgermeister Dr. Altfelix-Lahr, Oberbaurat Professor Schäfer-Karlsruhe, Stadtbaumeister Thoma-Freiburg i. B., Geh. Kommerzienrat Stadtrat Stoeßer-Lahr und Stadtbaumeister Nägele-Lahr teilnahmen,, hatte keine leichte
dieses Zimmer, dann möchte ich darauf wetten,
daß sich in den drei Kassenschränken eher alle anderen Dinge als große Haufen von Gold oder Banknoten vorfinden."
Schwere, kräftige Tritte ließen sich im Hausflur vernehmen und gleich darauf trat ein Mann ins Zimmer, bei dessen Erscheinen der Herr Bürgermeister, anstatt, wie er beabsichtigt hatte, eine strenge Amtsmiene aufzusetzen, unwillkürlich eine sehr höfliche und freundliche Verbeugung machte.
Dieser Mann, der ungefähr sechzig bis siebzig Jahre zählen mochte, war über sechs Fuß groß, mager, aber knochig und sehnig gebaut, und bis auf den leicht gebogenen Rücken sah man ihm in keiner Weise an, daß die Last der Jahre ihn irgendwie zu drücken begann. Ein Paar stahlgraue Augen schauten kühl und hart aus einem glattrasirten, aber überaus charakteristischen Gesichte hervor, und um den großen, fest zusammengekniffenen Mund lag ein Zug, der in beinahe abstoßender Weise die rücksichtsloseste Energie und Willenskraft verriet.
„Sie haben mich zu sprechen verlangt," sagte der Eingetretene kurz, „was wünschen Sie von mir?"
Dem Herr Bürgermeister wurde es bei dieser Frage etwas unbehaglich zu Mute. Seine Aufgabe, die er sich bis dahin sehr leicht vorgestellt hatte, kam ihm mit einem Male doch recht schwierig vor, und ausweichend erwiderte er in verlegenem Tone: „Sie werden sich meiner wohl noch erinnern, da ich vor etwa einem Jahre das Vergnügen hatte, Ihre Be- kanntschaft zu machen. Mein Name ist Wen- dinger, ich bin der Bürgermeister dieses Ortes."
„Ich weiß das," versetzte Neubert ungeduldig, „aber was nun weiter?"
„Was nun weiter?" wiederholte der erstere, den das Benehmen des Hausherrn allmählig zu empören begann. „Das werde ich Ihnen sofort erklären. Zunächst ließ ich Sie vorhin nach meinen: Bureau rufen, aber während es
Arbeit, um aus den zahlreichen, recht guten Entwürfen die besten auszuwählen, zumal weitaus die größte Zahl der Entwürfe über dem durchschnittlichen Niveau ähnlicher Wettbewerbe stand. Nach reiflicher Durchsicht und Durcharbeitung aller Pläne — über 300 — und mehreren gemeinsamen Beratungen und Besprechungen kam das Preisgericht einstimmig zu dem Urteil, daß 7 Entwürfe als rückhaltlos preiswürdig anerkannt werden müssen. Die Preisverteilung hatte folgendes Ergebnis: 1. Preis: Oskar und Johannes Grothe in Berlin. 2. Preis: Wolfgang Geßner in Berlin. 3. Preis: G. Oberthür in Straßburg i. Elf. Ferner wurde zum Ankauf empfohlen der Entwurf des Herrn Franz Geiges in Freibnrg i. B.
Hünningen, 27. Nov. Hier starb eiue junge, erst kurz verheiratete Frau unter Vergiftungserscheinungen. Nach dem Genuß von Blutwurst trat heftiges Unwohlsein auf und nach wenigen Stunden war die Frau, trotz alsbald herbeigeholter ärztlicher Hilfe tot. Es ist bereits gerichtliche Untersuchung eingeleitet.
Vom Belchen, 29. Non. Die Wirtschaft im Belchenhaus ist nun für die Dauer der Wintermonate geschloffen worden,
Schönwald, 30. Nov. Auf schreckliche Weise mußte der 20 Jahre alte Hermann Duff- ner sein Leben lassen. Er wollte Krammets- vögel schießen, wobei der Lauf zerriß und ihn ein Stück desselben so schwer am Halse verletzte, daß der Tod alsbald eintrat.
Berlin, 29. Nov. Das „Berl. Tagebl." schreibt: Die Strecke des Gordon - Bennet- Automobilrennens, daß 1904 in Deutschland stattfindet, wurde gestern Abend von der eingesetzten Kommission festgesetzt und zwar, wie lange projektiert war, für die Umgebung von Homburg v. d. H.
Wiesbaden, 30. Nov. Ein Dienstmädchen aus Langenschwalbach wurde am Samstag Nacht im Klosett tot aufgefunden. - Es hatte ein Kind geboren, das ebenfalls im Klosettbecken tot aufgefunden wurde. Der Tod ist durch Verblutung eingetreten. (Frkf. Ztg.)
* Ein un beschlußfähiger Gemein d e r a t. Die niederösterreichische Statthalterei löste die Gemeindevertretung ovn St. Pölten auf, da durch die fortdauernde Beschlußunfähigkeil der Gemeindevertretung eine Reihe
sonst allgemeine Bürgerpflicht ist, einem solchen Rufe sofort Folge zu leisten, haben Sie sich dessen einfach geweigert."
„Und um mir das zu sagen, sind Sie hierher gekommen? Das wußte ich schon längst und Sie hätten sich diese Mühe daher sparen können!"
„O, ich habe Ihnen noch mehr zu sagen," fuhr Wendinger immer erregter fort. „Ich habe Ihnen vor allem zu sagen, daß Sie weit höher zur Einkommensteuer veranlagt werden müssen, weil ich aus zuverlässiger Quelle erfahren habe, daß Sie ein ganz bedeutendes Vermögen besitzen, und in meiner Eigenschaft als oberster Polizeibeamter von Rübenheim ersuche ich Sie nunmehr, mir über Ihre Vermögensverhältnisse genaue und völlig wahrheitsgetreue Mitteilungen zu' machen."
„Auf eine solche Mitteilung werden Sie lange warten können, denn es fällt mir nichtein, Ihnen dieselbe zu machen."
„So! Wissen Sie auch, daß Ihnen Ihr Ungehorsam teuer zu stehen kommen kann? Man wird nötigenfalls Ihre Kassenschränke gewaltsam öffnen und alsdann den Betrag Ihres Vermögens mit Leichtigkeit konstatieren."
„Reden Sie keinen Unsinn. Ich habe keine Kassenschränke und mein Vermögen ist im Auslands angelegt, wo Sie dasselbe schwerlich ausfindig machen werden, wären Sie auch noch klüger, als Sie mir zu sein scheinen."
„Herr, Sie werden beleidigend," brauste Herr Wendinger auf, worauf Neubert gelassen erwiderte:
„Und Sie werden langweilig. Die Polizei hat in meinem Hause nichts zu suchen, so lange ich mich als ruhiger Bürger benehme und sollten Sie es nochmals versuchen, behufs Polizei» licher Ermittelungen in meine Wohnung ein« zudringen, so werde ich mich an höherer Stelle über Sie beschweren! Sonst noch was gefällig?"
Herr Neubert sah bei diesen Worten mit einem so bezeichnenden Blicke nach der Tür,