Kgl. Kurtheatcr.
Direkt.: Jntendanzrat Peter Liebig.)
Dutzendkartcn giltig.
Freitag, den 3. Juli 1903.
MnMr Tlmlf,
Lustspiel in 3 Akt. v. A. L'Arronge.
Samstag, den 4. Juli 1903.
Der Hochtourist.
Schwank in 3 Akten v. Kurt Kraatz und Max Heal.
Sonntag, den 5. Juli 1903.
Fluchsmann als Erzieher.
Komödie in 3 Akten v. Otto Ernst.
Montag den 6. Juli 1903.
In» weiszen Rösz'l.
Lustspiel in 4 Aufzügen von O.
Blumenthal und G. Kadelburg.
Dienstag, den 7. Juli 1903.
Vureti cii« luleuärmL
Lustspiel in 5 Akten von H. Henle.
Anfang 7'/, Uhr. Ende geg. 10 Uhr.
^sns Stadt und Urnsrebuna
* Wildbad, 2. Juli. Herr Heinrich Ruetz von Hier Stellvertretender Präzeptor in Weinsberg hat das Abiturientenexamen im Gymnasium in Heilbronn mit sehr gut bestanden.
Wildbad, 1. Juni. Vergangenen Montag sang das erste Soloquartett der Kgl. Hofoper München, bestehend aus den Herren Reckemeyer. Rupprecht, Ziegler und Lienbacher, in der Gartenhalle der Kgl. Anlagen. Trotz der. drückenden Hitze war die geräumige Halle bis aufs letzte Plätzchen besetzt; Beweis genug, welch hohes Interesse die Kurgäste diesem Männerquartett entgegenbrachten. Die Erwartungen wurden denn auch nicht nur erfüllt, sondern weitaus übertoffen. Und was bekamen wir zu hören? Es waren nicht etwa Kunstlieder mit thematischen Einsätzen und Durchführungen; nein, es waren die einfachsten Volkslieder. Und gerade .diese waren es, welche solchen stürmischen Änklang fanden. Da konnte jeder so recht die Wahrheit der Worte unseres Kaisers bewiesen sehen, daß die Volkslieder unserem Herzen nahe stehen. Dies ist umsomehr der Fall, wenn sie mit einer Feinheit, mit einem Verständnis und mit einer Vollendung gesungen werden, wie wir sie hier zu hören bekämen. Von diesen herrlichen Weisen war alles hingerissen und bezaubert. Das wunderbar schöne Pianissimo und das sprudelnde, wohlklingende Forte, die frischen gefälligen Melodien, dazu der einfache, schlichte Text unserer Volkslieder: all dies bildete zusammen eine goldene Trias, welches jedes Herz ergreifen mußte. Dies kam denn auch zum Ausdruck, indem bei. den Vorträgen eine Ruhe herrschte, die fast das Herz schlagen hören ließ und indem nach jedem Liede ein unendlicher Beifall folgte. Die Stimmmittel der frohen Sänger sind vorzügliche — sie haben durchweg edlen' Klang, goldenes Metall, sowohl die Tönöre in höchster, als auch die Bässe iu tiefster Lage u. lassen eine tüchtige, gediegene Schulung erkennen. Für ein Ouartett sind sie gut harmonisch ausgeglichen, so daß keine Stimme auf Kosten einer andern hervorsticht. Alles in allem: die Sänger der schönen Jsarstadt bereiteten uns einige recht frohe, genußreiche Stunden und zeigten w i e man das Volkslied singen soll. Sicherem Vernehmen nach sollen sie im August hier nochmal auf- treten, was gewiß von seiten der Kurgäste mit Freuden begrüßt würde. Sch.
Wildbad, 2. Juli. Es ist nachts 10 Uhr Das Theater, in welchem mit einer Bravour das franzöische Modestück „Seine Kammerjungfer" gegeben wurde, ist beendet. Die Theaterbesucher treten in heiterer Stimmung und gemütlich plaudernd den Heimweg an. Welche Verwunderung! Der sonst beleuchtete Weg ist dunkel und nur aus der Ferne strahlt uns heute zwischen dunkelgrünen Blättern intensives Licht entgegen. „Was soll das bedeuten?" dtese Frage kommt über die Lippen. Gar bald findet sich die Antwort darauf, indem wir vor einer elektrischen Bogenlichtlampe stehen. Doch horch ! Was tönt an unser Ohr? Es sind die traulichen Klänge der Kurkapelle. Verwunder- UngSvoll gehen wir der Trinkhalle zn und finden solche im hellsten Lichte erstrahlend, von einer
großen Menschenmenge durchflutet, von herrlichen Akkorden widerschallend. „Aha! heute gilt es, das erstemal unser elektrisches Licht zu begrüßen," rufen wir begeistert aus. Wir betrachten dasselbe näher und finden, daß die Nacht in den Tag umgewandelt wurde. Voll Dank sprechen wir: „Nun ist ein großes Werk vollendet!" Wir gratulieren an dieser Stelle der Stadt, welche den Kurgästen zu.liebe solche Opfer gebracht, wir gratulieren aber auch der Maschinenfabrik Eßlingen, welche die Anlage so schön und tadellos ausführte. Nun ist Wildbad mit der modernsten Beleuchtung versehen. Möge dadurch der gute Ruf unserer Badestadt erhöht werden, möge diese neue Einrichtung zum Blühen und Gedeihen derselben beitragen!
Wildbad, 2. Juli. Die Bezirkskrankenkrankenkasse Neuenbürg hält am Sonntag den 12. Juli d. I., nachmittags 3 Uhr eine ordentliche Generalversammlung auf dem Rathaus in Hösen ab. Tagesordnung: 1. Abnahme der Jahresrechnung pro 1902. 2. Wahl eines Vorstandsmitglieds. 3. Sonstiges; namentlich Besprechung über die Gehaltsregulierung der Kassenärzte, event. Aufhebung der freien Aerzte- wahl.
Bieselsberg, 3. Juli. Am kommenden Sonntag findet die Fahnenweihe des Gesangverein Freundschaft statt.
Pforzheim, 1. Juli. Heute um Mitternacht schoß der Ringmacher Karl Meßner auf seine Frau und verwundete sich dann selbst schwer. Er ist heute im Krankenhaus gestorben.
Munds ch n «.
Stuttgart, 1. Juli. Am nächsten Samstag, 4. Juli, findet im Stadtgarten, wie alljährlich, das Amerikanerfest statt, wobei der Garten abends festlich beleuchtet wird.
Gaildorf, 1. Juli. In Ottendorf schlug heute Nachmittag der Blitz im Wohn- und Qekonomiegebäude des Karl Sanwald ein. Das Anwesen ist vollständig abgebrannt.
Hall, 1. Juli. Gestern nachmittag entlud sich über unsere Gegend ein heftiges Gewitter, wobei der Blitz in das Anwesen des Bauern David Münz in Sanzenbach, Gemeinde Rieden, schlug und zündete. Haus und Scheuer wurden ein Raub der Flammen. Verletzt wurde niemand.
Bietigheim, 1. Juli. Der ca. 18 Jahre alte Arbeiter des hiesigen Linoleumwerks, Otto Ziegelroth, ertrank in der Enz.
Ravensburg, 1. Juli. Gestern abend ist in Vogt der Zimmergeselle Anton Butscher beim Baden ertrunken. Da er zu erhitzt sich ins Wasser begab, erlitt er offenbar einen Herzschlag. Die Leiche ist noch nicht geländet.
Vom Bodensee, 1. Juli. Das Scheffelanwesen an der Seehalde in Rudolfzell wurde um 58,000 Mk. von der großh. bad. Domänendirektion zu einem Dienstgebäude für das Forstamt angekauft.
Ernsbach, 1. Juli. Gewitter. Heute mittag zog von Westen her ein schweres Gewitter. Während desselben fuhr der Blitz ins Schulhaus der israelitischen Gemeinde, doch glücklicherweise ohne zu zünden, dagegen wurden vom Dach bis in den unteren Raum beinahe alle Zimmer beschädigt, auch verschiedene Sachen des Lehrers vollständig demoliert. Der noch längere Zeit sehr starke Regen erfrischte die Natur.
Tettnang, 2. Juli. Vorgestern vormittag wurde während eines Gewitters ein Arbeiter des Fabrikanten Wölfle in Meckenbeuren vom Blitze erschlagen als er mit einer Sense aus der Schulter auf dem Heimweg begriffen war.
Tages-Nachrichteu.
München, 1. Juli. Heute vormittag begann in Anwesenheit des Prinzen Ludwig im deutschen Theater die-Hauptversammlung deutscher Ingenieure.
Zürich, 2. Juli. Eine Gesellschaft von sieben deutschen Studenten von der Genfer juristischen Fakulität, die am setzten Samstag den Montblanc besteigen wollten, werden vermißt.
Wien, 2. Juli. Hier sind Meldungen, aus Belgrad eingelaufen- daß König Peter, der demnächst eine Reise ins Innere des Landes antreten will» mehrere Drohbriefe erhalten habe, worin es heißt, er werde ans dieser Reise getötet werden.
Sofia, 1. Juli. Meldung der „Agenee telegraphiqe Bulgare". Das Gerücht von der Mobilisierung einer Division ist vollständig unbegründet, es ist in böswilliger Absicht verbreitet worden. Infolge der wachsenden Einwanderung von Flüchtlingen aus der Türkei, eine Tatsache, welche die Gemüter aufregte und Anlaß zur Bildung aufständischer Banden gegeben hat, welche die Grenze zu überschreiten suchten, beabsichtigt die Regierung eine Anzahl Reservisten aus den an der Grenze gelegenen Ortschaften zur Verstärkung der Grenzposten einzuberufen
Genu, 1. Juli. Die Kohlenhändler haben die Arbeiteraussperrung beschlossen. Von morgen ab werden die Kohlenladungen im Hafen aufhören.
Fallriver (Mass.), 1. Juli. Infolge Mangels an Rohmaterial haben 10 Baumwollfabrik- gesellschaften eine Einschränkung der Produktion beschlossen, da keine Aussicht besteht, Rohbaumwolle zu einem normalen Preise ankaufen zu können. Durch diesen Beschluß sind 8000 Arbeiter beschäftigungslos.
Madrid, 1. Juli. An der Unglücksstätte von San Asenzio sind weitere 42 Tote und 69 Verletzte geborgen worden. Etwa 50 Tote sollen sich noch unter den Trümmern befinden. Die Regierung hat auf eine Interpellation in der Kammer und im Senat zugssagt, eine strenge Untersuchung vorzunehmen und die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen.
Brüssel, 1. Juli. Ein aus Antwerpen kommender Personenzug, der zahlreiche Kaufleute dieser Stadt mit sich führte, die sich auf den Getreidewochenmarkt begeben wollten, stieß auf dem Bahnhof von Schaerbeck, einem Vorort von Brüssel, mit einem aus der entgegengesetzten Richtung kommenden Zug zusammen. Zahlreiche Personen wurden verletzt.
Budapest, 1. Juli. Die heutigen Abendblätter konstatieren den Mißerfolg des ersten Auftretens des Grafen Khuen und zweifeln eine gedeihliche Lösung der Krise an. Bezeichnend ist, daß zu den Erklärungen des Ministerpräsidenten bisher 25 Redner zum Worte gemeldet sind.
London, 1. Juli. Dem Reuterbureau wird aus Tientsin gemeldet: Hiesige Zeitungen heben die auffälligen Ansammlungen englischer, amerikanischer und japanischer Flotten im Golf von Pelschili hervor. 57 russische Kriegsschiffe, unter denen sich Fahrzeuge aller Gattungen befinden, sollen in Port Arthur liegen. Japanische Reserveoffiziere, welche sich auf Urlaub im nördlichen China aufhielten, sollen zurückberufen worden sein.
Verschiedenes.
— (Er starb, weil er liebte.) Ein Pariser Blatt schreibt über den König Alexander und sein Ende. Ein Gatte ohne jede Intelligenz, der starb, weil er die Frau zu heiß geliebt. Der Wille dieser Frau hatte nach und nach seinen eigenen unterjocht und getötet. Um das zu verstehen, braucht man nur die Gemächer zu durchwandern, in denen Alexander und Draga drei Jahre lang zusammen gelebt haben. In diesen zwölf Räumen befand sich nur ein Bett: Das Bett der Königin Draga. Hinter diesem Schlafraum war ein Toilettezimmer, dasjenige des Königs. Alexander hatte auf alle Zimmer auf dem andern Flügel des Palastes verzichtet und nur dieses sich einräumen lassen. Auch ihr Schlafzimmer war es, wo die Zeitungen und Lieblings-Journale des Königs lagen, und auch bei der Lektüre suchte er immer nur wieder sie. Einer der Mitverschworenen hat in diesem Zimmer ein Buch gefunden mit Randnoten von Alexanders Hand in französischer Sprache. Es ist das „Die Liebe" von Stendhal. Neben der Stelle: „Willst du sie hingebend wissen? So ist sie hingebend" schrieb der König: „Mein Engel ist hingebend und stark zugleich". Einige Seiten weiter schreibt Stendhal „Es ist fast unmöglich, ein Heilmittel gegen die Liebe zu finden". Hier fügte Alexander daneben: „Warum soll man es suchen, wenn man nichts anderes will, als lieben und geliebt zu werden?" Das ganze Buch ist voll von solchen Bleistiftnotizen. Er liebte. Das wird seine Entschuldigung bleiben vor dem Richterstuhle der Weltgeschichte."
— (Der! Schah als Lyriker.) Dietrich Hafner gibt in der wissenschaftlichen Beilage der Münchener Allgemeinen Zeitung einige Vers«