Die Leiche war furchtbar verstümmelt, die Ge­därme waren aus dem Körper getreten, die Beine hingen nur noch mit dünnen Hautfetzen am Körper. Wie das Unglück entstanden ist, konnte bis jetzt noch nicht ermittelt werden.

D jedes heim, 15. Sept. Einem hiesigen Einwohner wurde diese Woche das 30. Kind geboren. Derselbe ist zum zweiten Male ver­heiratet. 7 Kinder stammen aus erster Ehe und alle 23 andere von der zweiten Frau.

Malsch, 15. Sept. Gestern nachm, wurde der Landwirt Wendelin Müller von hier, als er mit Kartoffelholen auf dem Felde beschäftigt war, von seinem Pferde geschlagen und derart verletzt, daß, lt.Rastatter Tagbl." der Tod alsbald eintrat.

Dillingen, 15. Sept. Ein Mertel des Hauptgewinns der Hessisch-Thüringischen Staats­lotterie im Betrage von 25 000 Mark fiel an 19 Schreiner in der Uhrenfabrik Villingen.

Hamburg, 16. Sept. Der Senat bean­tragte bei der Bürgerschaft die Bewilligung von 8301500 Mk. zur Herstellung einer Wasser­straße für den oberelbischen Flußschiffsverkehr nach Kuhwärderhafen und die Errichtung neuer Zollabfertigungsstellen hierfür nebst der Herstel­lung einer Bahnverbindung von Peute nach dem Bahnhof in Wilhelmsburg.

Hannover, 16. Sept. Die National­soziale Vereinigung hat gestern in nicht öffent­licher Generalversammlung den Anschluß an den liberalen Wahlverein mit großer Mehrheit be­schlossen. Die Vereinigung bleibt jedoch unter dem alten Namen.

Marburg a. d. Trau, 16. Sept. Das Hochwasser hat gestern abend einen über die Trau führenden Steg weggerissen. 15 Personen, darunter 2 Polizisten, die sich auf der Brücke befanden, sind umgekommen. Auch die große Traubrücke ist bedroht. Alle Flüsse und Bäche sind aus den Ufern getreten.

Madrid, 16. Sept. Ein aus Marokko eingegangenes Privattelegramm besagt, daß der Kommandant der marokkanischen Truvpen bei Beni Uffi mit 600 Mann gefallen sei. Der Sultan selbst sei beinahe in die Feindeshände geraten.

Der Handelsvertrag mit der Schweiz.

Bern, 16. Sept. Zwischen der Schweiz

Der Rechte

Novelle von H. von Ziegler.

7) Nachdruck verboten.

Teufel," knirschte der unselige Mann, die geballte Faust gegen seinen Peiniger schüttelnd, wenn ich Sie nicht gehabt hätte, stände ich heute nicht am Rande des Abgrundes."

Es lag ja in Ihrer Hand, alter Freund, mich zu gewinnen, und noch heute geht es ich lechze nach dem Besitz der liebreizenden Else"

Lassen Sie mich allein, Drummer, ich will noch einen Versuch machen"

Also doch die Kugel"

Fort," schrie Lehnert mit so furchtbarem Ausdruck, daß der Buchhalter erschreckt zurück­wich und einen Fluch murmelnd davon ging.

Nun befand sich der Kommerzienrat allein, er atmete tief auf, wie um den Alp abzuschütteln, der fort und fort auf ihm lag aber es ging nicht. Aus jeder Ecke grinste es ihn höhnisch an, tausend Dämonen flüsterten es ihm drohend zu, mit feuriger Schrift flammte es ihm von den Wänden entgegen:Ruiniert!"

Halt! Er sprang empor! Ein Ausweg, wenn schon ein ehrloser, tat sich ihm auf. Konnte er nicht noch fliehen, ehe der Spanier kam? Freilich sein Haus und sein Kind ließ er zurück, ohne irgend welche Mittel, verlassen, auf Freunde Angewiesen, doch was half das! Else mußte auch allein bleiben, wenn er nicht floh. Das schreckliche Unglück ging trotzdem nicht an ihr vorbei!

Hastig, beinah bewußtlos vor Erregung Nahm er aus dem Geldschrank einige Hundert­markscheine hervor und schloß wieder abs von der Wand nahm er den Revolver, lud ihn sorg­sam und steckte ihn zu sich, dann aber siel ihm Koch etwas ein. Er riß aus dem Schreibtisch, sein Kontobuch hervor und warf es in den Ofen, zugleich einige Papierfidibuffe anbrennend

und Deutschland werden die Handelsvertrags- nnterhandlungen um die Mitte des Oktobers beginnen. Das Vorschlagsrecht hinsichtlich des Verhandlungsortes steht diesmal der Schweiz zu. Möglich ist, daß die Verhandlungen in Bern oder Berlin oder in einer dritten zwischen Bern und Berlin gelegenen Stadt erfolgen. Dieselben deutschen Unterhändler, welche mit Rußland verhandelten, werden auch für die Verhandlungen mit der Schweiz verwendet.

(Frkf. Ztg.)

Nieder-Walluf, 15. Sept. Gestern fand man an einem Babehaus nachfolgendes ange­schrieben:Hier hat sich in der Nacht vom 12. auf 13. September die Berta Emrich aus Wies­baden aus Liebeskummer das Leben genommen; bitte dieses meinen Eltern mitzuteilen." Die Leiche ist bis jetzt noch nicht geländet.

Pirmasens, 15. Sept. Heute Nachmittag wurde der im Hofe des Josef Rister dahier bei der Dreschmaschine beschäftigte 40 Jahre alte Taglöhner Eduard Dernberger von dem Werke der Dreschmaschine erfaßt und ihm der eine Arm ausaeriffen. Der Schwerverletzte ist umso­mehr zu bedauern, als er Vater von 7 Kindern ist.

Die Unruhen auf dem Balkan.

Wien, 16. Sept. DieN. Fr. Pr." meldet ans Saloniki: Ein Detachement türk­ischer Truppen stieß mit einer starken Bulgaren­bande zusammen. Der Kampf dauerte vom Morgen bis Mittag. Der Bandenführer und 200 Insurgenten sind gefallen. Die Türken hatten nur 6 Tote und 5 Verwundete.

Berlin, 16. Sept. DieVoss. Ztg." meldet aus Mailand: DerSera" zufolge treffen die Militärbehörden in Neapel Vorbereitungen zu einer Expedition von 10000 Mann nach Makedonien. (??)

K o n st a n t i n o p e l, 16. Sept. Die al- banesischen Redifbataillone sind bereits von Adria­nopel in ihre Heimat abgegangen. Um Aus­schreitungen zu vermeiden, macht der betreffende Zug wenig Haltestellen. In einer am 11. Sept. verbreiteten Meldung über alarmierende Nach­richten aus Kirkiliffe hieß es infolge einer tele­graphischen Verstümmelung sind im Dorfe Alma- vizik 220 Bulgaren in Gegenwart ihrer Familien enthauptet worden, es soll richtig heißen 22 enthauptet.

und dieselben nachschiebend. Er wollte die sicht­

baren Zeugen seines Betruges beseitigen, doch ließ er sich nicht die Zeit, um zu sehen, ob das Buch auch Feuer gefangen habe.

Dann knüpfte er sein seidenes Tuch um den Hals, zog den Paletot an und schlug den Kragen hoch hinauf, auch eine weiße Reisemütze drückte er bis über die Ohren hinein, um sich un­kenntlich zu machen. Nun waren alle Vorbe­reitungen zur Flucht erledigt! Jetzt galt es, leise das Haus zu verlassen! Wenn nur Drummer ihm nicht auflauerte, aber der unselige Mann zog die Waffe hervor. Er war zum Aeußersten entschlossen, wenn ihm irgend etwas in den Weg trat.

Leise öffnete er die Tür seines Zimmers. Totenstille lag über dem Korridor, nur die Lampe brannte wie immer, hastig drückte er das Schloß wieder zu und eilte vorwärts hinter ihm drein huschte ein dunkler Schatten.

Der Kommerzienrat atmete bereits auf, denn vor ihm lag schon die Haustür, noch einige wenige Schritte und er war frei! An sein Kind und dessen Schicksal dachte er nicht, er legte die Hand auf den Drücker.

Halt, Herr Kommerzienrat, daraus wird nichts," dröhnte mit einem Male wie die Po­saunen des Weltgerichts Drummers Stimme, und er stand vor dem ihn starr und bleich an­schauenden Flüchtling.

Glauben Sie durch die Flucht sich dem Zuchthaus entziehen zu können? O, nicht doch, dafür will ich schon sorgen, daß Sennor Malejos morgen nicht das leere Nest und den Vogel ausgeflogen findet."

Elender, fort aus dem Wege, wenn Dir Dein Leben lieb ist," knirschte Lehnert, den Revolver vorziehend, Ich schieße Dich nieder wie einen tollen Hund."

Hohö, Du oder ich, wir wollen doch sehen» wer hier auf der Wahlstatt bleibt.

Auch Drummer hielt eine Schußwaffe in der Hand, der Hahn knackte unheimlich. Eine sekunden-

Die Vorgänge in Serbien. Belgrad, 15. Sept. Von amtlicher serbischer Seite wird gemeldet, die Blättermel­dungen von der Entdeckung neuer Verschwör­ungen und der Verhaftung von Offizieren in anderen Garnisonen seien unbegründet. Seit der Verhaftung jener 25 jungen Leute in Nisch hatte die Regierung keine Veranlassung, irgend- wie einzuschreiten. Jene sensationellen Nach- richten gehen ans dem Gerede der hiesigen Cafes oder aus der Tendenz gewisser Blätter hervor, ihren Lesern neue Entdeckungen aufzu- tischen.

Belgrad, 16. Sept. Wie verlautet, ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag versucht worden, in die Belgrader Festung einzudringen und die verhafteten Offiziere zu befreien und die Königsmörder zu ermorden. Weitere Ver­haftungen in der Angelegenheit des Komplotts stehen bevor.

Japan und Rußland.

London, 16. Sept. TieTimes" melden aus Tokio: Eine Abordnung von Politikern stellte gestern dem Ministerpräsidenten in ernster Weise vor, daß die neuen russischen Forderungen betreffend die Mandschurei eine Beleidigung Japans bedeuten, da direkte Verhandlungen zwischen Tokio und Petersburg schwebten. Wenn die Forderungen bewilligt würden, würde dies bedeuten, daß China auch unfreundlich gegen Japan gesinnt sei; daher sei es notwendig, auf eine endgültige Antwort Rußlands zu dringen. Der Premierminister erwiderte, die Regierung würde keinen Schritt tun, der die nationale Würde oder das Prestige des Staa tes schädige.

Für Stotterer eröffnet die C. Denhardt- sche Sprachheilanstalt in Stuttgart. Augustenstr. 79, am 1. Oktober d. I. ihre dies- jährigen Freikurse, in welchen unbemittelte Stotternde unentgeltliche Behandlung finden. Aufnahmen täglich bis zum 1. November. An­meldungen sind an die Anstalt zu richten."

Verschiedenes.

Ein General, der nicht bezahlt wird. Ein seltsames, auf das Versehen einiger ver­zopfter Bureaukraten zurückzusührendes Vor­kommnis, wird in militärischen und politischen Kreisen in Paris viel besprochen. Die nackte

lange Pause trat ein, dann hob der Buchhalter langsam seine Waffe und ein höhnisches Lachen erklang zwischen den dünnen Lippen vor.

Sie sind in meiner Gewalt, Schuft, vor­wärts, zurück von der Tür!"

Da erscholl ein gellender Aufschrei, ein Schuß ertönte, und der Kommerzienrat sank blutüber­strömt zu Boden, während die noch rauchende Pistole seiner Hand entfiel; er hatte sich selbst getroffen und zwar nur zu gut, denn es blieb nur noch ein Restchen Leben in ihm zurück. Drummer fuhr zurück und eilte fort, um die Leute zu wecken, ihm graute davor, bei dem in seinem Blute schwimmenden, noch leise röcheln­den Sterbenden zu bleiben.

Professor von Dorn hatte auf der Straße den Schuß vernommen, auch den Schrei und war sogleich fortgeeilt, um den Nachtwärter zu holen, der ihm das Haus des Kommerzienrats aufschloß. Die Helle Flurlampe da drinnen be­leuchtete ein grausiges Bild, vor welchem die beiden Männer heftig erschraken.

Herr des Himmels, was ist hier geschehen?" rief der Nachtwächter.Da liegt ja der Herr Kommerzienrat in seinem Blute"

Still, Mann, schließen Sie die Tür und holen Sie gleich einen Arzt," befahl Dorn, dann kniete er neben den Sterbenden nieder und stützte dessen Haupt.

Was ist geschehen? srug er leise, schonend, Sie sind verwundet, Herr Lehnert?"

Ich habe mich erschossen," hauchte der Unselige,es ist aus mit mir denn ich wollte nicht in's Zuchthaus!"

Allmächtiger Gott, so habe ich richtig ge» ahnt," murmelte der Professor erschüttert,seien Sie ruhig» Herr Kommerzienrat, die Hilfe ist schon Unterwegs!"

Nein keine Hilfe, ächzte der Sterbende, ich will nicht mehr leben, seien Sie barmherzig!" .

Armer Mann, gab es denn keinen anderen Ausweg für Sie als den Selbstmord?"

Keinen ich bin ein Dieb gewesen!"