kEllwüNgeN, 12. Nov. Präsident v. Landauer P Der am 1. Juli in den Ruhestand getretene Landgerichtspräsident v. Landauer ist heute nacht im Alter von 63 Jahren gestorben, v. Landauer gehörte dem württem belgischen Landtag von 18811894 als Vev treter der Stadt Ellwangen an und war Mit glied der Landespartei. Seit 1899 war er auch Mitglied des Staatsgerichtshofes.

Klosterreichenbach. Es ist eine schöne Sitte in einer Gemeinde, wenn jedes dazu beiträgt, womöglichst am Platze seinen Bedarf zu kaufe». Wie wir aber aus Kloster reichenbach erfahren, ist dort gerade das Gegen teil anzutreffen. Gehen z. B. dem Postexpeditor die Kohlen aus, so schickt er seinen Briefträger mit einem Zettel zu seinen Freunden, wie viel Kohlen sie brauchen, und bringt er hier nicht einen Waggon zusammen, so sendet er auch nach auswärts. Andere Beamte lassen dann Nudeln, Kaffee u. s. w. von auswärts kommen und verteilen solches unter einander. Auch mit Zigarren wurden schon Versuche gemacht. Solche Staatsbeamte, die doch von den Steuermitteln der Bürger leben, scheinen ganz und gar zu übersehen, daß ein Wort heißt: Leben und leben lassen. Solche Dinge schädigen die Kaufleute auf den kleinen Plätzen weit mehr als alle Warenhäuser der großen Städte. Ganz richtig! Solche Vorgänge spielen sich auch leider in an- deren Gegenden ab.

Oberst enfeld, 13. Nov. Lehrer Lau- bengaier feierte sein 25jähriges Jubiläum als Lehrer hier. Aus diesem Anlaß veranstaltete die Gemeinde im Gasthaus zum Stern ein Bankett, wobei der Jubilar in mehreren Reden und Liedern gefeiert wurde Ter Kirchevge- meinderat ließ ihm als Jubiläumsgabe ein schönes Bild überreichen und die bürgerlichen Kollegien gaben als Andenken eine wertvolle goldene Uhr.

(Hiob XIX, 25.) Dieser Tage be- Salomon Hahn

TageSMachrichtcn.

Heidelberg, 12. Nov. Bei derBe­rühmtheit", die das polnische Adelsgeschlecht derer von Kwilecki in jüngster Zeit erlangt hat, dürfte es für weite Kreise von Interesse sein, zu erfahren, daß unser Friedhof einen Vertreter dieses Namens beherbergt. Am Südabhange der Leichenhalle nämlich, links am Wege, der zum Verbrennungstempel führt dicht neben dem Grabe des so früh verstorbenen Professors der Chirurgie C. O. Weber lesen wir auf einem Leichenstein die Worte:>Iis fasst Ltanislaas Oomss äs Xveilsolri v. 9. XII. 1826 o. 3. IX. 1851 und darunter: 8oio, ouoä rsäsmptor msus vivit st insvissiwo ms äs terra surrsvlnriis »um.

Külsheim, 12. Nov. stattete man den Viehhändler zur Ruhe, der einem Unglücksfall zum Opfer gefallen war. Beim Besichtigen von Vieh in einem Neukirchener Stalle wurde er von einem Tiere derart getreten, daß er bewußtlos vom Platze getragen werden mußte und nach Ver­lauf von IV- Tagen an den Folgen einer Darmzerrrißung starb.

Schwetzingen, 13. Nov. Heute mor­gen wurde Bürgermeister Ulmer von Ofters­heim wegen des dringenden Verdachts einer er­neuten Urkundenfälschung im ViehversicherungS- verein verhaftet. Ebenfalls mitverhaftet wurde der Gemeinderat bezw. Bürgermeister-Stellver­treter Weber. Beide wurden sofort der Staats­anwaltschaft Mannheim eingeliefert.

Schwetzingen, 12. Nov. Bei den diesjährigen Kavallerie-Uebungen bei Saarburg schoß ein Dragoner der hiesigen 4. Eskadron beim Karabinerreinigen einem dabeistehenden Knaben mit einer Platzpatrone ins Gesicht, so- daß der Junge sein Augenlicht vollständig ver­lor. Das Karlsruher Kriegsgericht verurteilte, wie dieSchw. Ztg." meldet, den Dragoner gestern für seine Unvorsichtigkeit zu fünf Monaten Gefängnis. Ein anderer Dragoner der Es­kadron, der anläßlich eines Urlaubs bei Ver­wandten eines Kameraden Grüße bestellen sollte, benützte diese Gelegenheit zu einem raffinierten Diebstahl bei den Leuten. Das Kriegsgericht verurteilte ihn gestern hierwegen zu zwei Mo­naten Gefängnis und Versetzung in die zweite Klaffe des Soldatenstandes.

Offenburg, 18. Nov. Gestern Vvr- piittag verunglückte der Sohn des Bürger­

meisters Bühler von Ringsheim dadurch, daß ihm das Pferd seines Fuhrwerks, als er wäh rend des Fahrens die verwirrten Stränge in Ordnung bringen wollte, einen Schlag gegen die Stirn versetzte. Er wurde in das städt Krankenhaus gebracht und soll hoffnungslos darniederliegen.

Konstanz, 12. Nov. Dgs Begnadigung gesuch des Fridolin Brenner von Rippolingen (A. Säckingen), der seine 16 jährige Tochter Agathe erwürgte, wurde vom Großherzog ver worfen; Brenner wird also hingerichtet.

Konstanz, 14. Nov. Heute früh 7 Uhr wurde hier Fridolin Brenner von Rippolingen Amts Säckingen, welcher feiner Zeit wegen Ermordung seiner 16jährigen Tochter Agathe zum Tode verurteilt worden war, durch das Fallbeil hingerichtet.

itzingen, 12. Nov. Eine grauenhafte Tat vollführte der Oekonomiesohn Gg. Lenhard von Mönchstockheim. Nachdem er Sonntag auf Montag bis gegen 3 Uhr im Keller seiner Eltern mit einem anderen Kollegen gezecht, forderte ihn sein Vater zum Verlassen desselben auf. Darüber aufgebracht, versetzte er dem selben 15 Stichwunden am Körper, 6 Stiche im Rücken, wovon zwei tödlich die Lunge ver> letzt haben. Der Messerheld wurde verhaftet Wiesbaden. 13. Nov. Heute Vor- mittag kurz vor 12 Uhr stürzte unter donner. ähnlichem Krachen das Haus Marktstraße 25 sich zusammen. Das Fundament desselben

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wurde einem Umbau unterzogen, wobei dem aus die Stützen entzogen wurden. Die im aus beschäftigten Arbeiter konnten sich recht- eitig retten, ebenso wurde das Publikum auf der außerordentlich stark frequentierten Straße rüh genug gewarnt und konnte flüchten. Eine Frau wurde durch den Luftdruck zu Boden ge­schleudert, erlitt aber nur unerhebliche Haut­abschürfungen.

Mainz, 12. Nov. Bischof Dr. Brück ;at noch kurz vor seinem Tode Verfügung über ein Vermögen getroffen. Die Hauptsumme ällt dem bischöflichen Seminar zu. Der Ge- amtnachlaß soll 250000 Mark betragen. Den größten Teil seines Vermögens erwarb sich der Bischof durch literarische Arbeiten.

I Münster, 13. Nov. An der Noxeler 1 Chaussee fand man die Leiche einer erwürgten, unbekannten Frau. Anzeichen sprechen für einen Lustmord. (Frkf. Ztg.)

Liegnitz, 12. Nov. Goldschmidt, der bekannte Komponist und der älteste Militär kapellmeister Deutschlands, ist, 80 Jahre alt, gestorben.

Berlin, 13. Nov. Die Urwahlen zum preußischen Abgeordnetenhause. Bis 12 Uhr Mittags waren 291 Ergebnisse aus 177 Wahl kreisen bekannt. Als sicher gewählt sind an­zusehen 89 Konservative, 28 Freikonservative, 78 Zentrum, 57 Nationalliberale, 5 freis. Ver­einigung, 20 freis. Volkspartei, 5 Wilde. Fünf Wahlkreise blieben ohne Entscheidung. Die Konservativen gewinnen noch einen weiteren Sitz, den die Freikonservativen verlieren. Als gewählt ist auch Hackenberg (natl.) anzuseben.

Berlin, 13. Nov. Bis halb 3 Uhr nachmittags sind als gewählt zu betrachten: 103 Konservative, 33 Freikonservative, 78 Zen­trum, 60 Nationalliberale, 20 freis. Volks­partei, 6 freis. Vereinigung, 7 Polen und 6 Wilde, darunter 2 Dänen. 8 Sitze sind un­entschlossen

Berlin, 13. Nov. Nach einer Meldung aus Wien bringt die Neue freie Presse folgende bisher von keiner anderen Seite bestätigte Nach­richt. Am Sonntag traf in Bordighera an der Riviera ein Kurier des deutschen Hofes ein, um eine große Villa zum Winteraufenthalte für Kaiser Wilhelm zu mieten. Da in Bordighera eine-solche Villa nicht frei war, ging der Kurier nach Sa» Remo, wo angeblich die Villa Zirio, in der Kaiser Friedrich seiner Zeit gewohnt hat, gemietet werden soll.

Bern, 13. Nov. Der Bundesrat hat den von seinem Bevollmächtigten mit den Vertretern der Liquidationskommission abgeschlossenen Ver­trag wegen des Ankaufs der Jura-Simplon- bahn genehmigt. Der Buttdesrat hat ferner den vom Verwaltungsrat der Münster Solu- thnrnbahn (Weißenstein-Bahn) vorgelegten Finanz­ausweis genehmigt.

London, 13. Nov.Daily Telegraph" hört, Lord Roberts sei an Lungenentzündung erkrankt.

London, 13. Nov. Ein junges Mäd­chen fand in einem öffentlichen Parke zu Holy- head eine mit Dynamit gefüllte Blechbüchse. Das Mädchen wurde infolgedessen von zahl­reichen Personen umringt. Hierbei entfiel dem Mädchen die Büchse und letztere explodierte. 12 Personen', darunter auch das Mädchen, wurden schrecklich verstümmelt.

Rom, 12. Nov. Der Papst hielt heute ein öffentliches Konsistorium ab und verlieh Ajuti, Taliani, Katschthaler Merry de Val und Callegari den Kardinalshut. Eine große Zahl Geladener und Pilger jubelten dem Papst zu und riefen:Es lebe der demokratische Papst!" Der Papst wurde durch die ihm huldigende Menge bis zum Throne getragen und vollzog die Zeremonie. Dann hielt der Papst ein geheimes Konsistorium ab, in welchem er Miranda zum Erzbischof von Astorga ernannte. Ein japanischer Ueberfall auf rus­sische Matrosen wird über Port Arthur aus Tschemulpo, 11. November gemeldet. WieNewy Krej" rerichtet, überfielen dort 300 japanische Hafen­arbeiter 26 ans der Stadt zurückkehrende Mat­rosen des russischen KanonenbootsBvbr". Die Angreifer hatten Waffen. Die Matrosen verteidigten sich mit den Fäusten, warfen die Angreifer zurück und erreichten einen Kutter; ein Steinhagel folgte ihnen. Viele Matrosen wurden verwundet. Da es den Japanern chien, daß einige Russen in der Stadt zurück­geblieben seien, drangen 200, mit Beilen und Säbeln bewaffnet, in die europäische Nieder­lassung ein, durchsuchten die russischen Häuser und umlagerten sie die ganze Nacht. Die Kon- 'uln leiteten eine Untersuchung ein. Die Ja­paner, die darüber erbittert waren, daß zwei von ihnen bei dem Ueberfall tödlich verwundet und andere übel zugerichtet waren, versagten der Obrigkeit den Gehorsam. Sie machen, wie es heißt, stark bewaffnet d n Quai unsicher, in­dem sie jeden Russen zu erschlagen drohen. Die Matrosen nahnien bei dem Ueberfall den Japanern Waffen ab. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung gingen nach Tschemulpo das PanzerschiffPoltawa" und einige Minen­boote ab.

Afrika.

Tanger, 12. Nov. Nach den letzten Nachrichten aus Fez herrscht dort Ruhe. Der Sultan entläßt seine Truppen, beschränkt so die Staatsausgaben und verbessert die Finanzlage. Die Straßen zwischen Fez und Tanger sind sicher. Europäer und Karawanen, die Waren und Geld transportieren, verkehren jetzt zwischen Fez und Tanger.

T< r ftcplaftte Dichter.

Aus allen Fensterritzen Drängen die Verse sich,

An allen Fingerspitzen Packt der Versteufel mich.

Aus allen Ecken und Enden Fliegen Gedanken mir zu.

Ich könnte getrost mich verstecken,

Ich fände nirgendwo Ruh!

Der Stoffe wechselnde Garben Plagen bei Tag mich und Nacht,

Der Morte schillernde Farben Verfolgen mich immer mit Macht.

O weh' mir geplagten Dichter,

Die Sonne nirgends mir lacht.

Mich hat der Verse Gelichter Um allen Verstand gebracht.

Ich muß stets singen und dichten.

Tollster Gespensterspuck,

Doch leider meine Geschichten Finden Verlag nicht und Druck.

L. Rieser.

Verschiedenes.

Das Schicksal eines Fremden- legionärs. Ein französischer Fremdenlegio- när, der Heizer Alfred Engel der 8. Kompag­nie 1. Wersldtvisiön, der Sohn eines Betriebs­sekretärs in Hagen, hatte sich, wie demB.T." geschrieben wird, wegen Fahnenflucht im ersten