sich dieser Tage in recht unangenehmer Lage. Alles war zur Hochzeit fertig; die Trauung, die am nächsten Tage stattsinden sollte, konnte aber nicht stattfinden, da an dem betreffenden Tage der Storch seinen Einzug hielt.
München, 12. Sept. Falsche Fünfmarkscheine, die täuschend nachgemacht sind und nur eine etwas hellere Färbung, wie die ächten haben, kommen gegenwärtig in Umlauf. Die Schraffierung auf der Rückseite der ächten Scheine ist bei diesen falschen Scheinen durch kleine geschnittene Menschenhaare so täuschend nachgeahmt, daß man die Fälschung nur unter Zuhilfenahme eines feinen Messerchens konstatieren kann.
St. Georgen, 11. Sept. 5 in Königsfeld zur Kur weilende Engländer machten sich das eigenartige Vergnügen, im Adamskostüm auf ihren Rädern durch Trennborn zu fahren. Unterwegs erreichte sie das Verhängnis. Sie wurden zur Feststellung ihrer Personalien nach dem Amtsgesängnis Triberg abgeführt, wo sie ihrer Bestrafung entgegensetzen.
Halle, 12. Sept. Direktor Reiße von der Malzfabrik Langensalza wurde flüchtig. Es ist ein bedeutendes Manko, mindestens 40,000 M., vorhanden.
Berlin. (Das Ergebnis derStichwahl im Wahlkreis Dessau hat wie wir schon mitteilten, erfreulicher Weise diesen Wahlkreis den liberalen Parteien erhalten: der freisinnige Kandidat Schräder siegte mit über 1300 Stimmen (14392 gegen 13046) gegen seinen sozialdemokratischen Gegenkandidaten. Dieser Erfolg konnte nur durch das Eintreten der Nationalliberalen für Schräder erzielt werden. Die Konservativen und Agrarier haben die nicht mißzuverstehenden Winke seitens der „Deutschen Tageszeitung" und der „Kons. Korresp." befolgt und sind der Wahl fern geblieben.
Beim Stundenradrennen um das goldene Motorrad von Berlin wurde 1: Dickentmann-Amsterdam mit 72,910 Kilometer, 2. Robe-München mit 72,480, 3. Görnemann- Berlin, 4. Käser-Schweiz. Im 20 Kilometer- Rennen mit Motorführung wurde 1. Robe, 2. Dickentmann (4 Meter dahinter).
Im großen Radsahrpreis der Republik siegte in Paris der Däne Ellegaard. Zweiter wurde van den Bern-Holland.
Der Rechte
Novelle von H. von Ziegler.
6) Nachdruck verboten.
Lehnert ging mit schlotternden Knieen in sein Komptoir und verschloß die Türe. Er sah sich scheu um, ob nicht außer ihm noch jemand da sei, vielleicht irgend ein Teufelsfratze mit glühenden Augen und feuriger Zunge, die nach ,hm zeigte und höhnisch kicherte:
„Ruiniert, bankerott, Zuchthäusler!"
Der sonst so hochmütige Mann zuckte stöhnend zusammen und preßte die Hände vors Antlitz. Er riß die Bücher auf, um nachzuschlagen, doch vergebens, denn er wußte ja ganz genau was darin stand: es war in der Tat der Ruin!
„Erbarme sich der Himmel!" rief er, in einen Stuhl sinkend, „ein Blitzschlag aus heiterem Himmel. Wie mag das kommen, wer mag dem Spanier etwas zugeraunt haben? Sollte vielleicht Drummer?"
Ja! Wie ein Schleier fiel es von seinen Augen, er nickte düster vor sich hin. So und nicht anders sein, das war des Elenden Rache für Else's Werbung, die Seine zu werden.
Und was nun? Er überlegte, wie er noch einmal sich frei machen könne, doch kein Ausweg ließ sich finden und draußen fuhren schon die Wagen vor. Der unselige Mann ächzte vor wildem Weh, aber was half es, er mußte sich bezwingen, mußte vorwärts.
Müde, gebrochen, wie ein nach schwerer Krankheit erstandener Patient schlich er zur Tür. Im Spiegel erblickte er sein grüngelbes Gesicht tnit den großen, tiefliegenden Augen, welche stier ins Weite bückten. Wie sollte das werden, wie vermochte er sich dem drohenden Zuchthause zu entziehen?"
Ein schweres Aufatmen, dann griff die zuckende Rechte nach einem Pistol, welcher an der Wand hing. Sollte das der einzige Ausweg sein?
Dresden. Der sozialdemokratische Partei- . tag ist, wie wir schon berichteten, am Sonntag ! abend eröffnet worden.
Brüssel, 12. Sept. Einen grausigen Fund machten vor einigen Tagen zwei Knaben, die in der Nähe der Senne spielten. Einem der Beiden fiel nämlich sein Kreisel in den Fluß, und als er das Spielzeug aus dem Wasser herausholen wollte, bemerkte er ein ziemlich umfangreiches Paket, welches auf den schmutzigen Fluten der Senne dahintrieb. Nunmehr rief er seinen Kameraden herbei, und den vereinigten Anstrengungen Beider gelang es, das Packet an's Land zu ziehen, wo die Knaben es alsbald zu öffnen suchten. Aber kaum hatten sie hiermit begonnen, als sie mit einem Male einen lauten Schreckensruf ausstießen und dann eiligst davon liefen. Sie hatten nämlich in dem Pakete einen nackten Menschenfuß erblickt. Auf das Geschrei der Knaben kamen einige Passanten herbei, diese öffneten das Paket vollständig und konstatierten nunmehr, daß derselbe die Leichen von zwei kleinen Kindern enthielt, die mit einer Schnur aneinander gebunden und ganz entsetzlich verstümmelt waren. Der Polizei ist es bis dahin noch nicht gelungen, irgend einen Anhaltspunkt zu entdecken, der auf die Spur des oder der Urheber der schauderhaften Mordtat hinführen könnte.
Amsterdam, 13. Sept. Der heute früh 7 /« Uhr von hier nach Berlin abgegangene Schnellzug ist bei Barneveld (zwischen Amers- boort und Apeldoorn) entgleist. Drei Schwerverletzte wurden in das Krankenhaus zu Apeldoorn gebracht. Etwa 15 Personen sollen leicht verletzt sein. Unter den Verletzten scheint sich kein Deutscher zu befinden.
Wien, 14. Sept. Infolge heftiger anhaltender Regengüsse ist der Eisenbahnverkehr an verschiedenen Strecken in Salzburg, Tirol, Kärnten und Kram unterbrochen. Zahlreiche Brücken sind weggerissen und Dammrutschungen verursacht worden. In Feistritz sind 6 Gebäude ein gestürzt. Viel Vieh ist umgekommen.
Wien, 14. Sept. Die Offiziere der serbischen Garnison Poschrevaz erklärten sich mit ihren Kollegen in Nisch solidarisch. Oberleutnant Brenkowitsch wurde mit 10 Offizieren verhaftet und nach Ve'grad gebracht. (Frkf. Ztg.)
Der lebenslustige Mann schauderte. Noch nicht, dazu blieb noch immer Zeit wenn dieses Fest vorüber war. Er wollte zum letzten Male mit Drummer reden, aber dieser befand sich nicht im Komptoir.
Der Kommerzienrat hinterließ gemessenen Befehl, Drummer möge sich, wenn er käme, sogleich bei ihm melden lassen und begab sich sodann zögernd nach den Gesellschaftsräumen, wo das Plaudern und Lachen ihm bereits entgegen tönte.
Else war natürlich der Mittelpunkt des Ganzen. Sie sah bildschön aus, und ihr Verlobter wandte kein Auge von dem holden Mädchen. Auch Professor von Dorn war anwesend; etwas bleicher wie sonst, aber voll warmer Herzlichkeit hatte er dem Brautpaare Glück gewünscht und heiter mit demselben gescherzt; niemand ahnte, daß er dabei die Empfindung hatte, als senkte eine dunkle Wetterwolke sich drohend auf Elses blondem Köpfchen nieder.
„Ist meine Braut nicht einzig?" frug Bergen mit stolzem Lächeln, als er den Vetter etwas abseits zu sich gezogen, „Du weißt doch, mein lieber Arnold, daß ich ohne meine liebe Elsa nicht leben könnte!"
„Du hast ein Kleinod errungen, Ernst," gab der Gelehrte zurück, „halte es fest und hüte es wie Deinen Augapfel, damit es Dir immer erhalten bleibt."
„Wie feierlich und doch auch unheimlich das klingt," lachte der schöne Bräutigam übermütig, „Ihr Federfuchser faßt doch das Leben schrecklich schwer aus und habt dadurch nichts von demselben. Wir machen natürlich unsere Hochzeitsreise nach Oberegypten." —
Ein vorzügliches Diner wurve eingenommen, der Champagner floß in Strömen» und der Hausherr war mit einer der lustigsten, er toastete, stieß an und trank zu ohne Aufhören, er lacht? oft und durchdringend fand für Jeden ein Scherz'-" wort, aber kein Mensch sah, wie der Angstschweiß
Wien, 14. Sept. Die „Arbeiter-Zeitung,, veröffentlicht einen überaus scharfen Aufruf des so ialdemokratischen Verbandes und der sozialen.nokratischen Mitglieder des österreichischen A geordnetenhauses an die Brüder im Waffen- rr «, wegen Rückbehaltung der Dreijährigen. T llufruf schließt mit der Aufforderung, jetzt zi Zweigen und weiter zu dienen, dann in die R itn n der Sozialdemokratie einzurücken. Die
i eiter-Zeitung" wurde heute früh konfisziert.
(Franks. Ztg.)
Mohacs, 14. Sept. Der deutsche Kaiser ist am 13. September nachmittags mittelst Hof- so iderzuges hier eingetroffen. Er wurde am Bahnhof vom Erzherzog. Friedrich begrüßt. Der Kaiser und der Erzherzog umarmten sich herzlich. Auf dem reich geschmückten Bahnhof war ein prächtiges Kaiserzelt errichtet. Hier hieß dea hohen Gast der Obergespan Graf Fejervary namens der Bevölkerung willkommen, die sich glücklich schätze, den innigen Freund und mächtigen Bundesgenossen des Königs begrüßen zu können.
Sultan und Papst. Der Generalvikar der apostolischen Delegation in Borgomanero erschien beim Sultan und überreichte ihm ein Handschreiben des Papstes Pius X., in welchem dieser den Antritt seiner päpstlichen Würde an- zeigt. Der Sultan drückte bei dieser Gelegenheit seine Zufriedenheit über die Treue der Katholiken in der Türkei aus.
Konstantinopel, 14. Sept. Konsular- Meldungen aus Monastir setzen ihre geradezu unglaublichen Schilderungen über die Pazi- fikationsarbeiten türkischer Truppen im dortigen Vilajet fort. Die Zahl der niedergebrannten Ortschaften belief sich bis zum 9. September auf 115. Die Schändungen und Verstümmelungen bulgarischer Frauen und Kinder spotten jeder Beschreibung. Gegen 8000 Familien sind obdachlos und irren wie verzweifelt von Ort zu On (Frkf. Ztg.)
New-Dork, 10. Sept. Die Einwander- un; hat jetzt einen gewaltigen Umfang. Gestern sind 5000 Personen gelandet.
Nebcr Sie nuzcitgeinkiffe Einteilung der ich -arischen G c r i ck t s b c z i r k e wird der "F'kf Ztg." mitgeteilt, daß die Hohenzollern- schin Lande dem Oberlandesgericht Frankfurt
ihn vor der Stirn stand, wie sein Auge oft irr. ins Weite flog.
Oder sah doch ein scharfes Auge dies alles? Pr ffessor von Dorn saß ihm gegenüber, und da er selbst ziemlich still war, konnte er um so besser beobachten.
Was war dem reichen Kommerzienrat passiert? Ob >.s Zweifel beherrschte ihn eine kolossale innere Er egung, er zuckte zusammen, wenn ein Diener mit einer Fuge sich ihm näherte, erbebte,wenn die Türe des Saales sich öffnete. Dorn wurde aus uerksam, er erinnerte sich dessen, was ihm He - Drummer zugeflüstert und nahm sich vor, aus der Hut zu sein, damit Elses Glück nicht get' ubt werde.
Zufällig kam das Gespräch auf den auch Do. , gut bekannten Sennor Malejos und sonderbar bei diesem Namen bebte das Glas Wein in Lehnerts Hand dermaßen, daß die rote Flüssigkeit überlief und das Tafeltuch tränkte.
„Er — er ist noch nicht abgereist," meinte der Kommerzienrat, scheinbar gleichgültig, „ich dacyle er sei schon längst zu Schiff gegangen."
„O ja, das muß wohl auch der Fall sein."
„Nein — der Sennor ist — will— wenigstens glaube ich, daß er noch hier sein muß." —
Man erhob sich, um im Nebensalon den Kaffee einzunehmen, es sollte noch musiziert werden, und Bergen reichte galant seiner Braut den Arm, um sie zum Piano zu führen.
„Singe ein Lied für mich, Geliebte," bat er leise, glühend, „die andern sind ja doch nur Staffage; mir ist, als lebten wir ganz allein für einander."
„Mein Ernst, mein Ideal," flüsterte sie zurück, ohne ihn anzusehen» „nun da ich Dich habe» weiß ich erst, was leben heißt."
Die kleinen» weißen Hände flögen über die Ta.:en, mächtige Akkorde brausten auf, und dann erst jvll des schönen Mädchens weicher Sopran: „Ich wollt' meine Lieb' ergösse sich.
All in ein einziges Wort."