Tatsache ist die, daß seit zwei Monaten der Brigadegeneral Lasserie und sein Adjutant ihre Gehälter nicht beziehen können. Und das ist so gekommen: General Lasserie, der der Kolonialarlillene angehört, wurde vor 2 Jahren dem Marineministerium als Generalinspektor der technischen Kontrolle der Schiffsartillerie beigegeben. Nun hat aber der Marineminister Pelletan vor einigen Monaten diese Inspektion abgeschafft, ohne indessen die Kredite, die für die Gehälter des Generals und seines Adjutanten im Marinebudget ausgeworfen waren, dem Kriegs» Ministerium zu übertragen, dem die beiden Offizieren wieder überwiesen wurden. Natürlich kann das Ressort des Generals Andrö sie seinerseits nicht bezahlen, da ihm keine Gelder dafür zur Verfügung stehen. Schließlich wird aber doch wohl ein Mittel gefunden werden müssen, um dem General und seinem Adjutanten zu ihren Gehältern zu verhelfen.
— Lord Roberts und General Botha. Aus London wird geschrieben: In dem dreibändigen Blautuch über den süvafrikanischen Krieg, das riesigen Absatz findet und schon in dritter Auflage erschienen ist, findet mau außer Mitteilungen von hohem kriegsgeschichtlichcn Wert auch persönliche Züge, die einen guten Einblick in die Schwierigkeiten der englischen Kriegsführung gewähren. So berichtet z. B. Lord Roberts, daß General Botha ihm jüngst in London mitteilte, er sei nach de r Treffen vom 29. Mai 1900 nicht mit dem '-lest abgezogen, sondern habe in der Nacht in Germiston nur einige hundert Meter von der Stelle entfernt geschlafen, wo Lord Roberts biwakierte. Am nächsten Morgen sei es ihm nur dadurch gelungen zu entkommen, daß er sich den berittenen Patrouillen anschloß und sich für einen im englischen Dienst stehenden Kolonisten ausgab. Botha ritt mit einem Soldaten der Streifwache auf den Gipfel eines Hügels und galoppierte dann fort, um sich den Seinigen anzuschließen.
— Der Hals unserer Mädchen unsd Frauen. Wir werden aus der Notiz „Gegen die hohen und engen Halskragen" daran erinnert, daß sich bereits Göthe zu dieser Frage ausgesprochen hat. Vor der hinreißenden Schönheit der Gretchen-Erscheinung in der Walpurgisnacht
drängen sich Über Fäustens Lippen die Wotcte: „wie sonderbar muß diesen schönen Hals. Ein einzig rotes Schnürchen schmücken. Nicht breiter als ein Messerrücken." Die modernen Damen dürfen sich getrost diesem ästhetischen Urteilsspruch unterwerfen, vornehmlich die, so einen „schönen" Hals ihr eigen nennen; und wer von ihnen hätte den nicht!
Gemeinnütziges.
— Grüne Bohnen in Gläser einzumachen. Kleine, grüne, junge Bohnen ohne Kerne putzt man und läßt sie in Salzwasser stehen, dann hebt man sie heraus, legt sie auf ein Tuch, bis sie trocken sind. Nun nimmt man guten Weinessig, etwas harten Zucker (Zimmt, Nelken Gewürz in einem Beutel), läßt alles gut kochen und verschäumt dieses, schüttet dann die trockenen Bohnen hinzu, läßt sie einige- male damit aufkochen und tut alles in ein Porzellangefäß. Den folgenden und den dritten Tag werden die Bohnen wieder aufgekocht, der Gewürzbeutel herausgenommen und die Bohnen in Gläsern verwahrt. Nach dem Erkalten werden sie mit Pergamentpapier zugebunden.
— Um das Einlaufen von Wollstoffen beim Waschen zu verhüten, weiche man sie abends in warmem, jedoch nicht zu heißem Wasser, unter Zusatz von etwa 1 Gramm Borax auf 1 Liter ein. Andern Tag sind sie in einem auf gleiche Weise vorbereiteten Wasser zu waschen und in warmem Wasser nachzuspielen. Kaltes Wasser darf nie zur Anwendung kommen.
— Zur Vernichtung der Wanzen wird ein Bestreichen der Ritzen in Wänden und Bettstellen mit einer Mischung aus 1 Teil sogn. 100 prozentiger roher Karbolsäure und zwei Teilen Rüböl oder Terpentinöl empfohlen, die mit etibas Nelkenöl parfümiert wird.
Humoristisches.
— Eine Wahrheit. Stellt man in einer Gesellschaft Jemand als Herr Meier vor, so flüstert Alles gleich: „Was ist er denn?" Stellt man ihn aber als Herrn Graf Meier vor, so fragt kein Mensch, was er ist.
— Natürliche Offenheit. Mutter: „No, Lina, gefiel Dir denn der Herr Professor?"
— Lrna: „Äch, laß mich doch zufrieden mit einem Mann, der immer mit einem Regenschirm herumrennt!" — Mutter: „Du hast Recht, meine Tochter! Du brauchst einen Mann, der immer mit dem Stock herumgeht!"
— Kleines Mißverständnis. Frau zur weinenden Köchin: „Sagen Sie, Nanni, wo liegt denn eigentlich die Ursache Ihres Grams?" — Nanni: „Bei der 14. Kompagnie!"
-«»- Wätsskecke Die Erste ward dem Mann gegeben.
Daß er sie rühre früh wie spät.
Doch dien' sie nur zu fleiß'gem Streben,
Und nimmer je zu dieser Tat! ^
Die zweite herrscht in§allen Landen,
Ihr muß sich beugen Jedermann,
Sie hat von altersher bestanden Schon, da die Menschheit kaum begann!
Das Ganze hat in deutschen Gauen Gegolten einstmals weit und breit.
Doch heute denkt man nur mit Grauen Zurück an jene wilde Zeit.
Auflösung folgt in Nummer 113. Auflösung des Rätsels aus Nr. 106.
Blüte.
Reklameteil.
Es ist etwas Rrundervaile;
um ein Getränk, da« der Zunge und dem Gaumen ebenso zugesagt, wie dem Magen und den Nerven, das nicht nur wohlschmeckend, sondern auch leicht verdaulich und bekömmlich ist Ein solch<S Getränk verdiente das eigentlicke Volk-gevänk zu weiden! Man braucht e« nicht erst zu suchen, c» existier, schon längst und heißt .Kathreiners Mal Jasser". ?^enn seine großen Vorzüge und Bor- leile jedermann bekannt wä-en. würde es gewiß auf keinem Tisch und in keiner Küche mehr fehlen.
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Jetzt stürzte die Dienerschasl herbei, heuteud und schreiend, kopflos wie immer in .solchen Momenten. Der Professor wies sie voll ruhiger Würde zurück.
„Achtung vor dem Tode!" mahnte er dann, „hier ist ein großes Unglück passiert. Oeffnet das Zimmer Eures Herrn, doch vor allen Dingen schweigt gegen das Fräulein.
Die Leute erhielten allmählich ihre Fassung wieder und gehorchten schweigend dem Befehl. Lehnert, der mittlerweile das Bewußtsein wieder verloren, ward in sein Schlafgemach getragen und auf das Bett gelegt. Der Puls ging schon schwächer, auf der Stirn trug er das untrügliche Zeichen des Todes. Dorn erkannte, daß das Leben im Entfliehen war. Sollte er denn in der Tat keine Aufklärung erhalten?
Endlich schlug der Sterbende die Augen aus und blickte verstört um sich.
„Herr Kommerzienrat," begann Dorn, „da mich der Zufall in so ernster Stunde zu Ihnen führt, so betrachten Sie mich als Freund, und teilen Sie mir ihre letzten Wünsche mit."
„Ich — habe keine," hauchte Lehnert, „die Depositen — des Sennor Malejos — sind fort
— es war alles aus — mit mir."
Da brach ein greller Blitz des Verständnisses durch die Seele des Professors. Er stöhnte dumpf auf und wie unwillkürlich glitt der Name Else über seine Lippen.
Das halbgebrochene Auge des Selbstmörders heftete sich beistimmend auf ihn.
„Arme — Else," wiederholte er mühsam, „hat — einen Dieb zum — Vater und wird
— elend! Alles, alles aus!"
„Nicht doch, Herr Kommerzienrat, sie hat ihren Verlobten zur Seite, der sie behüten und bewahren wird vor allem Ungemach!"
Aber der Sterbende schüttelte leise, ganz leise den Kopf, zu reden vermochte er nicht mehr, und wenige Augenblicke später hatte ihm der Tod die Hand aufs Herz gedrückt, es stand still für immer.
Lies ergriffen schloß ihm Drummer die gebrochenen Augen, deckte ein Tuch über das blasse, verzerrte Gesicht und ging hinaus, die Tür hinter sich zuschließend. Er schärfte den Leuten nochmals em, dem gnädigen Fräulein nichts zu sagen und begab sich sodann in's Komptoir, wo er, wie er richtig vermutete, den Buchhalter antraf.
„Herr Drummer," sagte er kurz und scharf, „Ihr Prinzipal ist in diesem Augenblick verschieden."
„Zur rechten Zeit," nickte der Angeredete finster, „er war ein Hallunke durch und durch."
„Achtung vor dem Tode, mein Herr!" gebot der Professor streng) es ist nur die höchste Herz- und Gewissenlosigkeit, die so zu reden pflegt.»
„Sie wissen wohl nicht einmal, um was sich sie Sache handelt, Herr Professor? frug Drummer scharf, „wäre Lehnert morgen um diese Zeit gestorben, so hätte er das Kainszeichen des Betrügers auf der Stirn getragen."
„Lassen Sie den Toten ruhen und sagen L>ie mir. Um was es sich in dem Falle handelt."
„Um nicht mehr oder weniger als hunderttausend Taler, die der Verstorbene durch Schwindeleien immer wieder beiseite zu schieben pflegte, bis es ein Ende mit Schrecken nahm."
„Ich will die Passiva decken," sagte nach nur sekundenlangem Nachdenken der Professor mit fester Stimme, „ich besitze ein Vermögen von zweihunderttausend Taler und werde die Hälfte desselben anwenden — um das gnädige Fräulein zu retten."
„Fräulein Else? Die hat ja jetzt ihr Ideal gefunden und wird an demselben fest- halten."
„Nu, mein Herr, in der Not wird sie wohl gern eine wahre Freundeshand ergreifen, doch nun bitte ich um Einsicht in die Depositen."
* *
*
Else schlief den festen Schlaf der Jugend
und des Glückes. Sie hatte nichts vernommen von dem, was sich in der Nacht ereignet, und als früh auf ihr Klingeln das Stubenmädchen erschien, schaute sie befremdet in deren blasses Gesicht.
„Nun, Kathrina, was ist Dir geschehen?" frug sie erstaunt, „bist Du krank oder hast Du geweint?"
„Nein, gnädiges Fräulein, aber — der Herr Professor von Dorn möchte Sie sprechen — und zwar sogleich."
„Herr von Dorn?" rief das junge Mädchen erstaunt, was soll das heißen? Weßhalb läßt er sich nicht beim Papa anmelden?"
Das Mädchen war zusammengefahren, als Else ihren Vater erwähnte, doch besann sie sich rechtzeitig auf die gemessenen Befehle, die sie erhalten und erwiderte nur leise:
„Ich weiß es nicht. Soll ich den Kaffee bringen, gnädiges Fräulein?"
„Ja, Kathrina, tue das und sage Herrn von Dorn, ich würde in einer Viertelstunde zu sprechen sein."
Unruhig schritt der Professor im Salon auf und nieder. Ihm standen furchtbare Augenblicke bevor, und wenn er sich auch mit Mut wappnen wollte, so ward es ihm doch immer schwerer, je näher der Moment des Zusammentreffens mit Else rückte.
Endlich hörte er eine Wr gehen, hörte ihre Stimme und die leichten Schritte, dann ward die Klinke aufgedrückt, und rosig wie der junge Morgen stand Else vor ihm.
(Fortsetzung folgt.)
Gedanken-Splitter
Der Dummheit Unglück ist! Sie läßt sich nicht belehren, Selbst wenn man Wtffensgold In Kronen wird' bescheeren.
Truck u. Verlag der Lnich. Hosmaim'schen Vuchdruckrrtt iu Wildbad. Für dir S edallion verantwortlich: i. V. E- Reinhardt daselbst.
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