von da durch die Gendarmerie nach überführt.
Aus dem Odenwald, 27. Juni. Die erste Heuernte ist nun glücklich bei uns größtenteils unter Dach gebracht, so daß für die zweite Ernte noch viel Zeit zur Entwickelung gewonnen ist. Der Preis des neuen Heues beträgt je nach Qualität 2—2,30 M. pro Zentner.
Plauen, 26. Juni. Wie aus Hof gemeldet wird, kam es gestern abend dort nach Verkündigung des Wahlergebnisses zu Ausschreitungen. Die Schutzleute wurden mit Ziegelsteinen beworfen, sodaß zur Unterstützung der Polizei, Gendarmerie und Feuerwehr herangezogen werden mußte. 6 Personen, meist junge Burschen, wurden verhaftet.
Ludwigs Hasen, 26. Juni. Gestern nach- Fischweiher am Alt-
Pforzheim-ßder einige Liegenschaften aber kein Baarvermögen hinterließ, sind bisher Forderungen in Höhe von 400000 Frcs. angemeldet.
Belgrad, 26. Juni. Den Blättern zufolge währte der König allen wegen Preß- und politischer Vergehen Verurteilten Amnestie und setzte die Strafe der gemeinen Verbrecher herab.
Torgan, 27. Juni. Das Schwurgericht verurteilte den Gutsbesitzer Barth wegen versuchten Gattenmordes zu 4'/, Jahren Zuchthaus und den Arbeiter Zwanzig wegen desselben Verbrechens zu 10 Jahren Zuchthaus.
Pretoria, 27. Juni. Das heute ausgegebene Amtsblatt veröffentlicht den Entwurf einer Verordnung, wodurch die für die Einfuhr von Explosivstoffen nach Transvaal bestehenden Einschränkungen beseitigt werden sollen, und der von der bisherigen Regierung mit den Konzessionsbesitzern abgeschlossene Vertrag seiner gesetz-
mittag ertrank in emem Fstchweiyer am rhein der 6jährige Knabe Julius Rettig (Rohrlachstraße), als er nach Fischen Haschen wollte, lichen Wirkung "entkleidet werden "soll
Kiel, 27. Juui. Der Stapellauf des kleinen Kreuzers „Ersatz Kaiser" ging heute vormittag um 10 Uhr glatt von Statten. Graf Wälder- see taufte ihn auf allerhöchsten Befehl „Roon".
Von der Tro mm, 27. Juni. !Der Fremdenverkehr war bis jetzt bedeutend besser als voriges Jahr. Auch haben sich bereits für Juli und August hier in der Umgegend viele Fremden Logis zu längerem Aufenthalt bestellt.
Berlin, 27. Juni. Bei dem Lawinenununglück in Val Piora wurden 2 Professoren und 2 Schüler eines Kantonalgymnasiums verletzt,
7 blieben unverletzt, 7 Schüler werden noch vermißt.
Die Balkan-Wirren.
Sofia, 27. Juni. Die „Agence Tele- graphique Bulgare" hebt hervor, daß an der bulgarischen Grenze seit einiger Zeit von türkischer Seite der Grenzposten bedeutend verstärkt sei. Nach in Sofia eingetroffenen Nachrichten sind diese Posten durch starke, aus mehreren Bataillonen Infanterie, Kavallerie und Artillerie gebildete Abteilungen, welche dem Korps des Marschalls Ruschdi Pascha angehören sollen ersetzt worden.
Verschiedenes.
Zur ungarischen Regierungskrise.
Berlin, 27. Juni. Das Tagebl. meldet aus Budapest: Gestern Abend fanden bei einem von Anhängern der Kossuthpartei veranstalteten Fackelzuge harte Zusammenstöße mit Sozialisten statt, die gegen Kossuch und den BanuS Khuen Hedervary demonstrierten. Die Polizei nahm mehrere Verhaftungen vor.
Das neue Regime in Serbien.
Berlin, 26. Juni. Die Nationalztg meldet aus Belgrad: König Peter beabsichtigt, die Leiche König Alexanders feierlich beerdigen zu lassen.
— Die Voss. Ztg. meldet aus Belgrad: Von den Gläubigern des Königs Alexanders,
Ein Spiritus-Motorboot für die Kaiserjacht Hohenzollern. DemKaiser wird am Donnerstag in Kiel ein Motorboot übergeben werden, das als Beiboot für die Hohenzollern bestimmt ist und dessen Anschaffung für die gesamte deutsche Marine die Einführung eines neuen Systems bedeutet. Bisher waren nur Dampfmotore auf den Beibooten der Marine gestattet. Spiritus-, Petroleum- oder Benzinmotors durften nicht gebraucht werden. Dieses Verbot bestand übriges für die Kriegs- flotte aller Staaten, bis Rußland por zwei Jahren das Prinzip durchbrach. Gelegentlich der Flottenrevue in Reval führte der Zar dem Kaiser Wilhelm ein derartiges Beiboot vor. Das Fahrzeug interessierte den Kaiser um so
mehr, als er hörte, daß es zwar von einem russischen Techniker, dem Ingenieur BorisLoutzky, aber auf der Howaldt-Werft in Kiel erbaut worden sei. So bestellte der Kaiser gleich drei solcher Boote: eines, wie schon erwähnt, für seine Yacht „Hohenzollern", eines für die Kaiserin als Beiboot zu der der Jacht „Iduna" und eines für den Staatssekretär des Reichsmarineamts von Tirpitz. Mit Beginn der Kaiser Woche werden diese drei Fahrzeuge in Aktion treten. Das Beiboot der „Iduna" hat einen Motor von 6 Pferdekräften, während jedes der beiden anderen Fahrzeuge 12 Pserdekräfte entwickelt. Ihre Geschwindigkeit beträcht acht Knoten die Stunde. Herr Loutzky, der auch auf dem Gebiete des Automobilbaues einen guten Namen hat, ist vom Zaren mit dem Stanislaus-Orden als Anerkennung für die Verdienste dekoriert worden, die er sich mit seinen ausschließlich in Deutschland hergestellten Arbeiten um die russische Marine erworben hat — eine Auszeichnung, die somit auch unserer Industrie zuteil geworden ist. —
Billiges Briefporto haben die Chinesen. Ein Stadtbrief kostet jetzt nur einen Pfennig und ein einfacher Brief von Ort zu Ort in ganz China nur zwei Pfennig. Leider arbeitet der chinesische Reichspostmeister in einem Stück mit Verlust, und das wird sich wohl kaum bald ändern. ES gibt zur Zeit schon rund 700 Postanstalten und Agenturen im Reiche der Mitte. Mit der alleinigen Ausnahme von Lantschou, der Hauptstadt der entlegeren Provinz Kansu, haben sämtliche Provinzialhauptstädte Postanstalten. Der Verkehr hat sich, sowohl was Briefe als was Packete anlangt, im letzten Jahre verdoppelt.
Wagen mit Schellengeläute benutzen die Doktors im Niederbayerischen vielfach und kommen so laut schellend durch die Dörfer gefahren, so daß die Bauern merken, daß ein Doktor im Lande ist und sie ihn somit „konsultieren" können. Die Bauern heißen diese Doktors „Klinsel-Doktoren", weil sie die Schellengeläute in ihrer Sprache „Klinsern" nennen. Wie sonst das „Klappern zum Handwerk", so gehört also dort das „Schellen zum Doktern". Die städtischen Herren Doktors haben diese Art freilich nicht gern; sie meinen, eS wäre unter ihrem Stande. —
Nacbdruct vcibolt» l
Stuttgart, den 26. Juni 1903.
Lieber Freund!
Der Hering ist ein salzig Tier — dem
Kater macht er viel Pläsier! Sela.
Ja, so ein Kater — doch ich will von vorn anfangen und Dir erzählen, wie ich seine Bekanntschaft machte:
Johannisfeier — Sonnenwendfest! Das war die Parole dieser Woche. Die beiden Worte umfassen den ganzen Zauber eines christlich-heid- nischen Sommernachtstraumes. Ach, hätte ich nie geträumt, denn — der Wahn ist kurz, die Reu ist lang!"
„Ilm Hnllllüvovä"
Orosses ä penes Lommeit'est der 8elitio» 8odWaden des I) und Oe /Vlpvnvereins: Dienstag, de» 23, duni, lluani uns Doandl», bnvbke — Kordel »ur Ildlmutsdöti!'
schallte es aus dem Stuttgarter Blätterwald, und ich? — hatte gänzlich meine vorjährige Sonnenwendkaterstimmung und mein diesjähriges Reichstagskandidatenunglück vergessen zumKleider- spind ging ich hin, um das bisher schnöde, vernachlässigte Aelplerkostüm hervorzusuchen. — O weh! Das sieht bös aus! Wozu hat man aber eine „bessere Hälfte?"
Also: Gang nach dem Eisenhammer — wollte sagen: zur Nähmaschine, zu „Ihr".
Zwiegespräch:
Sie: „Geh mit Deinen alten Fetzen,
Die kein Mensch mehr flicken kann!"
Ich: „Frau, die mußt Du liebreich schätzen, Denn sie sind von Deinem Mann Die: „Und mit meinem neuen Kleide,
Wie wird's da?" sein ernster Blich Ich: „Meine süße Augenweide, s' ist bestellt bei Adolf Glück!"
Erster Erfolg! Die „alten Fetzen" wurden prompt repariert.
Zweiter Erfolg: Stoff Rechnung von Adolf Glück: 30 Mark.
Auf der Uhlandshöhe gings schon recht fidel zu, als wir gegen 6 Uhr abends dort ankamen und von bekannten Aelplern und Arlplerinnen mit Juchzern empfangen wurden. — Kurze Zeit später langten auch drei mit Birken geschmückte Leiterwagen an mit tnr Musik und vielen Deandle und Buam in d.n hübschesten Gebirgs- trachten. Ein buntbewegtes Treiben entwickelte sich bald und trotz der schnupfendrohenden Abendkühle im Garten. Reizende Mädchen verkauften mit alles bezwingender Anmut duftende Blumen und unvermeidliche Ansichtspostkarten, andere hatten schon das Karussell und die obligatorische Schießbude besetzt, bis plötzlich die Klänge der Musik zur Polonaise einluden, die sich in endlos langen, wirren Schlangenlinien durch den Garten, schließlich lustig über Tische und Bänke hinweg nach dem Platz um den mächtigen, mit Sacktüchern und Würsten reichbehangenen Maibaum bewegte, um in einem fröhlichen Ringeltanz zu enden. —
Das Kieselsteinparkett war allerdings nicht ohne erschütternden Einfluß auf meine Tanzkunst, doch mutig tat ich meine Pflicht:
„Von der Stirne heiß, rinnen muß der Schweiß. Endtableau:
„Bier her, Bier her, oder ich fall' um!"
Neugestärkt gings dann zurück zum Maibaum wo schon einige Unternehmungslustige vor den Deandln ihre Kletterkünste zeigten. — Nachdem die Heißsporne unter schadenfrohem Gelächter die Schmierseife runtergerutscht hatten, war der Weg zur Höhe ganz passabel. Ich verzichtete allerdings in anbetracht der Reißbarkeit meiner kaum reparierten PantalonS auf den Beifall der Menge mit der stolzen Bemerkung:
„Mein Ehrgeiz strebt nach anderen Höhen
als nach Eurem Wurstgalgen!"
Längst war der goldene Sonnenball hinter dem Westbahnhof hinab gesunken, treuliche Abend
schatten umwoben die lustige Gesellschaft, und
Sankt Petrus säete funkelnde Sternlein über das dunkelblaue Himmelsfeld, da blitzte es auch in unserem Garten hell auf. Hunderte von blutroten Lampions beleuchteten mit purpurnen Schimmer die im Tanze wogenden Paare, plötzlich flammte im Hintergründe, dicht vor der hohen Stetnbruchwand, die den Festplatz jäh alschließt, eine mächtige Feuergarbe empor:
Das Sonnen wendfeuer.
Unter Jauchzen klimmen die mutigen Alpensöhne an der taghell beleuchteten steilen Wand empor und schwingen die federgeschmückten Hüte, bis der gewaltige Holzstoß prasselnd zusammenstürzt.
Nun kann das heidnische Feuerspringen beginnen: erst wagt's nur ein kecker Bursche, dann, fest einander bei den Händen fassend. Paar auf Paar. — Heisa, das ist ein lustiges Jagen und Tollen! Da! — ein unvorsichtiger Heide springt mitten in die feurige Lohe. — Schreckensrufe — hilfsbereite Hände fassen ihn — schon steht er wieder lachend unter der Menge und ruft:
„Ganget's hoim, dös wollt' ich ja grad:
Bei der Hundskält die Händ' a bist' wärm!"
Ja, ganget's hoim!" Ich weiß nicht, wann ich diesem Rufe folgte, aber daß ich nicht allein gegangen bin, sondern in — zoologischer Begleitung, das war mir am andern Tage schrecklich klar. Na, es soll nicht wieder Vorkommen!"
Ich hoffe, lieber Freund, daß Du mich trotz dieser etwas mutwilligen Schilderung der Stutt- arter Sonnenwendfeier nicht für leichtsinniger ältst, als ich bin, womit ich verbleibe»
Dein getreuer
A Kt.
Sinnsprüche.
Sage nicht Alles, was Du weißt, Aber wisse, was Du sagst!