Wildbad, den 2. Ökl. 1903.
* Morgen den 4. Oktober 1903 feiert Herr Stadtschultheiß Bätzner sein 25jähriges Amtsjubiläum. Manches hat sich unter seiner bisherigen Amtstätigkeit in unserer Badestadt verändert, verschönert und entwickelt; an dem vollzogenen fortschrittlichen Aufschwung in den letzten 25 Jahren ist unserem Herrn Stadtvorstand ein wesentliches Verdienst zuzuschreiben. Darum wollen wir in dankbarer Anerkennung dessen, wenn auch in Kürze, aber von Herzen dem Jubilar zu seinem morgigen Amtsjubiläums- seste die beste Gratulation hiemit entbieten, be- gleitet mit den Wünschen, es möge ihm noch ein langes, gesundes Dasein beschieden sein.
R u « d s A ü A.
Stuttgart, 28. Sept. Die Warenhaus- Firma Tietz, für die die Räumlichkeiten im ehemaligen Hotel Oberpollinger nicht mehr genügen, hat, wie verlautet, das Haus Königsstraße 27, Ecke der Schulstraße, um die Summe von 1250000 Mk. angekauft. Außerdem ist von der Firma auch das Nachbarhaus in der Schul- straße angekauft worden; man nennt hierfür den Kaufpreis von 200000 Mk. Am 1. Juli nächsten Jahres will man mit dem Neubau beginnen. In den beiden Häusern befinden sich gegenwärtig 6 Läden.
Cannstatt, 29. Sept. Die Vereinigung von Cannstatt mit Stuttgart war heute Gegenstand der nichtöffentlichen Sitzung der bürgerlichen Kollegien. Die Majorität im Gemeinderat, die gegen die Eingemeindung ist, gab die Erklärung ab, daß sie auf ihrem ablehnenden Standpunkt beharre. Der Punkt wurde dann wieder von der Tagesordnung abgesetzt. Wie aus Kreisen der bürgerlichen Kollegien verlautet, wird die Eingemeindungsfrage erst wieder nach den Gemeindewahlen angeschnitten werden. — Totgefahren. Gestern vormittag wurde auf der Karlsbrücke eine Milchfrau von einer zwei- spännigen Kutsche überfahren und war sofort tot. Ob den Kutscher ein Verschulden trifft, steht noch nicht fest. Die Frau wollte ihre gefährdetes Milchwägelchen retten und kam so selbst unter die Räder.
Schorndorf. Welche Blüten die hiesige Stadtschultheißenwahl zeitigt, mag aus Folgendem ersichtlich sein. Beim seinerzeitigen Abschied des Stadtschultheißen Fritz wurde dessen Un- ersehlichkeit in den Himmel gehoben. In letzter Zeit ist jedoch von denselben Heißspornen die Amtsführung Fritz' in der Lokalpresse einer nicht gerade „konsequenten" Kritik unterzogen worden, so daß sich Stadtschultheiß Fritz veranlaßt sah, das ihm zu seinem Abschied seitens der Stadt überreichte Geschenk — ein silberner Pokal mit zwei Bechern und entsprechender Widmung — letzten Samstag abend, in einer Gemeinderatssitzung, mit Begleitschreiben an die Stadt zurückzugeben. Also zuerst Hosianna und nachher kreuzige ihn! Sehr zu wünschen wäre es, wenn dem wüsten Getriebe, das aus Anlaß der Stadtschultheißenwahl die Bürgerschaft,, ja selbst Freunde und Verwandte entzweit, ein baldiges Ende bereitet würde.
Tages-Nachrtchte«.
Würzburg, 29. Sept. Ein 13jähriger Totschläger stand gestern vor der hiesigen Strafkammer in der Person des Kegelbuben Jakob Bauer von Marktbreit. Am 19. August hatte derselbe in den städtischen Anlagen seiner Vaterstadt mit dem 11jährigen Leonhard Rückert einen Wortwechsel, im Verlaufe dessen Bauer das Messer zog und seinem Gegner einen Stich in die Herzgegend versetzte, der bald den Tod herbeiführte. Das Urteil lautete auf 6 Monate Gefängnis.
Frankfurt, 29. Sept. Eine unsinnige und verhängnisvolle Wette gingen drei Knaben im Alter von zirka 14 Jahren im benachbarten Eschersheim miteinander ein, bei der es sich um das Verschluckenkönnen von je acht Zwetschen- kernen bei jedem handelte. An den schlimmen Folgen dieser unsinnigen Wette ist der eine, Sohn des dortigen Metzgers Seifert, nach zehntägigem entsetzlichen Leiden in vergangener Woche im hiesigen Diakonissenhaus nach erfolgter Operation verschieden. Einer der Kerne hatte ihm den Blinddarm verletzt.
Kehl, 29. Sept. In Scherzheim erhängte sich vorige Woche der Seidenweber Käser und die 82jährige Witwe Kientz. Beide Selbstmorde dürften im Zustande geistiger Umnachtung verübt worden sein.
Lörrach, 29. Sept. Ein guter Fang ist der Basler Polizei gelungen. Vor mehr als 3 Monaten ging ein Schreibgehilfe des Festungs- gouverneucs Straßburg nach Unterschlagung einer bedeutenden Summe flüchtig. Er begab sich zunächst nach Zürich, wo er sich als ein auf Urlaub befindlicher Offizier ausgab. Durch sein sicheres Auftreten gelang es ihm, sich in einer angesehenen Züricher Familie Zutritt zu verschaffen und alsbald fand auch die Verlobung mit deren Tochter statt. Diese händigte dem Bräutigam ihre Ersparnisse und einen großen Teil ihres Vermögens ein, was in ganz kurzer Zeit aufgebraucht war. Um die Braut in dem irrigen Glauben zu erhalten, ließ sich der Bräutigam von Zeit zu Zeit fingierte Telegramme senden, daß für den Herrn Leutnant der Urlaub um einen Monat verlängert worden sei. Letzte Woche kam der Flüchtling mit seiner Braut nach hier und auf Grund eines inzwischen eingegangenen Steckbriefes erfolgte seine Verhaftung. Die unterschlagenen Gelder sind vollständig, das Vermögen des betrogenen Mädchens zum großen Teil verbraucht. Das Festungsgouvernement Straßburg hat telegraphisch die Auslieferung verlangt.
Lörrach, 29. Sept. In Degerfelden fiel das 3 Jahre alte'Söhnchen des Bahnarbeiters Friedrich Schwembergrr in einem unbewachten Augenblick in einen Kübel kochenden Wassers. Es hat sich derart verbrüht, daß es lt. „Oberl. Bote" gestern untern gräßlichen Schmerzen gestorben ist.
London, 29. Sept. Sir James Ritchie, ein Bruder des früheren Schatzkanzlers, wurde für das kommende Jahr «zum Lordmayor von Hondon gewählt.
4>ie Vorgänge in Serbien.
Belgrad, 30. Sept. Die Delegierten der beiden radikalen Fraktionen nahmen folgenden Beschluß an: Die Vereinigung der radikalen Parteien anstrebend und wünschend, beschließen die Delegierten, daß eine starke, aus beiden Fraktionen zu bildende Regierung als Grundlage des gemeinsamen Programms eingesetzt und kräftig unterstützt wird. Einem getroffenen Uebereinkommen zufolge sollen in das Kabinett unter Gruitsch 3 gemäßigte und 3 selbständige Radikale eintreten.
Budapest, 30. Sept. In hiesigen Armenhaus find aus bisher unaufgeklärter Ursache nach dem gestrigen Mittagsniahl 150 Personen schwer erkrankt. Bisher ist eine gestorben.
Die Unruhen auf dem Balkan.
Sofia, 30. Sept. Der Ministerpräsident Petrow empfing gestern eine Abordnung der macedonischen Kolonie Sofia, welche ihn fragte, welche Haltung die bulgarische Regierung einnehmen werde gegenüber der macedonischen Frage und wie die Regierung den Fall eines Angriffskrieges gegen die Türkei ins Auge fasse. Der Ministerpräsident erwiderte mit allgemeinen Redensarten. Er fügte aber hinzu, für jede bulgarische Regierung würden die Interessen und die Sicherheit Bulgariens den Vortritt haben vor der Sympathie und den Pflichten gegenüber den Brüdern in Mazedonien.
Verschiedenes.
— Ein galanter Dieb. Die Schönheit der Frauen Shanghais ist sprichwörtlich, schreibt die „Shanghai Preß," und ein neuer Beweis- dafür wird durch die Macht, die sie über zwei europäische Einbrecher ausübte, geliefert. Eine junge Dame fand um Mitternacht in ihrem Ankleidezimmer zwei Einbrecher. Sie wurde aber weder ohnmächtig, noch schrie sie. Sie ging ruhig in das Zimmer, sprach friedlich mit den Männern und fragte, was sie wünschten. Die Antwort lautete, daß sie die feste Absicht hätten, das Haus auszurauben. Darauf sagte sie den Männern, Stehlen wäre ein Unrecht und fragte sie, ob sie durch Hunger dazu gezwungen wären, Einbrecher zu sein. Ohne die Antwort abzuwarten, gebot sie ihnen zu bleiben, wo sie wären, damit sie etwas zum Essen holen könnte. Sie verließ darauf das Zimmer, ging in die Speisekammer und kam mit kaltem Geflügel und je einer Flasche Bier für jeden Gast zurück. Während sie aßen und tranken plauderte sie ruhig mit ihnen. Als dann jedoch der Bruder der Dame heimkam, wollte er die Polizei holen; aber die Schwester, die nie vorher Einbrecher bewirtet hatte, hielt es für grausam, so nette Menschen einzusperren. Sie durften also frei fortgehen, und die Dame fand ihre Belohnung darin, daß einer der Männer, nach- dem er sich höflich verbeugt hatte, sagte: „Wir danken Ihnen, Fräulein. Wir hätten nicht fliehen können, wenn wir auch gewollt hätten, — wir waren durch ihre unvergleichliche Schönheit
Eine Frühst,tckS-Bclrachmng. Wir haben durschnittlich 10—12 Stunden .nichts zu uns genommen, wenn wir früh morgens aufstehen. Das ist die längste Ruhepause unseres Magens. Das erste Frühstück beendet diese lange Nachtpause und hat gleichsam die Aufgabe, unseren Magen auf die lange und angestrengte Tätigkeit, die er während des Tages entfalten muß, vorzubereiten, den Magen gleichsam für seine Tage-Arbeit zu stimmen. Das vermag aber nur ein mildes, wohlbekömmliches Getränk, ein solches, das den Magen leicht und mäßig änregt, ohne die Nerven aufzuregen und andere nachteilige Folgen mit sich zu bringen, ein Getränk, das ferner immer von stets gleichmäßiger, unzweifelhafter Güte ist. Der Bohnenkaffee, das eigentliche Frühstücks - Getränk der heutigen Kulturwelt, erfüllt in Wirklichkeit keine dieserHaupt-Beding- üngen, denn, wird er stark zube- reitet, so reizt er den Magen in Übermäßiger, gesundheitsschädlicher
Weise, bewirkt eine unnatürliche Beschleunigung und Abkürzung des Verdauungs-Prozesses und ist unseren Nerven und unserem Herzen höchst gefährlich; wird er dagegen dünn gekocht, so füllt er und überschwemmt einfach den Magen, ohne irgend welchen Nutzen zu bringen. Sein einziger Vorzug, der ihm auch nicht abgesprochen werden soll, ist sein eigenartiger Wohlgeruch und Wohlgeschmack. Nach diesem allen würde dasMuster einesFrühstücks-Getränkes in jeder Beziehung dasjenige sein, welches das Aroma des Bohnenkaffees besäße, ohne einen einzigen seiner Nachteile aufzuweisen und welches zugleich genau den angeführten Bedingungen entspräche, die für das Haupt-Getränk einer der wichtigsten Mahlzeites des Tages unerläßlich sind.
Existiert nun in Wirklichkeit schon ein solches Muster-Getränk oder ist es nur in der Phantasie der Hygieniker, Gesundheits-Apostel und Feinschmecker vorhanden? Es exi
stiert und heißt — Kathreiners
Malzkafsee. Dieses geradezu vollkommene Präparat besitzt in hohem Grade den eigentümlichen Duft und Wohlgeschmack des Bohnenkaffees. Durch ein eigenartiges, patentiertes Verfahren wird dem kräftigen und köstlichen Malz das Kaffee-Aroma imvrägniert vermittelst eines würzigen und gänzlich u schädlichen Extraktes aus dem Fruchtfleisch der Kaffeekirsche. Zu diesem Vorzüge gesellt sich noch die ausgezeichnete, mild anregende Wirkung,dieKathreiners Malzkaffee auf Nerven und Verdauungs-Organe ausübt, ohne die geringsten schädlichen, unliebsamen Folgen nach sich zu ziehen. Und schließlich muß der Umstand entscheidend in die Wagschale fallen, daß Katheiners Malzkaffee in immer gleichmäßiger Güte auf den Markt kommt, weil er nur aus edelstem und bestem Rohmaterial fabriziert wird. Er bietet die vollständige Garantie unbedingter Reinheit und stets gleichmäßiger Qualität, was durch zahlreiche überein
stimmende Gutachten fachmännischer Autoritäten außer Zweifel gestellt ist. Diese Tatsachen beweisen, daß Kathreiners Malzkaffee eine der nützlichsten und für das Volk segensreichsten Errungenschaften bedeutet, welche die moderne Ernährungs- Hygiene zu verzeichnen hat und daß er speziell als Frühstücks-Getränk seinesgleichen nicht findet.
Man breche doch endlich mit der alten, eingefleischten Unsitte, den Tag gleich mit dem Genüsse eines unter Umständen gefährlichen und heimtückischen Giftes zu beginnen, gleich früh morgens ein nervenfeindliches Narkotikum, wie es das im Kaffee und im Tee enthaltene Koffein ist, zu genießen. Man bekehre sich zum Malzkaffee, man macheKathreiners Malzkaffes zum ständigen Frühstücks-Getränk und die heilsam« Wirkung auf Magen, Herz und Nerven wird sich in kurzer Zeit schon erfreulich geltend machen.