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Kgl. Kurtheater.

Direkt.: Jntendanzrat Peter Liebig.)

Dutzendkarten giltig. Mittwoch, den 1. Juli 1903.

M-üejüelderß.

Schausp. i. 5 Atk. v. W. Meyer-Förster. Donnerstag, d. 2. Juli 1903.

6 stz 8 (;Ill 0886 y.

Freitag, den 3. Juli 1903.

Dcr Hochtourist.

Schwank in 3 Akten v. Kurt Kraatz und Max Heal.

Sonntag, den 5. Juli 1903.

Seins LLDmerMßfer

Schwank in 3 Akten von Bielhand und Hemmegnin Deutsch von M. Schönnau.

Anfang 7'/. Uhr. Ende geg. 10 Uhr.

R»«Vscha«.

Pforzheim, 29. Juni. Der Kolvorteur Johann Welsch aus Bothnang bei Stuttgart wurde hier verhaftet, weil er am vorletzten Sonntag ein 3 Jahre altes Mädchen in den Wald gelockt und sich in schändlichster Weise an demselben vergangen hatte.

Cannstatt, 29. Juni. Der hiesigen Fahn­dungspolizei gelang es, einen ledigen Hand­schuhmacher aus Augsburg hier festzunehmen, welcher verdächtig ist, in Stuttgart Diebstähle verübt zu haben.

Horb, 30. Juni. Der Kupferschmied Max Reihling hier, ein in den besten Jahren stehen­der und weit über die Grenzen des Oberamts­bezirks hinaus bekannter Mann, wurde heute früh auf dem Weg zum Bahnhof vom Schlage gerührt und war alsbald tot. Der Familie des Verstorbenen wendet sich allgemeine Teil­nahme an diesem harten Schicksalsschlage zu.

Tages-Rachrichten.

Kenzingen, 29. Juni. Ein 12 jähriges Mädchen benutzte Erdöl zum Feueranmachen. Da es dem Ofen zu nahe kam, stand es sofort in Flammen. Das Feuer konnte noch recht­zeitig gelöscht werden, so daß das Mädchen trotz starker Brandwunden mit dem Leben da­vonkam.

Plaueni. V. 29. Juni. Wie derVogtl. Anz." meldet, treten heute hier wegen Ablehn, ung einer geforderten Lohnerhöhung 2000 Maurer in den Ausstand. Der größte Teil der hier beschäftigten ausländischen Maurer schloß sich an. Auch die Zimmerleute und andere Bau­handwerker dürften der Bewegung folgen.

Karlsruhe, 29, Juni. Wie gemeldet wird, wurde beiAugaen, Müllheim, Niederweiler, Lauser und Kaiserstuhl Versuche gemacht, Hagelwetter mit Raketen zu vertreiben. 23 an einer Stange befestigte Raketen gegen das Zentrum des herannahenden Wetters gerichtet, aber erst entzündet, wenn bereits einige Schloßen nieder­gegangen sind. Durch die Erschütterung der Lust soll die Eisbildung zu Gunsten der Regen- bildung verhindert werden.

Speyer, 29. Juni. Am hiesigen Bahnhofe wurde heute Abend der Arbeiter Dieter von dem Maurer Dennhardt aus Dudenhofen mit einem Hammer niedergeschlagen und übel zuge- richtet. Der Täter wollte sich flüchten, wurde aber rasch wieder eingeholt. Der schwerverletzte Dieter wurde ins Hospital verbracht, an seinem Aufkommen wird gezweifelt.

Frankfurt, 30. Juni. Die Schuhfabrik von Goldschmidt und Löwenick und einige andere kleine Werkstätten in der Langenstraße stehen seit heute früh in Flammen. Der Brand ist bedeutend. Sämtliche Löschmannschaften der Feuerwehr find ander Brandstelle. Mehrere Feuerwehrleute sind verunglückt.

Ein Attentat auf einen Zug. In der vergangenen Nacht wurde in Erlangen gegen den nachts um 12 Uhr 53 Minuten abgehenden Schnellzua-München»Berlin, ab München 8,/t Uhr abends, ein Anschlag versucht, indem in der Nähe des Tunnels vier Schwellen auf die Schienen gelegt wurden. Die Maschine sprang mit der Vorderachse aus dem Geleise. Verletzt wurde niemand. Von den Tätern fehlt jede Spur.

Petersburg, 30. Juni. In vielen Orten Südrußlands brachen Arbeiterunruhen aus, die einen ernsten Charakter tragen. Im Gouver- nemen Tula wurden in den staatlichen Gewehr­fabriken viele Arbeiter entlassen, die nun das Land mit einer gefährlichen aufrührerischen Pro­paganda durchziehen.

Peterburg, 29. Juni. (Die Aufhebung der schwersten Körperstrafen) für Verbannte wird in der Gesetzsammlung bekannt gemacht. Es heißt unter anderem, daß an Strafen, die für Verbrecher bestimmt sind, die zur Zwangs­arbeit und zur Ansiedlung ausersehen sind, weg­fallen sollen: das Scheren des Kopfes, das Prügeln mit Ruten oder Knuten sowie das An­schmieden an Karren. Außerdem hat das Reg­lement über die Strafen der Verbannten eine ganze Reihe humaner Abänderungen erhalten, die ihre Einzelhaft bis auf hundert Tage an­setzen.

Die Bahn-Katastrophe in Spanien.

Berlin, 29. Juni. Das Tagebl. meldet aus Madrid: Die Zeitungen Madrids füllen ganze Seiten mit schauerlichen Einzelheiten über die Bahnkatastrophe. Mehrere Tage dürften noch vergehen, bis das Unglück in seinem ganzen Umfange fest gestellt sein wird. Viele Leichen sind völlig zerstückelt, darunter mehrere Mönche und Nonnen. Andere sind verbrannt, da Feuer ausbrach. Die Rettung der Verwundeten wird sehr erschwert, weil Hebekrähne fehlen.

'Konstantinopel, 30. Juni. Antwort Groß- vesierb auf bulgarischen Vorstellungen wegen türkDruppen. Konzentrationen von derlängs bul­garischen Grenze lautete negativ, dies wird Sofia nicht befriedigen. Man hält in hiesigen maß­gebenden Kreisen nicht für ausgeschlossen, daß Bulgarien ein Teil seiner Reserven einberuft.

Newyork, 30. Juni. Durch das schlagende Wetter in Hanna Staat Wyoming sind fast 200 Bergleute getötek. Der aus Rosenberg West­preußen flüchtige Mörder Wollak ist hier verhaftet.

(Frkf. Ztg.)

Madrid, 29. Juni. Nach weiteren Mel­dungen sind bis gestern abend um 11 Uhr hundert Leichname von dem bei dem Eisenbahnunfall auf der Strecke Bilbao-Saragossa Getöteten ge­borgen; siebzig befinden sich noch unter den Trümmern. Die meisten Verunglückten sind arg verstümmelt.

Berlin, 30. Juni. Der Lokalanz. meldet aus Madrid: Die Rettungsarbeiten bei dem Bahnunglück schreiten äußerst langsam vorwärts wegen Materialmangel. Präsident Loubet tele­graphierte sein Beileid. Da die furchtbare Hitze die Verwesung der Leichen unter den Trümmern beschleunigt, ist das Entstehen einer Seuche zn befürchten.

Die Lage in Serbien.

Berlin, 30. Juni. Der Lok.-Anz. meldet auS Belgrad: Die Skupschtina hat sich bis zu dem am 14. November stattfindenden Neuwahlen vertagt.

Belgrad, 30. Juni. Die Gemeindewahlen dürften mehrere Wochen beansprucheu. Der Ausfall derselben und der voraussichtlich im September stattfindenden Skupschtinwahlen wird nach der gegenwärtigen Lage wahrscheinlich eine mächtige Erstarkung der Extrem-Radikalen her­beiführen. Die Sozialdemokraten, die zwar nicht besonders zahlreich aber nicht ohne Bedeutung

sind, beschlossen, die Extrem-Radikalen zu unter­

stützen. Der König äußerte, er wolle die Wahlen absolut nicht beeinflussen.

Berlin, 30. Juni. Das Berliner Tagebl. meldet aus Hamburg: In Hamburg und Altona kamen am Sonntag und Montag 7 Hitzschläge vor.

Einige schmerzliche Betrachtungen macht die Deutsche Reichspost" begreiflicherweise über die Niederlage ihres Redakteurs Schrempf und schreibt:

Das Oberamt Herrenberg und auch Nagold haben sich ausgezeichnet gut gehalten. Dagegen hat uns Calw schwer enttäuscht und Neuen­bürg hat sich als völlig reif für die Sozial­demokratie erwiesen. Zum letztenmal hat dort um mit Bernstein zu reden die Sozial­demokratie denSchwanz der Demokratie" ge­bildet."

Herr Schrempf hätte es wohl mit Freuden begrüßt, wenn die Sozialdemokratie im 7 Wahl- kreis Calw, Neuenbürg den Schwanz bei seiner Partei gebildet hätte, darum hat Herr Schrempf kein Recht zu schimpfen, denn in seinen Wahl­flugblättern stand geschrieben:

Wer schimpft, hat Unrecht.

(7. Wahlkreis.) Auch das StuttgarterNeue Tagblatt" befindet sich unter den Leidtragenden um Herrn Schrempf. Es schreibt, ein bißchen lieblos:lieber Herrn Schrempfs parlamen­tarischer Tätigkeit waltet in der Tat ein eigener Stern: sie hat nur dazu geführt, ein Landtags- und ein Reichstagsmandat, die beide bisher Jahre hiedurch als unbestrittener Besitz der Rechten gegolten hatten, der Linken zuzuführen. Die Niederlage dieses Mannes, der die bauern- bündlerische Hetze in unserem Lande eingeführt und damit einen höchst unheilvollen Einfluß auf unser ganzes politisches Leben ausgeübt hat, wird, wie aus den während des Wahlkampfes lautgewordenen Stimmen zu entnehmen ist, auch in den Kreisen der konservativen Partei vielfach mit Befriedigung ausgenommen werden.

Der neue Reichstag.

zeigt nun nach den abgeschlossen vorliegenden Wahlnachrichten folgendes Bild:

verloren gewonnen

Konservative ...

Reichspartei . . .

Nationalliberale . .

Zentrum ....

Freisinnige Volkspartc Freisinnige Vereinig»!

Deutsche Volkspartei Sozialdemokraten .

Polen.

Welfen.

Antisemiten . . .

Elsässer ....

Bauernbund > . .

Bund der Landwirte

Wilde . . . . >_

Summe .... 397

Die Rechte» bestehend auS Zentrum, Konser­vativen und Bauernbund, zählt somit 187 Ab­geordnete; sie ist also nicht imstande, für sich allein eine Mehrheit zu bilden. Die Linke, be­stehend aus Sozialdemokraten, ven beiden Volks-

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