Bekanntlich hat der Kaiser auf der Kaiser» lichen Werst vor einigen Jahren einmal den Arbeiter Bonnetain angesprochen, der 1870 als svanzösischer Kriegsgefangener nach Danzig kam und dort blicb. Nach diesem Werftarbeiter erkundigte sich der Kaiser und meinte, der sei rvohl schon alt. Herr Heinrich erwiderte, daß Bonnetain noch rüstig arbeite.
St. Johann, 28. Sept. In Arnual erschoß ein Bäckergehilfe die 18jährige Meisterstochter Siegel wegen unerwiderter Liebe und dann sich selbst.
Riese, 27. Sept. In Gegenwart von 30 katholischen Vereinen und einer zahlreichen Volksmenge wurde heute unter großer Begeisterung an dem Geburtshaus des Papstes Pius X. eine Gedenktafel enthüllt.
Mailand, 28. Sept. Die Gefahr eines Generalstreiks sämtlicher Mailänder Verkehrsanstalten ist sehr drohend geworden.
Ain-Sefra, 26. Sept. Es verlautet, daß in der vergangenen Nacht eine größere Räuberbande bei Had Jerat Allgall eine Hammelherde geraubt habe. Die Räuber sind gegen die marokkanische Grenze entflohen und konnten von Sahara-Spahis nicht verfolgt werden. Ein Brigadier und ein Mann sind schwer verletzt.
Lüttich, 26. Sept. Vor einigen Tagen verhaftete ein hiesiger Polizciagent einen Mann und eine Frauensperson, die ihm verdächtig erschienen, da sie in ganz zerlumptem Zustande nach Lüttich kamen, aber einen sehr hübschen und neuen Hundewagen mit sich führten. Aus dem Polizeibureau untersuchte man den Mann und fand bei ihm eine große Anzahl wertvoller Ringe und sonstiger Pretiosen, sowie anßcrdem noch 7 Pfandscheine über in Antwerpen, Huy und U. Gladbach versetzte Uhren und Juwelen. Der Betreffende behauptete Diglie zu heißen und ein Deutscher zu sein, während man bei ihm einen österreichischen, auf den Namcn Nechae lautenden Paß entdeckte. Seine Geiähriin erklärte, aus Wald bei Solingen gebürtig. 35 Jahre alt zu sein und den Familiennamen Appel zu führen. Ta das Paar sich über den Erwerb der Schmucksachen aber nicht auszuweiscn vermochte, so wurde es in Unte, snchnnashait ab
geführt. Man ist der Ansicht, daß die beiden Personen Mitglieder einer weitverzweigten inter» nationalen Gaunerbande sind und daß die Polizei mit der Arretierung derselben einen sehr glücklichen Fang gemacht hat.
Serbische Wahlen.
Belgrad, 28. Sept. Bei der Stichwahl wurden gewählt: 2 gemäßigte Radikale, 2 selbständige Radikale, 1 Radikaler, 4 Liberale. Der Gesandte in Konstantinopel, Gruitsch, ist hier eingetrosfen.
Wien, 28. Sept. Wiener Blätter melden Neustadt: Der Wiener Advokat Dr. Arnold Becker und dessen Bruder, ein junger Arzt, stürzten vom Schneebcrg ab. Dr. Becker ist tot, sein Bruder schwer verletzt.
Die Krise in Ungarn.
Wien, 27. Sept. Der Kaiser empfing den Ministerpräsidenten Graf Khuen Hedervary in besonderer Audienz.
Wien, 27. Sept. Das „Militärvcrordnungs- blatt" veröffentlicht einen Erlaß des Kriegsministers vom heutigen Tage, betreffend die dauernde Beurlaubung der drilljährigen Mannschaft der sich aus Oesterreich ergänzenden Truppenanstalten.
VeNchtrü rn c s.
Nene Kanonen. Tie „National-Ztg." erführt, dem Reichstag werde im nächsten Frühjahr eine Vorlage zngehen, welche 12—15 Millionen fordert für die Einführung der Rvhrrück- laufgeschütze. Die während der Kaisermanöver mit den neuen Geschützen erzielten Resultate seien zufriedenstellend gewesen. An den in Betracht kommenden Stellen seien alle Vorbereitungen für eine schnelle Erledigung der Geschützänderung getroffen. Dre Firma Krupp erhalte den Hauptanteil an der Arbeit.
— Ein Mißverständnis. Der frühere sächsische Gesandte am preußischen Hose, von Globig, war von Berlin nach Dresden gereist. Bei der Rückkehr traf er des Nachts spät in Berlin ein. Beim Einfahren in das Tor mußte der Wagen halten und ein Unteroffizier trat höflich fragend heran: „Um Verzeihuna, wer sind Sie?" — „Ich bin der kgl. sächsische Gesandte am Berliner Hose Globig!" — „Ja."
versetzte der Unteroffizier, „das kann mir nichts nützen, was sie globen (glauben), wer und was Sie wirklich sind."
— Die Sprache der Haarfrisur. In Japan frisieren sich die Frauen, wie ein englisches Blatt erzählt, so kunstvoll, daß man aus ihrer Frisur sogleich sehen kann, ob die Trägerin ein Mädchen ist, das heiraten will, oder eine Witwe, die untröstlich ist, oder eine Witwe, die sich gern trösten lassen will, falls nur der passende Freier sich einstellte. Junge Mädchen tragen ihr Haar in Form eines Fächers oder Schmetterlings und schmücken es mit silbernen oder farbigen Zierarten; Witwen, die wieder heiraten wollen, befestigen das Haar mit Schild- plattnadeln am Hinterkopfe, und Witwen, die ihrem verstorbenen Gatten immer treu bleiben wollen, schneiden das Haar kurz ab und tragen keinen Schmuck darin.
Gut gemeint. Dieser Tage wurde der bekannte Tierarzt R. von C. von einem Bauern, der ein krankes Mutterschwein hatte, gerufen. Er verordnet« etwas zum Eingeben und fügte hinzu, wenn es bis zum andern Tag nicht besser sei, so solle man dem Schwein zwei kalte Klischees geben. Am nächsten Morgen fand der Tierarzt einen Brief von dem Bauern vor, in welchem er schrieb: „Geehrter Herr Doktor! Mit der Sau ist es noch gerade so schlimm und wenn es bis heute mittag nicht besser ist, so klisticre ich Sie." Hochachtungsvoll rc.
Der allertreu'sie Freund zu jeder Zeit.
Deß Willkommgruß dir ohne Falsch geweiht, Der arglos dir zu eigen giebt sein Herz,
Dir ohne Selbstsucht folgt in Freud' und Schmerz, Nur für dich lebt, dich liebt selbst ohne Grund, Ohn' Ehrgeiz für dich stirbt, es ist — dein Hund.
Reklameteil.
wer dauernd frei dleiden will
von Nervosität, Herzklopfen und Verdauungsstörungen, der gewöhne sich den regelmäßigen Genuß von starkem Bohnenkaffee ab und mache den gänzlichen unschädlichen, leichten und milden, daber voll- und wohlschmeckenden Kaihreiners Malzkaffee zu seinem täglichen Frühstücks- und Vesper-Getränk.
Künstnovelle von C. Braun.
2) Nachdruck vcrbolcn.
„Ich will mich schon immer waschen, sagte Christine; nur lehre mich spielen, was Du neulich spieltest, als es so regnete. Ich stand ja vor dem Fenster und Hörle zu, nun kann ich die Melodie singen. Hör nur!" — Das Kind sang nun mit glockenheller Summe das Lied, das der Musikus so genau kannte, ganz richtig Ton für Ton.
Er warf einen verwunderten Blick ans Christine, die seine Melodie so richtig »achge sungen hatte. „Wenn die mit die wandere und spielen könnte, daun möchtest du ichöuec Geld verdienen!" dachte der Alte. — „Aber es ist doch wohl Unsinn."
„Laß mich, Mädchen," sagte er abwehrcnd. „Du weißt nicht, was Du verlang t. E n Mann, wie ich, gibt sich »nt Leuten Leines Schlages nicht ab."
„Musikus, Herr Musikus, ich möchte docl so gerne spielen lernen!" rief Christine fas weinend.
„Lerne lieber stopfen, stricken und flicken' Von der Musik wirst Du Dein Brot nicht essen!"
Christine stampfte ungeduldig mit dem Fuße. „Ich mag nicht stricken und sticken; ich will spielen!" Sie faßte nach seinen Händen und sah stehend in das finstere Gesicht. „Lehre mich doch spielen, ich bitte recht schön, lieber Musikus!"
Die Züge des Mannes wurden sreundlicher, während er jagte: „Wenn Du denn jo schön bitten kannst, will ich es morgen mtt Dar versuchen."
Ehrislinens Augcü blitzten vor Freude; sck- streichelte zärtlich die Violine, nickte dann einverstanden mit dem Kopfe und kehrte, ohne sich
weiter zu bedanken, aus ihren sicheren Platz zurück.
Frau Nilssou stand schon in der Haustür, und ihre Blicke bedeuteten nichts Gutes.
„Was hast Du da dem Musikanten nachzulaufen?" fragte sie finster. „Mgu darf Dir keine fünf Schritte weit trauen. Solltest Du nicht auf die kleineren Geschwister und auf das Vieh da acht geben? Statt dessen läufst Du fremden Menschen in den Weg, die ihrem Erwerb nachgehen. Was wolltest Du von dem Musikus?"
Christine wurde dunkelrot und stotterte verlegen: „Ich wollte ihn bitten —"
„Was, bitten?" schallt die Mutter. „Ja, wir sind arm, sehr arm, wir darben, wir hungern, wenn es sein n uß, aber gebettelt haben wir niemals! Pfui! Christine, es ist weit mit Me gekommen, wenn Du bettelst. Geh!" Erzürnt wandte sich die Frau ab.
„Aber, Mutter, ich wollte ja" —
„Betteln, ich weiß."
„Nein, nein, so höre mich doch, Mutter! Ich bat ihn, mich spielen zu lehren."
„Spielen, Musikmachen? — Herr du meines Lebens, das fehlte uns just noch!" ries Frau! Nilsson und ging ernstlich böse ins Haus.
Am andern Morgen wendete Christine ihre ganze Sorgfalt darauf, sich zu waschen und zu .ändern, und zupfte hier und da au ihrem ärmlichen Röckchen. Hatte sie es doch dem Musikus versprochen, recht sauber zu werden, and Christine hielt, so gut sie konnte, was sie 'erprochen. Ehe Christine in das Haus des; Musikanten eintrat, strich sie noch einmal über aas blonde Haar. Ihr Herz klopfte laut, ihre Wangen glühten; so trat sie ein und blieb ichüchtern an der Tür stehcN. Sie wagte kaum die Augen aufzuschlagen. Ter Alte hatte ihr Eintreten nicht bemerkt. „Ich bin da, Musikus," sagte sie einfach.
„Hast Du es aber eilig," lachte der Violinspieler.
„Ja, ich muß schnell lernen; ich bin fortgelaufen. Schelte gibt es nun wieder tüchtig, ich weiß es, aber spielen lernen muß ich!" dabei langte sie auch schon nach der Violine.
Der Musikus legte ruhig die Hand auf dos Instrument.
„Hoho, mein Kind, gut Ding will Weile haben."
Nun folgte eine weitschweifige Erklärung über das Violinspiel, die von Christine wenig beachtet wurde. Sie sah nur auf den Violin» bogen, den er jetzt zur Hand nahm, um ihr etwas vorzuspielen. Nach Beendigung des Stückes ließ der Lehrer den Bogen sinken und fragte belustigt: „Kannst es schon?"
„Spiele es noch einmal, Musikus," bat Christine lachend.
„Höre einmal. Kleine, Du weißt es wohl noch nicht, daß man hochgestellte Personen „Sie" nennt? So wisse, ohne mich ist hier kein Jahr» markt, keine Hochzeit, keine Taufe."
„Wie wirst Du mich also künftig nennen?" sagte sie.
„Das llingt fast so, als hätte sie Anlage zur Bildung." murmelte der Alte zufrieden, während er die vorhin gespielte Melodie wiederholte.
B'ei den letzten Tönen schon griff Christine nach dem Instrument und sagte: „Ich will es versuchen." Ueberselig spielte nun das kleine Ding das eben gehörte Lied, zwar erst unsicher, bald aber fest und richtig Ton für Ton.
Der alte Musiker traute seinen Ohren nicht. Hatte das wirklich die kleine Nilsson gespielt, von deren Ungeschicklichkeit die eigene Mutter Wunderdinge berichtete? Freilich, ihr sieben Jahre älterer Bruder hat ihr schon die Hand» griffe gezeigt, auch ihr Vater war musikalisch beanlagr; beteiligte er sich doch als Vorsänger an KArchenfesten und Begräbnissen, vön dem Talent hatte sie wahrscheinlich auch etwas ab' bekommen.
(Fortsetzung folgt.)
i.nck u. rn bk:Ich xJmrnilh tzki» i'nchoc» 'ki,i >.. umy!'.,» H'ls vir r»«!,ivn veraittwDrillch: >. Ä- iS- Rkilcharot dasetbjt.