aufbewahrt zu werden. Soweit eS die Mode zuließ, vertraute Moser auch seine Füße den verschiedenen Objekten der Sammlung an, schonte diese indessen nach aller Möglichkeit. Die glänzendsten Reitstiesel, die feinsten Stiefletten, die elegantesten Lackschuhe und massive Berg­stiefel konnten sich bei dem alten Herrn der gleichen Beliebtheit erfreuen, wie ein Paar San­dalen Frundsbergscher Landsknechte oder ehr­würdig zerrissene Stiefelungeheuer aus der Zeit des russischen FeldzugeS Napoleons. Obaoun L sov gouil Gustav v. Moser hat mit seiner Stiefelsammlung weder Reklame gemacht noch seine Tantiemen dadurch erhöht.

Den 30ern.

Ist Wildbad verlassen von Badegästen,

Beendet die Kur der Sommerzeit,

Dann findet vereint man zu fröhlichen Festen, Die Bürgerinnen und Bürgersleut!

Die Wiegenfeste werden gefeiert Mit 25, mit 30 Jahr;

Von zehn zu zehn wird weiter geleiert.

Das ist ein Vergnügen offenbar.

Heut sind daran die 30 geworden Im Laufe des Jahres ich wünsche viel Glück ! Mög' öffnen sich allen der Freude Pforten Und glänzend gestalten sich aller Geschick.

Wird meinen Wunsch der Himmel erhören, Tann werden nicht klagen die 30er Leut',

Und wenn sie die 40 einst schlagen hören. Dann werden als Schwaben sie sicher > gescheit.

Humoristisches.

Er hat Recht. Bettler: Bitte, lieber Herr, um eine milde Gabe. Ich habe schon mehrere Monate keine Arbeit. Herr: So, was sind Sie denn ? Bettler : Schneeschipper ! Herr: Frecher Patron. Jetzt im tiefsten Sommer brauchen wir keine Schneeschipper. Bettler: Na, wir haben ja im tiefsten Frieden auch'n Kriegsminister !

Boshaft.. . . Frau Nachbarin, Sie können sagen, was sie wollen, mein Alter ist ein guter Mensch übertrieben gut!"Ja

ja, es vergeht keinen Tag, wo er nicht deS Guten zu viel tut!"

Ein Moderner.Du liebe Zeit, seit 19 Jahren haben wir uns nun nicht mehr ge­sehen ! . . Dein kleiner Fritz wird jetzt schon ein bärtiger Mann sein!"Einen Bart hat er noch nicht bekommen aber eine Glatze!"

Gemeinnütziges.

Gummidichtungen dampf- und wasserdicht zu machen. Hierzu soll man den Gummi mit einer Lösung von gepul­vertem Harz in dem zehnfachen Gewichte von starkem Ammoniakwasser Salmiakgeist be­streichen. Die Lösung bildet zuerst eine steife, harzige Masse, welche aber nach 3 bis 4 Wochen dünnflüssig wird und für den Gebrauch fertig ist. Die Flüssigkeit hastet leicht am Gummi, ebenso an Holz und Metall. Sie erhärtet leicht, wenn das Ammoniakwasser verdampft, und wird gegen Flüssigkeiten vostlländig undurch­dringlich. Die Werkst.

Rehkotelette nach Jägerart. Die gespickten Rehkoteletten läßt man einige Stunden in einer aus Weißwein, etwas Cog- nak, Salz, Pfeffer, Lorbeerblatt, Petersilie und einigen Citronenscheiben hergestellten Ulwrinade, läßt sie abtropfnen und bringt sie dann rasch in Butter auf starkes Feuer. Sobald sie hübsch braun geworden sind, nimmt man sie aus der Butter, mischt unter diese einen Löffel gehackte Schalotten und die durch ein Sieb gedrückte Ulwrinade und läßt diese Sauce eine Viertelstunde kochen. Aldann läßt man letzterer die Koteletten 45 Minuten schmoren und richtet sie auf einer flachen Schüssel an, worauf man die Sauce mit einem Stück Butter bindet, sie mit etwas Cayennepfeffer und Liebigs Fleischextrakt kräftigt und sie dann über die Kotelette gießt .(I^nöolliis cuisilliön,-).

-a»- Hlätsekecke -«s- Schachtel-Rätsel.

Ich bin gewiß an jedem Baum, an jedem Strauch zu schauen,

Mein Aeußeres, es kündet oft gesegnet-reiche Gauen.

Ein Zeichen mir vorangesetzt: Es in diesem Leben

Sin Jeder Wohl aus stinc Art sch mit mir abzugeben.

Zwei Zeichen mir hinzugefügt: Es mög' sich vor mir hüten.

Wer unantastbar wahren will sich seinen Seelen­frieden !

Zwei Zeichen nun vorangesetzt: Beim Arzt werd' ich florieren.

Daneben bin auf Straßen ich oft unliebsam zu spüren.

Auflösung folgt in Nummer 136. Auflösung des Rätsels aus Nr. 130. Eisenhut

Briefkasten.

A. Z. in O. Nein, Nein! Sie sind darin in einem großen Irrtum befangen, bezw. das von Ihnen zitierte Blatt hat Sie absolut falsch unterrichtet. Es ist ganz ausgeschlossen, daß Bauernfreude" als Futtermittel oder Medika­ment austreten wolle, das liegt vollständig fern; nein, das Milch- und MastpulyerBauern­freude" aus der chem. Fabrik Lauser in Regens­burg ist ein Gewürz, und als solches wirkt das Präparat hervoragend diätetisch, daher kommt es denn auch, daß in den tausenden großer und kleiner WirtschaftenBauernfreude" heute un­entbehrlich geworden ist, daß der Landwirt, welcher einen Versuch damit anstelltBauern- freude" nicht mehr entbehren mag, weil das Pulver die Verdauungsorgane kräftigt, die Ausnutzung der Nährstoffe des Futters steigert, die Freßlust der Tiere anregt und die Aus- scheidung regelt. Aus diesen Umständen resultiert die imense Verbreitung derBauernfreude", und wegen dieser Umstände sei auch Ihnen die Anwendung derBauernfreude" dringend empfohlen.

Reklameteil.

Wer statt des teuere»,

Herz und Nerven aufregenden Tees oder Bohnenkaffees den wohlbekömm­lichen, schmackhaften und wohlfeilen Kathreiners Malzkaffee trinkt, der nützt zugleich seiner G e s u nd h ei t und seinem Geldbeutel.

Ein mysteriöjer KriminalM.

Erzählung von I. Pia.

05 Nachdruck vnboikii

Das versprach sie nun, und so viel ich weiß, lebt sie heutigen Tages noch imAlten Viertel."

Jahre vergingen. Mein Glück , war fast sprichwörtlich geworden, da entriß der Tod mir meine Gattin.

Meine Tochter blieb mein einziger Trost; ihre Liebe allein vermochte mich mit dem Leben auszusvhnen.

Es kam ein junger Mann, Edgar Forstner, in mein Haus; bald sah ich, daß die jungen Leute einander lieb hatten, und ich freute mich dessen, denn ich schätzte mit Recht, wie ich glaube den jungen Mann sehr hoch.

So standen die Dinge, als sich eines Tages bei mir ein Oskar Würing einsteüte, der mir die bestürzende Mitteilung machte, daß Regina, meine erste Frau noch lebe;- die Kunde von ihrem Tode sei nur eine geschickt erfundene Lüge gewesen, um mich zu täuschen. Sie hatte allerdings im Hospital gelegen; der junge Arzt, von dem ich ihren Totenschein erhalten, hatte mir fälschlicherweise ihren Tod gemeldet. Regina erntete unter angenommenem Namen neue Lor­beeren auf der Bühne, bis sie Würing kennen lernte. Dieser muß einen ungeheuren Einfluß auf sie gehabt haben, denn ihm erzählte sie von ihrem früheren Leben und ihrer Verheiratung mit mir.

Ms sie älter ward und jüngeren Tänzer­innen Platz machen mußte, machte Würing ihr den Vorschlag, sich mit ihr nach M. zu begeben und von mir Geld zu erpressen. In viessr Absicht suchte er mich auch aus.

Der Elende scheute sich nicht, mir dies alles in der kühlsten Weise zu sagen. Was konnte ich tun, diesem Manne gegenüber, der das Ge­heimnis meines Lebens in seinen Händen hielt?

Ich weigerte mich, Regina zu sehen, erklärte

mich aber bereit, auf Würings Bedingungen einzugehen; dieselben bestanden darin: erstens, Regina eine bedeutende Geldsumme auszusetzen, und zweitens, ihm, Würing, meine Tochter zur Frau zu geben.

Anfangs sträubte ich mich mit aller Ent­schiedenheit gegen diesen letzten Vorschlag; als er mir aber damit drohte, meine Vergangenheit bekannt zu machen, da fügte ich mich endlich mit furchtbarer Ueberwindung, und er fing an, Martha besondere Aufmerksamkeit zu zollen. Als diese mir aber erklärte, sie würde Würing niemals heiraten, sie sei überdies bereits mit Forstner still verlobt, bot ich jenem, nach einem harten Kampf, den ich mit mir selbst bestand, eine Abstandssumme an, deren Höhe er selbst bestimmen sollte. Er aber blieb dabei, wenn er Martha nicht zur Frau bekomme, werde er die ganze Geschichte veröffentlichen. Auf meine dringende Bitte gewährte er mir endlich noch zwei Tage Bedenkzeit, und, den Trauschein mit sich nehmend, verließ er mein Haus.

Ich war in Verzweiflung, denn ich mußte mir sagen, das noch einzige Mittel zu meiner Rettung war: mich in den Besitz des Trau­scheines zu setzen und dann alles zu leugnen. Mit diesem Gedanken folgte ich ihm nach der Stadt, sah, wie er Moran traf und mit diesem trank. Als sie nachts gegen halb Eins aus dem Restaurant herauskamen, war Würing be­trunken. Ich beobachtete, wie er an der Luther­kirche und am Siegesdenkmal, vorüberging und sich dort an der Ecke an einem Laternenpfahl festhielt. Schon fuhr es mir durch den Sinn, daß ich seine Trunkenheit benutzen könnte, um ihm das Dokument zu entreißen, als ich einen Herrn in Hellem Ueberzieher auf ihn zukommen sah und hörte, wie er für Würing einen Wagen herbeirief. Daß es Forstner war, wußte ich nicht. Es blieb mir nun nichts anderes übrig, als heimzukehren und in größter Angst ab­zuwarten, ob Würing am nächsten Tage seine Drohung ausführen würde. Da ich nichts von

ihm hörte, hoffte ich schon, er habe sich eines Besseren besonnen, als ich plötzlich von dem Morde las. Es wunderte mich nicht wenig, nichts von dem Trauschein wieder zu hören. Da ich jedoch bestimmt wußte, daß er das Papier an jenem Abend bei sich gehabt hatte, und deshalb fürchten mußte, der Mörder wer er auch sei werde das Dokument an sich genommen haben und früher oder später kommen, um von mir auf dasselbe Geld zu er­pressen, wagte ich nicht, als Zeuge aufzutreten. Nachdem Forstner verhaftet war und endlich dann wieder freigelassen wurde, fing ich an, zu hoffen, das Schriftstück sei verloren gegangen. Trotzdem schwebte ich in beständiger Furcht, doch noch nicht das letzte über die Sache gehört zu haben. Und ich hatte Recht. Vor zwei Tagen kam Rudolph Moran, ein intimer Freund von Würing, mit jenem unglücklichen Trau­schein zu mir und bot mir das Papier für dreißigtausend Mark zum Verkauf an. Voll Entsetzen klagte ich ihn des Mordes an. An­fangs leugnete er, schließlich aber gestand er die Tat ein. da, wie er sagte, ich um meiner selbst willen nicht wagen dürfe, ihn zu verraten. Und die Liebe für mein Kind siegte! Ich ge­lobte dem Schurken Schweigen, händigte ihm dreißigtausend Mark ein und empfing dagegen den Trauschein. Außerdem ließ ich mir von dem Elenden eidlich versprechen, daß er Deutsch­land ohne Säumen verlassen wollte.

Als ich wieder allein war und über meine entsetzliche Lage nachdachte, kam ich fast zu .dem Entschluß, selbst Hand an mich zu legen, aber noch einmal rettete mich der Himmel durch die Stimme meines Kindes vor diesem Verbrechen!

Ich habe mein Bekenntnis hier niederge- schrieben, damit die Welt nach meinem Tode den wirklichen Mörder Würings kennt und kein anderer dieses Verbrechens fälschlich an­geklagt wird.

(Fortsetzung folgt.)

Druck und Vtrlag der Beruh. Hosmairn'schen Buchdruckerei iu Äilddad. Für die ckredakrion verantwortlich: i. B. E. Reinhardt daselbst.