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* jDieWildbader Chronik" gibt einen Weihnachts-Anzeiger für dasEnztal und Um­gebung" heraus. Familiär würde ja der Titel Weihnachts-Chronik" klingen. Aber da die Chronik offenbar der Ansicht ist, der Anzeiger ziehe besser als die Chronik, hat sie zu ersterem Titel gegriffen trotzdem ihr derAnzeiger etwas schwer im Magen liegt." Wir danken für diese unfreiwillige Reklame, welche die Chronik für uns gemacht hat.

* In der Geschworenenliste Tübingen be­finden sich unter anderem die Herren: Georg Rath, Privatier, Wildbad, Chr. Proß, Flößer und Holzhändler, Calmbach, Chr. Metzger, Rotgerber, Neuenbürg.

Wildbad, 30. Nov. Der am Samstag Abend vom hiesigenLiederkranz" im Hotel zum gold. Lamm arrangierte Familienabend verbunden mit Vortrag war sowohl von aktiven als auch passiven Mitgliedern zahlreich besucht. Das Thema des Vortrages lautete:Unsere Familiennamen und ihre Entstehung." Der Vorstand, Herr Reallehrer Kürschmer, erläuterte in beinahe zweistündiger, ausführlicher Rede Hunderte von Schreib- bez. Geschlechtsnamen, welche teils von Vornamen, teils von Tieren, Pflanzen, Werkzeugen u. s. w. stammen und bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Die aktiven Mitglieder trugen durch Vortrag einiger Gesänge wesentlich zur Verschönerung des Abends bei. Mitternacht war bereits vorüber, als sich die ersten zur Heimkehr vorbereiteten. Auch an dieser Stelle sei dem Referenten, Herrn Reallehrer Kürschmer, für seine so lehr­reichen und interessanten Ausführungen vollste Anerkennung ausgesprochen.

Pforzheim, 28. Nov. Gestern abend wurden die Bewohner der Hermannstraße durch ein fürchterliches Getöse erschreckt. Es stürzte nämlich das dem Fabrikant Fuchs gehörige, noch nicht ganz vollendete Kamin, welches für die im Hause befindliche Bäckerei errichtet werden sollte ein. Ursache des Einsturzes ist Verwendung von schlechtem Material.

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Die Entschädigung der Gemeinderäte.

Stuttgart, 25. Nov. In der Kom­mission wurde mit 9 gegen 6 Stimmen ein An­trag der Abg. Liesching, Kraut und Röder an­genommen: Die Mitglieder des Gemeinderats beziehen als solche keinen Gehalt. Sie haben jedoch in Gemeinden erster Klasse, falls dies nicht durch Gemeindesatzung ausgeschlossen ist, für Zeitoersäumnis als Entschädigung Taggeldcr zu beanspruchen. In Gemeinden zweiter und dritter Klasse besteht dieser Anspruch, wenn die Gewährung durch Gemeindesatzung bestimmt wird. Die Höhe des Taggeldes darf in Ge­meinden bis zu 10000 Einwohnern 8 Mk., in Gemeinden bis zu 50000 Einwohnern 10 Mk. nicht übersteigen.

Untersteinb ach, 27. Nov. Selbst­mord. Am letzten Montag erhängte sich im nahen Floßholz Schneider Bernhard, nachdem häuslicher Streit dem sähen Ende vorausge­gangen sein soll. Der Bedauernswerte hinter­läßt eine Witwe mit sieben unversorgien Kindern. Die Leiche würde nach Tübingen überführt.

Backnang, 26. Nov. Witterungs-Er­scheinung. Nachdem heute rauhe Nordwinde den baldigen Eintritt des Winters ankündigten, folgte abends zwischen 7 und 8 Uhr ein Ge­witter, verbunden mit Blitz und Donner, dem Regen und darauf Graupeln folgten.

Ulm, 25. Nov. Herzogin Wera stattete heute dem Ulanenregiment 19 eine» Besuch ab und gab den Offizieren des Regiments ein Mahl. (St.-A.)

Ravensburg, 26. Nov. Die bürger­lichen Kollegien erteilten in heutiger Sitzung dem Vertrag zwischen der Stadt und der Ma­schinenfabrik Eßlingen betreffend Errichtung und Betrieb eines Elektrizitätswerkes dahier die Genehmigung. Errichtung und Betrieb gehen auf Kosten der bezeichnten Fabrik.

Vom Bodensee, 24. Nov. Die Apo­theken in Ravensburg, Weingarten, Friedrichs­hafen, Langenargen. Bettnang. Waldsee, Wangen lind Wilhelmsdors geben folgendes bekannt: Die veränderten Zeitverhältnisse, die sich stets Lehrenden Geschäftsunkosten rc. machen es leider

unmöglich, an dem bisher üblichen Borgsystem sestzuhalten. Sie ersuchen die gesamte Kund­schaft von Stadt und Land (möglichst um bare Bezahlung.

Tages-Nachrichten.

Freiburg, 26. Nov. Auf dem Bahn­hauptgeleise wurde Dienstag Nacht beim Güter­bahnhofe der ledige Hallenarbeiter Zipfel aus St. Georgen überfahren. Nach Verlauf von 24 Stunden ist der Schwerverletzte in der Klinik gestorben.

Bühl, 26. Nov. Hier ereignete sich ein trauriges Familiendrama. Der 55 jährige Joses Martin versuchte aus Eifersucht seine Frau durch eiuen Revolverschuß zu töten, und sich selbst dann durch einen Schuß in den Mund das Leben zu nehmen. Beide Eheleute liegen schwer verletzt darnieder.

Hohenheim, 25. Nov. Gestern wurde lt.Schwetz. Ztg." der verheiratete Agent und Holzhändler Klee von hier verhaftet und ins Amtsgefängnis Schwetzingen eingeliesert. Der­selbe steht im Verdacht, an der Station Thal­haus lagerndes Grubenholz in großen Quan­titäten entwendet und nach auswärts versandt zu haben.

Walsheim, 25. Nov. Ein trauriges Ereignis wird der Familie Dietr. Heckmann hier wohl bevorstehen. Ihr ältester Sohn Heinrich, der z. Z. beim 5. Feld-Art.-Regt. steht, wird seit vorgestern Abend in seiner Kaserne vermißt. Heckmann, der in seinen zu­rückgelassenen Briefen mit Selbstmordgedanken umgeht, wurde bis heute noch nicht aufgefunden.

Konstanz, 25. Nov. Die Untersuchung gegen den städtischen Buchhalter Räuber ist jetzt abgeschlossen. Die Unterschlagungen be­tragen 12000 Mark.

Mainz, 24. Nov. Ueber die vor 100 Jahren stattgehabte Hinrichtung des Schinder- Hannes und seiner Bande befindet sich in einer damals erschienenen Zeitung ein Bericht, dem folgendes entnommen wurde:Während der Hinrichtung wurden die Leichen sogleich eine nach der anderen in eine neben der Guillotine aufgeschlagene Hütte gebracht, wo die damalige medizinische Privatgesellschaft im Interesse der Wissenschaft Versuche mit den Leichnamen vor­nahm. Das bei diesen Versuchen beschäftigte Personal hatte den mißlichen Auftrag erhalten, während der Hinrichtung unter dem Schaffet zu stehen, um an mehreren Köpfen, gleich nach­dem sie abgeschlagen waren, nach den ihnen ge­gebenen Anweisungen zu erforschen, ob noch Bewußtsein und " Empfindung vorhanden sei:, Ihre Bemühungen blieben aber erfolglos. ^ Der galvanische Versuch mittelst zweier Valta'scher- Säulen begann nach 10 Uhr. Die Wirkung des Galvanismus war derart, daß sie den Nichtunterrichteten täuschen und schrecken mußten;, alle Muskeln gerieten in heftige Zuckungen und bildeten im Gesicht ein schnell vorübergehendes Mienenspiel; die mannigfachsten Physiognomien, verbunden mit dem Blick der verzerrten Augen-, stellten ein täuschendes Bild, des Lebens dar: Bei dem Versuch mit dem zweiten Körper bot sich die auffallende Erscheinung, daß er sich unter dem Zusammengehen des ganzen Muskel­apparates plötzlich durch Aufstemmen der Hände auf dem Brett in die Höhe richtete und röchelnd Atem schöpfte. (OhneKopf?!) Auf den Nlcht- fachmann machten alle diese Wahrnehmungen einen geradezu erschütternden Eindruck. Während der Hinrichtung hatte Professor Brühl das im Gefängnis geborene Knäblein des Verbrechers das Kind ber Julie Blasius, welches von dem damaligen Bürgermeister Macko aus der Taufe gehoben wurde, auf dem Arm und begab sich auf die Richtstätte, von einem Polizei­diener begleitet, der eine große Sammelbüchse trug. Für das Kind kamen auf diese Weise 800 Gulden zusammen.

Hildburghausen, 27. Nov. In der 1749 von Herzog Friedrich von Hildburghausen gegründeten Leichenkasse Fraternität wurde ein Manko von zirka 100000 Mark entdeckt.

(Frkf. Ztg.)

Zwingenberg i. O., 25. Nov. Ein schrecklicher Unglückssall ereignete sich auf dev nach Eberbach führenden Bahnlinie. Als die 67 Iahte alte, schwerhörige Juliane Faber» Wwe. von hier, mit einer Traglast Holz vom

Wald kam und das Bahngeleise am UeberganF überschreiten wollte, beobachtete sie infolge ihrer Schwerhörigkeit den von Eberbach ziemlich ge­räuschlos herankommevden Personenzug nicht, wurde beim Ueberschreiten des Bahnkörpers von der Maschine erfaßt und fürchterlich zugerichtet. Beide Beine und Arme waren vom Körper getrennt und lagen neben der Leiche in Stücken umher.

Berlin, 27. Nov. Heute Vormittag fiel der Hauptgewinn der preußischen Klassen­lotterie von 500000 Mark auf Nr. 135 927.

Frankfurt a. M,, 26. Nov. Hier hat sich ein Komitee gebildet, das dem verstorbenen Burenkämpfer Oberst Schiel einen Grabdenkstein auf dem Friedhofe in Bad Reichenau errichten will. Beiträge nehmen die Mitglieder entgegen.

Berlin, 26. Nov. Dem Fähnrich Hüssener wurde mit dem gleichzeitigen völligen Ausscheiden aus dem militärischen Verhältnisse der Abschied erteilt.

Das Urteil im Kindsunterschiebungs­prozeß.

Berlin, 25. Nov. Nach 20 tägiger Dauer der Verhandlungen dieses Prozesses, über welchen wir seiner Zeit berichiet haben, wurde heute nach 2/»ständiger Beratung der Geschworenen der Spruch verkündet, wonach sämtliche Angeklagten für nicht schuldig erklärt werden.

Trier, 26. Nov. Das Schwurgericht verurteilte den Wilderer Jakob Hamm wegen gewerbsmäßigen Wilderns zu 5 Jahren Ge­fängnis, dessen Bruder Wilhelm Hamm, wegen Erschießens des Försters Jauk im Hochwald, zu 15 Jahren Zuchthaus. (Frkf. Ztg.)

- Essen (Ruhr), 26. Nov. (Zum Jahres­tage des Begräbnisses Krupps) richtete der Kaiser ein Schreiben an Frau Krupp und ließ, wie dieVoss. Ztg." berichtet, einen Kranz am Grabe niederlegen. Dasselbe taten der Prinz­regent von Bayern, der Großherzog von Baden und der Großherzog von Hessen.

S t. G a ll e n, 29. Nov. Die Ortsbürger- Gemeinde St. Gallen hat beschlossen, versuchs­weise die Lebens- und Altersversicherung der sämtlichen Gemeindebürger einzuführen.

Rußland im Osten.

London, 27. Nov. DerDaily Tele­graph" meldet aus Schanghai; Die Vizekönige und Gouverneure von dreizehn Provinzen außer Tschili boten dem Kaiser an, 90000 von Fremden ausgebildete Truppen zu senden, die gegen Ruß­land wegen Besitznahme der Mandschurei kämpfen sollen.

London, 26. Nov. In einer zahlreich besuchtin Versammlung im Surrey-Theater im -Süden Londons, hielt Lord Rosebery eine Rede gegen Chamberlains Zollpolitik.

Port Arthur, 26. Nov. Chinesischen Blättern zufolge beabsichtigt Vizekönig Juan- schikai, Ende November in der Provinz Muk- den zu Verhandlungen mit den Russen ein­zutreffen.

Die neue Dresdener Eheirrung.

Rom, 27. Nov. Der Vertreter des Giornale d'Jtalia" hat eine Unterredung mit einer Verwandten der Prinzessin von Schön- burg-Waldenburg gehabt, einer römischen Dame aus der vornehmsten Gesellschaft, welche erklärte, die Nachricht von der Flucht der Prinzessin sei absolut unbegründet. Es handle sich nur um eine vor 4 Monaten mit der Zustimmung des Gatten erfolgte Trennung. Die Prinzessin, die sich nach Sori begeben habe und nicht er­kannt werden wollte, hat sich den Namen ihrer Kammerfrau, Materni, beigelegt. Einige in­diskrete Persönlichkeiten hatten jedoch die In­demnität der Prinzessin herausgefunden und wegen des Namens Materni, den ein Kutscher führte, dessen Frau Kammerfrau bei der Prin­zessin ist, die bekannte schlechte Auslegung ge­geben. Der Bruder des Kutschers Materni, der der Prinzessin von Schünburg-Waldenburg angeblich das zwischen der Prinzessin und seinem Bruder bestehende Liebesverhältnis hinterbracht haben soll, befindet sich gar nicht im Dienste der Familie Schönburg, sondern bei dem Prinzen Massomo in Tivoli bei Rom. In einer De» pesche aus Sori, die von dem Grafen Despä an dasGiornale d'Jtalia" gesandt wurde, heißt es, die Prinzessin Elise erkläre alle im Umlauf befindlichen Gerüchte für unwahr.